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Die Frage ist also: Gibt es irgendwie die Möglichkeit, ohne im Einzugsbereich einer BÄK zu wohnen und zu arbeiten, eine Anerkennung anzufragen?
In der Regel nicht.
In Bayern gab es eh schonmal einen Stopp sämtlicher Vorabprüfungen... laut deren Homepage, Betroffene wiederum haben berichtet dass die es trotzdem gemacht haben... auf jeden Fall versuchen die halt vor allem bei Nicht-Zuständigkeit sich so ein Anerkennungsverfahren zu sparen. Ich würde mal sagen da hast du schlechte Karten.
cartablanca
01.05.2023, 22:35
Solche Un-Abläufe haben mich auch immer rattig gemacht.
Man hat im Krankenhaus einfach oft nicht die Möglichkeit, Aufgaben zu triagieren. Eine Todo-Liste ist schön und gut, die man dann strukturiert über den Tag abarbeitet; erst die wichtigen und zeitkritischen Dinge oder solche, auf denen weitere Schritte aufbauen. Das Problem ist nur, dass dann ständig das Telefon klingelt und man jetzt sofort abgeordert wird: Oberarzt gibt einen Ambulanz-Patienten ab, der jetzt angeschaut werden muss, man soll jetzt in der ZNA aushelfen, man soll jetzt einen Patienten aufklären, den man nicht kennt, Kollege muss jetzt in den OP und übergibt einem seine Patienten, die halb abgearbeitet sind, insuffizient dokumentiert und ohne halbwegs aktuellen Arztbrief, aber morgen entlassen werden, Chef hat über die Privatambulanz noch einen Patienten eingefangen, der jetzt aufgenommen werden muss, etc ...
Das ist Multitasking. Multitasking ist eigentlich eine Mehrfachausführung von Prozessen in diesem Fall Denkprozessen. Wenn was dazwischen kommt muss man nämlich wieder von neu anfangen "wo war ich gerade?". Das ist mental anstrengend und man vergisst Sachen. Ich sag häufig Leuten dass sie ihren Kram sammeln und mich EINMAL anrufen sollen anstatt ständig. Oder nur wenns wichtig ist stören.
Auch wenn man Blut abnehmen oder Visite machen soll und die Leute sind im Haus unterwegs muss ich mehrfach rennen. All das macht die Arbeit extrem ineffizient. Im optimalen Fall würde man jeden Arbeitsschritt einmal ausführen, müsste Nummern, Medikamentendosierungen, Dokumente etc. nicht suchen und würde nicht ständig in der Telefonwarteschleife warten. Anforderungen könnten per e-mail statt per Fax erfolgen. Was im KH abläuft, ist einfach die maximale Ineffizienz.
ergab sich dann pünktlich zum Feierabend eine schöne neue Liste von Dingen, die alle offiziell zum "Tagesprogramm" des Stationsarztes gehören. Das sind dann aber externe Chaosfaktoren, die man einfach nicht mit eigenem Zeitmanagement beherrschen kann und die auch mit zunehmender Erfahrung nicht wirklich verschwinden, wenn sie einmal in einem Haus etabliert sind und von oben keine Einsicht herrscht.
Habt ihr keinen Hausdienst? Ich sag immer, dass ich ab einer gewissen Uhrzeit nicht mehr zuständig bin, sondern der Hausdienst.
Und dann kommt auch noch hinzu dass wir auch anderen Mehrarbeit machen. Man kann bei S aureus Bakteriämie die Pflege 4 x am Tag schicken um Cefazolin anzuhängen oder 6 x für Flucloxacillin. Oder bei Infekten einmal für Ceftriaxon oder 3 x für Unacid. Auch das undeutliche Schreiben, sodass die immer hinterher telefonieren müssen, führt zu Mehrarbeit.
Autolyse
01.05.2023, 22:56
In der Regel nicht.
In Bayern gab es eh schonmal einen Stopp sämtlicher Vorabprüfungen... laut deren Homepage, Betroffene wiederum haben berichtet dass die es trotzdem gemacht haben... auf jeden Fall versuchen die halt vor allem bei Nicht-Zuständigkeit sich so ein Anerkennungsverfahren zu sparen. Ich würde mal sagen da hast du schlechte Karten.
Sehe ich mit dem OVG NRW (https://openjur.de/u/853039.html) anders, solange man sich noch im Ausland befindet und nachweisen kann, dass man im avisierten Zuständigkeitsbereich arbeiten möchte. Befindet man sich in einem EWR-Staat oder in der Schweiz, dann muss man das nur behaupten und die Kammer müsste diese Vermutung substantiiert erschüttern (s.o. Rn 15).
Geht es in dem Urteil nicht um die Anerkennung einer Facharztbezeichnung? Diese liegt also bereits vor und man versucht dann diese anerkennen zu lassen.
In obigem Fall ging es aber um Weiterbildungsabschnitte die man gerne anerkannt hätte. Und ich behaupte einfach mal dass keine der Ärztekammern gezwungen werden kann einen Vorabantrag zu prüfen. Einen echten Antrag von mir aus. Aber einen Vorabantrag mit der Frage nach möglicher Anerkennung eines kleinen Weiterbildungsabschnittes ohne dass jemals ein echter Antrag gestellt wurde... das ist meiner laienhaften Meinung eine Kann-Service-Leistung und keine Muss-Leistung.
Stuntman Mike
02.05.2023, 08:12
Man kann bei S aureus Bakteriämie die Pflege 4 x am Tag schicken um Cefazolin anzuhängen oder 6 x für Flucloxacillin. Oder bei Infekten einmal für Ceftriaxon oder 3 x für Unacid. Auch das undeutliche Schreiben, sodass die immer hinterher telefonieren müssen, führt zu Mehrarbeit.
Ernsthaft? Du wählst die Antibiotika danach aus, was für die Pflege am wenigsten Arbeit ist?? Ceftriaxon statt Unacid, weil weniger Arbeit, da bin ich jetzt einigermaßen sprachlos :-nix
Zum Thema „spontane Zusatzaufgaben“: man muss lernen, auch mal konsequent Nein zu sagen. Natürlich ist es fair, mal in der Ambulanz zu helfen, und beim Chef sollte man sich das auch gut überlegen, aber wenn der Kollege dir seine halbfertigen Patienten überhilft, um in den OP zu gehen, bist du selbst schuld. Dann muss der Kollege halt nach der OP länger bleiben, ganz einfach. Nicht zum Opfer machen lassen!
Endoplasmatisches Reticulum
02.05.2023, 09:40
Zum Thema „spontane Zusatzaufgaben“: man muss lernen, auch mal konsequent Nein zu sagen.
Antwort vom Oberarzt: "Das ist keine Bitte, sondern ein Auftrag."
Natürlich ist es fair, mal in der Ambulanz zu helfen, und beim Chef sollte man sich das auch gut überlegen, aber wenn der Kollege dir seine halbfertigen Patienten überhilft, um in den OP zu gehen, bist du selbst schuld. Dann muss der Kollege halt nach der OP länger bleiben, ganz einfach. Nicht zum Opfer machen lassen!
Dann bekommt der Kollege einen Einlauf, warum er sich Überstunden aufgeschrieben hat, und es kommt vom Chef das Dekret, in einem solchen Fall genau diese grässlichen Übergaben zu machen, weil wegen Teamwork und alle an einem Strang ziehen und sich als eine Einheit verstehen und * insert Buzzword from se Führungslehrgang *
Ich sag ja: Wenn man in einem Haus gelandet ist, wo solche Abläufe etabliert sind, hat man verloren. Mit Kollegen und der Pflege kann man sich meist arrangieren. Mit strukturellen Problem und der Uneinsicht der Obrigkeit, sich nicht mittels spontaner Zellteilung duplizieren zu können, nicht.
Philip_MHH
02.05.2023, 09:40
Ernsthaft? Du wählst die Antibiotika danach aus, was für die Pflege am wenigsten Arbeit ist?? Ceftriaxon statt Unacid, weil weniger Arbeit, da bin ich jetzt einigermaßen sprachlos :-nix
ich find das passt gut zu ihm. eigentlich ne gute Idee, ich glaub ich lasse Katecholamine auch nicht mehr höher als 2ml/h laufen, nicht, dass da zu oft der Perfusor getauscht werden muss :D
Endoplasmatisches Reticulum
02.05.2023, 09:44
ich find das passt gut zu ihm. eigentlich ne gute Idee, ich glaub ich lasse Katecholamine auch nicht mehr höher als 2ml/h laufen, nicht, dass da zu oft der Perfusor getauscht werden muss :D
Naja, fairerweise: Den Workload der Pflege im Hinterkopf zu haben ist ja schon nicht verkehrt, zumindest wenn es gleichwertige Alternativen gibt. Ist doch mit unnötigen Blutentnahmen, redundanten Vitalzeichenmessungen (3x täglich wo auch 1x reicht) etc. das gleiche. Also ich versuche schon, Mist zu vermeiden, der Arbeit schafft aber mir keinen echten Mehrwert bringt. Die medizinische Indikation geht aber natürlich immer vor.
Philip_MHH
02.05.2023, 09:47
das ist ja der Punkt....weniger Arbeit bei gleichem Erfolg. alles gut. Aber eben nicht als primäre Entscheidungsgrundlage... zuerst muss mal der Patient gut versorgt sein, dann kann ich über sowas nachdenken.
Endoplasmatisches Reticulum
02.05.2023, 09:48
Ich denke (hoffe), dass das genau so gemeint und bloß unglücklich ausgedrückt war :)
D.Hollywood
02.05.2023, 11:02
Also ich denke bei Anordnungen schon an die Pflege, aber wenn der urinkatheter gewechselt werden muss weil ein Harnwegsinfekt besteht oder eben Madopar zu bestimmten Uhrzeiten gegeben werden muss, dann ist das so. Medizinisch sollte trotzdem alles korrekt laufen.
cartablanca
03.05.2023, 02:41
Ernsthaft? Du wählst die Antibiotika danach aus, was für die Pflege am wenigsten Arbeit ist?? Ceftriaxon statt Unacid, weil weniger Arbeit, da bin ich jetzt einigermaßen sprachlos :-nix
Ja natürlich tue ich das. Das ist beides Erstlinientherapie bei Pneumonie. Ceftriaxon ist auch günstiger als 3 x Unacid und in ländlichen Gebieten sollte man sowieso nicht unbedingt Unacid geben wegen Resistenzen.
Aber auch unnötige Infusionen versuche ich zu vermeiden. Ich denke dabei nicht nur an die Pflege sondern auch an die Kollegen, die mit dem Legen von Zugängen im Dienst nicht mehr fertig werden.
Man muss auch nicht jedes Vitamin und Homöopatikum aus der Hausmedikation auf Station weiter geben usw. usf..
2 zusätzliche Infusionen kostet die Pflege völlig sinnlos ca. 20 Minuten extra Arbeit. Da sind die zusätzlichen Zugänge der Kollegen noch nicht mit einberechnet.
cartablanca
03.05.2023, 03:36
Aber auch so Sachen wie Blutentnahmen, die über den ganzen Tag verteilt immer wieder ablaufen, weil die Patienten nicht auf den Zimmern sind und der Arzt muss mehrfach die Patienten aufsuchen und die Pflege muss die Röhrchen dann ständig zum Labor bringen was sie pro Gang etwa 15 bis 20 Minuten kostet. Das Gleiche mit der Visite und Visitenausarbeitung etc..
Sind alles nur Beispiele von Hunderten, die mir so einfallen und die Haare zu Berge stehen lassen wie ineffizient alles abläuft. Im Wesentlichen lässt sich Zeitverschwendung runterbrechen auf: Mehrfachmachen, Suchen, Warten, mangelnde Nutzung der technischen Möglichkeiten.
Stuntman Mike
03.05.2023, 08:21
2 zusätzliche Infusionen kostet die Pflege völlig sinnlos ca. 20 Minuten extra Arbeit.
Mir kommen die Tränen, wirklich. Erstens ist das der Job der Pflege, dafür werden sie bezahlt. Zweitens: wenn eure Pflege für 2 Infusionen 20 Minuten braucht, stimmt doch was nicht.
Dass man sinnlose Arbeitsbeschaffung vermeidet ist klar. Zum Beispiel PPI oralisieren, Infusionen absetzen wenn es dem Patient besser geht, keine Frage.
Aber bei den Antibiotika habe ich eher den Eindruck bekommen, dass du deine Anordnungen nicht gegen unqualifiziertes Genöle der Pflege durchsetzen kannst. Klar kann man Ceftriaxon auch nehmen, aber es macht zum Beispiel deutlich mehr Clostridien-Enterocolitis als Betalaktame. Deshalb finde ich es falsch, hier ausschließlich nach den Wünschen der Pflege zu gehen.
Endoplasmatisches Reticulum
03.05.2023, 08:44
Zweitens: wenn eure Pflege für 2 Infusionen 20 Minuten braucht, stimmt doch was nicht.
Kann im Einzelfall schon sein. Erythromycin auflösen ist z.B. eine elendige Qual auf Schneckenschleim. Wenn ein Medikament neu angeordnet wird, ist es ja auch nicht im Rahmen der Routine gestellt. :)
Aber ja, im Allgemeinen braucht eine spontane Infusion mit Laufwegen und Aufziehen vielleicht 4 - 5 Minuten. Bei nem Fertigpräparat geht's noch schneller.
Ich frage mich aber, wo manche Leute arbeiten. Klar nölt die Pflege gerne mal, wie auch die Ärzte. Aber ich habe noch nie Widerworte bei Anordnung einer Antibiose gehört.
Stuntman Mike
03.05.2023, 09:18
Ich frage mich aber, wo manche Leute arbeiten. Klar nölt die Pflege gerne mal, wie auch die Ärzte. Aber ich habe noch nie Widerworte bei Anordnung einer Antibiose gehört.
Ich zum Glück auch nicht. Aber irgendeinen Grund muss es ja geben, dass der Kollege sich nicht mehr traut Unacid zu verordnen. Da liegt die Vermutung nahe, dass unerfreuliche und ermüdende Diskussionen mit der Pflege dazu geführt haben…
cartablanca
04.05.2023, 00:23
Mir kommen die Tränen, wirklich. Erstens ist das der Job der Pflege, dafür werden sie bezahlt. Zweitens: wenn eure Pflege für 2 Infusionen 20 Minuten braucht, stimmt doch was nicht.
Dass man sinnlose Arbeitsbeschaffung vermeidet ist klar. Zum Beispiel PPI oralisieren, Infusionen absetzen wenn es dem Patient besser geht, keine Frage.
Aber bei den Antibiotika habe ich eher den Eindruck bekommen, dass du deine Anordnungen nicht gegen unqualifiziertes Genöle der Pflege durchsetzen kannst. Klar kann man Ceftriaxon auch nehmen, aber es macht zum Beispiel deutlich mehr Clostridien-Enterocolitis als Betalaktame. Deshalb finde ich es falsch, hier ausschließlich nach den Wünschen der Pflege zu gehen.
Dir ist schon klar, dass man das Zeug nicht einfach aufziehen und anhängen kann. Du musst es aufziehen, warten bis es sich mischt dann anhängen und irgendwann wieder ins Zimmer und abhängen. Bei Tazobac dauert das Mischen etwa 5-10 Minuten. Permanent Ärzten hinterher telefonieren die Zugänge legen etc., schauen ob der Patient im Zimmer ist, mehrfach rennen, weil der Zugang nicht liegt oder der Patient nicht da ist, para gelaufen etc.. 20 Minuten ist schon realistisch für 2 Antibiosen.
Ich sag dir jetzt mal was. Ich unterhalte mich regelmäßig mit den Pflegeleuten. Wirklich mehr als jeder Zweite insbesondere von den Jungen sagt mir, dass er nach Alternativen zum Job sucht.
Wegen diesen Dingen meckert die Pflege auch idR nicht, weil sie das auch gar nicht checken, dass es Alternativen gibt. Manche fragen aktiv nach, ob man Medis oralisieren kann, die Meisten aber nicht.
Nur wunder dich nicht, wenn am Ende des Tages eine überlastete Pflege die selber nicht rafft wo die ganze Zeit hin ist, versucht ihre Arbeit auf Ärzte abzutörfen, genauso wie überlastete Ärzte Teilzeit anmelden, sich Alternativen suchen etc..
Das ist alles zT das Ergebnis von zu viel Arbeitsverdichtung und Bürokratie aber mit Sicherheit auch das Ergebnis von ineffizienter Arbeit und mangelnder gegenseitiger Rücksichtnahme.
Nein ich suche nicht Antibiotika nach dem "Genöle" der Pflege aus, aber wenn ich zwei Alternativen habe, wovon das eine auch medizinisch zahlreiche Vorteile bietet (weniger Allergien, Resistenzen in ländlichen Gebieten etc.), nehme ich das was der Pflege weniger Arbeit macht.
Ich finde auch ehrlich gesagt, generell nicht, dass die Pflege "nölt". Den Job würde ich mit Sicherheit nicht machen wollen. Da krieg ich ja vom Anblick schon Zustände. Und das bei nem Gehalt, das kaum zum Leben reicht. Die tun mir eher leid.
Moorhühnchen
05.05.2023, 17:15
Der MB bietet in zweieinhalb Wochen ein online-Seminar zum Thema "Arbeitszeiterfassung" und "Gehaltsabrechnung" an.
Finde die beiden Themen hochinteressant, deswegen lasse ich die Links zur Anmeldung mal hier:
Teil 1 - 23.05.2023: So lesen Sie Ihre Arbeitszeiterfassung (https://www.marburger-bund.de/hessen/veranstaltung/so-lesen-sie-ihre-arbeitszeiterfassung-zweitaegiges-webinar-teil-1)
Teil 2 - 24.05.2023: So verstehen Sie Ihre Gehaltsabrechnung (https://www.marburger-bund.de/hessen/veranstaltung/so-verstehen-sie-ihre-gehaltsabrechnung-tv-aerzte/vka-zweitaegiges-webinar)
*milkakuh*
06.05.2023, 07:46
Ich hab mich direkt angemeldet als die Mail kam und hoffe, meine Abrechnung danach Mal zu verstehen!
Moorhühnchen
06.05.2023, 13:16
Ich find's schade, dass das Seminar nicht vor 7 Monaten lief.
Jetzt brauche ich es wahrscheinlich gar nicht mehr.... :-oopss
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