Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Treffpunkt für gestresste Assistenzärztinnen und -ärzte
alphamethyldopa
20.05.2023, 08:46
Wer kennt sie nicht, die Mitternachtsosteosynthese für die morgen kein Slot im OP frei ist?
Wenn alles rund läuft, ein PDK im Kreißsaal kann auch mal eine schnelle Nummer sein
(Patientin bereits im Vorfeld aufgeklärt, Hebammen den Tisch gedeckt, Patientin gelagert, Monitoring läuft, und Labor gibts auch schon ausgedruckt als cherry on top). Wobei das ist ja schon Luxus, darf man sich nicht dran gewöhnen.
Der VAC Wechsel der seit 3 Tagen auf dem Plan steht und dann nachts um 3 ein Notfall wird
Weil man ihn nicht mal eben auf Station machen kann.. das frustrierte ‚drübergeklebe‘ ist ja schon tagsüber gemacht worden, jetzt ist das ganze Dingsi echt nicht mehr dicht.
Kurze DSA, Katheter,ü rein, Identifikation, Vorschub, Aspiration, Kontrolle, etc sind was anderes.. aber wie oft passiert das. Da muss ja immer der gleiche gute Neuroradiologe Dienst machen UND das Patientengut es hergeben. Klappt leider auch nicht..
Ach, Arbeit ist doch schön, wenn man frei hat!
Matzexc1
20.05.2023, 09:17
Weil man ihn nicht mal eben auf Station machen kann.. das frustrierte ‚drübergeklebe‘ ist ja schon tagsüber gemacht worden, jetzt ist das ganze Dingsi echt nicht mehr dicht.
Kurze DSA, Katheter,ü rein, Identifikation, Vorschub, Aspiration, Kontrolle, etc sind was anderes.. aber wie oft passiert das. Da muss ja immer der gleiche gute Neuroradiologe Dienst machen UND das Patientengut es hergeben. Klappt leider auch nicht..
Ach, Arbeit ist doch schön, wenn man frei hat!
Wenn es das nur bei nicht mehr dicht zu bekommenden Vacs gebe, ich rede von denen die 3 Tage lang immer weiter nach hinten geschoben wurden weil man ja noch schnell die Radiusfraktur machen wil, dann kommt noch der Überraschungs-Schenkelhals und um 4 Uhr will man dann nicht mehr operieren,....der Rekord für Nüchternheit lag damals bei 36h am Stück
Frei zu haben ist das beste, ein Vorteil unseres berufs ist das man auch unter der Woche mal frei hat
alphamethyldopa
20.05.2023, 09:23
Frei zu haben ist das beste, ein Vorteil unseres berufs ist das man auch unter der Woche mal frei hat
Scwacher Trost - ein Trost immerhin.
Heerestorte
20.05.2023, 10:01
Wenn es das nur bei nicht mehr dicht zu bekommenden Vacs gebe, ich rede von denen die 3 Tage lang immer weiter nach hinten geschoben wurden weil man ja noch schnell die Radiusfraktur machen wil, dann kommt noch der Überraschungs-Schenkelhals und um 4 Uhr will man dann nicht mehr operieren,....der Rekord für Nüchternheit lag damals bei 36h am Stück
Frei zu haben ist das beste, ein Vorteil unseres berufs ist das man auch unter der Woche mal frei hat
Das liegt halt einfach daran, dass ne Fraktur ne höhere Priorität hat als n VAC. Und irgendwann wird der vac halt, wenn die 7 Tage erreicht sind, dann halt doch höher priorisiert, weil man ihn mehrere Tage aufgrund von Frakturen schieben musste und dann kanns halt auch sein, dass man mal nachts den vac wechseln muss, egal ob dicht oder nicht. Und ich glaube jeder von uns wäre froh, wenn er/sie nicht ne Woche oder länger mit ner Fraktur rum liegen müsste. Und auch wir haben Kb Nachts um 2 oder 3 zu operieren (zumindest meistens nicht :-))) aber so ist es halt leider... Genauso könnte ich meckern, dass aufgrund der Überleitungszeiten bei uns, die wirklich grausam sind (weil geld egal ist) uns jeden Tag dadurch die Zeit für ne OP flöten geht. Und Ihr seid auch nicht die, die dann immer auf Station stehen und den Patienten erklären müssen, dass aufgrund XYZ (OP Koordination blabla) die op verschoben werden muss und Ihr bekommt dann auch nicht den Zorn der Patienten/Angehörigen etc ab :-))
Wir hatten immer drei OP Säle bei uns. Seit der Pandemie haben wir regelmäßig nur noch zwei wegen OP Pflegemangel. Ergo ist das Problem jetzt noch größer. Und wir alle leiden. Nicht nur die Anästhesie...
alphamethyldopa
20.05.2023, 10:45
Wenn wir beim Thema sind - was sind ja die "Überleitungszeiten" (Naht-Schnitt Zeiten) die ihr euch wünscht?
Ich rechne mal pauschal, ohne belastbare Daten erhoben zu haben: Ausleiten (wecken, extubieren, fahren, AWR Übergabe) ca 15 bis 20 min, nächste Einleitung (Begrüßung, kurzer Akten- und Gerätecheck, Nadel, Tubus, Freigabe) ca 15 bis 30 min, also mit 30-50 min muss man da schon rechnen. Wenn Dinge wie ZVK/Art/PDK/BDK/schlechte Venen/Regionale auch mit dabei sind, verlängert sich das Ganze noch ein stück (für jede Maßnahme weitere 15-20 min).
Ich werde für meine 60-80 min für ein Rundum-Sorglos-Paket zwischendurch auch mal schief angeschaut, aber ich weiß nicht wie ich das verbessern kann. Wir arbeiten ja auch gerne parallel (ich ZVK und Art, Pflege BDK) aber Dinge brauchen Zeit. Ich lasse mich da auch belehren, wie es schneller geht.
Bzw ich weiß, wie es schneller gehen würde, wenn bei meinem Eintreffen alles fertig gerichtet wäre: Sono da, Broncho da, Tische schon gedeckt und Medis aufgezogen. Ach, man kann ja träumen. Wenn ich erst die Pflege suchen muss, weiß ich schon wie es dann wird.
Frei zu haben ist das beste, ein Vorteil unseres berufs ist das man auch unter der Woche mal frei hat
Du hast frei unter der Woche? Das ist wohl die Ausnahme. Ich habe 18-24 Stunden gearbeitet und muss dann nach ca. 24 Stunden wieder zur Arbeit. Ich habe also schon mehr als 16 Stunden in zwei Tage gearbeitet. Und danach geht es ganz normal weiter. Oder aber ich habe Überstunden frei (aber auch für diese Zeit bin ich in Vorleistung getreten). (Es gibt für mich persönlich kaum einen größeren Euphemismus als "frei nach Dienst".)
Kackbratze
20.05.2023, 19:19
Spätestens mit Rufdienst hat sich dieses "frei" erledigt.
D.Hollywood
20.05.2023, 23:03
Ich arbeite auch 24h und gehe dann morgens um 8 nach Hause, am nächsten Tag normal Arbeit. Für mich ist das kein frei, ich gucke dass ich ohne Unfall nach Hause komme und vegetiere dann den Tag vor mich hin, schlafen kann ich trotz Abegeschlagenheit und Kopfschmerzennie. Ich hätte lieber normal jeden Tag Arbeit statt Nächte durchmachen zu müssen. Hab von dem Tag eh nichts, außer dass es einen schlecht geht
Wie wäre es denn, wenn man die 24 h statt beispielsweise von 8-8 Uhr von 20-20 Uhr machen würde? So startet man in der Ruhephase, arbeitet dann morgens normal, an einem eh versauten Tag, kommt abends nach Hause, geht pennen und ist am nächsten Tag tendenziell besser im Rhythmus.
Sorry, aber wie viele 24 Stunden Dienste hast du in deinem Leben gemacht? Was bedeutet man startet in der Ruhephase? Es ist eine Illusion, dass die Belastung im Dienst im Durchschnitt 50% beträgt. Und selbst wenn, dann nicht von 20-2 Uhr Arbeit und von 2-8 Uhr schlafen. 24 Stunden Dienste gehören grundsätzlich abgeschafft.
Null 24 h Dienste und werd auch nie welche machen.
P.S. Der springende Punkt bei dieser einfach umsetzbaren Idee ist, dass man statt morgens an einem Abend heim kommt. Wie die individuelle Arbeitsbelastung in den jeweiligen Diensten ist, wird durch die geänderte Arbeitszeit natürlich nicht beeinflusst.
Spätestens mit Rufdienst hat sich dieses "frei" erledigt.
Demotiviere die Leute bitte nicht mit Fakten wenn sie sich grad mal über ein "frei" freuen.
Es gibt ein paar Rettungswachen die so arbeiten. Mit genau diesem Argument, man kommt abends heim.
Ich finde es auch ziemlich gut, das Rettungsdienstpersonal auch.
Endoplasmatisches Reticulum
21.05.2023, 07:20
Ich glaube, das hängt schon sehr arg von der individuellen Klinik ab. Bei meinen bisherigen Arbeitgebern hätte ich mir überall die Kugel gegeben, wenn ich nach 16 Stunden Dauerdienstgeschmirgel mit im Schnitt 1-2 Stunden Schlaf noch den kompletten Routinetag mit Station, Ambulanz etc. vor mir hätte. Puh .... ne, auf keinen Fall.
Ich halte das aber wie Dooly und Miss H: 24h-Dienste, nein danke. Das ist für mich inzwischen ein noch größeres No Go als cholerische Chefs oder Spannungen im Team. Außer vielleicht, wenn es nachweislich im Dienstplan nur 2 Dienste oder so im Monat sind. Bisher waren es aber in allen Kliniken wegen chronisch kalkulierten "Personalmangels" 6 - 8, und dann bin ich raus (inzwischen; Lehrgeld).
Wenn die Alternative Schichtdienst ist, halte ich die Alternative für noch viel schlimmer.
Es gibt ja auch andere Alternativen - zum Beispiel Nachtärzte, wie in der Schweiz in der Psychiatrie, aber auch in Notaufnahmen und zum Teil in anderen Bereichen nicht so selten.
Außerdem müsste man konsequent Strafen für das Abarbeiten von Routineprogramm im Dienst einführen und durchsetzen, und/oder es müsste sich in der Ärzteschaft, wie z.B. in Österreich üblich, eine konsequente Verweigerung des Abarbeitens von Routineprogramm im Dienst etablieren. Wenn nach 17 Uhr noch Routinearbeit zu erledigen ist, bedeutet das, dass zu wenig Personal vorhanden ist.
Endoplasmatisches Reticulum
21.05.2023, 07:39
Wenn die Alternative Schichtdienst ist, halte ich die Alternative für noch viel schlimmer.
Das ist ja immer das Schreckgespenst, mit dem Ärzten Akzeptanz der 24-Stunden-Knechterei eintrainiert wird. Ich war schon in einigen Kliniken zur Hospitationen, wo die Leute richtig am Schrubben waren, aber meinten, wenn sie etwas sagen käme Schichtdienst und das wäre ja noch schlimmer. Wie du aber richtig anmerkst, gibt es viele alternative Modelle. Ich finde z.B. 16h-Dienste ganz okay. Die schmirgeln mich nicht so runter, dass ich komplett im Arsch bin, und ich kann am Folgetag tatsächlich noch private Termine wie Zahnarzt o.ä. ansetzen. Gibt es leider gefühlt recht selten. Und selbst da maulen dann z.B. die Chirurgen wieder, dass sie tags im OP fehlen ...
Außerdem müsste man konsequent Strafen für das Abarbeiten von Routineprogramm im Dienst einführen und durchsetzen, und/oder es müsste sich in der Ärzteschaft, wie z.B. in Österreich üblich, eine konsequente Verweigerung des Abarbeitens von Routineprogramm im Dienst etablieren. Wenn nach 17 Uhr noch Routinearbeit zu erledigen ist, bedeutet das, dass zu wenig Personal vorhanden ist.
Absolut! Du kannst aber nicht bestrafen, was im Direktionsrecht des Arbeitgebers liegt. Routinearbeit im Dienst nachzuholen ist eine Schweinerei, kann aber durchaus angeordnet werden. Maßgeblich sind halt immer die 50 % Arbeitsbelastung im Dienst im Durchschnitt, wenn die Sterne günstig stehen und die halbe Station wegen Pflegemangels dicht ist und die ZNA wegen Bettenmangels abgemeldet wurde. Oder so.
Es gibt ein paar Rettungswachen die so arbeiten. Mit genau diesem Argument, man kommt abends heim.
Ich finde es auch ziemlich gut, das Rettungsdienstpersonal auch. Im RD ist das vermutlich echt noch besser anwendbar. :) Find es als nahezu von heute auf morgen umsetzbare Maßnahme ganz gut. Vor kurzem gab es eine Reportage über Ärzt*innen unter 35 an Unikliniken. Fokus lag auf dem Arbeitszeiten. https://www.ardmediathek.de/video/plusminus/nachwuchsaerzte-am-poller-wie-deutschland-seine-medizinische-versorgung-gefaehrdet/das-erste/Y3JpZDovL2Rhc2Vyc3RlLmRlL3BsdXNtaW51cy9iOWE1ZWZlMi 0yMjBkLTQ3NjQtYWJlMi0yMTA3ZjEyODczNTY?fbclid=PAAaY 94zq3-9P8ewY5-jiGVj34hofAVZKrPWcSRai4_e28u4UZby_bakWJjKs
Interviewt wurden ÄiW an der Charité mit Charité-klischeehaften Arbeitsbedingungen und dieser Berliner MB Vertreter von dort. Es gab Stellungnahmen der Charite und der VKA und als einfache Lösung wurde der Schichtdienst genannt und ein Arzt aus so einem Dienstmodell befragt.
Das ist ja immer das Schreckgespenst, mit dem Ärzten Akzeptanz der 24-Stunden-Knechterei eintrainiert wird. Ich war schon in einigen Kliniken zur Hospitationen, wo die Leute richtig am Schrubben waren, aber meinten, wenn sie etwas sagen käme Schichtdienst und das wäre ja noch schlimmer.
(...)
Absolut! Du kannst aber nicht bestrafen, was im Direktionsrecht des Arbeitgebers liegt. Routinearbeit im Dienst nachzuholen ist eine Schweinerei, kann aber durchaus angeordnet werden.
Ich glaube, dass das eine Realität ist, dass die Alternative dann fast immer Schichtdienst ist. Nicht nur ein Schreckgespenst. Wenn mein Arbeitgeber auf Schichtdienst umstellte, würd ich noch am selben Tag kündigen. Und es gibt sicher viele Kollegen, die so denken.
Es gibt andere Konzepte, wie eben zum Beispiel das Nachtarztkonzept, das für manche Menschen zumindest für ein paar Jahre durchaus interessant sein könnte, z.B. während man seine Doktorarbeit abschließt oder sich habilitiert (vorausgesetzt natürlich die Bezahlung ist ansprechend, mit einem adäquat höheren Stundenlohn, durch ein höheres Gehalt und/oder eine niedrigere Vollzeitarbeitszeit), aber man müsste erstmal einiges an Überzeugungsarbeit leisten, um diese in unseren Breiten in die Köpfe der Leute zu bringen.
Natürlich hängt es stark vom Fach und den konkreten Tätigkeiten ab. Manche Tätigkeiten sind viel stressiger als andere. Deshalb glaube ich nicht, dass es eine Lösung gibt, die für alle passt.
Aber wenn sich konsequent die Haltung etabliert, dass man am Abend und in der Nacht Routinetätigkeiten einfach nicht macht, völlig egal was angeordnet wird, völlig egal was der Chef oder das Klinikum sagt, ist der Arbeitgeber chancenlos. Man kann ja nicht alle kündigen ;-)
Bonnerin
21.05.2023, 08:30
Beim "Androhen von Schichtdienst" kommt meiner Meinung nach aber eben auch sehr auf die Art des Schichtdienstes an.
Ich war auf einer Station, die ein echt ekelhaftes 8h - 8h - 8h Modell hatte, zwischen Früh und Spät wurde fröhlich gesprungen, nach den Nächten hatte man zumindest 1 Tag frei. Am Wochenende hatte man 12h Dienste. Widerlich.
Die beiden Stationen nebenan hatten 12,5h - 12,5h Systeme (halt jeweils 15 Minuten für die Übergabe vor und nach dem Dienst). Das war in meinen Augen (und auch bei >90% der Kolleg:innen) das deutlich bessere System. Denn da hatte man halt auch wirklich mal unter der Woche oder am WW regelhaft 1-2 Tage frei. Also richtig frei, nicht dieses Z.n. Dienst Dahinvegetieren.
Dieses Dienstsystem hätte ich jederzeit der Qual des 8h + 16h "Bereitschafts"dienstes (hahaha) vorgezogen, auch wenn es leichte finanzielle Einbußen mit sich gebracht hat.
Powered by vBulletin™ Version 4.2.3 Copyright ©2024 Adduco Digital e.K. und vBulletin Solutions, Inc. Alle Rechte vorbehalten.