Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Treffpunkt für gestresste Assistenzärztinnen und -ärzte
Heerestorte
23.06.2023, 12:35
Versuche gerade meine Fahrten für den Notarztschein zu sammeln, bin sogar auf einer Großstadtwache und es passiert… nichts… ein einsamer Einsatz bisher. Für das normale Team natürlich total gechillt aber für mich wird das hier offensichtlich ein größeres Projekt. Aber hier wird mir mal wieder klar, wie sehr mein Herz am Rettungsdienst hängt. Ich muss echt zurück auf die Straße. Je irrer mein Klinikjob wird desto mehr vermisse ich den Rettungsdienst…
Ich hatte beim Fahrten sammeln einen absolut irren ersten Tag (Rea, Herzinfarkt eines Helfers nach der Rea, Suizidandrohung, Amok-Lage MANV (die sich zum Glück als falsch herausgestellt hatte)), alle anderne Tage waren dann richtig lame und erst am letzten Tag der zwei Wochen (11 Einsätze) hatte ich dann die knapp 50 voll. Bei mir steht noch die Prüfung aus.
Habe aber irgendwie Bammel davor, Notarzt zu fahren, einfach weil mir als Chirurg ja absolut die Routine fehlt, was so internistische Notfälle und Intensivmedizin betrifft. Ich meine chirurgisch kriegt ja jeder Notarzt irgendwie alles gehändelt, im Zweifel Immo + Analgesie, aber bei komplexeren internistischen Polytraumata und sonst was, da fühle ich mich irgendwie nicht gut genug ausgebildet. Aber je länger man wartet mit dem Fahren, desto schlimmer wirds ja eigentlich, weil dann umso länger die Intensivrotation und der Kurs her sind...Andererseits denke ich mir aber auch, dass das schon ganz andere irgendwie geschafft haben.
Cor_magna
23.06.2023, 13:15
Irgendwie hat der Irrsinn in der Funktion nochmal ganz andere Dimensionen im Vergleich zur Station, dagegen ist’s hier auf Station noch ganz nett :-oopss
Wie das? Meine Kollegen wollten immer alle unbedingt in die Funktion. Weil man was lernt und es wohl nicht ganz so irre ist wie die Station.
Feuerblick
23.06.2023, 13:34
Positiv daran: Es härtet ab. Wer ein Stationsjahr Innere hinter sich hat und gelernt hat mit der Flut an Emotionen und Gewühl umzugehen, ist auf normalen Arbeitsplätzen ein wahrer Zen-Meister :-)) Ich denke mir praktisch täglich "Wieso regen sich denn heute schon wieder alle auf, niemand stirbt, wir haben genug Zeit für alles, wir können immer aufs Klo gehen und Mittagspause klappt auch, alles tutti." :-))So ging es mir nach neun Monaten Chirurgie. :-))
Ich mache die Fahrten ja in meiner Freizeit und habe mir das „privat“ organisiert. Dementsprechend kann ich immer hier und da mal ein paar Stunden mitfahren, werde wohl mehrere Monate brauchen um die Fahrten zusammen zu kriegen. Hab den Notarztschein auch lange vor mir hergeschoben weil ich dachte, dass ich noch nicht genug Erfahrung habe und noch mehr lernen muss. Aber im Endeffekt hab ich jetzt in der Klinik alle Rotationen gemacht, die fürs Notarztfahren hilfreich sind. Da, wo ich jetzt arbeite, lerne ich nichts mehr, was ein Notarzt brauchen könnte. Hab den Kurs ja auch schon vor einem Jahr gemacht und da saßen auch Gestalten drin, die wahrscheinlich jetzt schon Monatelang auf der Straße unterwegs sind und das definitiv nicht besser können als ich.
Aber jetzt, wo ich mal angefangen hab, hab ich auch Bock und freu mich aufs Notarztsein. Als Internistin stressen mich übrigens eher die chirurgischen Dinge. Wenn ich reponieren höre, wird mir schon schwindelig :D Den ganzen Internistenbums krieg ich schon irgendwie hin… ist halt auch mein daily business.
tragezwerg
23.06.2023, 18:27
Reponieren ist auch nur dran ziehen bis es wieder normal aussieht :D Wenn das Anästhesisten hinkriegen, klappt das auch bei Internisten.
Und 95% der Fahrten sind eh internistisch oder psychiatrisch. Oder beides.
Reponieren ist auch nur dran ziehen bis es wieder normal aussieht :D Wenn das Anästhesisten hinkriegen, klappt das auch bei Internisten.
Das Problem ist nicht dass es schwierig ist, das Problem ist die Überwindung es tatsächlich zu tun oder einfach mal dran zu denken.
Wenn mal wieder eine dislozierte Sprunggelenksfraktur vom Notarzt gebracht wird und er dir stolz erzählt was er alles gespritzt hat...
Mich persönlich stressen vor allem Kinder. Seit ich selbst welche habe wird es besser, aber ich mag Kinder im Rettungsdienst trotzdem nicht. Vor allem nicht wenn es denen wirklich schlecht geht.
Matzexc1
24.06.2023, 08:56
Dislozierte Knochen strecke ich gerne mit Ketofol.
Heute Nacht meine erste Geburt im Notarztdienst, selbst der Simulator hat nur bedingt darauf vorbereitet, zum Glück war es ihr viertes.
@nie
Bei mir hat es auch 4 Monate gedauert die Fahrten zusammen zu bekommen, das meiste habe ich im Juli geholt(ACS,AZ Verschlechterung, Traumata). Ich halte dir die Daumen.
@Heerestorte
Chirurgen sollen beim ACS die besten sein weil sie sich an die Leitlinie halten
Mich persönlich stressen vor allem Kinder. Seit ich selbst welche habe wird es besser, aber ich mag Kinder im Rettungsdienst trotzdem nicht. Vor allem nicht wenn es denen wirklich schlecht geht.
Kinderschockräume mit wirklich schwer verletzten Kindern sind auch das schlimmste. Erwachsene, ist halt so, aber Kinder sind einfach immer richtig scheiße.
Für Reposition zur Analgesieren ist auch kein Problem, Analgesie/Analgosedierung kann ich. Aber weiß der Geier, wie man da wann und wo dran rüttelt, damit es wieder an den Ursprungsort zurück rutscht :-nix
Geburt im Rettungsdienst hab ich dafür schon mehrfach gehabt, der Gedanke stresst mich irgendwie gar nicht mehr. "Mein" erstes Baby ist mittlerweile schon 11 Jahre alt :D Kinder stressen mich so mittelmäßig. Einerseits hab ich irgendwie so gar keinen Bezug zu Kindern und kann mich da emotional ziemlich gut distanzieren aber irgendwie will man da ja dann noch weniger Mist bauen als bei Erwachsenen. Habe aber auch in fast 10 Jahren Rettungsdienst echt wenig wirklich kranke Kindern gesehen und wenn doch, hats schon immer irgendwie funktioniert.
Mal schauen, was die weiteren Fahrten noch sie bringen. Aber eigentlich zieht sich einfach nur mein Karma durch, dass mir seit viele Jahren eher ruhige Dienste beschert und wenig wirklich krasse Notfälle. Was ja grundsätzlich echt gut ist, gerade aber akut irgendwie unpraktisch.
Und bitte lieber einmal zu viel den Beckengurt dran machen als einmal zu wenig. Man KANN ein instabiles Becken nicht so einfach tasten/erfühlen.
alphamethyldopa
28.06.2023, 10:20
Ich wusste, dass mir die Aussage auf die Füße fällt 😄
Naja, ich hab einfach das Gefühl, tagein, tagaus immer das selbe zu tun. Wie in der Fabrik: Patient annehmen, verkabeln, Medikamente, Atemweg sichern & ab in den OP. Ich weiß, dass das nicht alles ist, momentan frustriert es mich aber dennoch.
Es muss dir gefallen, sonst bist du fehl am Platz. Mich hat immer gereizt, dass die Arbeit eines Anästhesisten vollbracht ist - Pat ist wach und im AWR, thank you, next.
Und, was ich gestehen muss, es fällt mir schwerer als gedacht, dass die Chirurgen immer die „Stars“ sind. Eine Banalität aber eine, die mich beschäftigt.
Auch das muss dir gefallen, dass die Leute nicht wegen dir da sind, aber dass du sie trotzdem abfangen musst und danach abgeben musst. Dass dein Job halt ist, dem Operateur die Arbeit möglich zu machen.
Und dass du nicht der Star bist, das ist nur wenn nix los ist. Beim Notfall dreht sich das Blatt aber so was von!
Nun es kommt schon vor dass die Chirurgen auch im Notfall bestimmen wollen, und wenn sie das gut können, umso besser, einer soll ja der Notfallleiter sein, nicht zwingend der Anästhesist. Nun muss man manchmal den alten chirurgischen Chefarzt zu Seite schieben können, weil er besser weiß aber im Weg steht und lauthals insistiert, Asystolie mit Atropin wegzuspritzen. Auch das muss einem gefallen, der Chef uber andere Chefs zu sein - nun dafür muss man ja selber schon was können.
hatte gestern den ersten Nachdienst in der neuen Abteilung, habe natürlich kaum geschlafen :-oopss aber kam zum Glück auch nichts großartiges vorbei. Eine Kollegin aus der alten Abteilung will jetzt auch hausintern wechseln. :D Auch in eine chirurgische Klinik.
Cor_magna
29.06.2023, 10:50
Positiv daran: Es härtet ab. Wer ein Stationsjahr Innere hinter sich hat und gelernt hat mit der Flut an Emotionen und Gewühl umzugehen, ist auf normalen Arbeitsplätzen ein wahrer Zen-Meister Ich denke mir praktisch täglich "Wieso regen sich denn heute schon wieder alle auf, niemand stirbt, wir haben genug Zeit für alles, wir können immer aufs Klo gehen und Mittagspause klappt auch, alles tutti."
So ging es mir nach neun Monaten Chirurgie. :-))
In der Augenheilkunde dann? War es da so viel besser? :-))
Feuerblick
29.06.2023, 11:02
In der Augenheilkunde regen sich die Schamanen und angehenden Schamanen (ohne vorherige Erfahrung in Innere, Chirurgie etc.) über Dinge auf, die einem mit Vorerfahrung in anderen Fächern ein Schulterzucken entlocken. :-))
Hallo,
Welche Kliniken in Norddeutschland haben gute Intensiv Ausbildung? Kommt jemanden aus der Ecke und kann vielleicht was dazu empfehlen.
Wir ziehen nächstes Jahr nach Norden um, wohin genau haben wir noch nicht fest gelegt.
Glg
Pampelmuse
02.07.2023, 14:43
Hallo,
Welche Kliniken in Norddeutschland haben gute Intensiv Ausbildung? Kommt jemanden aus der Ecke und kann vielleicht was dazu empfehlen.
Wir ziehen nächstes Jahr nach Norden um, wohin genau haben wir noch nicht fest gelegt.
Glg
Welche ITS denn genau? Anästhesiologisch? Innere? Chirurgisch? Kinder? Usw.
Die meisten sind ja interdisziplinäre Stationen
Äh... nein!
Interdisziplinäre Stationen kenn ich nur von kleinen Häusern. Sonst ist das meist getrennt von der Zuständigkeit her. Dass manchmal dann chirurgische Patienten auf der internistischen ITS liegen, es oft keine chirurgischen ITS gibt sondern nur anästhesiologische, die Kinder wiederum ganz extra laufen etc. ist wieder ein anderes Thema. Aber ich kenn in größeren Häusern vor allem fachlich eher getrennte ITS. Und zu Corona-Zeiten gab es in unserem Haus sogar noch eine extra Corona-ITS. Nur für Patienten mit Corona. Somit 4 Stück: Kinder, Innere, Anästhesie und Corona. Und was ich auch schonmal erlebt hab waren gleiche Räumlichkeiten aber getrennte Zuständigkeiten. Also Räumlichkeiten die für internistische und chirurgische Patienten genutzt wurden aber mit getrennt zuständigen Internisten und Anästhesisten.
Daher sollte man sich schon überlegen ob man eher Innere-ITS, Chirurgie-/Anästhesie-ITS oder Kinder-ITS lernen will.
Mal kurz ein anderes Thema: ich habe nach der alten Weiterbildungsordnung bis Ende Juni 2027 Zeit um die abzuschließen, richtig? Egal wann ich die Facharztweiterbildung begonnen habe, oder?
FirebirdUSA
03.07.2023, 06:56
Nach meinem Kenntnisstand nur wenn du unter alter WBO angefangen hast.
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