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alphamethyldopa
21.07.2023, 07:00
Kann eigentlich ein Chef eines Fachgebiets Fähigkeiten/Kompetenzen/Fallzahlen wasauchimmer in einem für ihn fachfremden Gebiet abzeichnen?
Das geht sicher, unser Anästhesie-Chef bescheinigt dauernd die Intensiv-Zeit für die Chirurgen. Er kann aber nur das bescheinigen, wofür er die Weiterbildungsermächtigung hat (d.h. keine LZ-EKGs aber sehr wohl Tracheotomien)
Heerestorte
21.07.2023, 07:32
Das geht sicher, unser Anästhesie-Chef bescheinigt dauernd die Intensiv-Zeit für die Chirurgen. Er kann aber nur das bescheinigen, wofür er die Weiterbildungsermächtigung hat (d.h. keine LZ-EKGs aber sehr wohl Tracheotomien)
Ja aber für den Anästhesie Chef ist die Intensiv doch nicht fremd?!
Und außerdem muss das ja so gehen (ITS Chef für Chirurgie) allein schon wegen common trunk.
alphamethyldopa
21.07.2023, 07:52
So habe ih den Originalpost verstanenden - darf fachfremder Weiterbilder (zB Internist für Allgemein, und ich fürge dazu wie Anä für Chir) die entsprechenden Einträge im Logbuch bescheinigen, und da sind wir alle einig das das geht.
Hast du die Frage anders verstanden?
Heerestorte
21.07.2023, 10:38
So habe ih den Originalpost verstanenden - darf fachfremder Weiterbilder (zB Internist für Allgemein, und ich fürge dazu wie Anä für Chir) die entsprechenden Einträge im Logbuch bescheinigen, und da sind wir alle einig das das geht.
Hast du die Frage anders verstanden?
Ja. Und zwar nämlich so, dass es darum geht ob z. B. Ein Anästhesist für chirurgische Fertigkeiten unterzeichnen kann (also ein für ihn fachfremdes Gebiet) und nicht für fachfremde Kollegen Fertigkeiten aus seinem eigenen Gebiet.
Also er kann z. B. Mir Intubationen bescheinigen, aber keine Plattenosteosynthese.
Kackbratze
21.07.2023, 20:08
So habe ih den Originalpost verstanenden - darf fachfremder Weiterbilder (zB Internist für Allgemein, und ich fürge dazu wie Anä für Chir) die entsprechenden Einträge im Logbuch bescheinigen, und da sind wir alle einig das das geht.
Hast du die Frage anders verstanden?
Da sind wir nicht alle einig.
Ich darf nur Dinge aus meinem Weiterbildungsbereich bescheinigen, d.h. wenn in meiner Ambulanz jemand 100 Rektoskopien als Humangenetiker macht, bekommt er im Logbuch 100 Rektoskopien von mir bescheinigt.
Macht er parallel in meiner Sprechstunde zusätzlich 100 Schädel-Trepanationen darf ich ihm das nicht bescheinigen, weil das nicht zu meinen Kompetenzen gehört.
Die Internsivzeit bescheinigt der Anästhesist auf der entsprechenden ITS, weil er die Zeiten bescheinigen muss/soll.
Trepanationen wird der auch nicht unterschreiben, dafür muss der Neurochirurg ran.
Die Internsivzeit bescheinigt der Anästhesist auf der entsprechenden ITS, weil er die Zeiten bescheinigen muss/soll.
Und weil es ganz konkrete Auflagen bzw. Kooperationsverträge für die Weiterbildungsbefugnisse gibt. Ich hab solche Verträge mal erstellt als ich die Weiterbildungsbefugnis für meinen damaligen Chef beantragt hab weil der nicht so Papierkram-affin war... Es gibt dann für sowas oft ganz klar die Auflage dass die WB-Zeit für ITS bei dem Weiterbilder XY abgeleistet wird, und der muss das auch entsprechend bescheinigen.
Und damit ich mal wieder was Spannendes schreib: bei mir war es tatsächlich so, dass mein eigener Weiterbilder mir Dinge (ging um Sonographie) meiner Weiterbildung nicht unterschreiben durfte, weil die Landesärztekammer behauptet hat, dass das derjenige nicht macht. Der hatte das damals in seinem Antrag nicht angegeben, dass er das macht, später hat er es gemacht, aber somit wurde es nicht anerkannt. Ich musste mir daher diesen Teil von einem anderen Chefarzt der gleichen Klinik unterschreiben lassen, also dass ich das quasi unter dessen Aufsicht gemacht hab. Hab ich auch, weil der darin echt gut war und mich Sonographie echt interessiert hat, aber das ist wieder ein anderes Thema.
Es ist somit MITNICHTEN so dass man, nur weil man eine Weiterbildungsbefungnis hat, alles unterschreiben darf was unter die Weiterbildungsbefungnis fällt. Den Landesärztekammern ist noch eine gewisse Kreativität zuzustehen...
Aber kommen wir zur Ausgangsfrage zurück:
Kann eigentlich ein Chef eines Fachgebiets Fähigkeiten/Kompetenzen/Fallzahlen wasauchimmer in einem für ihn fachfremden Gebiet abzeichnen? Z.B. wenn ich in der Inneren bin im eLogbuch für Allgemeinmedizin oder ein Psychiater im eLogbuch für Psychosomatische Medizin?
Zeiten? Eigentlich in keinem Fall. Wobei es die Anerkennung gleichwertiger Weiterbildung gibt und die eigentlich ganz gut funktioniert.
Wenn es ganz klare Dinge sind, wie dass ein Internist EKGs für das Logbuch Allgemeinmedizin unterzeichnet, dann sollte das, und ist es in der Regel, null Problem. Wenn es sich tatsächlich um gleiche Dinge handelt ist es meist kein Problem. Das kann man den Prüfungsämtern auch gut erklären. Zeiten ist schwieriger.
M&M-Konferenz, es doziert der Chefarzt der Viszeralchirurgie, ein Herzchen wie er im Bilderbuch steht (Anrede bitte nur "Herr Privatdozent Chefarzt " ohne Name!)
Bei der Fragerunde erhebt sich eine junge Kollegin, leicht verschroben-nerdig und stellt eine ziemlich komplexe Rückfrage.
Der Chef verdreht die Augen: "Und wer sind bitte sie?"
"Frau Dr. Müller, Assistentin an der Klinik für Nephrologie."
Der Chef fixiert die Chefin der Nephro, die Unterwürfigkeit in Person: "Es ist hier nicht üblich, dass jeder Fragen stellt."
Die Nephro-Chefin, unterwürfig wie eh und je: "Entschuldigen sie vielmals Herr Privatdozent Chefarzt, ich bitte um Entschuldigung!"
Da flätzt sich der Radiologe, selbst Professor, aus dem Stuhl: "Herr Kollege, ich möchte sie trotzdem bitten, die Frage zu beantworten, da auch ich sie interessant finde."
"Ja sehr gerne." und es folgt ein selbstverliebter Vortrag.
Am Ende sagt der Radiologe: "Und jetzt ganz ehrlich: Ich habe weder die Frage der jungen Kollegin noch ihre Antwort verstanden, weil ich bin ja nur ein dummer Radiologe. Aber ihrem Monolog entnehme ich, dass auch sie die Frage gar nicht so dumm fanden. Ihr Verhalten gegenüber Frau Müller ist eine Schande für unseren Berufsstand und sie sollen sich in die Ecke stellen und schämen! Und wenn es ihnen da zu langweilig wird, können sie ja Frau Huber [die Nephrologin] mitnehmen, weil sie gehört gleich daneben."
(weitere Fragen wurden übrigens nicht mehr zugelassen)
Ich feiere es, wie sich ein Chefarzt gegen zwei seiner Kollegen und vor eine junge Assistentin stellt (auch wenn diese jetzt vermutlich den Zorn ihrer Chefin ausbaden darf)
Feuerblick
27.07.2023, 07:10
DAS war mal ein cooler Move!
Die Frage ist halt, wieso feiern wir sowas? Also ich finde das Verhalten des Radiologen auch cool, aber sollte das nicht eigentlich Standard eines Chefs sein? Sich vor seine Mitarbeiter zu stellen und danach das intern zu klären?
Spricht doch immer noch für recht dysfunktionale Systeme und Gruppendynamiken, oder?
Feuerblick
27.07.2023, 12:05
Natürlich sollte das Standard sein. In der Realität muckt halt kaum einer auf oder stellt sich gar gegen Kollegen. Das ist ausgesprochen unschön, keine Frage. Und ja, die Systeme in vielen Kliniken sind dysfunktional. Gefühlt mir „jüngeren“ Chefärzten sogar schlimmer als bei den Chefs alter Schule. :-nix
pashtunwali
27.07.2023, 21:35
empfinde ich ganz anders
gerade die jüngeren chefs sind besser und bringen etwas lockeres mit - sind nicht mehr so steif und weniger auf hierachie aus
Meiner Meinung nach sind es safe mehrheitlich die klassischen alten weißen Männer. Überheblichkeit bei Menschen in der derzeitigen Altersklasse 40-50 Jahre äußert sich anders. Die alte Schule ist alte Schule. :-nix
Die CÄ in meinem Innere-Tertial war vermutlich noch keine 50 Jahre (hatte Kind in unterem Grundschulalter) und hat an der Tür gewartet, bis man diese geöffnet hat. Gibt halt auch immer mal außerordentliche Personen.
Hier im Forum gibt es den einen Typen, der sich ständig abmeldet und wieder anmeldet und gerne über Hierarchien und Arbeitsbedingungen schwadroniert. Der wäre sehr glücklich, wenn er die Story von Caro das nächste Mal in der Mensa dem Nachbartisch erzählen kann. Ich hab bis zum PJ immer gedacht, dass der nur so Kram labert, weil er nichts peilt und keine Erfahrung hat, aber gibt halt doch alles mögliche.
empfinde ich ganz anders
gerade die jüngeren chefs sind besser und bringen etwas lockeres mit - sind nicht mehr so steif und weniger auf hierachie aus
An meiner die Klinik sind die drei mit Abstand malignesten Chefs alle aus der „neuen Generation“, alle in den letzten 7-8 Jahren Chef geworden und so Ende 40, Anfang 50 Jahre alt… :-nix Der letzte Chef der alten Generation und älteste Chef der Klinik hat dagegen irgendwie so einen „Teddybär“-Vibe, so ein bisschen knuffig, irgendwie nett und harmlos.
Feuerblick
28.07.2023, 06:17
Ja, sehe ich ähnlich. Mir sind in meiner Klinikzeit und auch danach viele „junge“ Chefinnen und Chefs begegnet, die waren allesamt maligne auf verschiedenste Art und gerade die Uni-Chefs alle auf dem Dampfer „Junge Assistenten haben verdammt nochmal Überstunden zu schieben, die aber nicht aufzuschreiben“. Dazu cholerisch, nachtragend, unfair und so drauf, dass viele Kollegen Angst vor ihnen hatten. Als ob das Chefsein sie in einen Olymp gehoben hätte. Die sind zwar vordergründig lockerer, aber der Tritt in den Allerwertesten kommt, wenn man nicht damit rechnet.
Mehrere „alte weiße Männer“ hingegen waren zwar auch mal aufbrausend und sicher nicht harmlos, dabei aber fair und fördernd. :-nix
Endoplasmatisches Reticulum
28.07.2023, 08:52
Ja, sehe ich ähnlich. Mir sind in meiner Klinikzeit und auch danach viele „junge“ Chefinnen und Chefs begegnet, die waren allesamt maligne auf verschiedenste Art und gerade die Uni-Chefs alle auf dem Dampfer „Junge Assistenten haben verdammt nochmal Überstunden zu schieben, die aber nicht aufzuschreiben“. Dazu cholerisch, nachtragend, unfair und so drauf, dass viele Kollegen Angst vor ihnen hatten. Als ob das Chefsein sie in einen Olymp gehoben hätte. Die sind zwar vordergründig lockerer, aber der Tritt in den Allerwertesten kommt, wenn man nicht damit rechnet.
Das deckt sich ziemlich genau mit meiner Erfahrung. Bei Altweltchefkeksen habe ich eher Choleriker und offene Narzissten erlebt. Neochefcookies sind einfach "anders" maligne. Irgendwie versteckter, falscher, hintenrum, wie du sagst. Der Narzissmus trieft latenter aus den Poren. Dazu kommt Gas Lighting, das ich fast ausschließlich von jungen Chefärzten mitbekommen habe.
Aus dem Nähkästchen: Ein früherer Jungchef von mir hat wöchentlich etwa 20 Überstunden gefordert, wollte nebenbei in AiW-Freizeit einen Forschungsexzellenscluster an einer Minniwinni-Kreisklitsche etablieren und hat Leute kurzfristig gefeuert, um sie "vor sich selbst zu beschützen", weil sie dem Job wohl nicht gewachsen seien, wenn sie sich geweigert haben, kurzfristig ihren Urlaub abzusagen oder 14 Tage am Stück durchzuarbeiten. Auf jede Form von Kritik kam der Ratschlag, doch mal Meditation auszuprobieren. Ein anderer Jungchef hat zur Überstundenthematik immer nur kopfschüttelnd vor dem ganzen Team einschließlch Pflege angemerkt, dass er das Problem gar nicht verstehen kann, denn ER war als AiW immer supergerne bis 22 Uhr und länger in der Klinik, weil der Job doch so unglaublich viel Spaß macht. Warum das bei seinen ÄiW denn nicht so sei!?
ich werde glaube weinen, wenn mein jetziger Chef in 2-3 Jahren in den Ruhestand geht. Klar hat er auch seine Chef-Momente, aber an sich ein sehr lieber Mensch, der Konflikte scheut. Bei meinem alten Chef...joa vorne weg kumpelig, aber hinten raus...naja. Der ist so vernebelt mitlerweile und vor allem distanzlos. Damit müsste man mal zur Frauenbeauftragten gehen. Aber gut, nicht mehr mein Problem :D Muss mir nur noch das elog Buch abzeichnen lassen, wenn ich mal Zeit habe das auszufüllen. Mein neuer Chef hat das nicht mal...
Feuerblick
30.07.2023, 12:18
Puh, also einen konfliktscheuen Chef würde ich nicht haben wollen. Wirklich nicht.
^^war auch der Grund warum mein Wechsel so lange gedauert hat. XD da musste erst der Tritt vom LOA kommen, damit er mal das Gespräch mit meinem alten Chef sucht. Haben aber schon andere kritisiert, im Alltag bekommt man davon aber nichts mit. Er sitzt halt doch viel im Büro.
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