Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Treffpunkt für gestresste Assistenzärztinnen und -ärzte
Tramaldol
02.09.2023, 23:01
Da gibt’s echt die mutigsten Sachen. Letztens erst wieder in kurzem Abstand zwei Patienten zur Kontrolle nach FlowDiverter Implantation gesehen, bei denen sich der Hausarzt selbstständig entschieden hat, die doppelte Plättchenhemmung auf ASS Mono zu reduzieren. Hab beiden Patienten gratuliert, dass sie danach keinen schweren Schlaganfall hatten. :-oopss
Das sollte man natürlich dick in den E-Brief schreiben (am besten hinter die Medikation) und dem Patienten und/oder seinen Angehörigen auch bei der Entlassung mitteilen. Und ebenso den E-Brief (wo das dick steht) mitgeben.
Kommt natürlich drauf an, was im KH mit dem Patient geschieht. Wenn es lediglich ne Pneumonie ist und der Blutdruck eingestellt wird, ist es was anderes als eine Stentimplantation.
Ich bin jetzt seit 4 Jahren in einer internistischen Klinik tätig und habe nur mit Labormedizinern Kontakt
Ich gebe zu auch noch nie mit dem Labormediziner eine fachliche Frage erörtert zu haben. Meist sie die Anrufe im Labor Nachforderungen oder die MTAs teilen einem mit: Das muss auf Eis persönlich gebracht werden. Das darf nur X Stunden alt sein usw.
Ich bin Internist und konsultiere regelmäßig Labormediziner für Spezialfälle (etwa alle 3 Monate im Durchschnitt).
Ja das habe ich auch erlebt zum Beispiel bei einem etwas unklarem Diabetes insipidus auf Intensivstation. Aber insgesamt selten. Auch Mikrobiologen habe ich selten kontaktiert oder den Transfusionsmediziner.
Manche klinischen Kollegen haben jedoch auf den Kontakt in die Mibi geschwört und wie wichtig die Beratung dort sei.
Krankenhaushygiene hat wohl jeder deutlich mehr Kontakt mit. Allein schon die ganzen Veranstaltungen, Antibiotika-Karten, Hygienemaßnahmen bei infektiösen Patienten usw.
KH-Hygieniker wird auch gesucht, wie nur was. Die haben immer wieder gefragt oder ausgeschrieben, ob nicht jmd. zu ihnen wechseln will zur WB.
Auch wenn andere Berufsgruppen Labormediziner ersetzen können, bedeutet das nicht automatisch, dass man als Mediziner in dem Bereich keine Chancen mehr hätte - vorausgesetzt, man reduziert seine Gehaltserwartungen. Das würde aber voraussetzen, dass es keinen bindenden Tarifvertrag mehr gibt, was aktuell ja noch der Fall ist. Und ja, es gibt viele Stellen, die man mit einer Vielzahl an Ausbildungen machen kann, beispielsweise Consultant, teilweise auch verschiedene Rollen im Management oder Projektmanagement.
Im ehemaligen Osten gab es wohl auch mal einen Facharzt, der abgeschafft wurde, den für Physiotherapie. Hatte bei einem MT-Kurs mal eine Ausbilderin, die dann Allgemeinmedizin gemacht hat, aber meinte, die Übergangsphase sei eine sehr harte Zeit gewesen, das hätte sie um Jahre zurückgeworfen. Das hat damals wohl einige sehr hart getroffen, die diesen Facharzt hatten, dann aber wieder praktisch von vorne anfangen mussten.
Seither denke ich teilweise darüber nach, wie wahrscheinlich es ist, dass so etwas ähnliches wieder passieren könnte, und vor allem wo. Denn es scheint ein großer Trend zu sein, Ärzte zu ersetzen, sei es durch schlechter bezahltes, spezialisierteres Personal, oder teilweise auch durch Technik. Natürlich gibt es auch angeblich immer weniger Mediziner und immer mehr Bedarf an Gesundheitsdienstleistungen, aber die Finanzierungsfrage ist dabei eben auch zu berücksichtigen. Und die zunehmende Konkurrenz durch nichtärztliche "Ersatzlösungen". Welcher der beiden Trends im Effekt überwiegen wird bleibt abzuwarten, aber ich glaube dass sich so gut wie jeder ab und an darüber Gedanken macht - oder sogar darüber besorgt ist.
Aber der jetzige Arbeitsmarkt fordert eben unbegrenzte Flexibilität und lebenslanges Lernen. Das ist an sich nichts Schlechtes, sicher auch eine Chance. Nur scheint es mir immer schwerer zu werden, verbindlich zu kalkulieren oder irgendwie "anzukommen".
Den FA aus dem früheren Osten gibt es vereinzelt noch; heute entspricht er dem FA für Physik. und Rehabil. Medizin.
Das sollte man natürlich dick in den E-Brief schreiben (am besten hinter die Medikation) und dem Patienten und/oder seinen Angehörigen auch bei der Entlassung mitteilen. Und ebenso den E-Brief (wo das dick steht) mitgeben.
Mehr als in den OP-Bericht zu schreiben "ASS 100 mg 1-0-0 lebenslang, Clopidogrel 75 mg 1-0-0 für 6 Monate, dann Kontroll-DSA in domo zur Evaluation, ob Clopidogrel abgesetzt werden kann", kann ich nicht tun. :-nix
Mehr als in den OP-Bericht zu schreiben "ASS 100 mg 1-0-0 lebenslang, Clopidogrel 75 mg 1-0-0 für 6 Monate, dann Kontroll-DSA in domo zur Evaluation, ob Clopidogrel abgesetzt werden kann", kann ich nicht tun. :-nix
Die Ignoranz im Gesundheitswesen macht immer wieder sprachlos. Im Bekanntenkreis bekomme ich auch immer wieder Storys erzählt zum Fremdschämen.
Tramaldol
03.09.2023, 22:21
Mehr als in den OP-Bericht zu schreiben "ASS 100 mg 1-0-0 lebenslang, Clopidogrel 75 mg 1-0-0 für 6 Monate, dann Kontroll-DSA in domo zur Evaluation, ob Clopidogrel abgesetzt werden kann", kann ich nicht tun. :-nix
Und den OP-Bericht kriegt der Patient bei Entlassung mit inkl. Entlaßgespräch?
Ich kenne die Strukturen in eurer Klinik nicht. Wenn es z.B. über die Neurologie läuft, sollte es da im Entlaßbrief stehen. Am besten mit Termin zur Kontroll-DSA.
Natürlich darf man das als Hausarzt nicht so einfach absetzen, nur weil man nicht weiß, woher und warum das Clopidogrel kommt, falls nix im Brief vermerkt ist. Dann muss man sich durchtelefonieren.
Ich gehe ja grundsätzlich erst einmal von kooperativen Kollegen aus. Mir würden viele Fehlerquellen einfallen:
Patient bekommt keinen Entlassbrief.
Im Entlassbrief steht nix zur Medikation.
Der Patient bekommt keinen Medikamentenplan.
Der Patient bekommt bei Entlassung kein Rezept.
Der Patient bekommt bei Entlassung noch Medikamente für die nächsten beiden Tage, aber nicht mehr.
Der Patient wurde nicht aufgeklärt über die notwendige Medikamenteneinnahme.
Der Patient kann dem Hausarzt nichts zum Eingriff sagen oder vergisst, dass er überhaupt im Krankenhaus war.
Der Patient sucht den Hausarzt nicht auf.
Gibt also extrem viel was schief gehen kann. Und ich sehe da die operierende Abteilung in der Pflicht. Ihr müsst den Patienten etwas an die Hand geben und solltet direkt den Termin in 6 Monaten vereinbaren. Und nicht nur sagen, mehr kann ich wirklich nicht tun.
Tramaldol
04.09.2023, 00:30
Ja, sehe ich auch so. Verursacherprinzip.
Chirurgen achten übrigens sehr vorbildlich darauf, was nach der OP geschieht. Auch verständlich, denn die möchten ja auch nicht, dass der Erfolg ihrer OP verhagelt wird. Nur den OP Bericht schreiben reicht da ganz sicher nicht.
][truba][
04.09.2023, 04:32
Ihr wisst aber, dass freak Radiologe ist? Der macht ne Intervention, schreibt seinen Bericht und die entlassene Abteilung ist für die wichtigen und richtigen Maßnahmen von Miss H zuständig. Dementsprechend kann er wirklich nicht mehr tun als die Empfehlung so reinschreiben.
Unter anderem auch da die entlassene Fachabteilung ja auch was anderes reinschreiben kann als der Radiologe... es gibt ja Behandlungsführer und Dienstleister.
[truba][;2266812']Ihr wisst aber, dass freak Radiologe ist? Der macht ne Intervention, schreibt seinen Bericht und die entlassene Abteilung ist für die wichtigen und richtigen Maßnahmen von Miss H zuständig. Dementsprechend kann er wirklich nicht mehr tun als die Empfehlung so reinschreiben.
Ja, ich weiß das. Und trotzdem finde ich das Vorgehen nicht richtig. Die Radiologen geben doch auch einen Implantateausweis an den Patienten. Wieso nicht da einen Infoflyer gestalten, auf dem die wichtigsten Dinge stehen? Aber diese Art "ist nicht mein Problem" führt dazu, dass Ärzte denen der Patient nicht egal ist viel Arbeit haben.
serratustot
04.09.2023, 09:19
Ganz kurz andere Frage: Man rutscht ja bei angenommen "normalem" Tarifvertrag kommunal oder Uni, jedes Jahr eine Spalte nach rechts. Wie ist das bei Teilzeit? Ich hatte ein paar Monate Elternteilzeit 50% (Weiterbildungszeit verlängert sich dadurch, logisch) aber ich frage mich, wann ich jetzt da rüber-rutschen würde in die nächste Stufe?
Meines Wissens nach gibt es dazu keine Vorgaben und sind immer Einzelfallentscheidungen. Bei allen, die ich kenne, hat die Realzeit unabhängig der Teilzeit gezählt. Wir sind das letzte Covid Semester von H2021 und sehr viele haben in Teilzeit gejobbt und alle sind entsprechend der Zeit höher eingestiegen. Sogar mit super Mini-Vertrag. Meine Erfahrung, das hab ich hier schon öfter gesagt, ist, dass zumindest auf den unteren Stufen eine vorzeitige Höherstufung leicht durchgelassen wird. Ich selbst habe noch im Laufe des ersten WBJs eine vorzeitige Höherstufung bekommen. Aufgrund dieser Erfahrung würde ich versuchen, wenigstens in das Berufsjahr einzusteigen, in dem du dich befindest, unabhängig von der Teilzeit.
Endoplasmatisches Reticulum
04.09.2023, 10:40
Meines Wissens nach gibt es dazu keine Vorgaben und sind immer Einzelfallentscheidungen.
TV-Ärzte/VKA § 20 (3) Satz 2:
"Zeiten, in denen Ärztinnen und Ärzte mit einer kürzeren als der regelmäßigen wöchentlichen Arbeitszeit eines entsprechenden Vollbeschäftigten beschäftigt waren, werden voll angerechnet."
Wie ist das bei Teilzeit?
Teilzeit ändert nix. Es geht um die Jahre in denen man ärztlich tätig ist, nicht um Vollzeitäquivalenz. Bei mir wurde zu Beginn meiner Tätigkeit im Krankenhaus auch ein aushilfsweiser Job als Arzt zwischen Studium und Klinik anerkannt. War ja ärztlich. Dass das wenige Stunden im Monat waren war egal... Gut, waren auch nur paar Monate. Ist wieder eine andere Geschichte.
TV-Ärzte/VKA § 20 (3) Satz 2:
"Zeiten, in denen Ärztinnen und Ärzte mit einer kürzeren als der regelmäßigen wöchentlichen Arbeitszeit eines entsprechenden Vollbeschäftigten beschäftigt waren, werden voll angerechnet."
Ah, nice. TdL und irgendeine Kirche stuft genauso ein. Bestimmt gibt es dort dann auch einen entsprechenden Paragrafen. Erklärt, weshalb wirklich alle höher eingestuft wurden. 😅
serratustot
04.09.2023, 12:29
Super, vielen Dank!
Spektralleuchte
11.09.2023, 13:04
Gibt also extrem viel was schief gehen kann. Und ich sehe da die operierende Abteilung in der Pflicht. Ihr müsst den Patienten etwas an die Hand geben und solltet direkt den Termin in 6 Monaten vereinbaren. Und nicht nur sagen, mehr kann ich wirklich nicht tun.
Also den "OP-Bericht?"... Heißt bei uns "Information für die weiterbehandelnde Station/Arzt" und wird ausgedruckt UND elektronisch hinterlegt.. Da steht klar die fortzuführende Medikation plus ggf. auch Termin für Kontrolle drin, wenn man denn schon einen festmachen kann (oft ist ja gar nicht klar wie lange der Pat. z.B. in Reha ist). Und ihr werdet es nicht glauben. Solche Fälle kenn ich auch zu Genüge. Wenn man nicht der primärer Behandler, sondern Dienstleister dessen ist kann man wirklich nicht arg viel mehr tun. Das ist bei Chirurgen, die eine Station haben wo ihre Patienten liegen und die E-Briefe verfassen ein klein bisschen anders..
https://www.hochtaunus-kliniken.de/hochtaunus-kliniken-etablieren-als-erstes-krankenhaus-bundesweit-vier-tage-woche-32723
Diese Klinken aus dem Verbund (TV Ä VKA) ermöglicht die 4 Tage Woche. Details zur Umsetzung wurden nicht veröffentlicht. Ganz interessant oder? Werde aufmerksam schauen, ob man irgendwo Erfahrungen damit mitbekommt.
Feuerblick
12.09.2023, 21:38
Wow, das würde ich auch gerne haben. Vier Tage bisschen länger arbeiten, dafür drei Tage Wochenende…
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