Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Treffpunkt für gestresste Assistenzärztinnen und -ärzte
In meinem ersten Haus hab es eine ganz klare 2h-Regel für die 2. Leichenschau. Da musste man die Leichenschau auch 2h nach dem Todeszeitpunkt im Totenschein dokumentieren mit zweiter Unterschrift. Mich hat das entlastet als das nicht klar geregelte "sichere Todeszeichen" in anderen Häusern/Bundesländern.
Ich hatte letztens im KV-Dienst eine Leichenschau und hab es ums Verrecken nicht hingekriegt, den Menschen, der doppelt so schwer wie ich und eben schon steif war, umzudrehen. Gottseidank gab es eine professionelle Betreuungsperson, die mir helfen konnte, einen Angehörigen hätte ich sehr ungern gefragt.
In der Schweiz boomsplainen zwei Fossile einen bescheuerten Ansatz ihren Mangel an Ärzt:innen zu beheben. https://www.nzz.ch/meinung/mediziner-vom-traumberuf-zum-teilzeitjob-ld.1769874
In der Schweiz boomsplainen zwei Fossile einen bescheuerten Ansatz ihren Mangel an Ärzt:innen zu beheben. https://www.nzz.ch/meinung/mediziner-vom-traumberuf-zum-teilzeitjob-ld.1769874
"Erich W. Russi ist em. Professor, ehemaliger Studiendekan und Direktor der Klinik für Pneumologie an der Universität Zürich; Johann Steurer ist em. Professor für innere Medizin an der Universität Zürich."
Mein Vorschlag: Die ganzen alten Fossile kommen aus ihrer Rente mit den unvorstellbaren Renten und Pensionen der alten Fachfürsten und arbeiten einfach selbst ein paar Schichten als Assi. Können die doch mit Links!
Ach mei. Das ist wie diese emeritierten Ortho-Professoren die nach Ende ihrer operativen Tätigkeit über Indikationsstellungen aufregen und den aktuell tätigen Orthopäden unterstellen sie würden zu viel operieren...
Und wenn ihnen die eigenen Kinder nicht mehr zuhören, weil es sie ankotzt immer die Lebensweisheiten der alten Säcke sich anhören zu müssen, dann müssen sie es eben anderswo in die Öffentlichkeit tragen und es kommen solche Zeitungsartikel raus.
In der Schweiz läuft doch irgendwas gehörig schief. Ich kann mir nicht vorstellen, dass hier bei uns 1/3 der Studierenden, auch nicht der PJs, überlegt, nicht im ärztlichen Beruf zu arbeiten. Die wenigsten haben das Zeug dazu, insbesondere, wenn der Wunsch nach geregelten Arbeitszeiten und weniger Arbeitsstunden besteht, dann geht man ja auch nicht in die UB oder so. In den ersten beiden Berufsjahren schon eher, wobei ich mich frage, wohin die Menschen schlussendlich gehen? Zweitstudium, Ausbildung, Ausland? Wenn man dazu noch älter ist zum zweiten Berufseinstieg oder ne gescheiterte Karriere, dann warten in D eher noch scheißere Jobs, statt bessere.
Hab gestern gesehen, dass der Artikel vom letzten Jahr, den wir damals diskutiert hatten, mittlerweile hinter ner Paywall ist, daher für diesen Artikel auch noch mal der Link aus dem Webarchiv. https://www.nzz.ch/meinung/mediziner-vom-traumberuf-zum-teilzeitjob-ld.1769874
Aus Österreich gibts ähnliche Zahlen. Ich bin mir sicher, dass die Zahlen in Deutschland ähnlich hoch sind. Ich glaube also nicht, dass die Schweiz da ein Ausnahmefall ist.
Was man dabei aber nicht vergessen sollte:
1. Ich bin überzeugt davon, dass der Großteil dieser Fälle, wenn es um Verwaltungsdaten geht, einfach Nachverfolgungsfehler sind. Jemand wechselt in einen anderen Kanton, ist vorübergehend nicht berufstätig, verbringt ein Jahr im Ausland, bekommt ein Kind, etc. Ich habe viele Jahre mit der Analyse öffentlicher Daten verbracht, und da gibts unendlich viele potenzielle Fehlerquellen.
2. Wenn es um Umfragedaten geht, so wie in diesem Fall, darf man nicht vergessen, dass es überall viele gibt, die reden, aber nur wenige, die tun. Sehr viele Ärzte (egal in in Deutschland, Österreich oder der Schweiz) kündigen an, dass sie der ärztlichen Tätigkeit den Rücken zukehren werden, aber nur wenige tun es dann auch tatsächlich. Und von den wenigen, die es tatsächlich tun, kehren viele schnell wieder in den Arztberuf zurück. Außerdem ging es in dieser konkreten Umfrage ja sogar nur darum, sich zu überlegen, in einen nichtärztlichen Beruf zu gehen. Das tun sehr viele Medizinstudenten - sieht man ja auch hier im Forum.
Trotzdem ist die prinzipielle Forderung nach möglichst viel Vollzeitarbeit natürlich legitim, gerade aus politischer und gesamtgesellschaftlicher Sicht. Sinnvoller wäre es natürlich, so etwas über (höhere) Gehälter, (niedrigere) Steuern usw. zu regeln, als über Strafzahlungen. Aber ein staatlich finanzierter Studienplatz ist halt leider nicht nur ein Segen, sondern oft auch ein Fluch, weil er immer den Beigeschmack der impliziten Verpflichtung mit sich bringt.
Gerade in der Schweiz sollte man aber nicht vergessen, dass es dort sehr viele ärztliche Arbeitsmigranten gibt, die nie geplant haben, dort zu bleiben. Die wollen einfach vom Schweizer System profitieren (höhere Gehälter, oft bessere Ausbildung) und dann früher oder später wieder weg. Das war für die Schweiz lange Jahre praktisch, aber kann natürlich auch unangenehm werden.
Die Schweiz hat jedenfalls, zumindest in meinem Fach, eine doch sehr andere Arbeitskultur als Deutschland und Österreich. Die Regelarbeitszeit ist deutlich höher, dafür sind die Überstunden deutlich geringer, und die Arbeitsbelastung pro Zeiteinheit deutlich geringer. Kann man also ohnehin nicht 1:1 mit den Nachbarländern vergleichen.
Ich hatte sowohl hier als auch in RL nicht den Eindruck, dass bei einer Umfrage unter Studis 1/3 angeben würde, nicht ärztlich arbeiten zu wollen. Trotz der vielen Laberbacken. Ansonsten ist es wirklich typisch Politik-Sprech. Aber hier sind es doch keine Politiker, sondern zwei Schwachmaten, mit denen wahrscheinlich niemand arbeiten wollte und die gar nicht kapieren weshalb.
Kackbratze
07.01.2024, 10:49
Diejenigen, die dem gesamten Laden, sei es fachlich oder lokal, den Rücken kehren, reden nicht drüber, die machen es einfach.
Diese Umfragen sind gerne so gestrickt, dass die Frage unverfänglich klingt oder einen moralischen Impetus zur korrekten Antwort enthält und schon hat man die Daten die man möchte. Über die Power wollen wir mal nicht sprechen, das würde einige Journalisten verunsichern.
Dementsprechend bewahren wir mal die Ruhe und warten ab, was die Schweiz sich so ausdenkt. Am Ende gibt es, nach ein paar Querelen, mehr Geld und/oder angepasste Arbeitsbedingungen und schon wird der Braindrain aus Deutschland noch mehr.
Ohne Umfragen.
Hm, allerdings die Umfrage exkludiert „Diejenigen, die dem gesamten Laden, sei es fachlich oder lokal, den Rücken kehren“. Sie war unter Studierenden.
Vergleichbare Überlegungen gab es in Deutschland auch schon z. B. Studiengebühren für ausländische Studierende. Denke, die Konservativen werden so was wieder auf den Tisch bringen. Wäre dann aber für alle Studiengänge gültig, nicht nur für Medizin. Welche Bestrebungen gibt es denn in der Schweiz sonst, den anstehenden Mangel auszugleichen? Schweiz hat die Studienplätze erhöht, Deutschland auch (Bielefeld, Cottbus …) dann gibt es hier noch die Quoten, die versuchen umzuverteilen, neue WB und Studiengänge, die teilweise ärztliche Arbeit subventionieren sollen (PAs, Pflegekompetenzgesetz).
Thomas24
07.01.2024, 11:50
Das sich die zwei Kollegen nicht schämen, sowas einer Tageszeitung zu diktieren.
Dem Mangel an ärztlicher Arbeitskräften (in Vollzeit) dadurch begegnen zu wollen, indem man die Rahmenbedingungen der Berufsausübung *noch* unattraktiver gestalten möchte?
Na, das klingt ja nach einem erfolgversprechenden Modell...
Endoplasmatisches Reticulum
07.01.2024, 12:15
......
Meine Gedanken dazu:
1. werden nicht nahezu alle Studiengänge durch die Allgemeinheit subventioniert? Dann sollte die Forderung entsprechend auf alle betreffenden Berufe ausgeweitet werden. Naja, streng genommen auf alle, die eine staatliche Schule besucht haben.
2. Wenn der BWLer auf 80% reduziert, dann arbeitet der 32 statt 40 Stunden. Wenn ich auf 80% reduziere, dann arbeite ich im Schnitt 48 statt 40 Stunden durch Dienste. Gern auch mal über 60. Plus Überstunden.
Solche Forderungen könnten eigentlich auch mal vom geschätzten Prof. Lauterbach kommen, entsprechen seinem Niveau.
Trotzdem ist die prinzipielle Forderung nach möglichst viel Vollzeitarbeit natürlich legitim, gerade aus politischer und gesamtgesellschaftlicher Sicht.
Klar. Und wie crossie auch schreibt "wer definiert denn eigentlich Vollzeit"? Die Beamten die selbst 38,5h arbeiten und keine Sekunde länger definieren dann dass der Arzt aber bitteschön seine 55+h Vollzeit arbeiten soll weil alles unter 55+h Vollzeit wäre ja nix? So lächerlich. Soll man bei den ganzen Staatsbeamten mal die Arbeitszeit auf sagen wir mal 55h erhöhen, dann können die mitreden. So lange ich mit 70% genauso viel arbeite würde wie die Teppichetage mit 38,5h soll keiner von denen auch nur einen Ton sagen dass 70% nicht genug wären. Und IG Metall sowie GdL diskutieren ja schon über die 35h-Woche.
Aber ein staatlich finanzierter Studienplatz ist halt leider nicht nur ein Segen, sondern oft auch ein Fluch, weil er immer den Beigeschmack der impliziten Verpflichtung mit sich bringt.
Das seh ich null so. Sollen sich Juristen damit auch in den Dienst des Staates stellen und nicht gegen den Staat vor Gericht ziehen? Müssen Lehrer dann auch immer nur 100% arbeiten? Was ist mit Künstlern, BWLlern, etc. Alles nur im Dienst des Staates?
Ganz ehrlich: fast jeder der Medizin studiert hat verdient danach nicht schlecht und zahlt elendig viele Steuern. Das Studium ist damit locker finanziert. Selbst wenn man nicht ganz spezifisch ärztlich tätig ist. Und dass ein paar Leute auswandern, sei's drum. Das passiert in anderen Branchen teilweise noch mehr.
Jetzt komm hier nicht mit Argumenten anignu! Alle Ärzte sind undankbare, raffgierige und schlechte Menschen und verdienen eine Fußfessel (damit sie nicht auswandern) und 150% Steuern, dazu 30 Anwesenheitsdienste im Monat!!!!11111 Fahren schließlich alle Porsche (Zweitwagen für den Sommer Ferrari) und haben 3 Ferienhäuser an beliebten Urlaubsorten.
Choranaptyxis
07.01.2024, 14:53
GDL hat zumindest einmal bereits die 35h/Woche erreicht.
Außerdem soll für Schichtdienstarbeitende die Arbeitszeit ab Januar 2025 schrittweise von 38 auf 35 Stunden pro Woche ohne Lohnkürzung gesenkt werden. (https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/gdl-erzielt-tarifabschluss-mit-go-ahead-100.html)
und verdienen eine Fußfessel (damit sie nicht auswandern)
Mit der Landarztquote haben wir das schon mehr oder weniger in Teilbereichen.
Endoplasmatisches Reticulum
07.01.2024, 15:32
.........
Dragonheart
07.01.2024, 18:58
Ich weiß nicht ob ich lachen oder weinen soll...
Hab in zwei Wochen ein Bewerbungsgespräch / Hospitation, wenn alles läuft wie geplant würde ich da mega gerne anfangen. Und doch hab ich mega Sorgen und Bauchschmerzen dabei... nicht wegen dem Job, der Entfernung zur Familie oder dem Tapetenwechsel... nö... einfach nur weil bei der Ärztekammer seit rund 8 Monaten wegen dem geplanten Kammernwechsel in der Weiterbildung (aktuell geplant für ca 6 Monate) einfach keiner zu erreichen ist. Wird alles anerkannt, was muss man beachten, wie läuft der Wechsel ab....? Natürlich versucht man sich hier und im Internet die Infos zusammen zu suchen, aber doch bleiben ordentliche Bauchschmerzen dabei wenn man bei der ÄK beim besten Willen keinen erreichen kann....
Dragonheart, ich hatte bei meiner FA-Prüfung eine ähnliche Situation, kurz vor der Prüfung wurden noch x Dokumente und Nachweise gefordert (weil ich einen Teil in einem anderen Bundesland mit z.T anderen Bestimmungen absolviert hatte) Es war ein Nervenkrieg mit vielen Faxen aus dem alten Bundesland. 1 Woche vor dem gewünshen term in ist die Sachbearbeiterin in Urlaub gegangen, hat aber keinen erzählt, ob sie mich jetzt zulässt zur Prüfung oder nicht... ich hab mich schließlich in meiner Verzweiflung durchgefragt bis zum stellvertretenden Leiter, der dann schließlich die Ebtscheidung getroffen hat. Meine Zulassung zur Prüfimng hab ich dann 30min vorher in die Hand bekommen....
Du musst ja irgendjemanden erreichen, sei es per Telefon oder Mail, der dir einen Verantwortlichen benennen kann. Es kann ja nicht sein, dass 8 Monate keiner ans Telefon geht.
Dragonheart
07.01.2024, 19:41
Dragonheart, ich hatte bei meiner FA-Prüfung eine ähnliche Situation, kurz vor der Prüfung wurden noch x Dokumente und Nachweise gefordert (weil ich einen Teil in einem anderen Bundesland mit z.T anderen Bestimmungen absolviert hatte) Es war ein Nervenkrieg mit vielen Faxen aus dem alten Bundesland. 1 Woche vor dem gewünshen term in ist die Sachbearbeiterin in Urlaub gegangen, hat aber keinen erzählt, ob sie mich jetzt zulässt zur Prüfung oder nicht... ich hab mich schließlich in meiner Verzweiflung durchgefragt bis zum stellvertretenden Leiter, der dann schließlich die Ebtscheidung getroffen hat. Meine Zulassung zur Prüfimng hab ich dann 30min vorher in die Hand bekommen....
Du musst ja irgendjemanden erreichen, sei es per Telefon oder Mail, der dir einen Verantwortlichen benennen kann. Es kann ja nicht sein, dass 8 Monate keiner ans Telefon geht.
Leider ist es so, keine Antwort auf Mails, in dr Telefonleitung wird man entweder alt oder fliegt raus... ich würde ja persönlich einfach vorbei gehen, aber muss ja arbeiten
Zumal ich dank dem neuen e logbuch kaum jemanden um persönlichen (und halbwegs zuverlässigen) Erfahrungsberichten fragen kann
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