Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Treffpunkt für gestresste Assistenzärztinnen und -ärzte
WackenDoc
16.07.2010, 17:13
War ja diese Woche auf Station- fast jeden Tag eine Überstunde- aber wenigstens nicht mehr.
Hab heute noch Angehörige, die um 13:00 unbedingt noch nen Arzt sprechen wollten (ne is klar- direkt zum Feierabend) an die Patientin verwiesen (und klar gemacht, dass sie nicht genau weiss, was sie hat- wir wissen es ja auch nicht- sonst könnten wir uns die Untersuchungen, die noch angesetzt sind, sparen).
Merkwürdige Anwandlungen der Pflege abgewürgt.
Und kein schlechtes Gewissen, dass in einem Korb noch Papierkrams liegt, was eigentlich noch hätte bearbeitet werden müssen.
Und sonstige merkwürdige Anwandlungen von Seiten unserer Verwaltung bearbeite ich dann, wenn ich Zeit dafür hab.
Montag nochmal auf Station aushelfen und dann geht´s ab in die Ambulanz.
Sebastian1
16.07.2010, 18:35
Wenn ich das so lese: Gott, bin ich mal wieder froh (in der Ausbildung zum) Anästhesist zu sein.
Wenn ich das so lese: Gott, bin ich mal wieder froh (in der Ausbildung zum) Anästhesist zu sein.
Ja, ich auch :-) haben zwar auch so manchen Scheiss an den Hacken, aber Stationsarbeit fehlt mir schon mal nicht (ich hab so keinen Bock auf Intensiv :-oopss)
WackenDoc
16.07.2010, 19:29
Sind für mich nur noch 50 Wochen (oder so ähnlich) und Ziel ist, so wenig wie möglich Zeit auf Station zu verbringen.
Bin zur Zeit eh der Multifunktions-Altassi.
Nächste Woche werd ich die meiste Zeit in der Ambulanz sein. Die Woche drauf hab ich nen Mitläufer Dienst. Im August soll ich die Adipositas-Interventions-Patienten betreuen (werden übrigens AIP´ler genann :-wow). Mit was Glück kann ich mit denen zusammen Sport machen- Laufstrecken gibt´s und die Schwimmhalle kann man locker zu Fuss erreichen.
Und dann krieg ich für 3 Monate die Position, die die anderen nicht gerne machen- ich aber um so lieber. Da ist man an sich nur Vormittags beschäftigt und kann nachmittags schallen und EKGs und so befunden und hab damit dem Chef noch nen Gefallen getan (ist ne allgemeinmedizinische Tätigkeit innerhalb der inneren Abteilung). Außerdem soll das nen Altassi machen und so viele haben wir nicht.
Sonokurs krieg ich auch- muss nur noch einen suchen.
Ist schon merkwürdig-bin jetzt der Altassi- aber halt kein internistischer Altassi- kenn mich mit vielen internistischen Sachen nicht so aus (erst recht nicht was die Leitlinien angeht)- hab aber trotzdem Altassistatus.
Muss aber sagen, dass ich viele Dinge entspannter als früher sehe. Z.B. die Geschichten mit den Angehörigen. Hab aus meiner ersten internistischen Zeit gelernt und den Mist will ich nie wieder durchmachen und der wichtigste Weg dazu ist Abgrenzung.
Jeannychen
16.07.2010, 19:54
Man kann mir ja gar nicht recht machen...
Ich habe meinen Traumjob, noch keine Dienste im Sicht, ich habe keine Stationsarbeit, in Ruhe Pausen machen, pünktlich Feierabend - und was habe ich ein Problem: ich LANGWEILE mich!!!! :-wow:-blush
Na ja, vielleicht wird besser, wenn ich nicht nur in einem Bereich eingeteilt werde und ich auch selbst Untersuchungen durchführen kann. Vielleicht kann ich die gewonnene Zeit Zuhause auch besser nutzen, wenn endlich etwas kühler wird...:-)
Rumpelstilzchen
16.07.2010, 22:26
Letzte Nacht meinen ersten eigenen Toten ... demente 93 Jahre alt, pathologische Fraktur, die von den Unfallchirurgen geflickt wurde und wir haben die Patientin noch fast sieben Stunden daran gehindert zu sterben, inklusive Reanimation, die fällig wurde, als ich gerade mit den Angehörigen telefonieren wollte, um die Frage nach Patientenverfügung, Reanimation und intensivmedizinischen Maßnahmen zu klären.
Dazwischen ein paar PDK gelegt bei Frauen unter der Geburt, so kann's gehen, Tod und neues Leben.
Leelaacoo
16.07.2010, 23:16
Letzte Nacht meinen ersten eigenen Toten ... demente 93 Jahre alt, pathologische Fraktur, die von den Unfallchirurgen geflickt wurde und wir haben die Patientin noch fast sieben Stunden daran gehindert zu sterben, inklusive Reanimation, die fällig wurde, als ich gerade mit den Angehörigen telefonieren wollte, um die Frage nach Patientenverfügung, Reanimation und intensivmedizinischen Maßnahmen zu klären.
Jetzt mal im Ernst, was willst du da klären? Demenz, hohes Alter, wohl auch noch ein Malignom (oder woher die pathologische Fraktur?)...das sind mehr als ausreichend Gründe für ein Unterlassen von Reanimationsbemühungen...letzlich entscheidet der Arzt, wie weit er geht und was noch indiziert ist...ist zwar immer besser, das mit Angehörigen abzustimmen, aber bei einer 93jährigen dementen Dame haben die sich hoffentlich mal mit einem möglichen Ableben derselben auseinandergesetzt...
Wie sagt mein Lieblingspfleger..."lass sie gehen....":peace:
Ich weiß, die Ansicht ist umstritten...aber ich mach so Spielchen nicht mehr aus reiner Absicherungstaktik, das ist den Patienten gegenüber unfair, nur herumzudrücken, damit ich auf der rechtlich sicheren Seite bin, obwohl ALLEN klar ist, dass das Blödsinn und Quälerei ist. Klingt jetzt hart, geht auch garnicht gegen dich, aber die Tatsache, dass man meint, Ärzte könnten nach Belieben Lichter ein- oder ausknipsen...das :-kotz mich an (obwohl, ausknipsen geht ja tatsächlich, macht aber hoffentlich keiner:-wow ). Und dann werden die Angehörigen am Besten noch am Telefon gefragt: "Sollen wir jetzt alles für ihre Mutter machen oder nicht?" ja, was soll man denn darauf antworten?
LG Lee (die es erfolgreich geschafft hat, fast den gesamten restlíchen Juli und fast den ganzen August dank Nachtblöcken und Notarzt von Normalstation wegzukommen...:-dance:-dance:-dance Ich kanns nimmer sehen...versteh euch total...die Anästhesie wird immer attraktiver:-winky )
Rumpelstilzchen
16.07.2010, 23:33
Wie ich schon schrieb, just wollte ich die Angehörigen anrufen. Anschließend hab ich mit denen telefoniert, die kamen schnell ins Haus, und dann haben wir in Gegenwart meines Oberarztes die Route festgelegt.
Leelaacoo
17.07.2010, 07:32
[QUOTE=Rumpelstilzchen;917898]Wie ich schon schrieb, just wollte ich die Angehörigen anrufen. Anschließend hab ich mit denen telefoniert, die kamen schnell ins Haus, und dann haben wir in Gegenwart meines Oberarztes die Route festgelegt.[/QUOTE)]
Und welche "Route" seid ihr gefahren? Sorry, das klingt so technologisch...aber da hattet ihr sie schon reanimiert und dann...? Ich glaub, ich werde mir in einem angemessenen Alter VOR meiner dementiellen Entwicklung ein Tattoo auf den Brustkorb machen lassen..." Do not press!!!"
....irgendwie traurig das Ganze...Sterben scheint ein unnatürliches Ereignis zu sein in der Medizin...:-nix Und ich bleibe bei meiner Meinung...in dem Fall hätte es keine Rea mehr sein müssen (wobei ich jetzt verstehen kann, dass es für Anästhesisten schwieriger sein muss, jemanden gehen zu lassen, weil man kurz vorher eine Narkose gemacht hat). Ein Angehöriger wollte demletzt, dass wir einer 98jährigen (!), die eindeutig präfinal war und schon seit Jahren dement und pflegebedürftig kontrakt im Pflegebett lag zu Not auch Rea/Beatmung/Pacing antun, weil...achtung...er wollte, dass "sie 100 wird". Ja, ich will auch ein neues Auto...aber DAS ist doch pervers, oder? :-keks
LG Lee
Sebastian1
17.07.2010, 10:26
Nunja, wenn du jemanden als Anästhesiste auf dem Tisch liegen hast, dann können die Situationen manchmal ganz schön ambivalent sein, so Recht ich dir in deinen GEsamtaussagen gebe, Leela. Vor 2 Wochen hatte ich im Dienst eine Dame, wewlche polymorbide erkrankt, allerdings noch bei klarem verstand war, und welche jetzt auf Ihre übrigen Erkrankungen ein nakutes Abdomen entwickelt hatte. Man vermutete eine Darmischämie, konnte dies allerdings nur operativ verfizieren (bzw in diesem Fall falsifizieren, denn letztlich handelte es sich um eine primäre peritonitis). Die Dame ist sozusagen "mit Ansage" reanimationspflichtig geworden unter Narkoseeinleitung - das wäre auch die Gelegenheit gewesen, sie gehen zu lassen - allerdings macht man die Narkose gerade zu einem diagnostischen oder Therapeutischen Eingriff... finde ich dann schwierig, zu sagen: ich mach jetzt nix mehr. Wobei die Dame sich über die Möglichkeit deutlich aufgeklärt worden war. Letztendlich ist sie dann 12 Stunden später im septischen Schock verstorben. Kein schöner Verlauf, vorhersehbar, aber dennoch: In der Situation der Narkoseeinleitung uneindeutig.
WackenDoc
17.07.2010, 11:50
Deswegen ist das ja immer ne Einzelfallentscheidung.
Für mich war immer wichtig- wie war der Patient vorher. Weil besser kriegt man ihn/sie nicht mehr.
Ne 95-jährige, vorher fitte Dame mit akuter Pneumonie und beginnender respiratorischer Erschöpfung kann man wohl ohne schlechtes Gewissen intubieren und auf Intensiv legen.
Wobei nen 75-jähriger mit vorbekannter Herzinsuffizienz, Rhytmusstörungen, Niereninsuffizienz, Demenz und Malignom, der mit Lungenödem in die Notaufnahme kommt, wohl eher auf ne periphere Station gehört. Wenn er es mit Basistherapie schafft ist gut-wenn nicht, dann auch.
(sind in abgewandelter Form zwei Fälle die ich selber miterlebt hab)
Das Alter ist immer nur ein Baustein.
Bin immer froh,wenn das mögliche PRocedere vorher geklärt wird- ohne den Druck der akuten Situation.
Wenn ich das aber richtig verstanden hatte, wollte Rumpelstielzchen gerade die Angehörigen anrufen um zu klären, ob es schon ne Patientenverfügung gibt, als die Dame reanimationspflichtig wurde.
Man kann mir ja gar nicht recht machen...
Ich habe meinen Traumjob, noch keine Dienste im Sicht, ich habe keine Stationsarbeit, in Ruhe Pausen machen, pünktlich Feierabend - und was habe ich ein Problem: ich LANGWEILE mich!!!! :-wow:-blush
Na ja, vielleicht wird besser, wenn ich nicht nur in einem Bereich eingeteilt werde und ich auch selbst Untersuchungen durchführen kann. Vielleicht kann ich die gewonnene Zeit Zuhause auch besser nutzen, wenn endlich etwas kühler wird...:-)
Wir hätten dich diese Woche sehr gut gebrauchen können, wir hatten nämlich an einem unserer beiden MRT-Standorte keinen einzigen Radiologen, daher mussten alle MRTs 3 Tage lang an dem anderen Standort gemacht werden und Forschungs-MRTs sind alle ausgefallen :-nix
Jeannychen
17.07.2010, 20:29
Wir hätten dich diese Woche sehr gut gebrauchen können, wir hatten nämlich an einem unserer beiden MRT-Standorte keinen einzigen Radiologen, daher mussten alle MRTs 3 Tage lang an dem anderen Standort gemacht werden und Forschungs-MRTs sind alle ausgefallen :-nix
Nicht schön! Hätte gerne geholfen, aber MRT kann ich leider noch nicht :-heul
In 1-2 Jahren sag mir in solchen Fällen einfach Bescheid und komme gerne :-)
ich nehme an ihr habt Neodat ?:-party
Da passt gut ein Spruch zu, den ich heute gelesen habe:
"Die Kinder der nettesten Eltern haben immer die schlimmsten Krankheiten."
... stimmt leider.
(unser Neo-Programm spuckt beim Programmstart immer wechselnde Sprüche aus, anscheinend hatten die Programmierer Langeweile ;-) )
Nemesisthe2nd
17.07.2010, 22:48
demente 93 Jahre alt, pathologische Fraktur, die von den Unfallchirurgen geflickt wurde...
das ist keine reanimation sondern leichenschändung... was soll sowas? da ist ein ende mit schrecken als schrecken ohne ende doch die eindeutige bessere wahl. Die Prognose ist maximal schlecht, mehr als nen halbes Jahr mit miserabler Lebensqualität ist da nicht zu holen...
zur andere situation mit >90 Jahre, vorher geistig klar und jetzt v.a. Mesenterialischämie... das ist natürlich pech wenn so jemand in der Einleitung reanimationspflichtig wird, aber nicht so ausweglos wie oben beschrieben (kommt drauf an wie lange die mesenterialischämie besteht)
mein anästhesie-dozent hatte das vergnügen selbstgemachte! sahnetorte einer 90-jährigen Patientin zu essen... 3 Wochen nach einer änlichen Situation, es war glaub ich aber eher ein Briden-Ileus...
es kommt halt immer auf die Situation und die Rahmenbedingungen...
ich nehme an ihr habt Neodat ?:-party
Da kennt sich aber wer aus... :-p korrekt. :-party
mein anästhesie-dozent hatte das vergnügen selbstgemachte! sahnetorte einer 90-jährigen Patientin zu essen... 3 Wochen nach einer änlichen Situation, es war glaub ich aber eher ein Briden-Ileus...
Oooooch, wie süß :-love - bei einer vorher gesunden 90jährigen ist eine Rea definitiv indiziert, aber jemand mit den Eigenschaften "dement, Kontrakturen, Dekubitus" wird von mir, unabhängig vom Vorliegen einer Patientenverfügung, konsequent NICHT reanimiert, sondern wird (selbstverständlich) palliativ behandelt. Wenn eine Behandlung objektiv medizinisch nicht zielführend, und in manchen Fällen sogar menschenverachtend ist, mache ich sie nicht - und dankenswerterweise teilt mein Chef meine Meinung.
dreamchaser
18.07.2010, 18:43
Trotz allem war die letzte Nacht doch ganz schön: erst eine Thoraxdrainage gelegt (meine erste :-love) und dann noch ne schöne RSI bei Ösophagusvarizenblutung ohne Aspiration - darüber freut sich ein Internist ;-)
Das Chaos begann dann erst am Morgen, als der Kollege zur Übergabe kam - da kamen auf einmal alle Zugänge auf einmal und wir hatten kein Bett mehr auf ITS. Und gleich gehts auf in die nächste Nacht.
Das Chaos begann dann erst am Morgen, als der Kollege zur Übergabe kam - da kamen auf einmal alle Zugänge auf einmal .
Na immerhin wart ihr dann zu zweit ;-) Glückwunsch zur Drainage! :-top
Heartie, die gewohnt ist, dass der Notarzt, das Coro-Labor und eine periphere Station gleichzeitig einen Patienten auf Intensiv anmelden (wobei zumindest ein Patient davon dann nicht intensivpflichtig ist... *zürn*:-()
dreamchaser
18.07.2010, 19:00
Solange ich Betten habe, ist mir das egal - aber die drei haben sich um das letzte Bett gestritten ;-) Und dann haben die Stationen, auf die ich dann die besten Patienten verlegen musste, auch noch rumgezickt - das war mir dann echt zu blöd, dass ich mich darum auch noch kümmern musste.
Immerhin konnte ich letzte Nacht auch mal wieder 2 extubieren - muss ja auch mal vorangehen.
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