Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Treffpunkt für gestresste Assistenzärztinnen und -ärzte
Thomas24
16.12.2010, 21:39
Habt Ihr da eine Software, so daß Ihr nur sämtliche Wünsche und Vorgaben (wieviele dürfen gleichzeitig in Urlaub gehen/ Besonderheiten für Weihnachts-/Neujahrsregelung u.s.w.) eingebt, und das Programm dann die größtmögliche Übereinstimmung ausrechnet? Ein paar Überschneidungen werden wohl rauskommen, die dann noch einzeln besprochen werden müssten.
Ihr macht eure Dienstplanung bis zu einem Jahr im voraus? Wow, bei uns steht noch nichtmal der Dienstplan zwischen 25-29.12.... naja, das ist ja auch noch laaaang hin;-)
Aber wie war das noch mit den Prinzen und Prinzessinen?
Feuerblick
16.12.2010, 21:43
Wir hatten dieses Jahr erstmals keine Prinzessin mehr dabei, deren Zugehörigkeit zu einer der beiden Gruppen grundsätzlich zu Diskussionen bezüglich der Dienstverteilung geführt hat... Dieses Jahr ist sie nicht mehr dabei... und siehe da... der Weihnachts-/Silvesterplan stand komplett - kein einziger Dienst nicht vergeben. :-dance
Thomas24
16.12.2010, 22:12
Lass mich raten... das ist nun ein Hamburger Problem??
Hach, die Schamanenwelt ist sooo klein ;-)
Kackbratze
16.12.2010, 22:14
Der Urlaubsplan ist insgesamt auch ohne grosse Probleme über die Bühne gegangen.
Dienstplan wird 1 Monat im vorraus entwickelt, die "Oster-Weihnachten-Pfingsten-Silvestergruppen" werden meist bei der Urlaubsplanung grob festgelegt, vorbehaltlich, dass alle noch arbeiten und es keine Neueinstellungen gibt ;-)
Sebastian1
17.12.2010, 07:54
Habt Ihr da eine Software...?
Ja, Oberarzt 2.0 ;-)
Wünsche einreichen, Plan mit alen Wünschen wird erstellt, Überschneidungen werden besprochen, Plan steht.
Und das war natrlich nur der Urlaubsplan, nicht der Dienstplan. Den gibts aber auch immerhin regelmäßig mit 1-1,5 Monaten Vorlauf, was die Freizeitplanung deutlich unstressiger macht.
Boah, was ne Schei*e gestern. Angekündigt wird ein Polytrauma (ich denke, jeder hier kennt die Definition), inkl. stumpfem Bauchtrauma. Alles klar, ich öffne die Schockbox und will das Team zusammenrufen. Leider stehen die Allgemeinchirurgen im OP bei einem Ileus und könnten nicht kommen, ich solle der Leitstelle sagen, dass sie woanders hinfahren müssen. Ich rufe also die Leitstelle an und teile denen das mit. Großer Unmut auf der anderen Seite der Leitung. Sie könnten nicht woanders hinfahren, sie würden jetzt halt kommen. Nochmal Erklärung meinerseits, dass wir weder eine adäquate Diagnostik durchführen könnten (ich traue mir kein perfektes Sono Abdomen zu oder sonstige Bauch-Diagnostik) noch eine eventuelle Milzruptur etc. versorgen könnten. Die Leitstelle "schaut, was sie tun kann". Keine Viertelstunde später steht die Notärztin mit dem Patientin in der Tür. Ich brülle die Allgemeinchirurgen an, was zu Hölle ich denn jetzt tun soll (Antwort: "Wegschicken! Wir können nicht!"), die Notärztin brüllt mich an, sie würde den Patienten jetzt hier lassen, da soll jetzt sofort jemand kommen, sie geht an die Presse blablabla. Jeder brüllt jeden an und ich stehe als Prellbock irgendwie in der Mitte.
Nun ja, der Patient ist kreislaufstabil und nach Rücksprache mit meinem Oberarzt (der übrigens auch keine Veranlassung gesehen hat, helfend zu erscheinen) guck ich mir den Patienten halt an mit dem Zweitdienst der Allgemeinchirurgen (halbes Jahr Berufserfahrung, hat aber nie bei einem Schockraum mitgemacht).
Letztendlich hatte der Patient nur eine isolierte Rippenfraktur und ein paar Prellungen. Der hätte aber genauso gut ne Milzruptur haben können. Die Geschichte lief von A bis Z einfach NUR schei*e. :-(
aschenputtel1977
17.12.2010, 08:56
Ja, Oberarzt 2.0 ;-)
Wünsche einreichen, Plan mit alen Wünschen wird erstellt, Überschneidungen werden besprochen, Plan steht.
Und das war natrlich nur der Urlaubsplan, nicht der Dienstplan. Den gibts aber auch immerhin regelmäßig mit 1-1,5 Monaten Vorlauf, was die Freizeitplanung deutlich unstressiger macht.
Haben wir auch probiert, jetzt werden mindestens zwei rausfallen, die gehen... Schon geht alles wieder nicht mehr.... Tja ja, ich kann jammern wie ich will, die Gerüchtküche sagt unser Einsatz von diesem Jahr werde wohl im nächsten mit berücksichtigt, na wer s glaubt :D
Kackbratze
17.12.2010, 09:07
Bei unserem Urlaubsplan werden die Plätze von Abgängern freigegeben. Meist bleigen die dann leer, weil sich alle schon auf ihren Urlaub eingestellt haben.
Die, die neu kommen müssen sich ihr freies Plätzchen dann suchen.
@Lava: Scheiss-Situation, wobei der Fehler bei der Notärztin liegt. Ihr hattet ja gesagt, dass ihr den Patienten nicht nehmen könnt.
Bei uns wurde dieses Jahr zum ersten Mal auch ein Urlaubsplan für nächstes Jahr erstellt, wobei nur 3 Assis und 2 OÄ gleichzeitig Urlaub machen dürfen und in den Ferien die mit schulpflichtigen Kindern bevorzugt werden. Mal sehn, wie das klappt, es gibt schon ein paar Wochen in denen sich 4-5 eingetragen haben, bin gespannt ob es da zu einer friedlichen Einigung kommt :-nix, denn bis jetzt hat immer jeder seinen Urlaub genehmigt bekommen, was aber zur Folge hatte, dass dann oft mehrere Stationen plötzlich unbesetzt waren :-peng
Relaxometrie
17.12.2010, 10:01
Ja, Oberarzt 2.0 ;-)
Ok, das ist eine gute Software :-)
Aber einen OA habt Ihr bei dem Unterfangen trotzdem schon verschlissen, oder warum bereits die zweite Version :-))
Ok, das ist eine gute Software :-)
Aber einen OA habt Ihr bei dem Unterfangen trotzdem schon verschlissen, oder warum bereits die zweite Version :-))
wahrscheinlich gab es noch Mängel, sodass ein Update nötig wurde ;-)
Relaxometrie
17.12.2010, 10:13
die Notärztin brüllt mich an, sie würde den Patienten jetzt hier lassen, da soll jetzt sofort jemand kommen, sie geht an die Presse blablabla
Soll sie an die Presse gehen. Das halte ich sogar für die einzig richtige Lösung. Aber nicht, um die Allgemeinchirurgen, die im OP stehen, oder Dich zu belasten, sondern um entweder ein Organisationsverschulden seitens der Verwaltung aufzuzeigen, oder um einfach mal kundzutun, daß das Gesundheitssystem mit den zur Verfügung gestellten Ressourcen manchmal (oder oft?) einfach am Limit arbeitet und daß manche Patienten dann eben zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt verunfallen. Da müssen wir als Gesellschaft uns überlegen, was wir wollen. Medizin am Limit (wie jetzt), oder deutlich höhere Kosten durch das ultimative zur-Verfügung-Stellen von Arbeitskraft (z.B. mehr diensthabende Chirurgen, damit ein Facharzt vor Ort ist, wenn seine Kollegen operieren).
Dieses gegenseitige Angebrülle zeigt mMn, daß alle am absoluten Limit laufen und jeder Angst vor Anklagen (im eigentlichen, juristischen Sinn) hat. Mehr als arbeiten kann man aber nicht, und ein im beschriebenen Szenario verunfallter Patient hat Pech, wenn er nirgendwo unterkommt, weil alle gerade mal wieder am Limit arbeiten.
Wobei noch zu klären wäre, warum die Notärztin Euch den Patienten trotz der Ankündigungen, daß kein Platz sei, gebracht hat. Haben alle anderen Häuser im Umkreis auch abgewinkt?
Bei unserem Urlaubsplan werden die Plätze von Abgängern freigegeben. Meist bleigen die dann leer, weil sich alle schon auf ihren Urlaub eingestellt haben.
Die, die neu kommen müssen sich ihr freies Plätzchen dann suchen.
@Lava: Scheiss-Situation, wobei der Fehler bei der Notärztin liegt. Ihr hattet ja gesagt, dass ihr den Patienten nicht nehmen könnt.
Nein es ist nicht der Fehler der Notärztin. Wenn ein Krankenhaus eine Notaufnahme hat ist es auch verpflichtet zunächst einmal Patienten aufzunehmen. Sollte das Krankenhaus nicht in der Lage sein den Patienten zu versorgen, muss das Krankenhaus sich um eine Verlegung kümmern. Es ist vielleicht nicht die beste Wahl gewesen Lavas Krankenhaus anzufahren, endlos lange in der Gegend herumzufahren und ein KH zu suchen welches bereit dafür ist, wäre aber genauso schlecht.
Den Rest hat Relaxometrie ja schon richtig dargestellt:
Soll sie an die Presse gehen. Das halte ich sogar für die einzig richtige Lösung. Aber nicht, um die Allgemeinchirurgen, die im OP stehen, oder Dich zu belasten, sondern um entweder ein Organisationsverschulden seitens der Verwaltung aufzuzeigen, oder um einfach mal kundzutun, daß das Gesundheitssystem mit den zur Verfügung gestellten Ressourcen manchmal (oder oft?) einfach am Limit arbeitet und daß manche Patienten dann eben zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt verunfallen. Da müssen wir als Gesellschaft uns überlegen, was wir wollen. Medizin am Limit (wie jetzt), oder deutlich höhere Kosten durch das ultimative zur-Verfügung-Stellen von Arbeitskraft (z.B. mehr diensthabende Chirurgen, damit ein Facharzt vor Ort ist, wenn seine Kollegen operieren).
Dieses gegenseitige Angebrülle zeigt mMn, daß alle am absoluten Limit laufen und jeder Angst vor Anklagen (im eigentlichen, juristischen Sinn) hat. Mehr als arbeiten kann man aber nicht, und ein im beschriebenen Szenario verunfallter Patient hat Pech, wenn er nirgendwo unterkommt, weil alle gerade mal wieder am Limit arbeiten.
Wobei noch zu klären wäre, warum die Notärztin Euch den Patienten trotz der Ankündigungen, daß kein Platz sei, gebracht hat. Haben alle anderen Häuser im Umkreis auch abgewinkt?
ich verstehe ja nicht, wieso dann die allgemeinchirurgen den zweitdienst nicht in den op zur assistenz zitiert und den erstdienst herausgeschickt haben, um der entsprechenden patientenversorgung nachzukommen.
die potentiell rupturierte milz hätte dann zwar immer noch als vom entsprechenden oa zu versorgender notfall im raum gestanden, aber die kann sich auch beim suchen eines anderen offenen krankenhauses verschlechtern..
Relaxometrie
17.12.2010, 12:21
Sollte das Krankenhaus nicht in der Lage sein den Patienten zu versorgen, muss das Krankenhaus sich um eine Verlegung kümmern.
Wobei das ja nur eine Verlagerung der Tätigkeit wäre, die die Notärztin (gesetzt den Fall, sie hat alle verfügbaren KHs abgecheckt) vorher schon nicht geschafft hat. Es bleibt also die Frage, ob der Transport in ein eigentlich abgemeldetes KH nötig ist, um den Patienten für einen Weitertransport zwischenzustabilisieren, oder ob nicht doch der Transport in ein entfernteres KH, welches zu dem Zeitpunkt eine adäquate Versorgung gewährleisten kann, möglich gewesen wäre.
Der Fall und die Sachlage ist aber komplex und kann nur durch eindeutige Anweisungen und Algorithmen gelöst werden.
Sich gegenseitig anzubrüllen ist da die am wenigsten konstruktive Lösung.
Sebastian1
17.12.2010, 12:52
Stimmt schon.
Ob der Patient jetzt wirklich polytraumatisiert war oder nicht (klinisch stellt sich ja einiges doch wesentlich undramatischer als präklinisch dar, schon ob der diagnostischen Möglichkeiten und Manpower) spielt ja erstmal keine Rolle, die NÄ hat den jedenfalls offenbar so gesehen.
Jetzt stellt sich die Frage, welche Häuser in der Umgebung erreichbar sind, welche sinnvoll anzufahren sind (das rein geriatrische "arztbesetzte Altenheim" dürfte für ein PT ungeeignet sein) und welchen Zeitverlust ich in Kauf nehme, wenn das nächstgelegene, geeignete KH mich ablehnt. Wenn ich als NA präklinisch zB zu der Einschätzung käme, jemand würde 10 Minuten längere Fahrt nicht überstehen, weil er so instabil ist, dann würde ich auf Einwände des Zielkrankenhauses auch nur sehr bedingt Rücksicht nehmen können - das muss dann in der Tat das KH gewährleisten. Dürfte aber eher selten sein.
Ansonsten kann man sich - gerade in Ballungsgebieten - auch für ein anderes Haus entscheiden und auf die Situation im Haus Rücksicht nehmen.
Was aber nicht geht, das ist, dass ein vermeintliches Polytrauma organisatorisch letztlich bei einem Assistenten ohne letztliche Entscheidungs- und Weisungsbefugnis landet und sich die obere Riege dafür nicht verantwortlich zu fühlen scheint. Insofern saublöde Situation, Lava.
ich verstehe ja nicht, wieso dann die allgemeinchirurgen den zweitdienst nicht in den op zur assistenz zitiert und den erstdienst herausgeschickt haben, um der entsprechenden patientenversorgung nachzukommen.
die potentiell rupturierte milz hätte dann zwar immer noch als vom entsprechenden oa zu versorgender notfall im raum gestanden, aber die kann sich auch beim suchen eines anderen offenen krankenhauses verschlechtern..
Ja, das verstehe ich auch nicht! Bei uns geht IMMER der Zweitdienst in den OP. Ich versteh nicht, wieso da gestern unbedingt der Oberarzt und der Erstdienst im OP stehen mussten.
Das nächstgelegene KH war angeblich nicht zu erreichen, weil aufgrund der Wetterlage eine Straße gesperrt war. Innerhalb unserer Stadt gibt es noch ein zweites KH, das Notfälle versorgen kann, aber eben keine Polytraumen. Der Patient war ja jetzt kein Polytrauma.... naja, letztendlich zeigt die Geschichte auch, dass mein KH, das sich so gern als überregionales Traumazentrum darstellen würde mit ZWEI Schockräumen, häufig nicht mal in der Lage ist, einen einzigen Patienten adäquat zu versorgen. :-nix
Für den abendfüllenden Spaß in der Jahresurlaubsplanbesprechung:
"Ich brauche die mittleren 3 Wochen in den Sommerferien, es ist schon gebucht!" :-D
Ja, das verstehe ich auch nicht! Bei uns geht IMMER der Zweitdienst in den OP. Ich versteh nicht, wieso da gestern unbedingt der Oberarzt und der Erstdienst im OP stehen mussten.
Ist ja grundsätzlich in Ordnung, wenn der Erstdienst in den OP geht, vielleicht hat er den Ileus ja sogar operieren dürfen? Solange der "kleine" Zweitdienst draußen zurechtkommt, passt das doch! Nur in der gegebenen Situation wäre ein Wechsel dann halt sinnvoll gewesen.....
Wirklich ne saublöde Situation für dich, Lava.
Aber was ich nicht kapier: Warum ist DEIN OA, also der TraumaOA, nicht ins Haus gekommen? (Ist bei uns Pflicht, wenn kein FA im Dienst).... und der hätte ja hoffentlich ein Notfallsono Abdomen hingekriegt und notfalls "den Bauch schon mal aufgemacht" . Ansonsten: Schockraumalgorithmus eben allein abspulen, Labor bissl Richtung Bauch erweitern und gut is. Wenn Sono nicht möglich, dann eben gleich CT. :-nix.
Wurde auch schon vom Notarzt mit Patienten "versorgt", die wir bereits primär abgelehnt hatten, aber "die anderen hätten abgemeldet, die sind voll." Nee, is klar, ich hab drei Intensivbetten mit Teddies gefüllt, die Beatmungsgeräte werden zum Luftmatratze aufpumpen benutzt und im OP läuft lediglich ne Party. Wieso hab ich wohl abgelehnt??? :-kotz
Für den abendfüllenden Spaß in der Jahresurlaubsplanbesprechung:
"Ich brauche die mittleren 3 Wochen in den Sommerferien, es ist schon gebucht!" :-D
Den merk ich mir! :-))
Und vom 23.12. bis 7.1. bin ich auf Kreuzfahrt! :-D
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