Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Treffpunkt für gestresste Assistenzärztinnen und -ärzte
Ich habe die tollsten Kollegen der Welt :-top Da es mir heute nicht wirklich besser geht, immer noch geschnupft, gehustet, geschwitzt, gefroren etc. wird, habe ich in den sauren Apfel gebissen und mich für morgen noch mal krank gemeldet bei den Arzthelferinnen. Eben dann der Anruf eines der Kollegen: Sie hätten das jetzt so besprochen, dass ich die ganze Woche noch zu Hause bleiben soll, um dann am Montag wieder richtig fit zu sein. Und wenn es mir Freitag doch schon gut ginge, dann solle ich doch bitte auch kein schlechtes Gewissen haben, wenn mir nach Shoppen sei, Mitarbeiterpflege ginge über alles. Was sagt man dazu? :-)
Feuerblick
14.09.2011, 18:58
Naja, wir "vermummen" uns ja für die Injektionen nicht. Das hieße also, dass ich entweder IMMER einen sterilen Kittel bräuchte oder den Kittel alle paar Minuten in die Ecke werfen müsste (alternativ Ärmel hochkrempeln, was jetzt auch keine Wärme bringt)... Ich persönlich bin ja der Meinung, dass man übers Wochenende den Raum kühlen kann, dann Montags die Gerätschaften nutzt und ab Montagabend die Klimaanlage wieder mal mindestens auf "Frühling" stellt... :-kotz
Muri, du hast tolle Kollegen. Hier ist es eher so, dass zur "Belohnung" für eine möglichst kurzgehaltene Krankheitszeit noch hintenrum ein wirkliches Kranksein angezweifelt wird. Okay... kein Problem. Wenn ich das nächste Mal krank werde, geh ich direkt zu meinem Hausarzt. Dann können die mich für eine ganze Woche gernhaben :-kotz
Ein Gutes hatte der heutige Tag noch: Vor zwei Wochen hat sich bei uns ein Patient aufgeführt wie die Axt im Walde. Wollte keine Untersuchungen durch Arzthelferinnen, warf der Patientenanmeldung Datenmissbrauch vor, meckerte über Wartezeiten und die Tatsache, dass wir für ihn (nein, nicht P!) keinen roten Teppich ausgelegt haben. Die Anmeldung bezeichnete er als Kasperhäuschen, den Rest als "Tussis" und "Tanten". Als er dann aufgerufen wurde, war er nicht mehr da. Da ich an dem Tag zweimal mit ihm zusammengerasselt war, habe ich sofort nicht nur einen Akteneintrag gemacht sondern selbigen meinem Chef prophylaktisch zukommen lassen. Und siehe da, einen Tag später hatte sich dieser Schnösel tatsächlich beschwert. Die Antwort meines Chefs las sich allerdings ziemlich witzig!
Thomas24
14.09.2011, 19:50
Nanu? Stellt sich W. plötzlich hinter seine Mitarbeiter? Sehr löblich:-top
Muri, gut Besserung!! Du hast es bei deinen Kollegen aber echt topp erwischt!
die "Guten-Morgen-Rea" von heute hatte ein Kalium von 11 - nebst einigen anderen Krankheiten & Einbauteilen im Körper. Nicht wirklich mit dem Leben zu vereinbaren.
teletubs
15.09.2011, 08:53
Puh...schlaflose Nacht. Eigentlich war´s ruhig, aber die Patienten haben sich die Klinke in die Hand gedrückt. Weiss net, was ich besser finden soll: alle aufs mal oder so nacheinander :-nix Ersteres ist kurz stressig, aber dafür Schlaf am Ende. Letzteres ist angenehm ruhig, aber schlaflos...hmpf... :-oopss
Ich hatte eine ausgesprochen ruhige Nacht. Nur einmal hat mich die Station gerufen, weil sich ein durchgängiger Oppa beim Toben beide Handrücken aufgerissen hat. An Nähen war da nicht zu denken. Wie wir den in den Griff kriegen sollen, wissen wir auch noch nicht. Der spuckt alles wieder aus, was man ihm oral gibt, und seine einzige Braunüle am Fuß ist hinüber :-?
Warum müssen Menschen auch unbedingt 94 Jahre alt werden und sich dann nen Schenkelhals zuziehen :-wand
Leelaacoo
15.09.2011, 18:00
Warum müssen Menschen auch unbedingt 94 Jahre alt werden und sich dann nen Schenkelhals zuziehen :-wand
Na, weil wir ja alles dafür tun...:-oopss
Wir haben gerade einen Ende 80Jährigen mit so richtig fulminanter Sepsis, nach APACHE dürfte er eigentlich gar nicht mehr leben...und wir haben in vielen langen ernsten Gesprächen die Angehörigen auf einen baldigen Abschied vorbereitet...Leber- und Nierenversagen, ARDS, ca. 20 Perfusoren und Katecholamine 5fach gerichtet auf fast 3stelligen Laufraten...und siehe da, jetzt ist das Nierchen wieder angesprungen und die Beatmung ist top und ELWI schön unter 10...und die Katecholamine stündlich geringer....da weiß man schon garnicht mehr, ob das jetzt nun sooo optimal ist....:-nix
LG Lee
dreamchaser
15.09.2011, 18:05
Katecholamine 5fach gerichtet auf fast 3stelligen Laufraten...
Sowas machen wir zum Glück nicht, da wird bei doppelt aufgezogen eine Maximalrate festgelegt und dann ist Schluss. Ist auch vernünftig finde ich. Dann kann man den Angehörigen nach ganz klar die Grenzen darlegen und sie sehen, dass ja alles gemacht wurde (aber eben nicht darüber hinaus). Auch wenn die Leute das erstmal überleben, was hinterher rauskommt ist nochmal was anderes...
Leelaacoo
15.09.2011, 18:15
Sowas machen wir zum Glück nicht, da wird bei doppelt aufgezogen eine Maximalrate festgelegt und dann ist Schluss. Ist auch vernünftig finde ich. Dann kann man den Angehörigen nach ganz klar die Grenzen darlegen und sie sehen, dass ja alles gemacht wurde (aber eben nicht darüber hinaus). Auch wenn die Leute das erstmal überleben, was hinterher rauskommt ist nochmal was anderes...
Seh ich auch so...sagen wir mal, das hängt mitunter von der obersten Heeresleitung und dem PP-Status ab...was an sich schon ein Grund ist, lieber in der Gesetzlichen zu bleiben...da entscheiden meist dann auch die deutlich vernünftigeren OAs...und Eier muss man bei manchen Angehörigen schon haben (wahlweise männlich oder weiblich:-D ).
Ich habe mal in der letzten Zeit die Dankeskarten aus unserer Sammelbox gefischt...> 80% sind von Angehörigen, deren Lieben wir im Sterben begleitet haben und auch die Therapie rechtzeitig zurückgefahren haben...eigentlich komisch, aber wer wieder lebend rauskommt, h#lt es wohl für normal...und manchmal eine Hand halten hilft mehr als der 31te Perfusor und die Dialyse....
:-blush (Mann....wo ist mein Sarkasmus geblieben???? Es werden doch keine Hormone sein???)
LG Lee
Sebastian1
15.09.2011, 18:20
Naja, aber in einer richtig fulminanten Sepsis, wenn man so richtig schön im distributiven Schock ist, dann sind exorbitante Katecholamingaben (in Kombination mit der Übrigen Therapie) manchmal das Einzige, was über diese Phase hinweghilft. Ich gehe aber mal davon aus, dass ihr sowas nicht explizit meintet, oder gibt's bei Euch ein generelles "höher als x µg/kg/min" gehen wir nicht als Absolutwert? Gibt ja durchaus Septiker, die Überleben ;)
Kackbratze
15.09.2011, 18:23
Sollte es nicht eigentlich so sein, dass das Gesamtbild entscheidend ist und nicht nur das Alter oder nur irgendwelche Perfusoreinstellungen?
Sebastian1
15.09.2011, 18:26
Danke, das meinte ich damit.
dreamchaser
15.09.2011, 18:37
Der internistische Standardpatient hat ja nicht nur eine Sepsis, sondern auch ein paar Begleiterkrankungen (KHK, pAVK, Niereninsuffizienz, Z.n. Apoplex) - wenn man bei Gefäßpatienten die Katecholamine entsprechend hochdreht, dann darf man sich nicht über Ischämien (NOMI, cerebral, kardiale Einschränkung) wundern. Natürlich sehen wir den Gesamtpatienten mit seinen Vorerkrankungen und entscheiden danach. Aber meistens sind es ja keine jungen, vorher fitten Patienten, die akut septisch werden.
Leelaacoo
15.09.2011, 18:41
Die Frage des Gesamtbildes bei jemandem mit 88 Jahren und einer DIN A4 - Seite internistischer Diagnosen stellt sich eher weniger:-oopss
Wie gesagt, meist ist das Ganze ja vernünftig...man tut, was man kann in einem Rahmen, der ethisch vertretbar erscheint und dem (mutmaßlichen) Willen des Patienten entspricht...und versucht, sich möglichst selten im Gerichtssaal aufzuhalten...was ja fast immer klappt...nur die ganz ganz ganz seltenen Fälle von malignem Familienanhang verderben diese Strategie bisweilen...aber 100%ig richtige Lösungen gibts in der Medizin einfach nicht, wär ja auch langweilig:-dance
LG Lee (auf zum Nachtdienst...jey...)
Aber meistens sind es ja keine jungen, vorher fitten Patienten, die akut septisch werden.
Aber wenn sie's sind, dann sind die Verläufe manchmal ganz eindrücklich. Wir haben gerade einen Fall der extern nach Aspiration ein ARDS mit ausgeprägter septischer Komponente entwickelt hat. War angekündigt mit 10mg/h Nor, anurisch und sauer wie Zitronenlimo. Ist dann noch im Heimathaus an die ECMO genommen worden, dann Filter und mein Monatsgehalt als antibiotische Breitseite und gestern Nach (3. Nacht nach Aufnahme) in tiefer Sedierung für Bauchlage fast Katecholaminfrei. So kann's gehen.
Leider nur ganz, ganz selten.
Und jetzt steigt die Leber aus.
Hellequin
15.09.2011, 20:50
Notarzt bringt mir heute einen Stroke vorbei und fragt mich ob ich mich den noch an ihn erinnern würde. Als er mir seine Diagnose gesagt hat, hats klick gemacht. Hatte ihn damals in einem meiner ersten Wochenddienste wegen nem GBS aufgenommen. War ein initial sehr unschönen Verlauf, innerhalb von 48 Stunden tetraplegisch und beatmungspflichtig. Hat sich aber anscheinend bis auf minimale Residuen wieder komplett zurückgebildet ... warum er mich mit mit einem Ei belohnt hat, was mich eine Stunde lang zum rotieren gebracht hat verstehe ich nicht.:-D
Helle, aber an sich war es doch nett, oder? :-)
Bei uns gibts zwei Feuerwehrmänner, die mich immer ganz lieb begrüßen, weil ich ihre Kinder behandelt habe (einmal ein Jugendlicher, bei dem ich die Erstmanifestation Typ1-D.m. behandelt habe und ein Baby, das ich als Neugeborenes nach Sectio versorgt und dann leider wegen Infektion auch aufgenommen habe), wenn sie mir Patienten vorbeibringen. Ich freue mich immer, von den Kindern zu hören.
LG
Ally
Kackbratze
15.09.2011, 21:49
Meine Patienten aus der Ambulanz-Prokto-Sprechstunde schauen meist weg, wenn sie mich sehen.
Ich kann es nachvollziehen, nicht jede Erkrankung ist gesellschaftlich anerkannt oder für die Öffentlichkeit geeignet.
Sebastian1
16.09.2011, 00:56
Hm, es besteht halt doch ein feiner Unterschied, ob man sich beim Bäcker nach dem Wohlergehen des Nachwuchses oder dem des Anus erkundigt :-oopss
Antracis
16.09.2011, 06:05
Meine Patienten grüßen mich auch...oft auch mal gröhlend quer über die Straße. Der dazugehörige Witz ist also eher Theorie...:-))
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