Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Treffpunkt für gestresste Assistenzärztinnen und -ärzte
Kackbratze
16.11.2011, 18:45
Oh, Schnitzeljagd im Differentialdiagnosendschungel. Spannend, bis man sich im Kreis dreht.
Hab heute eine ältere Dame drei Tage vor ihrem 92jährigen Geburtstag in Klinik wegen einer Ablatio geschickt. Doof.
Feuerblick
16.11.2011, 19:42
*seufz* Hatte gestern einen 90jährigen, der wenn nicht noch ein Wunder geschieht, in einigen Tagen enukleirt werden muss. ER sieht das ziemlich cool, seine Familie findet die Aussicht auf eine längere Narkose nicht ganz so prickelnd...
Ach, weißt du, wieviele 90jährige wir hier jeden Tag operieren? Da ist die Narkose noch das geringste Problem!
teletubs
17.11.2011, 09:49
Und es gibt Tage, die nicht anstrengend sind und trotzdem zum kotzen...
Jo...sehr sehr sehr komische Nacht gehabt *Kopfschüttel* Für meine Verhältnisse war es megaruhig. Habe Kollegen auf Intensiv ausgeholfen, weil dort der Bär steppte. Und dann kommt einer in die Rettungsstelle und 90 Minuten später ist er tot :-((:-heul Roch von Anfang an nach einem faulen Ei...wahrscheinlich´ne Aortenruptur oder so...
Möchte mal wieder eine Nacht ohne Exitus haben :-?
Manchmal ist das Leben ganz schnell vorbei :-heul Kollegen hatten auch eine frustrane Rea bei einem Mittvierziger :-((
Ach, weißt du, wieviele 90jährige wir hier jeden Tag operieren? Da ist die Narkose noch das geringste Problem!
meint der chirurg. *sfz*
O-Ton unseres Anästhesiechefs: "wir narkotisieren JEDEN - die Chirurgen müssen halt entscheiden, wie notwendig die OP ist" :-nix
Dazu fällt mir ein, dass die Gefäßchirurgen neulich auch eine 100jährige Omma mit Gefäßverschluss operieren wollten. Die ist, glaube ich, noch in der Einleitung verstorben....
O-Ton unseres Anästhesiechefs: "wir narkotisieren JEDEN - die Chirurgen müssen halt entscheiden, wie notwendig die OP ist" :-nix
Dazu fällt mir ein, dass die Gefäßchirurgen neulich auch eine 100jährige Omma mit Gefäßverschluss operieren wollten. Die ist, glaube ich, noch in der Einleitung verstorben....
Weil ER mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ja auch die beschissene Narkose nicht aussitzen muss... :-))
Aber ich kenn auch so ein Beispiel: Ein Mensch ist IMMER Narkosefähig! Egal wie schlecht, Narkose kann ich immer machen, ob der Patient das letztendlich überlebt... :-nix
Das Schlimme daran ist ja nur, dass die Operateure das auch noch glauben. :-(
Wie oft habe ich auf den Einwand, dass der Patient den Transport von der ITS in den OP schon nicht überleben wird gehört, dass mein Chef da aber ganz anderer Meinung sei... Und wie oft habe ich recht behalten...
So ein Gefäßwrack habe ich auch mal narkotisieren dürfen. Eigentlich nur ein Stand-By für einen Thrombektomie in Lokaler, weil die Omi mit ihren 98 Jahren von uns mit ASA 5 als zu schlecht für eine Narkose erachtet wurde, sich aber standhaft weigerte, ihren Oberschenkel samt daran hängendem, nicht durchblutetem Bein, abzugeben...
Ende vom Lied: Thombektomie funktionierte nicht, Operateur wollte dann unbedingt einen Fem-Pop basteln, ich habe ihm gesagt, dass ich die Omi gleich reanimieren darf, wenn ich da jetzt eine ITN machen soll, aber er war der Ansicht, dass sei ihre einzige, letzte Chance... Kurz: Einleitung, quasi während Einleitung schon Bradykardie, welche nahtlos in eine Asystolie überging, dann CPR, Supraperfusor, 4fach aufgezogen, und dann die Entscheidung, dass der Operateur die OP nicht mehr durchführen will, angesichts der Kreislaufprobleme... :-wand
find ich schlimm!
Ich auch. Ich weiß nicht, auf was für Grundlagen die ihre Entscheidungen treffen. OK, vielleicht kann man auch sagen, dass ein Patient ohne OP auf jeden Fall stirbt und mit OP wenigstens eine geringe Überlebenschance hat... aber muss man jeden um jeden Preis retten? Ich weiß es nicht...
O-Ton unseres Anästhesiechefs: "wir narkotisieren JEDEN - die Chirurgen müssen halt entscheiden, wie notwendig die OP ist" :-nix
Dazu fällt mir ein, dass die Gefäßchirurgen neulich auch eine 100jährige Omma mit Gefäßverschluss operieren wollten. Die ist, glaube ich, noch in der Einleitung verstorben....
unnötig!!!
Hoppla-Daisy
17.11.2011, 16:45
Grenzen erkennen ... ich glaub, das ist das, was einige verlernen mit der Zeit. Dass die Grenzen nicht immer Hand in Hand gehen mit den technischen/medizinischen Möglichkeiten, ist halt nicht so einfach einzusehen für Medizinfreaks, die das Auge für den Menschen verloren haben.
Kackbratze
17.11.2011, 17:01
Man muss nicht alles machen, nur weil es möglich ist.
Unsere Gefäßcowboys wurden auch gerade von der Anästhesie zurückgepfiffen.
Man muss halt auch erstmal lernen, wo die Grenzen wirklich sind. Als Assistent kann man das ja natürlich nicht sofort. Wo der gesunde Menschenverstand sagt "Das hat doch eh alles keinen Sinn", muss das nicht immer wirklich so sein.
das klingt gut! :-love schön, dasses dir gut geht, miss :-)
Yep, kann man so sagen :-)
Und *Wir narkotisieren jeden* kann ich so nicht bestätigen, in meinem Haus wird schon mal jemand *nicht narkosefähig* abgesetzt.
Es gibt aber immer mal wieder Patienten und Verläufe, die Chirurgen nicht so ganz begreifen, à la *wir heilen Omma schon* -nicht verstehend, daß die OP-Indikation definitiv ihr geringstes Problem ist. Ich will das aber auch gar nicht pauschalisieren, manche Aufschneider gucken schon mal über das Tuch bzw. den Tellerrand.
Heute mal wieder eine schwierige Intubation gehabt, eigentlich mit Ansage, Farbiger mit Pfannkuchengesicht mit ohne Hals, das aber in lang. Beatmung ging aber gut, so also überhaupt kein Stress. Kurzer Spatel, Langer Spatel, McCoy Spatel, drin :-) danach hätte jemand anderes gedurft, allerdings freut man sich ja schon, wenn man es selbst schafft, und den McCoy hab ich bisher nur an Puppen benutzt, in echt war auch mal eine (gute) Erfahrung. Miller war halt *aus*.
WackenDoc
17.11.2011, 17:15
Ich hab morgen ein Vorstellungsgespräch in ner Praxis für meine letzte Weiterbildungsphase FREU.
@Lava: Die Erfahrung kommt mit der Zeit.
Sebastian1
17.11.2011, 18:47
Ich habe Lavas Anästhesiechef mal im Rahmen einer Fortbildung kennen gelernt. Fand ich nicht in allen Punkten unkritisch, was er so von sich gegeben hat.
Ich bin im Übrigen froh, dass bei uns häufig frühzeitig genug interdisziplinär gesprochen wird, um ein Gesamtbild zu bekommen, wenn Patienten kritisch krank sind. Und dass man dann auch mal den Mut hat, nicht jedem Patienten ohne jegliche Progose noch zur vermeintlichen Beruhigung des eigenen Gewissens die Segnungen der maximalen Intensivmedizin angedeihen zu lassen.
Ich persönlich verkrafte es besser, den Angehörigen oder Patienten mitzuteilen, was Sache ist, als sie anzulügen und per Ordre de Mufti infauste Prognosen zu "therapieren". Musste ich bisher zum Glück nur sehr selten erleben.
Feuerblick
18.11.2011, 08:59
Wie sagte ein mir bekannter Sandmann mal zu mir "Weisste, es ist kein Problem, jemanden zu narkotisieren... die Kunst liegt darin, ihn auch wieder zum Wachwerden zu bringen".
Insofern finde ich die Besorgnis der Familie unseres 90jährigen nicht allzu weit hergeholt.
WackenDoc
18.11.2011, 17:42
Vorstellungsgespräch war erfolgreich- die letzte Phase der Weiterbildung ist gesichert.
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