Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Treffpunkt für gestresste Assistenzärztinnen und -ärzte
Thomas24
27.01.2012, 03:41
Das muß man echt lernen, am Anfang ist man echt zu naiv :-oopss und die Leute meinen es ja auch nicht immer böse (manche schon ;-) aber auch diese Namen merkt man sich dann).
Da es bei drohenden Neuaufnahmen über die Notaufnahme bei *Unlust* der zuständigen ITS zu perfiden Abschiebeaktionen kommen kann, gern auch mit Duellsituation Assi-gegnerischer OA, muß man gut vorbereitet sein (Sichtung der Bettensituation im System, besser noch Ortsbegehung). Da wird nämlich gern mal behauptet, man hätte kein Bett, oder die freien Betten wären ja gar nicht aufgefallen etc. Und niemals niemals Zweifel oder Angst zeigen :-))
Wenn doch eine Verlegung von der internistischen auf die anästhesiolog. ITS droht (halt meine Station, das gibts alles umgekehrt auch ;-)), dann muß man einfach das schlimmste internistische Polytrauma im Gegenzug verlegen (man sackt ja manchmal im Rahmen des Rea-Phones so einiges ein :-oopss) -Konter Turf :-D (sonst hasst Dich außerdem die Pflege, und mehr Patienten bedeutet auch einfach weniger Zeit für jeden einzelnen)
(und es ist -zumindest bei mir- ja auch nicht böse gemeint, aber ich finde, Patienten sollten da hin, wo sie am besten -fachspezifisch- versorgt werden, und da will ich halt auch erstmal, daß die da hin gehen, wenn es geht.
Und ich übernehm auch unproblematisch *schlechte* Patienten aus der Peripherie. Wenn die aber einfach nur schlecht sind, weil geschlampt worden ist, dann werd ich schon mal pissig.
Hach ja, aber ich hab ja jetzt erstmal Urlaub :-dance
Ja, die Naivität legt sich aber recht schnell, wenn man mal so richtig reingefallen ist:-))
Turfs erfolgen aber nicht nur aus Faulheit oder Bosheit, sondern manchmal auch im Interesse des Patienten.
Zumindest von unserer Seite (Auge) kann ich behaupten, dass die meisten Turfs in die Innere/ ITS erfolgen, weil bei uns weder das Personal (weder ärztlich, noch Pflege), noch das Equipment, noch das Know How (wie war das noch mit der CPR?) vorhanden ist richtig schlechte Patienten ausserhalb unseres Fachgebiets zu führen- oder weil die Anästhesie ein Überwachungsbett haben möchte. Internistisch schlechte Patienten liegen bei uns und (zumindest in unserer) Derma denkbar falsch...
Auch wenn das von der übernehmenden Kliniken gerne mit Unwillen oder Unglauben quittiert wird. Kann mich noch an den konsiliarischen Internisten erinnern, der sich in angeranzter Laune die Ausstattung bei uns angeguckt hat ("das kann doch alles gar nicht sein, was Sie mir da erzählen!"), um dann kleinlaut an seine eigene Klinik zurückzutelefonieren: "Du, die haben hier wirklich keinen Überwachungsmonitor, die haben hier noch nichtmal Perfusoren auf der Station und kein Ebrantil im Schrank, das EKG steht in der HNO...den müssen wir jetzt echt zu uns nehmen" Ach ne, ist wahr? Wir haben dich nicht dreist angelogen, um uns Arbeit zu sparen?:-(
Wir bieten unsererseits natürlich immer an, unsere ausgelagerten Problemfälle täglich mindestens einmal zu visitieren, und wenn Sie allgemein besser drauf sind, auch wieder zurückzunehmen. Gehört sich doch so-:peace:
Espressa
27.01.2012, 05:44
Oh ja Thomas, das Problem haben wir auch.
Insbesondere Internisten sind sehr sperrig, machen ja schon nicht mal Konsile, die nur wenn man mehrere Tage hinterhertelefoniert hat. (Um dann mit wehenden Fahnen den Patienten SOFORT mitzunehmen, wenn sie denn mal da waren... alles schon erlebt.)
Oder die immunsupprimierte Patientin mit Zoster (OHNE Augenbeteiligung!), bei der ich telefonisch nach Therapieoption fragte, da mir bekannt ist dass es mit Zostex nicht so unkritisch ist... "Zoster.., ja da gibt man doch eh immer Aciclovir, oder? Wie Brivudin, was soll das sein..." - da hat man den Eindruck dass sich da auch keiner irgendwie genauer auseinandersetzen will, hauptsache der Augenarzt soll das dann schon richtig machen...
Hatten auch mal eine Patientin von einer fremden internistischen Klinik übernommen, die wir nicht mal operieren konnten da sie nicht narkosefähig war - wir mussten sie wieder an die fremde internistische Klinik zurückgeben, da unsere Internisten nicht gewillt waren sich ihrer anzunehmen und evt. etwas Abklärung und Therapie zu betreiben, schon traurig. (Wir sind Maximalversorger, die anderen ein kleines Haus mit hoher Quote nicht-deutsch-sprechender Ärzte...)
So sagt da ja auch keiner was, Thomas :-)
(aber wir wissen alle, daß es da ganz andere Sachen gibt...)
Kackbratze
27.01.2012, 10:05
Wir bieten unsererseits natürlich immer an, unsere ausgelagerten Problemfälle täglich mindestens einmal zu visitieren, und wenn Sie allgemein besser drauf sind, auch wieder zurückzunehmen. Gehört sich doch so
Absolut. Schlimm finde ich, wenn "gemeinsame Patienten" von operativen Abteilungen aus abrechnungs-/egozentrischen Gründen nicht verlegt werden dürfen, obwohl im postoperativen Verlauf nicht mehr der Primäreingriff sondern die Folgen/Komplikationen des Primäreingriffs im Vordergrund stehen und die behandelnde Abteilung mit dem Management definitiv überfordert ist. :-kotz
Leelaacoo
27.01.2012, 10:10
Also jetzt will ich auch mal für die Internisten eine Lanze brechen: in welche Fachrichtung wird denn am meisten "geturft"? Eben...das ist nicht immer böse gemeint, und ich habe in meiner Zeit genug Leute übernommen, bei denen ich dachte: Ok, das hätten die auch hinbekommen...aber der Pat. ist einfach besser versorgt in der Inneren und die haben ja ihre eigenen Probleme auf der Psych/Neuro/Chrirugie/Nch etc. Aber fast alle > 70jährigen in einer Klinik haben IRGENDETWAS internistisches...d.h. man hat an gewissen Tagen das Gefühl, man bekommt von allen Fachrichtungen etwas, was zu komplex/zu geriatrisch/ zu viele Medis/ zu viel Diarrhoe/ zu viel Demenz o.ä. hat. Und natürlich muss man sich damit auseinandersetzen, weil man dieses Fach ja offenen Auges gewählt hat...aber es gibt eben Spitzen, wo man das Gefühl bekommt, der "Mülleimer" der Klinik zu sein (nicht böse verstehen, ich versorge alle Patienten gerne und jeder verdient die beste Behandlung...).
LG Lee
...aber es gibt eben Spitzen, wo man das Gefühl bekommt, der "Mülleimer" der Klinik zu sein (nicht böse verstehen, ich versorge alle Patienten gerne und jeder verdient die beste Behandlung...).
Wer hat das Gefühl nicht?? Alles, was irgendwo einen blauen Fleck hat, wird erstmal unfallchirurgisch vorgestellt. Egal, ob der Blutzucker bei 400 liegt, ein Auge halb raushängt oder der Patient ne neu aufgetretene Hemiparese hat. Und wenn der Patient tausend Sachen hat und ihn trotzdem niemand aufnehmen will - er hat bestimmt auch Rückenschmerzen und damit nehmen wir ihn auf :-kotz
Ansonsten kann ich immer noch nicht verstehen, warum man arme, demente Patienten, die nicht mehr leben wollen, aber in die Hände der Intensivmedizin geraten sind noch meint, dauerdialysieren zu müssen...
Schau Dir die Bilanzbuchführung des KfH an, dann weißt Du wieso.
...Influenza noch Noro, aber zwischen vereinzelten banalen Atemwegsinfekten eine Invasion von Depressiven und/oder somatoform Gestörten.
In der Saison 2010/11 war der "peak" der Influenzaerkrankungen aber auch erst im Februar.
WackenDoc
27.01.2012, 16:51
Noro haben wir auch immer mal wieder einen. Plus normale Gastroenteritiden. Scheint ne Welle zu sein.
Atemwegsinfekte sind auch grad gut dabei.
Einen Patienten hatten wir tatsächlich,der Tamiflu bekommen hat. Klinik hat gepasst wie Faust auf Auge.
dreamchaser
27.01.2012, 17:45
Wir bieten unsererseits natürlich immer an, unsere ausgelagerten Problemfälle täglich mindestens einmal zu visitieren, und wenn Sie allgemein besser drauf sind, auch wieder zurückzunehmen. Gehört sich doch so-:peace:
Hierbei musste ich an Folgendes denken: 82-jährige Dame war in unserer Augenklinik gekommen bei erhöhtem Augeninnendruck. Ist dort in der Ambulanz umgefallen, reapflichtig geworden. Untre Reabedingungen (insg. 30 min. reanimiert) auf meine ITS gekommen, von uns mit pass. Schrittmacher etc. versorgt, soweit stabilisiert, dann Coro mit Tako-Tsubo-Kardiomyopathie gehabt. Patientin lag gerade wieder nach der Coro bei uns, ich hab gerade die Beatmung eingestellt, steht da eine etwas schüchterne Augenärztin, die meint, sie würden nachher noch gerne den Augeninnendruck messen bei der Patientin. Ich habe sie glaube ich etwas ungläubig angeschaut, aber als ich merkte, dass sie das ernst meinte, habe ich ihr freundlich erklärt, dass die Patientin jetzt wohl andere Probleme hätte. Sie wollte ihr dann gerne Diamox geben, aber wir haben uns dann aufgrund der Gesamtsituation für Augentropfen entschieden ;-) - die haben wir natürlich brav gegeben. Ich glaube, die war von der ganzen Situation noch völlig geschockt.
Die Patientin hat übrigens ohne Neuro-Defizit überlebt und am Ende dann ihrem Schrittmacher bekommen :-) Und gut sehen konnte sie am Ende auch noch.
Thomas24
27.01.2012, 17:59
Hierbei musste ich an Folgendes denken: 82-jährige Dame war in unserer Augenklinik gekommen bei erhöhtem Augeninnendruck. Ist dort in der Ambulanz umgefallen, reapflichtig geworden. Untre Reabedingungen (insg. 30 min. reanimiert) auf meine ITS gekommen, von uns mit pass. Schrittmacher etc. versorgt, soweit stabilisiert, dann Coro mit Tako-Tsubo-Kardiomyopathie gehabt. Patientin lag gerade wieder nach der Coro bei uns, ich hab gerade die Beatmung eingestellt, steht da eine etwas schüchterne Augenärztin, die meint, sie würden nachher noch gerne den Augeninnendruck messen bei der Patientin. Ich habe sie glaube ich etwas ungläubig angeschaut, aber als ich merkte, dass sie das ernst meinte, habe ich ihr freundlich erklärt, dass die Patientin jetzt wohl andere Probleme hätte. Sie wollte ihr dann gerne Diamox geben, aber wir haben uns dann aufgrund der Gesamtsituation für Augentropfen entschieden ;-) - die haben wir natürlich brav gegeben. Ich glaube, die war von der ganzen Situation noch völlig geschockt.
Die Patientin hat übrigens ohne Neuro-Defizit überlebt und am Ende dann ihrem Schrittmacher bekommen :-) Und gut sehen konnte sie am Ende auch noch.
30 min reanimiert und keine neurologischen Defizite? Das war aber eine gute Rea von euch...;-)
Klingt zwar süß von der Kollegin auf die ITS zu kommen, um den Augeninnendruck zu checken, gehört sich aber auch so - "erhöhter Augeninnendruck" ist ja nicht gleich "erhöhter Augeninnendruck". Ein jahrelang bekanntes POWG regt ja bei 82 jähriger Dame mit frischem Infarkt sicher niemanden auf- einen etwaigen Winkelblock liegen zu lassen, wäre aber unschön (spätestens wenn die Dame wieder wach ist und dir auf die Schuhe k*tzt wg. Übelkeit und Schmerzen);-)
Häh? Tako - Tsubo Kardiomyopathie? Du meine Güte, was es nicht alles gibt- gut, das wir Schamanen im Ernstfall das Rea Team rufen können (oder die Hornhautbank...):-blush
Espressa
27.01.2012, 18:14
War Gott sei Dank nicht in meinem Dienst, aber es sind auch schon Leute gestorben die als Augenpatienten kamen. Letztens sogar ein relativ junger Kerl, Zentralvenenthrombose, Lungenembolie, Rea, Exitus.
dreamchaser
27.01.2012, 18:47
30 min reanimiert und keine neurologischen Defizite? Das war aber eine gute Rea von euch...;-)
Klingt zwar süß von der Kollegin auf die ITS zu kommen, um den Augeninnendruck zu checken, gehört sich aber auch so - "erhöhter Augeninnendruck" ist ja nicht gleich "erhöhter Augeninnendruck". Ein jahrelang bekanntes POWG regt ja bei 82 jähriger Dame mit frischem Infarkt sicher niemanden auf- einen etwaigen Winkelblock liegen zu lassen, wäre aber unschön (spätestens wenn die Dame wieder wach ist und dir auf die Schuhe k*tzt wg. Übelkeit und Schmerzen);-)
Häh? Tako - Tsubo Kardiomyopathie? Du meine Güte, was es nicht alles gibt- gut, das wir Schamanen im Ernstfall das Rea Team rufen können (oder die Hornhautbank...):-blush
Ich hab keine Ahnung, was die Dame ophthalmologisch hatte. Die Anästhesisten hatten auch schon fleissig Atropin reingekippt, bevor sie zu uns kamen - soll ja auch nicht immer so gut sein für die Äuglein. Aber davon hab ich als Internist so gar keine Ahnung...
Ja, die Rea war echt gut gelaufen. Die Dame war richtig nett und die Familie auch. Das hat mal richtig Spaß gemacht.
Atropin macht ja auch nur dann was, wenn die Dame einen Engwinkel hatte, ansonsten ist das völlig schnuppe. Und in diesem Fall vertrete ich dann doch gerne die Meinung Leben vor Auge :-D Dennoch sollte die Patientin aufgrund eines Glaukomanfalls gekommen sein und nicht nur wegen eines "normalen" Glaukoms, das suboptimal eingestellt war, so war die Aktion, auch auf der ITS den Druck zu messen und das Auge anzuschauen, das einzig Richtige, was die Kollegin tun konnte. Denn da kann man je nach Ausgangslage auch gerne mal innerhalb weniger Stunden bis Tage erblinden.
Meistens klappt die interdisziplinäre Zusammenarbeit aber doch wirklich gut. Man erzählt halt gerne das, was schief/doof/ungünstig/unverschämt gelaufen ist und vergisst all das, was super ging. Mit den Internisten in meinem alten Haus kann ich mich nur an eine Situation erinnern, die wirklich maligne war, alles andere war völlig ok. Nur die Patientin mit der frischen Zentralarterienembolie, RR von 240/130 und bisher unbekannter TAA wollte ich einfach nicht bei uns führen, was die Internistin milde belächelte und mit den gerne genommenen Worten "Ach, ich dachte, Sie hätten auch mal Medizin studiert" quittierte. Naja, wie gesagt, eigentlich lief es sonst immer gut.
dreamchaser
27.01.2012, 19:21
Ich denke, man sollte immer versuchen höflich zu bleiben - man selbst sieht ja nicht, was für schwachsinnige Konsile man selbst ausstellt. Klar muss ich lächeln, wenn mich die HNO fragt, was sie bei einem Kalium von 2,9 tun sollen. Aber ok, ich schicke ja auch die Hörminderungen, bei denen das Cerumen einfach zu fest im Gehörgang steckt, zu denen. Also bekommt erstmal jeder eine Antwort von mir.
teletubs
27.01.2012, 20:08
Also jetzt will ich auch mal für die Internisten eine Lanze brechen: in welche Fachrichtung wird denn am meisten "geturft"? Eben...das ist nicht immer böse gemeint, und ich habe in meiner Zeit genug Leute übernommen, bei denen ich dachte: Ok, das hätten die auch hinbekommen...
Also heute haben mir die Chirurgen ohne Anfrage eine Patientin förmlich weggerissen :-oopss Und eine andere Pat. wollten sie mir auch entreissen, weil sie keine Synkope hatte, sondern einfach nur gestürzt war. Ja gibt´s denn das?
Auf der anderen Seite werden wir dann wieder in der Luft zerrissen, wenn wir sie net konsiliarisch dazuziehen...der Dienst-OA ist heute mal wieder unausstehlich :-kotz Aber dann fragt man sich, wieso er so einen Job ergriffen hat. Chirurgie auf dem Notfall ist nun mal net planbar!!! :-???
Wie jetzt? Ich dachte, Eure Termine für 'ne akute Appendizitis hättet Ihr immer mit drei Monaten Vorlauf vergeben :-D
teletubs
27.01.2012, 20:28
@Muri: Das machen vielleicht die Chirurgen ;-) Und dann bekommt jeder Pat. eh noch ein CT! :-nix Und selbst wenn wir Mediziner mal einen haben und die Chirurgen ihr CT bekommen, zweifeln sie immer noch an unserer Diagnose :-kotz Junger Pat. muss erst septisch werden und intraoperativ sieht man dann ´ne Perf :-kotz
Hoppla-Daisy
27.01.2012, 20:30
Mein erstes Gehalt :-dance :-party :-dance :-party :-))
@daisy:
extrem coole sache :-)
Powered by vBulletin™ Version 4.2.3 Copyright ©2024 Adduco Digital e.K. und vBulletin Solutions, Inc. Alle Rechte vorbehalten.