Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Treffpunkt für gestresste Assistenzärztinnen und -ärzte
Moonchen
04.04.2012, 15:58
Flausche und LMD: :knuddel:
Flauscheding
04.04.2012, 17:37
Huhu,
heute gehts schon wieder. Liegt aber sicher auch daran, dass ich angesprochen wurde ob alles klar sei. Scheint, als hätte da einer der OÄs gemerkt, dass was nicht ganz in Ordnung ist.
Aber ich habs nicht angesprochen. Mein Ansprechpartner, den ich mir eigentlich heute schnappen wollte, hatte Dienst und war nicht da und so frag ich mich jetzt, ob ich überhaupt was sagen soll.
War ja nichts wirklich schlimmes medizinisches. Kein Pat. gestorben oder so, aber allein gelassen fühl ich mich irgendwie trotzdem. Will jetzt aber auch kein Faß aufmachen. Irgendwie alles ziemlichh doof :-(.
Naja, heute gehts jedenfalls besser...
Und obendrein noch ein sterbender Patient auf Station. Hab die Angehörigen angerufen, gekärt, dass wir nichts mehr machen, "Kommen Sie schnell, er wird heute Nacht versterben", die waren auch die ganze Nacht da - und natürlich lebt der Patient immer noch. :-oopss
hatte ich neulich auch...in rücksprache mit oa angerufen....und am nächsten morgen wollten mich die angehörigen verklagen, ich hätte ihr leben zerstört, der patient würde ja immer noch leben....
ich glaub es geht los!!!
Hellequin
04.04.2012, 17:51
Bei sterbenden Patienten habe ich es mir aber mittlerweile aber auch angewöhnt, keine zeitliche Prognosen von definierten Zeiträumen abzugeben, da kann man unter Umständen halt einfach sehr danebenliegen und die Leute neigen einfach dazu das als definitiven Zeitansatz zu verstehen. Ich spreche dann eher von einer Zustandsverschlechterung, die in absehbarer Zeit zum Tode führen wird und das wir nicht ausschließen können, das der Tod unter Umständen auch in den nächsten Stunden eintritt.
Relaxometrie
04.04.2012, 18:06
Bei sterbenden Patienten habe ich es mir aber mittlerweile aber auch angewöhnt, keine zeitliche Prognosen von definierten Zeiträumen abzugeben, da kann man unter Umständen halt einfach sehr danebenliegen und die Leute neigen einfach dazu das als definitiven Zeitansatz zu verstehen. Ich spreche dann eher von einer Zustandsverschlechterung, die in absehbarer Zeit zum Tode führen wird und das wir nicht ausschließen können, das der Tod unter Umständen auch in den nächsten Stunden eintritt.
Genau DAS halte ich für das einzig richtige und seriöse Verhalten in diese Situation.
Ja. Hab mich ein bisschen dazu hinreißen lassen von den Internisten. Die haben so getan, als würde er in den nächsten Minten sterben. Mein eigenes Gefühl hat mir was anderes gesagt... aber es hätte auch gut so kommen können. Naja, ich geh gleich zum Dienst. Also mal gucken, ob er noch da ist :-blush
Leelaacoo
04.04.2012, 18:52
Ein Kollege von mir hat mal die Angehörigen eines "finalen" Pat. angerufen, und der sah wirklich so aus....und dann kam die ganze Familie, wurde darauf vorbereitet, dass der Pat. bewußtlos ist und bald verstirbt, sehr einfühlsames Gespräch...und dann gingen die ins Zimmer und kamen 10 Minuten später raus: "Eh, der Opa hat grad die Augen aufgemacht und gesagt, er will jetzt was trinken!"...und der Opa hat auch noch ein paar Wochen gelebt (war natürlich sehr krank...aber manchmal mobilisieren sich da noch ungeahnte Kräfte). Demletzt habe ich im ND eine Dame aufgenommen aus dem Schockraum, intubiert vom Notarzt, infauste Hirnstammblutung...mit den wirklich sehr verständigen Angehörigen gesprochen, sie war 85 Jahre alt und hat immer immer gesagt, sie wolle nicht als Pflegefall enden und hätte nicht die letzten Stunden beatmet verbringen wollen, zumal sie noch ein Malignom hatte. Also haben wir extubiert und ich war mir sicher, dass sie nach einigen Minuten verstirbt, da sie vorher nur 3 Atemzüge/min gemacht hat. Und dann hat sie noch fast 1 Tag gelebt, bis sie einklemmte. Mit SpO2 von 100%, prima RR und wunderschönem Sinusrhythmus...war für die Angehörigen schwierig, aber sie haben wirklich bewundernswert ausgeharrt und waren auch ganz froh, dass sie so lange und bis zum Ende dabei sein konnten.
LG Lee
WackenDoc
04.04.2012, 19:10
Aber besser so als andersrum.
Ziemlich alte Patientin wurde eingeliefert- weiss grad nicht mehr warum. Dyspnoe oder so.
Tochter total besorgt und fragt noch, ob sie ruhigen Gewissens fahren kann. Mutter war da stabil, kein Grund zu glauben, dass sich das die Nacht über ändert. Hab zwar noch gesagt, dass man in dem Alter nie weiss, aber dass keine akute Gefahr besteht.
Nächsten Tag kam ich zum Dienst- Patientin inzwischen versorben.
Hatte innerhalb weniger Stunden nen akutes Abdomen entwickelt, sollte operiert werden und war noch in der Einleitung verstorben.
Das mit den "ewig Lebenden" kenn ich auch: Patient mit V.a. Lungenödem eingeliefert. Patientenverfügung vorhanden und von den Angehörigen wurde der Wille des Patienten, dass er eigentlich sogar gar nicht in´s Krankenhaus will, nochmal bestätigt.
Jedenfalls war der Patient richtig schlecht dran. Unregelmäßige Atmung, schlechte Sättigung, kaum Druck. Sah so aus, dass das nicht mehr lange gehen kann.
Wir haben dann erstmal nur Monitoring und was Basistherapie betrieben(wir gingen da noch von ca. 30min aus).
Kurz vor der Übergabe fast 2 Stunden später lebte er immer noch. Also doch nochmal richtig aufgenommen, RöThorax etc.
Am nächsten Tag kam ich zum Dienst: Patient bei alterentsprechendem Wohlbefinden entlassen, hat morgens noch rumgenölt, dass er ja noch nie im Krankenhaus war, dass er da gar nicht hin wollte und jetzt gehen wolle.
So kann´s gehen.
Klingt ja irgendwie nicht gut bei euch beiden? Ist wer verstorben durch euer handeln oder eher mangelnde Hilfe vom Hintergrund?
Ich bin mir unsicher, ob ich das schreiben kann, was mir wirklich passiert ist. Letztendlich kann ich sagen, es ist keiner durch mein Handeln zu schaden gekommen, doch ich war allein, viel zu allein. Ich habe es dem OA ausreichend kommuniziert, dass ich nicht allein im Dienst sein will, mehrfach. Er entschied es andes. Ab um 1 war ich allein, ich könne ihn ja anpiepen- er würde kommen. Ich habe das Chaos, was er hinterlassen hat mit einem Totenschein beendet. Der totenschein war dabei das geringste Problem. Ich hatte 2 Fälle bei dem ich sein statement brauchte. ich piepte ihn 2 mal an. Er kam nicht.
Ich will nicht mehr schreiben, aber das ist die geschönte Version, die Wahrheit mit den details ist drastischer, schlimmer und unverantwortlich. und ich kann nur sagen, dass ich je mehr abstand ich dazu habe immer wütender werde...
Ich hatte auch gelegenheit, dass heute entsprechend zu kommunizieren, mir wurde unterstützung zugesagt. ich schreibe morgen noch eine mail an die dienstplan-schreiberin, dass ich es nicht zum Wohle der Patienten verantworten kann mit ihm wieder zusammen zu arbeiten, weil mir die Erfahrung fehlt, um die Probleme, die er mir hinterlässt, zu händeln. wenn ich mir damit ärger einhandel, dann ist das okay, aber ich kann wenigstens ruhigen gewissen nach hause gehen, wenn der tag vorbei ist.
@lmd: schade, dass das so gelaufen ist...ganz wichtig dabei: dokumentieren!!! so ist man selbst wenigstens auf der sicheren seite falls nachfragen kommen.
und kommunizieren, dass man in dieser dienstkonstellation keinen dienst machen möchte find ich auch völlig i.o.! *daumen hoch*
Bei sterbenden Patienten habe ich es mir aber mittlerweile aber auch angewöhnt, keine zeitliche Prognosen von definierten Zeiträumen abzugeben, da kann man unter Umständen halt einfach sehr danebenliegen und die Leute neigen einfach dazu das als definitiven Zeitansatz zu verstehen. Ich spreche dann eher von einer Zustandsverschlechterung, die in absehbarer Zeit zum Tode führen wird und das wir nicht ausschließen können, das der Tod unter Umständen auch in den nächsten Stunden eintritt.
mach ich genauso...blöd nur, wenn einem dann die angehörigen am nächsten tag vorwerfen, man hätte gesagt, es handle sich um eine infauste prognose (ich hasse dieses wort und habe es dementsprechend auch nicht verwandt) und so weiter und so fort.....man oh man...wie gesagt gute dokumentation ist alles!
Flausche und lmd, das klingt ja furchtbar. Fühlt euch dicke gedrückt!
Gestern auch den ersten Notaufnahme-Dienst überlebt. Hätte im Notfall ein gutes Backup von Station gehabt, da wir mal ausnahmsweise auf der Stroke gut besetzt waren. War aber gar nicht nötig, ich hatte mal wieder Dienstglück und nicht viele Patienten, so dass es sogar eher ein gemütlicher Dienst war und ich ne Stunde schwätzen gehen konnte mit Kolllegen, ha! :-)
MissGarfield83
05.04.2012, 11:04
@maja : Das rächt sich in einem deiner nächsten Dienste ;-) Aber schön dass du nen "sanften" Einstieg hattest ...
Ja, das fürchte ich auch ;) Aber diese Woche sind alle Patienten schon Montag gekommen und haben die Notaufnahme gestürmt, da war wohl einfach nichts mehr übrig...
Und zum Thema Prognosen über erwartete Lebenszeit - in einem meiner ersten Spätdienste hab ich nen Patienten von periher auf die IMC gelegt in soporös mit ner Sättigung von 61% (und DNR/DNI, aber der Stationsarzt bestand auf die IMC *hmpf*) wegen Herzinsuffizienz/Stauungspneumonie/alt/krank. Habe den Angehörigen dann auch gesagt, dass es aktuell nicht gut ausshieht und die Möglichkeit besteht, dass er die Nacht nicht schafft. Tja, nachdem seine Frau sich in den folgenden Tagen mehrfach von ihm verabschiedet hat, haben wir ihn zwei Wochen später in die Reha verlegt :-wow der Patient selbst war davon allerdings, sowie wieder etwas ansprechbar, alles andere als begeistert.
Bei uns hatte gestern auch ne Neurologin ihren ersten oder zweiten Dienst. Die hat dann irgendwie jeden zweiten Patienten oder so bei den Internisten vorgestellt - die Internistin muss sich gefühlt haben, als würde die einen Famulanten betreuen :-P
"Mein" sterbender Patient von vorgestern hat es dann doch gestern Abend geschafft.
MissGarfield83
05.04.2012, 12:57
@lava : Warst du nicht in deinem ersten Dienst auch furchtbar unsicher? Bei nem Fach wie Neuro kann ichs verstehen wenn man nen erfahrenen Kollegen nochmal auf die Innere Seite schauen lässt, vor allem im ersten Dienst und vor allem wenn man sehr krankes internistisches Patientengut hat. Sei nicht so streng mit ihr ...
Mich hat's ja nicht getroffen, ich fand's nur amüsant.
"Meine" Internistin hat mich im Nachtdienst auch schon mal ganz schön gerettet. Aber wenns um richtig neurologische Krankheitsbilder geht, haben die davon einfach kaum Ahnung, was ja auch ok ist. Ich finde jedoch unser Notaufnahmekonzept sehr gut, wo man sich eben auch mal untereinander hilft, wenn man gerade so gar nicht weiter kommt. Die diensthabende Internistin von gestern wäre mir da allerdings keine große Hilfe gewesen. Ich kann jedenfalls medizinisch nicht nachvollziehen, warum man eine junge Frau, die aus unklaren Gründen komatös ist, ne Stunde liegen lässt, bevor man Mal anfängt, Diagnostik zu betreiben :-nix:-???
Als Ergänzung: zwar war das gestern amüsant, aber eigentlich ist es eher traurig, dass die Neurologen Leute Dienste machen lassen, die weder gut Deutsch sprechen noch wissen, wie man ein Konsil anmeldet... wie gesagt: da hätte man auch einen Famulanten aus Indien hinstellen können.
WackenDoc
05.04.2012, 14:38
Auf in die letzten 3 Stunden Arbeitvor dem Wochenende.
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