Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Treffpunkt für gestresste Assistenzärztinnen und -ärzte
Klingt super, Daisy! :-) Dann verstehe ich jetzt auch Deinen FB-Staus. :-D
LG
Ally
Ok, ich hatte das jetzt eher so aufgefaßt wie "ich will diese Verantwortung nicht, nehmt sie weg!"
Unsicherheit und Selbstreflexion gehören natürlich dazu, denn: jeder von uns macht Fehler und wird auch weiterhin welche machen, das gehört einfach dazu. Aber man darf sich davon nicht lähmen lassen, denn irgendwer muß den Job erledigen. Und ich glaube, Ihr macht das gar nicht schlecht, also laßt Euch nicht von der Verantwortung schrecken :-top
Schrecken von der Verantwortung isses nicht, wirklich eben die Entscheidung, isses jetzt was oder nicht. Das macht mich immer ein bisschen nervös bei den ambulanten in der rettungsstelle.
netfinder
22.04.2012, 13:32
Das ist aber dann doch die Verantwortung, oder? Wenn du nicht entscheiden muesstest, waers einfacher. Oder wieso bist du dann nervoes?
Schrecken von der Verantwortung isses nicht, wirklich eben die Entscheidung, isses jetzt was oder nicht. Das macht mich immer ein bisschen nervös bei den ambulanten in der rettungsstelle.
Mit mangelnder Erfahrung (und solange bist du ja noch nicht im Geschäft) ist man einfach nervöser, als mit mehr Erfahrung.
Wird meist besser, kann aber auch so bleiben.
Wichtig finde ich, die eigenen Grenzen zu kennen und notfalls Rücksprache mit erfahreneren Kollegen zu halten.
Zudem mag ich mein Bauchgefühl, das hatte bislang meistens Recht ;-).
@ Daisy
geniale Story!! *lol*
Ich hasse auch diese Situationen, in denen man sich keinen Reim darauf machen kann, was los ist. Wenn man überzeugt ist, dass irgendetwas im Busch ist, aber keine Ahnung hat, was. Wenn keine wirklich wegweisenden Befunde da sind, und man nicht weiß, ob man den Patienten guten Gewissens einfach mal so schicken kann. Daher mag ich es in einer Gemeinschaftspraxis zu arbeiten, wo wir in Nichturlaubszeiten immer zu zweit oder dritt gleichzeitig da sind. Da kann man sich bei Unklarheiten mal eben schnell den Kollegen dazu holen. Vier Augen sehen halt doch mehr als zwei. Und kollegialer Austausch ist eine tolle und wichtige Sache, die ich als Alleinkämpfer doch sehr vermissen würde.
Leelaacoo
22.04.2012, 20:19
Ich habe festgestellt, dass diese "Angst" kurvenartig verläuft...am Anfang macht man sich nen Kopf um jede Begebenheit, zum Teil bleiben manche Dinge einfach hängen und man ruft am Wochenende auf der Station an, um nachzufragen, ob alles ok ist...man behält alle Patienten da etc. Dann, nach ca. 1/2 -1 Jahr bekommt man etwas Aufwind, traut sich mehr...und dann kann es passieren, dass man vor lauter Selbstvertrauen Dinge nicht ernst genug nimmt...und auf dem Boden der Tatsachen landet...und so geht es munter weiter, nur dass die Gesamtkurve ansteigt. Wenn ich ehrlich bin, ich handle jetzt nach 6 Jahren meistens sogar vorsichtiger, als am Anfang, einfach, weil man schon mehr schlimme Dinge (allgemein, bei sich, bei Kollegen) gesehen hat. Auch als Notarzt fühle ich mich häufiger unter Druck als am Anfang... entweder ists das Alter oder das Ansammeln von Negativerfahrungen. Ist auch gut so, finde ich, nur lähmen darf es einen nicht und auch nicht zum Kontrollfreak werden lassen...habe da schon Kolleginnen dran kaputt gehen sehen... also ab einem gewissen Punkt auch mal abschalten...wenn man für sich das Richtige getan hat und sich Mühe gab und nicht nur aus "Faulheit" Dinge unterlassen hat...und dann doch was anders oder schief läuft...that's life.
LG Lee
Relaxometrie
22.04.2012, 20:27
Gute Zusammenfassung, Lee :-top
Ich habe festgestellt, dass diese "Angst" kurvenartig verläuft
Da gibt es doch den Spruch, der die Stadien der ärztlichen Laufbahn so zusammenfasst:
"berechtigte Unsicherheit, unberechtigte Sicherheit, unberechtigte Unsicherheit und berechtigte Sicherheit".
Leelaacoo
22.04.2012, 20:30
Da gibt es doch den Spruch, der die Stadien der ärztlichen Laufbahn so zusammenfasst:
"berechtigte Unsicherheit, unberechtigte Sicherheit, unberechtigte Unsicherheit und berechtigte Sicherheit".
Genau so isses:-top (nur weiß ich grad mal wieder nicht, wo ich stecke :-)) )
LG Lee
Hoppla-Daisy
22.04.2012, 20:35
Ich hab nur echt Schiss vor dem Moment, wo es jemandem auf Station so richtig dreckig geht und ICH im Dienst dann diejenige bin, die adäquat und sicher handeln muss. Klar, ich bin die Ärztin, ich hab das gelernt.... aber hallo???? Bis jetzt echt vieles nur theoretisch! Und gerade dieses Gefühl macht unsicher. Das Wasser wird zwar wärmer, aber es ist noch immer im unkomfortablen Bereich :-nix
Bei mir ist es z. B. so, dass ich in meinem Fachgebiet in Famulaturen und PJ bereits sehr viel selbst machen konnte und mir da echt viel beigebracht worden ist, so dass ich - trotz Anfängerstatus - glaub ich keine so schlechte Figur abgegeben habe, so dass mir der Welpenstatus irgendwie zu früh abgesprochen wurde. Meine Unzufriedenheit und Überforderung wuchs. Ich hatte ständig das Gefühl, als würde von mir erwartet werden, bereits so fit zu sein wie die Assis, die bereits seit Jahren in dem Bereich tätig sind und vieles einfach so "aus'm Lamäng" ("aus der lockeren Hand") machen. Ich KANN das einfach noch nicht! Mir fehlt die Routine, mir fehlt häufig einfach das Wissen im organisatorischen Bereich. Und ich bin natürlich auch noch langsamer, weil ich noch nicht sooooooo fingerfertig bin und auch noch länger überlegen muss bei vielen Dingen. Man will ja auch nix verpassen. In einem solchen Moment fühlt man sich einfach *******, wenn einem gesagt wird, man sei zu langsam und müsse schneller werden. Für einige Tage (Wochen?) hab ich es in mich reingefressen und fühlte mich extremst unwohl in meiner Haut, wurde ruhiger, lächelte nicht mehr so viel und dachte sogar schon daran, mir was Anderes zu suchen, wo ich mich dann erstmal "blöder" anstellen würde. Als dann nochmal geballt (ja, ist unheimlich toll, wenn das gesamte Assiteam en bloc auf einen einprasselt mit seiner Kritik) die ganze Ladung kam, hab ich echt die Tränen runterschlucken müssen und erstmal gesagt, dass ich mich mitunter total überfordert fühlen würde und auch allein gelassen. Keine Ahnung, ob das geholfen hat. Jedenfalls bilde ich mir ein, dass seitdem alles ein wenig entspannter ist. Es kam auch schon der Kommentar, dass sie offenbar vergessen hätte, wie man sich als Anfänger fühlen würde. Antwort meinerseits: "JAHAAAAAAA! DAS scheint mir auch so!"
Ich denke, dass ich mit all diesen Gefühlen nicht allein dastehe und es uns Anfängern eigentlich mehr oder weniger allen so geht. Und ich hege die Hoffnung, dass das Gefühl der Insuffizienz (obwohl man es doch eigentlich gar nicht ist, sondern nur unerfahren) schneller nachlässt, wenn einem Verständnis und nicht Unbill entgegen schlägt.
Feuerblick
22.04.2012, 20:38
So ganz verlässt einen das Gefühl der Unsicherheit nie, glaube ich. Es gibt Zeiten, da fühlt man sich wie der König der medizinischen Welt und dann hat man Tage, an denen man an sich, am Beruf und an jeder Entscheidung zweifelt. Und die Facharztprüfung ändert daran leider auch nicht wirklich was. Ich selbst bin gerade auch mal wieder in der Zweifelphase... hoffentlich geht das bald wieder aufwärts... :-nix
Hm, eigentlich sollte man von seinen erfahrenen Kollegen schon erwarten, dass sie nicht verärgert reagieren, wenn der junge Kollege mal was nicht hinbekommt.
So, ich habe gerade eine komplette Woche Station plus Wochenenddienst hinter mir. Die Woche ging ja (keine Katastrophen auf Station, keiner sonderlich krank, alles lief), aber das Wochenende... boah.... gestern drei Schockräume (OK, keiner davon auch nur annähernd lebensbedrohlich verletzt), das Wochenende über dreimal luxierte Hüfte... ein Caudasyndrom auf Station, ein Patient verstorben und natürlich der übliche Kram mit Schnittwunden, Platzwunden, gebrochenen Knochen und Leuten, die eigentlich nix haben, aber zu doof sind, vielleicht mal ne Schmerztablette zu nehmen.
Ach ja, einer der traurigen Höhepunkte waren die Eltern eines Dreizehnjährigen mit richtig übler Unterarmfraktur. Die Hand stand so schief, das war knapp von einer offenen Fraktur. Und die Eltern haben erstmal eine Operation abgelehnt!!!! Das wäre doch schrecklich, wenn da Metall drin wär im Arm! Und sie hätten gehört, man könne das auch in vielen Fällen mit Gips behandeln :-wand :-wand :-wand Ich hab gedacht ich werd nicht mehr! Das Kind hat mir so leid getan! Mein Oberarzt hat dann noch ne Viertelstunde mit denen geredet und letztendlich haben wir den Jungen doch operiert... aber was manchen Leuten so durchs Hirn geht... boah....
Bei mir ist es z. B. so, dass ich in meinem Fachgebiet in Famulaturen und PJ bereits sehr viel selbst machen konnte und mir da echt viel beigebracht worden ist, so dass ich - trotz Anfängerstatus - glaub ich keine so schlechte Figur abgegeben habe, so dass mir der Welpenstatus irgendwie zu früh abgesprochen wurde. Meine Unzufriedenheit und Überforderung wuchs. Ich hatte ständig das Gefühl, als würde von mir erwartet werden, bereits so fit zu sein wie die Assis, die bereits seit Jahren in dem Bereich tätig sind und vieles einfach so "aus'm Lamäng" ("aus der lockeren Hand") machen. Ich KANN das einfach noch nicht! Mir fehlt die Routine, mir fehlt häufig einfach das Wissen im organisatorischen Bereich. Und ich bin natürlich auch noch langsamer, weil ich noch nicht sooooooo fingerfertig bin und auch noch länger überlegen muss bei vielen Dingen. Man will ja auch nix verpassen.
Wobei gerade Du auch zu den Leuten gehörst, die selber an sich sehr hohe Anforderungen stellen. Bei Problemen im Dienst adäquat und sicher handeln heißt manchmal auch einfach, den Patienten bis zum Eintreffen des Hintergrundes am Leben zu halten (was u.U. schon schwierig genug sein kann).
Und oft gibt es auch einfach nicht DIE richtige Therapie, da kannst Du bloß kucken und probieren und hoffen, daß es irgendwie funzt.
Mehr machen die Oberärzte oft auch nicht, nur haben die das breitere Kreuz.
Hm, eigentlich sollte man von seinen erfahrenen Kollegen schon erwarten, dass sie nicht verärgert reagieren, wenn der junge Kollege mal was nicht hinbekommt.
So, ich habe gerade eine komplette Woche Station plus Wochenenddienst hinter mir. Die Woche ging ja (keine Katastrophen auf Station, keiner sonderlich krank, alles lief), aber das Wochenende... boah.... gestern drei Schockräume (OK, keiner davon auch nur annähernd lebensbedrohlich verletzt), das Wochenende über dreimal luxierte Hüfte... ein Caudasyndrom auf Station, ein Patient verstorben und natürlich der übliche Kram mit Schnittwunden, Platzwunden, gebrochenen Knochen und Leuten, die eigentlich nix haben, aber zu doof sind, vielleicht mal ne Schmerztablette zu nehmen.
Ach ja, einer der traurigen Höhepunkte waren die Eltern eines Dreizehnjährigen mit richtig übler Unterarmfraktur. Die Hand stand so schief, das war knapp von einer offenen Fraktur. Und die Eltern haben erstmal eine Operation abgelehnt!!!! Das wäre doch schrecklich, wenn da Metall drin wär im Arm! Und sie hätten gehört, man könne das auch in vielen Fällen mit Gips behandeln :-wand :-wand :-wand Ich hab gedacht ich werd nicht mehr! Das Kind hat mir so leid getan! Mein Oberarzt hat dann noch ne Viertelstunde mit denen geredet und letztendlich haben wir den Jungen doch operiert... aber was manchen Leuten so durchs Hirn geht... boah....
Es gibt so vieles, was sich entwickelt hat in den nun mehr drei Monaten. Ich bin etwas sicherer in ein paar Medikamenten geworden, habe öfter das Gefühl das ist ne heiße Sache oder da könnte was dahinter sein und natürlich auch die Freude, wenn man richtig lag. Und man bekommt mit jeder dummen Situation ein bisschen mehr Erfahrung, die einen dann wieder ein bisschen mehr Sicherheit n der nächsten Situation gibt. inzwischen habe ich so viele septische gesehen, dass die Panik vom ersten inzwischen zur schnelldenkenden Arbeit in dieser Situation geworden ist. Doch wenn der erste herzinfarkt vor mir liegt, wird das auch nicht besser sein...
und das wichtigste, was ich lernen musste, egal wo der oa gerade steckt, der typ wird angerufen, wenn´s zu heiß wird oder irgendwas faul riecht.
@Lava
Diese Wochenenden kenne ich von meinen Visitendiensten...ich verlege da regelmäßig oder stelle Therapien komplett um, weil irgendeiner mal wieder was neues extremes bietet. ich hasse diese visitendienste inzwischen...
Warum zum Teufel nervt mich die PDL/Bettenplanung mit Anrufen weil meine Patienten die avisierte Verweildauer überschritten haben? Ich habe es denen schon mehrmals am Telefon gesagt: Ich entlasse, wenn LOA oder Chef es sagt, oder ich der Meinung bin dass die stat. Therapie soweit beendet ist. Wenn die früher entlassen wollen, sollen die auch die verdammten Briefe unterschreiben....
Grrrrrr....
antonia123
23.04.2012, 20:41
:D
das denk ich mir auch immer..
die stationsleitung kommt immer zu mir "antonia wie viele leute entlässt du morgen?" - "2" - "das geht nicht ich brauch 4 betten" "äh ja aber die anderen sind alle krank" - "du musst aber noch 2 entlassen" - "ja dann geh mal die liste durch und wenn du einen findest sag bescheid" ....... :-?
WackenDoc
23.04.2012, 21:05
Ich kenn das noch in einer abgewandelten Version.
Am Vortag wird besprochen, dass Pat. entlassen wird, wenn eine Untersuchung (z.B. Labor) i.O. ist, die aber erst am Folgetag stattfindet.Kurze Liegezeiten sei Dank.
Ergo: Entscheidung wird dann endgültig getroffen wenn das Ergebnis da ist.
Und kein Patient durfte gehen, solange keine OA-Unterschrift auf dem vorläufigen Brief war. Nur da kommste auch ned dran, wenn der im Katheterlabor steht.
Also mosert die Pflege die Assis im 10min-Takt an, ob und wann der Patient nu geht und man solle sich doch gefälligst drum kümmern,dass die Befunde ran kommen und der OA seinen Segen gibt.
Man hat als Assi ja eh nix anderes zu tun.
antonia123
24.04.2012, 08:39
nö hat man nicht.... OA-Unterschrift brauchen wir zum glück nicht..das ist ja super nervig da rennste ja den ganzen tag nur unterschriften hinterher
Kackbratze
24.04.2012, 09:14
Es ist zu ruhig heute...
Leelaacoo
24.04.2012, 09:16
Es ist zu ruhig heute...
Böser Fehler...das schreibt man nicht um 10.14 Uhr, aber du willst ja das Schicksal herausfordern ;-)
LG Lee
Kackbratze
24.04.2012, 10:00
Natürlich will ich das Schicksal rausfordern, was glaubst Du denn?
Langweilen kann ich mich im Urlaub!
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