Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Treffpunkt für gestresste Assistenzärztinnen und -ärzte
dreamchaser
04.08.2012, 11:54
Der Patient, der gestern 2h auf einen Arzt gewartet hat und dann wieder gegangen ist, weil ich bei der Hemikolektomie die Ligaturen nur langsam machen kann, z.B.
Naja was solls, es kommen auch wieder bessere Zeiten- und trotz allem gab es ja sogar gestern lichte Momente.
Das wird immer wieder vorkommen, dass manche länger warten müssen wegen Notfällen - das passiert sogar in der Inneren, wo wir nicht mal in den OP müssen. Wenn der Patient wieder gehen konnte, dann ging es ihm wohl nicht so schlecht, als dass das nicht auch ambulant machbar wäre. Darüber darfst du kein schlechtes Gewissen haben - einfach abhaken. Wenn es jemand wirklich nicht gut geht, dann bleibt der da, und zwar von sich aus. Und wer selbstständig geht tut dies auf eigene Verantwortung, da trifft dich keine Schuld.
Wie du den Tag gemeistert hast nach 5 Wochen hört sich doch nicht schlecht an. Du bist nicht verantwortlich für die Launen deines Oberarztes - im Gegenteil: wenn du die Konsequenz daraus ziehst, ihn nix mehr zu fragen, dann gefährdest du die Patienten mehr. Und wenn du Zweifel hast und z.B. dieser OA nur aus Arbeitsunwillen dich abbügelt (siehe CT-Befund), dann geh in Zukunft einfach direkt zum nächsten und bitte ihn um Stellungnahme. Es geht schliesslich um den Patienten und nicht um Persönlichkeiten in der Klinik und wer nun der Tollste, Schönste, Beste etc. ist. Und es gehört einfach zum Job, sich auch mal "unbeliebt" zu machen (ja, ich brauche die Untersuchung jetzt noch!!, der Pat. muss jetzt noch operiert werden etc.).
netfinder
04.08.2012, 13:09
Patienten, die wieder gehen koennen, sind - meist - nicht todkrank...
Patienten, die wieder gehen koennen, sind - meist - nicht todkrank...
Meiner Erfahrung nach sind die, die gehen, oftmals die mit der Fraktur, während die, die 6 oder 7 Stunden warten NIX haben :-D
Aber die mit Fraktur kommen oft am nächsten Tag wieder ;-)
Feuerblick
04.08.2012, 15:31
Und es gehört einfach zum Job, sich auch mal "unbeliebt" zu machen (ja, ich brauche die Untersuchung jetzt noch!!, der Pat. muss jetzt noch operiert werden etc.).Um genau zu sein ist das das Allerallerallerwichtigste, was man lernen muss. Nerve den Vorgesetzten, den OA, den Facharzt, die andere Fachdisziplin, wenn dir etwas wichtig erscheint. Denn wenn du es nicht tust und die Sache geht in die Hose, dann bekommst DU den Anschiss, weil du dich nicht gekümmert hast. "Ich hab mich nicht getraut" ist dann einfach keine gute Ausrede ;-)
Ja ach der Patient der wieder gegangen ist war zum Verbandswechsel bestellt, den seine Hausärztin nicht kann- er wird nicht dran sterben, dass das Pflaster n Tag länger drauf ist (die schwestern haben ihn dann umbestellt)... es tat mir nur im Nachhinein leid davon zu hören.
Ihr habt recht, und es tut gut, das nochmal von extern zu hören- ich bin auch weiterhin nicht verlegen, meinen OA zu nerven. Tatsächlich hat er mich in meiner zweiten Woche einmal ziemlich rundgemacht (auch vorm Patienten), jetzt hat er aber gemerkt, dass ich mich nicht besonders einschüchtern lasse und- so blöd das klingt- geht mit mir noch akzeptabler um als mit anderen.
Und in die Unfall-Ch rotiere ich ja eh noch irgendwann - dort sollen die OAs zwar auch rau sein, aber wenigstens nicht so zickig :-D
Relaxometrie
04.08.2012, 22:41
Aus meiner Angst heraus zeig ich ihm wenigstens das komische CT, was von den Radiologen als ok beurteilt wurde. Sein Urteil: Magenperforation-> noch eine akut-OP.
Die Radiologen haben die Magenperforation übersehen?
Ja, nach Meinung des viszeralch. OA schon. Der Pat hat auch, als er nochmal gezielt befragt wurde, den Schmerz als sehr plötzlich beginnend beschrieben, im CT gabs etwas, was ziemlich nach freier Luft aussah und der Magen war kaum abgrenzbar. Das Pankreas sah auch ******* aus, darauf hab ich mich ja konzentriert (bei heftiger C2-Anamnese)- aber als der OA es mir gezeigt hat, konnt ichs nachvollziehen. Am Montag werd ich dann hören, obs sich intraoperativ bestätigt hat. Wäre heftig, da der Radiologe eigentlich n Guter ist.
Thomas24
08.08.2012, 15:57
Wie nennt man das, wenn man gegen seine Allergie verschütteltes Nix gespritzt bekommen möchte, aber stattdessen einen Wirkstoff injiziert bekommt? Richtig! Betrug!
http://www.welt.de/regionales/duesseldorf/article108495598/Pseudo-Homoeopathin-spritzte-Allergikern-Cortison.html
Skalpella
08.08.2012, 17:10
Sehr geil :-))
Feuerblick
08.08.2012, 17:15
Und wieder das bööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööö ööse Cortison!!!
Boah, was ein scheißNacht :-kotz
Da war ich wirklich am Rotieren -und ehrlich gesagt ist es ziemlich ätzend, wenn der Kollege, der davor geschichtet hat, das irgendwie nicht auf Reihe kriegt oder andere Schwerpunkte hat. Schlechtester Patient, natürlich verseucht - *nee, war ich heute nicht drin, hab ich nicht geschafft* :-???
Traumjaegerin
08.08.2012, 19:46
Ich finde heute, eine Woche nach Arbeitsbeginn, auf der Suche nach einer Leitlinie im PC einen Ordner mit der Aufschrift "Einarbeitung neue Mitarbeiter", darin ein 40 Seiten langes Manual über die Klinik- und Stationsstrukturen. Ohne Worte.
Na denn, suchst du schon was neues *g*?
Bis dahin kannst du ja aktiv eine bessere Einarbeitung fordern :-)
WackenDoc
08.08.2012, 21:01
Was für ein ätzender Hausbesuch heute. War natürlich super dringend- aber nach mehr als ner halben Stunde immer noch nicht gewusst, was genau das Problem des Patienten war. Aber nein, RD und Krankenhaus wollte er nicht.
Und ich hasse es, wenn Patienten Argumentationsketten nicht folgen können und das Gespräch in einer Endlosschleife festhängt.
Relaxometrie
08.08.2012, 21:10
Und ich hasse es, wenn Patienten Argumentationsketten nicht folgen können und das Gespräch in einer Endlosschleife festhängt.
Das ist echt manchmal nervig!!! Ich mache bei so etwas ja durchaus ein paar Runden mit (ein Runde, weil der Patient aufgeregt ist, eine für die ihm ungewohnte Situation, eine für den evtl. nicht soooo furchtbar vorhandenen Grips, und dann nochmal für die Aufgeregtheit des Patienten), aber irgendwann sage ich dann auch klar, daß wir uns im Kreis drehen und das Gespräch jetzt irgendwie beenden müssen.
Das ist echt manchmal nervig!!! Ich mache bei so etwas ja durchaus ein paar Runden mit (ein Runde, weil der Patient aufgeregt ist, eine für die ihm ungewohnte Situation, eine für den evtl. nicht soooo furchtbar vorhandenen Grips, und dann nochmal für die Aufgeregtheit des Patienten), aber irgendwann sage ich dann auch klar, daß wir uns im Kreis drehen und das Gespräch jetzt irgendwie beenden müssen.
YMMD!!! :-love
WackenDoc
08.08.2012, 21:26
Ich war froh, dass der Pflegedienst dann kam und irgendwann war es mir tatsächlich zu blöd.
Aufgrund fehlender Optionen hab ich den Patienten nochmal auf die Notwendigkeit einer Abklärung im Krankenhaus hingewiesen, über mögliche Folgen aufgeklärt und bin wieder gegangen.
Wenn man sich noch nichtmal auf einfache Basisfakten einigen kann, ist das Ganze ziemlich ätzend. Einfach nur absurd- fast wie bei Loriot.
Aber für Zwangsmaßnahmen hat der Grad der Verwirrtheit doch nicht gereicht.
Scheint dann wohl doch ein bekanntes psychosoziales Problem gewesen zu sein. Aber so alte vorerkrankte Patienten können ja doch mal was Somatisches haben, da hab ich dann schon nen schlechtes Gefühl.
Die "Normalen", wo man schon so das Gefühl hat, dass die Begründung für den Hausbesuch eher vorgeschoben war und die einfach ne Runde Zuhören brauchen, kenn ich ja schon.
Da untersucht man a weng, hört 10min zu, Patient freut sich und man kann wieder gehen.
Relaxometrie
08.08.2012, 21:39
Ich finde heute, eine Woche nach Arbeitsbeginn, auf der Suche nach einer Leitlinie im PC einen Ordner mit der Aufschrift "Einarbeitung neue Mitarbeiter", darin ein 40 Seiten langes Manual über die Klinik- und Stationsstrukturen. Ohne Worte.
Diese "Einarbeitungsverordnungen" sind eh meist entweder veraltet, oder werden nicht eingehalten. Meist sogar beides.
Blauer Engel
09.08.2012, 05:58
Ich finde heute, eine Woche nach Arbeitsbeginn, auf der Suche nach einer Leitlinie im PC einen Ordner mit der Aufschrift "Einarbeitung neue Mitarbeiter", darin ein 40 Seiten langes Manual über die Klinik- und Stationsstrukturen. Ohne Worte.
Nicht ärgern, Du hast es doch zufällig gefunden. Wer weiss wie lang diese Datei da schon vor sich hinverstaubt. Da hat bestimmt mal ne Kommission aus 10 Mitgliedern ewig lang für getagt und diskutiert. Solang es Dir keiner aushändigt, ist doch alles gut. Und wenn Du ansonsten Ansprechpartner hast, ist doch auch alles gut.
Ich bekomm gerad die ersten Briefe zurück vom OA korrigiert und wünschte mir, man hätte mir gleich am Anfang ein paar Tipps gegeben. Aber so muss ich die Briefe quasi neu schreiben.
Ich hab die Hoffnung auf Einarbeitung jetzt nach 8 Monaten Assistenzarztzeit und zwei Rotationen schon aufgegeben. Selber schwimmen heisst die Devise.
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