Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Treffpunkt für gestresste Assistenzärztinnen und -ärzte
Kackbratze
21.09.2012, 07:59
Höre ich da Zynismus? Sowas aber auch...
Glückspiratin
21.09.2012, 08:48
Hehe, da haste die Lage genau getroffen. :-top
Das wiederum hätte durchaus einen gewissen Charme :-D
(ne, besser nicht, dann kommt am nächsten Tag auf die Station und darf das ausbaden)
Pssssst, sonst muss ich bald noch Kinder behandeln... obwohl die am Ende vielleicht nicht ganz so überlagert sind...
Relaxometrie
21.09.2012, 09:06
Ich habe, bevor ich in die Anästhesie gewechselt habe, ja 20 Monate in der Erwachsenenpsychiatrie gearbeitet, und dort waren wir in den Spät- und Nachtdiensten auch für die KJP zuständig. Hat mich auch ziemlich angekotzt, weil man über eine unfachmännisch wirkende Krisenintervention nicht hinauskam. Mein persönliches Highlight war ein Geschwisterpaar (ca. 12 und 14 Jahre alt), welches um 3h morgens in der Ambulanz ankam. Das Mädel hatte eine 4 Wochen alte Überweisung vom Kinderarzt z.A. akuter Suizidalität :-notify
Das Mädel wirkte stabil, hat sich freundlich mit mir unterhalten, und ihr Bruder war auch sehr nett. Dann trat aber das Problem auf, daß ich weder das Mädel, noch ihren Bruder zurück nach Hause schicken konnte, weil sie schon per Wahnsinnstour mit Bus/Bahn aus der Pampa zu uns gekommen waren und ich diesen Rückweg mitten in der Nacht (auch tagsüber) nicht verantworten wollte. Freiwillig bleiben, was die Geschwister durchaus gemacht hätten, war ohne elterliche Zustimmung nicht möglich, und für eine Zwangseinweisung fehlte die Indikation. Das war eine der sinnlosest verschwendeten Stunden, die mich die Auflösung des Falls gekostet hat, was im Wesentlichen folgende Gründe hatte:
Ich kannte mich mit dem Procedere der Unterbringung/Handhabung der stationären Einweisung von Minderjährigen nicht aus.
Die Eltern waren nicht erreichbar.
Die diensthabende Oberärztin der KJP war am Telefon zwar freundlich, hat mich aber ständig auf irgendwelche Formulare im PC verwiesen, an die ich mangels Freischaltung nicht herangekommen bin.
Zum Glück wurde der Fall dann doch zielführend gelöst, im dem die Oberärztin sagte, daß sie es auf ihre Kappe nimmt, die Kinder eine Nacht aufzunehmen. Irgendwann hat man dann auch die Mutter der Kinder erreicht, welche mich immerhin schuldbewusst angerufen hat und bestätigte, daß sie mit der einen Übernachtung bei uns in der Klinik einverständen wäre.
Aber mitten in der Bearbeitung dieses Falls dachte ich echt, daß es nicht wahr sein könne, daß mir in allen Richtungen die Hände gebunden sind, und ich nachts nicht die Befugnis bekomme, pragmatisch und schnell zu einer Lösung zu kommen.
^^ Dumme Sache das! Ich hatte das vor nicht allzulanger Zeit im NA-Dienst. Der Patient (16J) wollte nicht in die Psych, Eltern nicht erreichbar. Wir haben es dann über Ordnungsamt und einer (wirklich netten und kompetenten) Betreuungsrichterin gelöst, die direkt zur Psychiatrie kam und eine Aufnahme befürwortete.
Nachträglich habe ich dann erfahren, dass im Grunde genommen nicht das O-Amt zuständig war, sondern das Jugendamt. Aber ob das genauso wie das O-Amt ständig erreichbar ist, konnte mir niemand so richtig beantworten...
Außerdem kann es doch nicht meine Aufgabe sein, erst mal die Zuständigkeiten abzuklären, dann auf die entsprechenden Stellen zu warten, um dann zu hören, ja, können Sie mitnehmen...
Relaxometrie
21.09.2012, 09:26
Dieses Zuständigkeits-Wirrwarr ist echt gru-sel-ig!!! Was man da an Zeit und Nerven verschwendet!!! Es ist ja nun nicht so, daß ich Medizin studiert habe, um Menschen einzulochen oder zu quälen. Aber bei dem Rechtfertigungzwang in der Psychiatrie hat man fast das Gefühl, daß man chronisch an der Illegalität vorbei schrammt.
Ich habe ja nichts dagegen, wenn meine im Notfall getroffenen Entscheidungen sehr bald revidiert und/oder einer besseren und nachhaltigeren Lösung zugeführt werden. Aber wenn man im Dienst oder als Notarazt zunächst mal erster Ansprechpartner ist, sollte einem schon zugetraut werden, daß die Lösungen, die man erstmal findet, sinnvoll sind, und daß ich diese durchführen darf, ohne mich an endlosen Protokollen und Rechtfertigungsbegründungen verkünsteln zu müssen.
Außerdem kann es doch nicht meine Aufgabe sein, erst mal die Zuständigkeiten abzuklären, dann auf die entsprechenden Stellen zu warten, um dann zu hören, ja, können Sie mitnehmen...
Ach, was war das schön in Bayern; da gibt es kein PsychKG, der einweisende Arzt allein ist befugt, die Indikation für Zwangseinweisung (längstens 24h) zu stellen.
Wobei unser Ordnungsamt hier aber auch sehr umgänglich ist, wie ich neulich an einem langen Freitagnachmittag festgestellt habe.
Also Angehörigengespräche im Dienst würde ich wirklich nur in Notfallsituationen machen, aber niemals elektiv. Nicht mal von den allgemein-psychiatrischen Patienten. Ich stelle mich doch nicht mit der Kurve hin und beantworte die Fragen nach Aktenlage.
6. Dienst, noch 6 to go, 1x/Monat... heißt das, Du bistim ersten Monat in der Neuro mit Diensten angefangen? Ich finde es nicht sinnvoll, dass man in der Rotation Dienste macht. Bei uns war's so, dass die neurologischen Kollegen so in etwa 1 WE-Dienst in der Neuro noch gemacht haben. Bei den Psychiatern ist es, glaub ich, so, dass während der Rotation auf Grund der großen Anzahl an Assistenten keine Dienste gemacht werden müssen, aber sie dürfen am WE einen Dienst machen, wenn sie wollen.
Heute ist mein dritter Dienst und - wie gesagt - der Gedanke daran widert mich bereits an. Es ist die Kombination aus medizinischen Nichtigkeiten, mit denen sich viele Patienten vorstellen, wo ein Seelsorger der wesentlich bessere Ansprechpartner wäre (oder im Falle der randalierenden Kiddos mal eine klare Ansage vom Erziehungsberechtigte ;-)) und den grotesken Situationen wie zu fixierende Kinder, randalierende Besoffene und agierende Achse-II-Gestörte, die mich einfach nur maximal annerven und nicht das sind, was ich mir unter meiner ärztlichen Tätigkeit vorstelle. Daher freue ich mich fast schon immer, wenn bei den Geronten wenigstens mal eine Nadel zu legen ist oder so ;-) Vielleicht krampft ja heute mal einer netterweise :-D
Ehrlich, warum wir Neuros/Psychos gezwungen werden, im jeweils anderen Fach ein ganzes verfluchtes Jahr zu verbringen, verstehe ich einfach nicht. 6 M wären vollkommen suffizient und darüber hinaus fände ich eine Wahlmöglichkeit (z.B. Innere, NCH, NRAD, NPatho, PSM, Psychiatrie, wie es mal wohl diskutiert wurde), wesentlich angenehmer und sinnvoller. Wenn ich meinen neurolog. Schwerpunkt im neurovaskulären/-intensiven Bereich sehe, könnte ich mit einem Jahr Innere oder Anästhesie wesentlich mehr anfangen. Und auch in einem Jahr NRAD hätte ich für meine spätere Tätigkeit mehr gelernt.
Warum musst Du die Radiologen um Befunde anbetteln? Das ist deren Job... wenn die nur die Bilder machen, wären es ja Fotografen und keine Radiologen.
Nee, bin jetzt im 10. Monat (nicht schwanger ;-)) und hab nach 4 Monaten in der Neuro mit Diensten angefangen, im Oktober hab ich 2, deswegen sind`s noch 3 ... Ich find das Neuro-Jahr an sich ja ganz schön find es auch spannend und die Kollegen sind nett, aber die Dienste müsst ich nicht unbedingt haben ... Ich hat bisher auch ein buntes Bid in den Diensten mit 2 Lysen, einer fetten ICB, Meningitis, V.a. GBS etc. und da muss halt alles schnell gehen und richtig laufen und alle fragen mich was jetzt gemacht werden soll, obwohl die doch jeden Tag in der ZNA arbeiten, aber ich bin dann eben der Neurologe ... Das ist das was ich stressig finde, weil ein Fehler eben verheerende Folgen haben kann und das ist in der Psychiatrie halt nicht oft so ... Alkis und Achse-II-Patiente nerven mich auch oft, aber es ist halt für mich eher Routine als eine Lyse ...
Ich muss die Radiologen nerven, weil ich ja wissen muss ob im cCT oder MRT das ich angemeldet hab, was auffälig ist, da die Ärzte in der ZNA von mir wissen wollen was mit den Patienten passieren soll und wenn man halt mehrere Patienten nacheinander ins CT oder ins MRT schiebt, muss man eben ständig nachfragen weil von denen keiner von sich aus anruft ...
D.h., Du kannst Deinen Ursprungswunsch, Neurologin zu werden, nicht mehr ganz nachvollziehen, Apple? Wenn ich mich recht erinnere, wolltest Du das doch eigentlich mal und hast nur mit dem Fremdjahr angefangen, oder? Und was bitte sind Achse-II-Patienten?
EntenFreundin
21.09.2012, 13:02
" * Achse I: Klinische Störungen und andere klinisch relevante Probleme. Hauptsächlich Zustandsstörungen, schwere mentale Fehlstörung und Lernunfähigkeiten (Beispiele: Schizophrenie, Angststörungen, Störungen der Impulskontrolle, Essstörungen).
* Achse II: Persönlichkeitsstörungen (Beispiele: Borderline-Persönlichkeitsstörung, schizoide oder paranoide Persönlichkeitsstörungen, Antisoziale Persönlichkeitsstörung) und geistige Behinderungen.
* Achse III: Medizinische Krankheitsfaktoren. Diese Achse umfasst körperliche Probleme, die bedeutsam für die Psychische Störung sein können.
* Achse IV: Psychosoziale und umgebungsbedingte Probleme (Beispiele: Wohnungsprobleme, Berufliche Probleme, Probleme im sozialen Umfeld)
* Achse V: Globale Beurteilung des Funktionsniveaus anhand der GAF-Skala."
(http://de.wikipedia.org/wiki/Diagnostic_and_Statistical_Manual_of_Mental_Disord ers)
Mich würde mal ein konkretes Beispiel interessieren... Was macht von all denen "Achse II Patienten" zu den anstrengendsten ?
Danke, hatte ich (Warum auch? ;-) ) noch nie was von gehört.
EntenFreundin
21.09.2012, 13:47
Danke, hatte ich (Warum auch? ;-) ) noch nie was von gehört.
Bitte. ist in der Augenheilkunde glaub ich auch eher weniger relevant ;-)
Ich hatte das auch nur irgendwo mal aufgeschnappt, dass es in der Psychiatrie so eine "Achsen"-Klassifikation gibt. Was, was ist, musste ich auch Dr. Google fragen. Also wie gesagt, mich interessiert, wie man sich das so konkret vorstellen muss, wenn einer was dazu sagen kann/will.
D.h., Du kannst Deinen Ursprungswunsch, Neurologin zu werden, nicht mehr ganz nachvollziehen, Apple? Wenn ich mich recht erinnere, wolltest Du das doch eigentlich mal und hast nur mit dem Fremdjahr angefangen, oder? Und was bitte sind Achse-II-Patienten?
ääähm .... genau :-)) Nein, ich kann schon noch nachvollziehen was mich damals gereizt hat, die Krankheitsbilder interessieren mich ja schon, zumindest das Gehirn, so periphere Sachen weniger, aber ich finde dieses Fließband-Arbeiten, d.h. jeden Tag 5-6 Aufnahmen und jeder muss dann in 2-3 Tagen durch alle Untersuchungen durchgenudelt werden und schnell wieder rausgeschmissen werden noch bevor man alle Befunde zusammen hat, ätzend ... Und wir haben auf Station auch sehr viele ALS-Patienten und Patienten mit anderen doofen Erkrankungen, bei denen man nicht viel machen kann und das ist dann manchmal etwas deprimierend ...
Zu Achse II sag ich nur Borderline- Patienten oder Narzissten oder histrionische Weiber, das sind für mich die anstrengendsten, besonders die Borderline-Patientinnen, die sich dann zum 50. Mal ritzen oder Rasierklingen schucken und die immer abends oder am WE dringenden Gesprächsbedarf haben und dich ständig manipulieren wollen, da bin ich nicht empathisch genug:-oopss
psycho1899
21.09.2012, 14:36
Zu Achse II sag ich nur Borderline- Patienten oder Narzissten oder histrionische Weiber, das sind für mich die anstrengendsten, besonders die Borderline-Patientinnen, die sich dann zum 50. Mal ritzen oder Rasierklingen schucken und die immer abends oder am WE dringenden Gesprächsbedarf haben und dich ständig manipulieren wollen, da bin ich nicht empathisch genug:-oopss
Amen... ich kotz, in 1,5 h geht das Irrenkarussell los. Huiiiii.....
Trifft man zufällig jemanden bei den Kinderanästhesietagen im November? :-)Die sind in Stuttgart, oder? Interessant, aber mir ist die Anreise doch eher zu weit.
Puh, erste Nacht von fünf ist geschafft...was für eine super Idee von mir :-oopss
Aber am WE gibts keine Chefvisite früh morgens :-) juchuuuuu!!!!
Konnte die meisten ganz gut durch die Nacht schaukeln, aber man wundert sich ja immer wieder, was Patienten so auffahren können an Komplikationen, Auffälligkeiten...fast alle hatten sich ihre Anwesenheit bei uns verdient.
Blauer Engel
21.09.2012, 18:44
Puh, erste Nacht von fünf ist geschafft...was für eine super Idee von mir :-oopss
Aber am WE gibts keine Chefvisite früh morgens :-) juchuuuuu!!!!
Konnte die meisten ganz gut durch die Nacht schaukeln, aber man wundert sich ja immer wieder, was Patienten so auffahren können an Komplikationen, Auffälligkeiten...fast alle hatten sich ihre Anwesenheit bei uns verdient.
Großartige Zusammenfassung. Wenn ich es nicht besser wüsste, dann würd ich sagen, Du arbeitest auf meiner Station. Die Patientin sind einfach krank. Ich kann es nur betonen.
teletubs
21.09.2012, 21:22
Wooooooooooooooooochenende :-music Noch drei Wochen und dann ist die Durstperiode ohne Urlaub vorbei :-keks
Und Erkenntnis von heute: Alte betagte Pirvatpatientin erzählt dem Leitenden fünf Minuten später eine ganz andere Geschichte als mir. Jaja immer das gleiche :-???
Moorhühnchen
21.09.2012, 22:19
Die sind in Stuttgart, oder? Interessant, aber mir ist die Anreise doch eher zu weit.Jupp! :-)
Gestern ist mir dann noch siedendheiß eingefallen, daß ich mich noch gar nicht ums Hotelzimmer gekümmert hatte - natürlich war alles in Laufweite schon ausgebucht..... aber jetzt hab ich immerhin was! :-))
Fährt eigentlich von den Neurologie begeisterten jemand zum Ectrims nach Lyone?
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