Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Treffpunkt für gestresste Assistenzärztinnen und -ärzte
Eben kam ne e-Mail von höherer Ebene, dass ab sofort kein Ibuprofen 400 mehr verordnet werden soll/darf, da Ibuprofen erst ab 600mg wirksam sei.
Klar braucht es eine gewisse Wirkstoffmenge, aber es macht in der Schmerztherapie doch einen Unterschied, ob ich 4x400mg oder 2x 800mg verordne????
Ich frage mal vorsichtig an, wer denn die höhere Ebene ist? Euer Chef/ OA oder abteilungsfremd?
Ähm. Du wirst da wirklich zum Internisten ausgebildet und nicht nur zum "Konsil -und Untersuchungsanordner, sowie approbierte Schreib- und Organisationskraft"?
wegen solcher komischen Arbeitszeiten (wobei von den 80 std. bestimmt nicht alle bezahlt werden, oder????) bin ich kein Internist geworden... Irgendwie kann man doch auch von 7-16 Uhr Arzt sein, ohne moralisch-ethisch ein Totalversager. Gegen eine (bezahlte!) Überstunde, die anfällt, ist überhaupt nichts zu sagen, aber irgendwo ist auch Schluß :-nix
Kann sein, daß Du mit ein bißchen mehr Erfahrung schneller bist, da will Dir auch niemand zu nahe treten, aber Deine Kollegen haben ja anscheinend ein ähnliches Problem. Was genau ist jetzt so toll an der Abteilung/ Klinik, daß man sein komplettes Parallelleben aufgibt?
Und für so Untersuchungsanmeldungen/ Organisatorisches gibts in manchen Häusern auch wirklich Sekretionssekretärinnen, schade, daß Euer Chef davon noch nichts gehört hat.
Persönlich bin ich gerade total glücklich, konstant im OP zu sein :-) :-) aber ich bin auch ganz doll auf NEF-Entzug *schnüff* erst in 6 Wochen wieder...
dreamchaser
24.10.2012, 17:31
Ich versorge momentan 10 Patienten, habe aber auch gerade erst begonnen. daher bin ich natürlich sehr auf die Rücksprache mit meinem OA angewiesen, der kommt leider erst gegen oder nach Dienstschluß auf Station.
Natürlich hängt es auch sehr stark von der Organisation der Arbeitsabläufe ab, wie effizient man arbeitet, aber darauf hat man eben immer nur begrenzt Einfluß. Befunden und Artbriefen hinterhertelefonieren, Akten suchen, Kurven suchen...ständig besetzte Telefone, zig mal angepiept werden, Röntgenkonferenzen, Treffen mit dem Sozialdienst, Schwesternübergabe...da gehen mehrere Stunden für drauf, ohne daß man wirklich medizinisch-ärztlich arbeitet, völlig gaga. Und wenn man delegiert ( an wen eigentlich ?) dann funktioniert das leider auch oft nicht und man kriegt am Ende des Tages einen riesen Anschi$$ weil man nicht vorangekommen ist und der Patient eben auf Station abhängt ohne daß Untersuchungen laufen.
wenn ich mich recht erinnere, arbeitest du in der Kardio, oder ? da kümmert man sich doch aber eher um rein kardiologische Probleme und flickt nicht an tausend Baustellen rum, oder ? Ich habe heute mind. eine Stude wegen eines einzelnen Patienten verbracht um einen gesetzliche Betreuer zu sprechen, Arztbriefe anzufordern, Prämed-Aufklärungsbögen zu faxen, mit dem Pflegeheim usw. zu sprechen...weil der Patient in die Unfallchirurgie verlegt werden soll. Behandelt wurde der Patient auf station wegen einer aspirationspneumonie. Wenn man primär ärztlich tätig wäre, wären 10 Patienten nichts, so aber verballert man stunden mit nichtmedizinischem Verwaltungskram. wie gesagt, die Kollegen sitzen auch alle noch um 20 Uhr im arztzimmer und sind fachlich und organisatorisch nicht alles anfänger...und die haben alle besseres zu tun als in der klinik abzuhängen. keiner macht das weil er Lust dazu hat.
Ich bin Internist, habe also auch die multimorbiden Schätzchen rumliegen mit den ganzen Baustellen. Aber ganz wichtig ist, bei den vielen Baustellen nicht den Überblick zu verlieren, also darauf zu fokussieren, was die Hauptbeschwerde ist (und das eben behandeln, ohne die restlichen Baustellen aufzureissen).
Telefonate macht bei uns die Stationssekretärin, mache ich nur, wenn die nicht da ist oder ich persönlich mit dem Hausarzt sprechen möchte. Briefe schreibe ich selbst, mit Betreuern spreche ich auch, ebenso mit den tausend Angehörigen. Und ab und zu hat man eben auch Patienten, die viel Zeit fordern - aber das ist dann mal einer und die Zeit endet auch wieder.
Was hast du mit der Schwesternübergabe zu tun? Ich nehme die mit zur Visite, dann sind die auch up-to-date bezüglich des weiteren Verlaufs.
Ansonsten habe ich auch Frühbesprechung mit anschliessendem Frühstück, Besprechung mit Sozialdienst und KG, Röntgendemo, Fortbildungen (mind. 3x/Woche), Blutentnahmen mache ich selbst, Briefe schreibe ich selbst...und gehe meistens vor 17 Uhr heim. Meines Erachtens ist das eine Organisationsfrage (auch Oberärzte kann man "erziehen" - einfach nen Zettel mit Fragen hinterlassen, wenn nach vorherigem mehrfachen Anpiepen kein Erscheinen möglich war).
Feuerblick
24.10.2012, 18:40
...und mit dem Sozialdienst macht man ein bis zweimal die Woche ein festes Date und gut!
Moah den schlimmste Dienst bisher gehabt, bis 2.30 morgens operiert (fast durchgängig von 17 Uhr), danach auch kaum schlaf bekommen. Das Schlimmste war eine Struma-Nachblutung auf ner peripheren Station wo ich grad rechtzeitig alle (Anästhesie, ersten Dienst, OP ) zusammengetrommelt hab, auf dass der Patient auf dem Weg zum OP schockig wurde. Wir haben es dann aber gut hingekriegt. Das Gute war, dass mein Chef mir vor ner Woche genau dieselbe Story erzählt hat, ihm ist offenbar das gleiche als Jungassistent passiert, und nur deswegen war ich auch so sensibilisiert.
Ansonsten dreht mein vorher schon verhaltensinteressater Oberarzt mittlerweile völlig frei, ich weiß echt nicht mehr, was mir sein Verhalten sagen soll.... Ich mag ihn ja, aber langsam wirds komisch.
Traumjaegerin
25.10.2012, 20:30
Brrr, vor einer Struma-Nachblutung grauts mir auch. Hatten wir grade auch in der Abteilung. Unser Chef hat als Anweisung gegeben, dass man da die Wunde notfalls auch schon auf Station eröffnet, bevor die Kompression von Trachea & Gefäßen zu stark wird. Aber was macht man dann? Laufen lassen? Versuchen, lokal mit einer Kompresse oder so die Blutung zu stoppen? Dabei den recurrens kaputt machen? Uaaah. :-/
Kackbratze
25.10.2012, 20:55
Nein, den Recurrens bekommst Du damit echt nur mit Gewalt zu fassen.
Die meisten Nachblutungen sind eher kumulative Probleme, die dann im geschlossenen Halskompartiment zu Problemen führen.
Wenn der Hals erstmal auf ist, siehst Du meist die Blutung oder den diffusen Sickerschaden, hälst die Kompresse drauf und freust dich, dass der Patient wieder selbstständig atmet.
"Ziehen", so dass der Recurrens leiden könnte, kann ich mir dabei irgendwie nicht vorstellen und den Tausch "kaputter Recurrens vs. Atemstillstand durch Halskompression" entscheide ich immer zu Ungunsten des Atemstillstandes.
Recurrentes kann man nähen oder durch Training ausgleichen.
Atemstillstände eher weniger.
Traumjaegerin
25.10.2012, 20:58
Merci für die Antwort, Bratze. :)
Kackbratze
25.10.2012, 21:03
der ERSTE Akt auf Station bei Strumanachblutung MUSS
FADEN RAUS UND FINGER REIN sein.
Selbst bei beginnender Reanimationspflicht muss als Erstes der Atemweg frei sein und das geht in der Situation nur so.
Der Patient hat dabei kaum bis garkeine Schmerzen (ist mit was Anderem beschäftigt) und Du schaffst damit sofort freie Atemwege, so dass meist nach 2 Thoraxkompressionen der Patient wieder da ist.
2x gemacht, jedesmal erfolgreich.
Danach ist kurz Zeit zum Durchatmen und dann muss der Schaden repariert werden.
Traumjaegerin
25.10.2012, 21:31
Danke! Wenn ich je in die Situation kommen sollte, werd ich dir anschließend nen Kasten Bier spendieren. :)
Was mache ich, wenn nach einer OP jemand auf Normalstation massiv in den Bauch einblutet? Also, außer Intensiv/REA-Team, großlumigen Zugängen mit Infusionen? Drainagen offen lassen oder abklemmen? Irgendwo auf dem Bauch rumdrücken ist Schwachsinn, oder? Und wenn man jemanden notfallmäßig auf ITS rüberschiebt (das sind knapp zwei Minuten): was ist wichtiger, den Patienten total verkabeln mit Monitor oder einfach rüber, egal wie?
Ich weiß, das sind total bescheuerte Fragen, aber ich hatte während meines kompletten Studiums, der Arbeit in der Klinik davor, währenddessen und danach das "Glück" niemals auch nur annähernd mit echten vitalen Notfällen zu tun gehabt zu haben. Auf ITS war ich auch nie als Studentin. D.h. ich hatte keine Gelegenheit, mir irgendwelche praxisnahen Dinge diesbezüglich abzugucken...
^^ Exakt! Zumal die Intubation echt schwierig wird, wenn das Hämatom die Trachea komprimiert! Damals mit viel ach und krach einen 7,0er versenkt!
Und die Situation entspannte sich schlagartig mit dem Chirurgen! :-))
Danke! Wenn ich je in die Situation kommen sollte, werd ich dir anschließend nen Kasten Bier spendieren. :)
Was mache ich, wenn nach einer OP jemand auf Normalstation massiv in den Bauch einblutet? Also, außer Intensiv/REA-Team, großlumigen Zugängen mit Infusionen? Drainagen offen lassen oder abklemmen? Irgendwo auf dem Bauch rumdrücken ist Schwachsinn, oder? Und wenn man jemanden notfallmäßig auf ITS rüberschiebt (das sind knapp zwei Minuten): was ist wichtiger, den Patienten total verkabeln mit Monitor oder einfach rüber, egal wie?
Ich weiß, das sind total bescheuerte Fragen, aber ich hatte während meines kompletten Studiums, der Arbeit in der Klinik davor, währenddessen und danach das "Glück" niemals auch nur annähernd mit echten vitalen Notfällen zu tun gehabt zu haben. Auf ITS war ich auch nie als Studentin. D.h. ich hatte keine Gelegenheit, mir irgendwelche praxisnahen Dinge diesbezüglich abzugucken...
Oberarzt 'stat' rufen! Das allerwichtigste.
Kackbratze
25.10.2012, 21:47
Danke! Wenn ich je in die Situation kommen sollte, werd ich dir anschließend nen Kasten Bier spendieren. :)
Nehm ich gerne, bei Beschenkungswunsch einfach per PN melden!
Was mache ich, wenn nach einer OP jemand auf Normalstation massiv in den Bauch einblutet? Also, außer Intensiv/REA-Team, großlumigen Zugängen mit Infusionen? Drainagen offen lassen oder abklemmen? Irgendwo auf dem Bauch rumdrücken ist Schwachsinn, oder? Und wenn man jemanden notfallmäßig auf ITS rüberschiebt (das sind knapp zwei Minuten): was ist wichtiger, den Patienten total verkabeln mit Monitor oder einfach rüber, egal wie?
Drainagen klemmen, ReaTeam und ab in den OP. Wenn das nicht geht ITS und dort den Bauch aufmachen, wenn das nicht reicht auf Station den Bauch aufmachen.
Einmal gemacht, nicht schön, musste aber sein.
Oberarzt 'stat' rufen! Das allerwichtigste.
Äh, ja. Stimmt. Wenn man keinen Facharzt hat muss man das auch machen.
Aber der Patient hat trotzdem vorrang!
Den OA kann man doch auch anrufen lassen, oder? Ich habe zum Glück erst einmal unerwarteterweise ein Kind Jenseits der Neugeborenenperiode reanimieren müssen und da habe ich eine Schwester darum gebeten (okay, ich habe es ihr zugerufen), die OÄ anzurufen, weil ich wirklich im Wahrsten Sinne des Wortes alle Hände voll zu tun hatte. Sowas würde ich immer wieder delegieren.
LG
Ally
Kackbratze
26.10.2012, 08:12
Sowas delegiert man auch in der Situation, ist aber im Forum nicht immer zu 100% korrekt formulierbar ;-)
*seufz* da freut man sich, daß WOCHENENDE ist - und hat aber halt doch morgen schon wieder morgen um acht (diesmal) 25h gebucht :scotty:
Hoppla-Daisy
26.10.2012, 17:36
Willkommen im Club, Miss ;-)
Bzgl. kritischster Situationen: bin froh, dass es bei uns die interne Richtlinie gibt, dass sobald es kritisch wird der facharzt gerufen wird, ebenso wenn das notfall telefon klingelt, sobald klar ist, was wo ist, rennt eine schwester los und holt den FA/OA.
Ansonsten: Urlaub!!!! Eine letzte Nacht Dienst gehabt und ein Tumorlysesyndrom, dass sich massiv verschlechtert hat selbst beherrscht und der OA hat mich immer dabei erwischt als ich gerade das gemacht habe, was er mir sagen wollte. Ach so langsam wird es, man fühlt sich nicht sicher, aber eindeutig ruhiger, wenn man auf Arbeit geht.
LasseReinböng
26.10.2012, 18:51
wegen solcher komischen Arbeitszeiten (wobei von den 80 std. bestimmt nicht alle bezahlt werden, oder????) bin ich kein Internist geworden... Irgendwie kann man doch auch von 7-16 Uhr Arzt sein, ohne moralisch-ethisch ein Totalversager. Gegen eine (bezahlte!) Überstunde, die anfällt, ist überhaupt nichts zu sagen, aber irgendwo ist auch Schluß :-nix
Kann sein, daß Du mit ein bißchen mehr Erfahrung schneller bist, da will Dir auch niemand zu nahe treten, aber Deine Kollegen haben ja anscheinend ein ähnliches Problem. Was genau ist jetzt so toll an der Abteilung/ Klinik, daß man sein komplettes Parallelleben aufgibt?
Und für so Untersuchungsanmeldungen/ Organisatorisches gibts in manchen Häusern auch wirklich Sekretionssekretärinnen, schade, daß Euer Chef davon noch nichts gehört hat.
Persönlich bin ich gerade total glücklich, konstant im OP zu sein :-) :-) aber ich bin auch ganz doll auf NEF-Entzug *schnüff* erst in 6 Wochen wieder...
Überstunden werden zwar bezahlt, aber die meisten schreiben sich nicht die tatsächlich geleisteten Überstunden auf... von wegen man will ja nicht inkompetent wirken usw. außerdem kriegt man Druck von oben, wenn man ne gewisse Grenze überschreitet.
Aber das Geld kann einem das fehlende Privatleben auch nicht ersetzen, außerdem kommt man nicht mehr wirklich dazu, sich noch privat medizinisch weiterzubilden, was dringend nötig wäre.
Also Stationssekretärinnen die Untersuchungen anmelden, das fände ich toll ;-)
Hoppla-Daisy
26.10.2012, 19:03
Also Stationssekretärinnen die Untersuchungen anmelden, das fände ich toll ;-)
Also so wie bei uns ;-)
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