Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Treffpunkt für gestresste Assistenzärztinnen und -ärzte
Ah ja danke für die Infos. Hab auch schon von Kliniken gehört, wo in Zimmern von operierten Struma-Patienten Notfall-Tracheotomie-Sets stehen müssen. Bei uns liegen die Patienten teilweise auf der Kurzlieger-Station, die nun wirklich nicht besonders gut ausgerüstet ist. Mann da bin ich froh dass das nicht noch schneller ging. Finger rein hätt ich auch nicht gewusst. Hätte das rea-Team zum Intubieren rufen lassen.
Typisch war, dass die einzige Frage die mir am Morgen danach dazu gestellt wurde, um die Dokumentation ging...
Wir haben auch eine "Stationsekretärin" die eigentlich study nurse ist und für solche Aufgaben missbraucht wird, die arme weiß dann auch oft nicht so richtig was sie z.B bei Anforderungen als fragestellung reinschreiben soll. Deswegen mach ichs meist selber, wenns irgend geht. (Bzw muss das unbedingt bald dem neuen PJler beibringen :-D )
Hoppla-Daisy
26.10.2012, 19:44
Also wenn ich das hier so lese, kann ich ja wohl froh sein, dass ich mit meinen postoperativen systolischen Drücken um die 200 um eine Nachblutung herum gekommen bin :-((
WackenDoc
26.10.2012, 19:47
@Frau Pelz: Wie, eure Study nurse schreibt die Fragestellung rein? Ich kenn das, dass eine Konsilanforderung vorbereitet wird(durch Pflege oder Stationssekretärin,bei uns die Arztschreiber), der Arzt schreibt die Fragestellung rein und was sonst halt noch wichtig ist und Pflege... fordert/meldet dann an.
Traumjaegerin
26.10.2012, 19:54
Wir sind eigentlich ganz gut mit Arztsekretärinnen und -helferinnen ausgestattet, aber irgendwie wechseln sich die Damen im wochenlang krank sein ab und dann bleibt doch wieder das Meiste an einem selber hängen.
Unsere momentane Schreibkraft treibt mich komplett in den Wahnsinn. Sie hat heute bei zwei Entlassbriefen, die ich diktiert habe, einfach reingeschrieben, dass die Patienten jeweils "Postoperativ auf Intensivstation betreut wurden und bei stabilen Kreislaufverhältnissen auf Tagesstation übernommen werden konnten" - was erstens nicht die Wahrheit war, weil sie über den AWR auf Station gegangen sidn, und zweitens handelte es sich dabei um eine Leisten- und eine Narbenhernie, wo man sich schon sehr fragen müsste, warum die nach der OP auf ITS gelandet sein sollen! Zum Glück bin ich bei der Korrektur von dem Brief drüber gestolpert, wenn man müde ist, überliest man so eine Floskel gerne mal...
Korrekturen überliest sie auch gerne mal und gibt mir die Briefe dann in Serie auf gutem Papier raus. Wenn es nur Komma- und unwichtige Rechtschreibfehler sind, sehe ich meist drüber hinweg und unterschreibe den Mist, weil ich keine Lust habe, das ganze Papier zu verschwenden. Wenn dann aber die Namen und Titel von meinen Oberärzten falsch sind oder statt "unauffälligem" immer noch "auffälliger Befund" dasteht, gebe ich sie zurück, was dann mit viel Lamentieren quittiert wird.
@wackendoc, so ein ausgetüfteltes System haben wir nicht (trotz ORBIS), Das Einzige was die Pflege vorbereitet und wir freigeben, sind Anforderungen für Physiotherapie. Alles andere (Radiologie oder Konsile o.ä) müssen wir schreiben. Find ich auch doof, das kostet Zeit. Und wenn man "nur mal schnell n CT" anmelden will und dann sich in der Hektik doof ausdrückt, bekommt man auch oft vom OA oder den Radiologen was zu hören....
netfinder
26.10.2012, 20:13
Logischerweise, stell dir vor du muesstest den ganzen Tag diesen Mist lesen...ich versteh ja nicht, was so kompliziert daran sein soll, sinnvolle Angaben drauf zu schreiben. Denn wenn ihr das nicht macht, werdet ihr angerufen und dann verliert ihr die Zeit eh....
WackenDoc
26.10.2012, 20:15
Ach ihr habt Orbis- ja in dem System hab ich auch alles selber angefordert- ist ne elendige Klickerei. Ich dachte eher an die Zeiten, wo das noch auf Papier lief(und bei uns heute noch läuft).
Aktuell bin ich wieder handschriftlich-papiergebunden. Fand ich in der Praxis etwas einfacher weil das System die Patientendaten schon drauf gedruckt hatte. Dafür ist der fachliche Teil bei uns einfacher, weil freier.
Aber Notiz an mich- Koniotomieset auf die Wunschliste für den Notfallraum. Tracheotomie wäre dann doch etwas übertrieben.
Kackbratze
26.10.2012, 20:20
Finger rein hätt ich auch nicht gewusst.
Bevor hier noch Mißverständnisse entstehen:
Der Finger geht in die offene Halswunde und zieht das Hämatom und in den meisten Fällen schon thrombosierte Blut raus, damit nicht bloss die Hautnaht offen ist, sondern die (je nach Klinik) vorliegenden subkutanen Nähte und der drückende Batzen Blut auch aus den Halsweichteilen rauskommt.
Logischerweise, stell dir vor du muesstest den ganzen Tag diesen Mist lesen...ich versteh ja nicht, was so kompliziert daran sein soll, sinnvolle Angaben drauf zu schreiben. Denn wenn ihr das nicht macht, werdet ihr angerufen und dann verliert ihr die Zeit eh....
Es ist ja nicht kompliziert an sich aber man muss sich eben auf den Fall konzentrieren und wenn man am Vortag im Zustand nach dienst die Visite nicht mitgemacht hat und einem beim Eintippen noch 3 Leute anquatschen, und man eigentlich schon längst im OP sein sollte, drückt man sich eben manchmal doof aus.
Außerdem bekommen wir auch oft stationär Leute aus der Chefsprechstunde, der uns nur reinschreibt, dass derjenige "noch ne Kolo" kriegen soll, ohne dass wir wissen warum und wenn der Patient das dann auch nicht gut erklären kann und keine Vorbefunde im System sind etc etc...ist das halt manchmal schwierig.
Keenacat
26.10.2012, 21:00
Außerdem bekommen wir auch oft stationär Leute aus der Chefsprechstunde, der uns nur reinschreibt, dass derjenige "noch ne Kolo" kriegen soll, ohne dass wir wissen warum und wenn der Patient das dann auch nicht gut erklären kann und keine Vorbefunde im System sind etc etc...ist das halt manchmal schwierig.
Dann weißt du ja, wie blöd das ist. Zwei Minuten Kopf frei machen muss drin sein, willst ja auch was anfangen mit den Befunden. :)
blackcat86
26.10.2012, 21:42
Es sind aber teils auch unbekannte Patienten, wenn ich das richtig verstanden habe. Und wenn man gerade stresstechnisch am Dekompensieren ist kann das ganze schonmal verbalselektiv eskalieren. Was mir hilft ist das Zurechtlegen von "Default-Anforderungen", wie "Infiltrat, Erguss, Pneu, zentraler Volumenstatus" bei RöTx, CT Thorax gäbe es eigentlich nur bei Verdacht auf Lungenembolie oder zur Tumorsuche; schwieriger ist CT Abdomen, aber "Tumor, Entzündung, sonstige raumfordernde Prozesse?" kann man im Grunde immer draufschreiben. Bei Kontrastmittel "KM-Austritt oder -Aussparungen, Aufnahmekinetik"; wo man das erwartet zu schreiben wäre vielleicht gut, aber notfalls nimmt man "Gefäßsystem und Organparenchym".
Das klingt jetzt wohl alles schrecklich bescheuert, aber manchmal kommt man nicht anders über die Runden. Wenn man den Patienten kennt ist es oft auch das Beste alles in eine Zeile zu packen und bei den restlichen "s.o." zu schreiben.
Noch schlimmer ist wirklich dieser Telefonterror und das Anquatschen von zig Seiten auf einmal. Das ist weitaus schlechter zu kompensieren.
WackenDoc
26.10.2012, 21:51
Wichtiger als die Frage an sich ist der Grund für die Untersuchung/Verdachtsdiagnose.
So eine Anforderung wie du sie z.B. für nen RöThorax beschreibst, ist doch völlig für die Füße- was soll der Radiologe denn damit anfangen? Damit weiss er doch immer noch nicht, worauf er ein besonderes Augenmerk legen soll.
Dann kannst es auch gleich lassen.
dreamchaser
26.10.2012, 22:01
Es sind aber teils auch unbekannte Patienten, wenn ich das richtig verstanden habe. Und wenn man gerade stresstechnisch am Dekompensieren ist kann das ganze schonmal verbalselektiv eskalieren. Was mir hilft ist das Zurechtlegen von "Default-Anforderungen", wie "Infiltrat, Erguss, Pneu, zentraler Volumenstatus" bei RöTx, CT Thorax gäbe es eigentlich nur bei Verdacht auf Lungenembolie oder zur Tumorsuche; schwieriger ist CT Abdomen, aber "Tumor, Entzündung, sonstige raumfordernde Prozesse?" kann man im Grunde immer draufschreiben. Bei Kontrastmittel "KM-Austritt oder -Aussparungen, Aufnahmekinetik"; wo man das erwartet zu schreiben wäre vielleicht gut, aber notfalls nimmt man "Gefäßsystem und Organparenchym".
Das klingt jetzt wohl alles schrecklich bescheuert, aber manchmal kommt man nicht anders über die Runden. Wenn man den Patienten kennt ist es oft auch das Beste alles in eine Zeile zu packen und bei den restlichen "s.o." zu schreiben.
Noch schlimmer ist wirklich dieser Telefonterror und das Anquatschen von zig Seiten auf einmal. Das ist weitaus schlechter zu kompensieren.
Am wichtigsten ist ja die Anamnese in der Anforderung, aus der man sich ja eine Fragestellung herleitet (und damit auch weiss, wie die Untersuchung durchzuführen ist). Das muss alle relevanten Infos enthalten, damit eine Befundung der Bilder auch möglich ist.
Du sollst den Radiologen nicht primär dahin überzeugen, dass er doch bitte danke die von Dir gewünschte Untersuchung durchführt, es geht ja vielmehr darum, dass er mit klinischen Angaben und natürlich auch gerne einer konkret formulierten Fragestellung arbeiten kann. Er kann Dir dann zum Einen sagen, ob die von Dir gewünschte Untersuchung bei der Konstellation überhaupt Sinn macht oder ob ggf. eine andere Aufnahme sinniger wäre und wird Dir dann beim Begutachten der Bilder hoffentlich einen aussagekräftigen Befund nennen können. Schlagwörter in eine Anforderung zu schreiben, die nicht wirklich was mit Deinem Patienten zu tun haben, nur damit der Radiologe auch ja das CT oder was macht, ist völlig Banane.
Kackbratze
26.10.2012, 22:07
Solche Anforderungen würde der Radiologe lachend zurückschicken mit dem Hinweis:
schreib das nächste Mal als Anforderung: "ich weiss nix, vielleicht findest Du was" drauf....
Thomas24
26.10.2012, 22:10
Was mir hilft ist das Zurechtlegen von "Default-Anforderungen", wie "Infiltrat, Erguss, Pneu, zentraler Volumenstatus" bei RöTx, CT Thorax gäbe es eigentlich nur bei Verdacht auf Lungenembolie oder zur Tumorsuche; schwieriger ist CT Abdomen, aber "Tumor, Entzündung, sonstige raumfordernde Prozesse?" kann man im Grunde immer draufschreiben. Bei Kontrastmittel "KM-Austritt oder -Aussparungen, Aufnahmekinetik"; wo man das erwartet zu schreiben wäre vielleicht gut, aber notfalls nimmt man "Gefäßsystem und Organparenchym".
Solche "Anforderungen" aus dem Baukastensatz gehen mal gar nicht. Der Radiologe kann sich dann aussuchen, worauf er achten soll? Was kommt als nächstes? Briefe aus einer Smartphone App "Phrasomat 2.0" ("Herr/Frau xyz war vom aaa- bbb in unserer stationären Behandlung bei o.g. Diagnose")?
Solche "Anforderungen" aus dem Baukastensatz gehen mal gar nicht. Der Radiologe kann sich dann aussuchen, worauf er achten soll? Was kommt als nächstes? Briefe aus einer Smartphone App "Phrasomat 2.0" ("Herr/Frau xyz war vom aaa- bbb in unserer stationären Behandlung bei o.g. Diagnose")?
Gibts doch ;- D http://www.arztbriefmanager.de/
Nee ich bin ja auch dafür was ordentliches in die Anforderung zu schreiben (und tue das auch meistens). Muss halt noch besser lernen, mich auch im Stress zu konzentrieren...
Hier schneits übrigens, Leute. *gefaelltmir*
Solche "Anforderungen" aus dem Baukastensatz gehen mal gar nicht. Der Radiologe kann sich dann aussuchen, worauf er achten soll? Was kommt als nächstes? Briefe aus einer Smartphone App "Phrasomat 2.0" ("Herr/Frau xyz war vom aaa- bbb in unserer stationären Behandlung bei o.g. Diagnose")?
In der Pathologie leider gang und gäbe. Da kann man froh sein, wenn überhaupt klinische Angaben auf dem Einsendeschein stehen und nicht nur "Darm" oder "Tumor?". Leider haben wir keine Zeit um abseits der von uns selbst erstellten Vorbefunde bei jedem Patienten intensive Recherschen über die klinischen Vorbefunde zu betreiben, so dass dadurch oft ein unnötiger Qualitätsverlust zum Nachteil aller Beteiligten resultiert, wenn wichtige klinische Verdachts- und Diff.diagnosen,Vorerkrankungen usw. nicht angegeben werden. Bei der abenteuerlichen Rechtsschreibung auf den Einsendescheinen hat man zudem den Einruck, dass die OP-Schwester oder Arzthelferin (oder die osteuropäische Putzfrau?) den Zettel ausfüllt. Naja, im Zweifel antworten wir dann eben nicht mit klaren Aussagen, sondern mit Gegenfragen, wenn diagnostisches Tennis gewünscht wird.
Naja, die versackten Scaphoidfrakturen, die nur mit einer Daumenorthese rudimentär bis garnicht ruhiggestellt werden kann man sich auch schenken...
Deshalb sind wir relativ großzügig mit CTs (und ggf. MRTs) bei Schmerzen im Handgelenksbereich ;-)
Hatte diese Woche das schrecklichste Erlebnis meiner bisherigen Karriere. Eine Frau wurde von ihrem Ehemann mit einem Hammer angegriffen. Der hat ihr den Schädel sowas von zu Brei geschlagen... überall waren Löcher, alles voller Blut.... kam schon intubiert und kreislaufinstabil bei uns im Schockraum an. Nach dem CT haben wir beschlossen, nichts mehr zu tun. Fast eine Dreiviertelstunde hat es noch gedauert, bis sie gestorben ist. Das war so brutal... alle bis auf die Anästhesistin, zwei Schwestern und mich waren schon gegangen... ihr Brustkorb hob und senkte sich, das EKG zeigte anfangs noch eine Frequenz von über 100, dann wurde es immer weniger... schrecklich. :-heul
Powered by vBulletin™ Version 4.2.3 Copyright ©2024 Adduco Digital e.K. und vBulletin Solutions, Inc. Alle Rechte vorbehalten.