Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Treffpunkt für gestresste Assistenzärztinnen und -ärzte
Keenacat
27.10.2012, 10:53
:-((
Oh nein, wie furchtbar. *knuddel*
Relaxometrie
27.10.2012, 10:57
@Lava:
DAS ist ja wirklich schrecklich :-((
War es ein Eifersuchtsdrama? Oder hat der Mann eine Psychose?
WackenDoc
27.10.2012, 10:57
Das ist ja wirklich schrecklich. Gibt es in solchen Fällen irgendeine Art von Kriseninterventionsdienst für euch?
*sfz* nach einer Woche Notarzt sein jetzt wieder Intensivstation. Das ist auch schön. Aber Notarzt ist noch schöner!
Ich will wieder auf den Wagen! :-love
@Lava:
DAS ist ja wirklich schrecklich :-((
War es ein Eifersuchtsdrama? Oder hat der Mann eine Psychose?
Spielt das eine Rolle? Ich denke nein! Selbst wenn man sowas im Nachhinein herausfindet, helfen tut das mal gar nix. Ich habe das damals mal nach einem richtig üblen Einsatz nachverfolgt. Und letztendlich ist man einfach nur desillusioniert, wenn man erfährt, dass alles auf eine "Psychose" geschoben wird und ein Mensch für eine Therapie in eine Klinik kommt, während die Familie und alle anderen Beteiligten mit der Situation klarkommen müssen...
Zur Krisenintervention: gerade in den Krankenhäusern ist das einfach grottenschlecht geregelt. In den meisten Rettungsdiensten funktioniert das mittlerweile reibungslos.
Die beste Krisenintervention im KH sind in der Regel die eigenen Kollegen (waren ja noch Anä und Pflege vor Ort...).
Oder, wenn vorhanden, die Seelsorger im KH, wenn sie so etwas mit leisten...
@Lava: Wie sagte damals der ÄLRD zu mir: es ist normal, wenn die Bilder nachts noch eine Weile wiederkommen. Aber sie sollen blasser werden. Tun sie das nicht, dann komm zu mir, dann regeln wir das professionell...
Und die Kollegin, die am nächsen Morgen anrief und meinte: Warst DU da? Dann nimm es Dir nicht zu sehr zu Herzen! --- Zu Spät! :-((
WackenDoc
27.10.2012, 12:59
@Brutus: Genau DIE Erfahrung hab ich auch gemacht- Krisenintervention im Krankenhaus so gut wie nicht vorhanden- Seelsorge etc eigentlich nur für die Patienten da (war immer klasse, wenn der bei uns auf Station gekommen ist und gefragt, hat, welche Patienten Bedarf für ein Gespräch hätten, hat aber nie gefragt, ob bei uns alles klar ist). Auch wenn ich es im RD bisher nicht gebraucht hab- was ich bisher erfahren hab, ist die Betreuung da deutlich besser.
Bei uns ist das ja nochmal wieder anders geregelt. Inzwischen haben wir "Peers"- das sind primär Soldaten aus der Truppe, die eine besondere Ausbildung bekommen und als erster Ansprechpartner bei besonderen Ereignissen fungieren (an sich für Einsatzereignisse, werden aber auch gerne im Inland in Anspruch genommen). Quasi Ersthelfer für die Psyche. Find ich genial-ist ein sehr niederschwelliges Angebot und die Kameraden haben Schweigepflicht.
Und je nach Ereignis ist sogar eine strukturierte Nachbesprechung Pflicht.
Erstaunlicherweise ging es mir ziemlich schnell wieder gut. Zuerst haben alle sich einfach auf ihren Job konzentriert, als es klar wurde, dass es dem Ende zugeht, hab ich eigentlich erst so richtig begriffen, was ich da sehe. Mir standen die Tränen in den Augen, aber da noch so viele im Schockraum waren, hab ichs runtergeschluckt und mich nicht getraut zu weinen. Später, als es ruhiger wurde, konnte ich dann nicht mehr weinen. Da habe ich mich geärgert, nicht vorher meinen Gefühlen freien Lauf gelassen zu haben. Aber schon wenig später, als die Kripo da war, um die Leiche zu beschlagnahmen, hat es mich kaum noch berührt. Berührt ja, aber nicht mehr so erschüttert. Auch die restlichen 2 Stunden meines Dienstes waren nicht anders als sonst.
Wahrscheinlich ist es anders, wenn man direkt vor Ort ist. Als der Rettungsdienst kam, war der Mann noch in der Wohnung und die Kinder wohl auch. Im Schockraum hat dann schon alles wieder einen "professionellen" Aspekt. Oder ich bin einfach so... empathiearm...
Moorhühnchen
27.10.2012, 14:07
Kann mich noch gut an meine atone Uterusblutung erinnern, fing als ganz normale Sectio in SPA an und artete Sekunden nach der Entbindung zum Drama aus. Chaotische Abläufe durch geschickt gewählte Abwesenheit meines OA, eine Pflegekraft, die mich in den Wahnsinn trieb und zwischendurch immer noch einen dummen Spruch auf den Lippen - WÄHREND man so da rumwuselt, fällt einem das gar nicht sooo auf. Der Absturz kam dann nachdem ich die Patientin intubiert und beatmet auf ITS abgeliefert hatte. Danach mußte ich das Protokoll nachschreiben und saß heulend im Aufenthaltsraum..... :-?
Hoppla-Daisy
27.10.2012, 15:01
Hmpfm, ich liebe solche Dienste. Eigentlich isser bis jetzt echt ruhig, aber dann kommt plötzlich ein sehr junges Mädchen in die ZNA gelatscht mit nem Harnverhalt/Unterbauchschmerzen linksseitig. Kaum unten angekommen, höre ich, dass sie auf der Toilette ne Art Sturzblutung hatte. Im Sono sieht man etwas, was wie Blase aussieht (aber dann auch wieder nicht :-peng), daneben noch eine Raumforderung im linken Unterbauch. Beim Katheterisieren stellt sich dann raus, dass die Blase leer tatsächlich leer ist. Aber WAS zum Henker hab ich da gesehen? U-Stix ist auch unauffällig, nur bissl verunreinigt durch Mens-Blut.
Gynnie angerufen.... ich bin echt gespannt, was DA rauskommt! Vor einem Monat Menarche gehabt, jetzt erst das zweite Mal ihre Periode. Immer Schmerzen dabei. Ne Mens von 7 Tagen Dauer find ich bei so einem jungen Mädchen nun auch nicht wirklich normal. Und SOWAS wird urologisch vorgestellt :-peng
Ach ja, war natürlich auch noch nie gynäkologisch untersucht worden. Da muss man dann echt auch noch aufpassen, dass man das Mädel nicht traumatisiert :-((. Die Kleene tat mir echt leid, so wie die sich geschämt hat. Aber wat mut dat mut! Dann musste ich natürlich auch noch nach ner möglichen Schwangerschaft fragen (türkisches Mädel). UND auch noch ne Infusionsnadel legen! Die bekommt heute echt die Krankenhauskeule mit Wattebäuschken!
Kackbratze
27.10.2012, 15:04
Die fehlende Hilfe nach solchen ExtremSituationen ist eine Crux. Manchmal wünscht man sich einen geschulten Zuhörer, wenn wieder was belastendes einem um die Ohren geflogen ist.
Liebe mit-Neuros, hattet ihr schon Kopfschmerzpatienten mit typischer hallo-ich-könnte-ne-SAB-sein-Klinik, im CCT dann blande, und dann RICHTIG blutiger Liquor, schön gleichmäßig in allen 4 Röhrchen? Liest man ja immer im Lehrbuch, hat mich aber dann doch überrascht, dass man den so richtig roten Liquor nicht im CCT gesehen haben soll und hab jetzt ein bisschen Sorge, dass der arme Kerl umsonst auf Intensiv liegt und es doch nur artifiziell war... Vorsicht ist besser als Nachsicht. Was sind so eure Erfahrungen?
So, fast alle Fachabteilungen bespasst...nun klingelt das Telefon: Radio-Hintergrund...und nun ist was für nen Angio-Angriff im Anmarsch *seufz*
Lava, ich weiß nicht, ob das mangelnde Empathie ist. Ich finde das relativ normal, daß man solche Dinge, auch wenn sie in dem Moment schlimm waren (Tut mir echt leid! für alle Beteiligten!), erstmal verdrängt, wenn man das alles immer so an sich ranlassen würde, ginge man ja kaputt. Und jeder verarbeitet das sowie anders.
In unserer Klinik (kirchliches Haus) haben wir einen sehr netten und hilfbereiten Pfarrer, der immer ein offenes Ohr hat. Unsere Pjler haben sogar eine feste Balint-Gruppe. Als sich dieses Jahr in unserer Abteilung ein junger Mann ganz unerwartet suizidiert hat, gab es bei uns zur Krisenintervention für alle Beteiligten (Ärzte, Pflege etc.) mehrere Gruppengespräche und wer lieber alleine wollte auch Einzelgespräche. Das war schon eine sehr belastende Situation für alle. Ich persönlich hatte da auch lange dran zu knabbern. Aber wir sind entsprechend gut aufgefangen worden. Selbst der Chef unserer Psychiatrie im Hause kam vorbei und hat uns Gespräche angeboten.
Hoppla-Daisy
27.10.2012, 16:08
Ich find das auch normal, Lava. Wenn man mitten drin ist, funktioniert man irgendwie. Wenn dann der Stress nachgelassen hat, kommen die Gefühle hoch. Dass man nachher wieder ruhiger ist und irgendwie "distanziert", find ich auch normal. Man hat ja schließlich vorher schon was an Druck abgelassen. Manchmal ist es wohl auch einfach nur so, dass man später so eine Abgeklärtheit an den Tag legt, weil einem das Ganze im Nachhinein so surreal erscheint :-nix.
Liebe mit-Neuros, hattet ihr schon Kopfschmerzpatienten mit typischer hallo-ich-könnte-ne-SAB-sein-Klinik, im CCT dann blande, und dann RICHTIG blutiger Liquor, schön gleichmäßig in allen 4 Röhrchen? Liest man ja immer im Lehrbuch, hat mich aber dann doch überrascht, dass man den so richtig roten Liquor nicht im CCT gesehen haben soll und hab jetzt ein bisschen Sorge, dass der arme Kerl umsonst auf Intensiv liegt und es doch nur artifiziell war... Vorsicht ist besser als Nachsicht. Was sind so eure Erfahrungen?
Naja man punktiert ja nicht umsonst, wenn man im CT nix sieht und dennoch Anamnestisch und Klinisch den Verdacht einer SAB hat. Ich hatte mal einen Patienten mit einer SAB, die so tief saß, dass man sie nur auf der letzten Schicht vom CT am craniocervikalen Übergang gesehen hat und das war so diskret, das womöglich wenn ein paar milimeter drüber schluss gewesen wäre man nix im Ct gesehen hätte. Und wenn die drei Gläserprobe ein deutig ist, dann brauch man auch nicht grübeln. Und selbst wenn nicht, safety first. Bei uns sind schon ganz andere Patienten wegen pillepalle auf der Stroke Unit gelandet.
Relaxometrie
27.10.2012, 17:06
Spielt das eine Rolle? Ich denke nein! Selbst wenn man sowas im Nachhinein herausfindet, helfen tut das mal gar nix. Ich habe das damals mal nach einem richtig üblen Einsatz nachverfolgt. Und letztendlich ist man einfach nur desillusioniert, wenn man erfährt, dass alles auf eine "Psychose" geschoben wird und ein Mensch für eine Therapie in eine Klinik kommt, während die Familie und alle anderen Beteiligten mit der Situation klarkommen müssen...
Ich schätze Deine Berufserfahrung wirklich sehr. Umso schader (gibt es das Wort?) finde ich, daß Du alles Fälle über einen Kamm scherst, und mich ein wenig in die Klein-Doofi-Ecke zu drängen scheinst.
Meine Arbeit in der Psychiatrie hat mir gezeigt, daß Psychosen absolut üble Gewalt hervorbringen können. Und einer Person "den Schädel mit einem Hammer zu Brei schlagen" halte ich für so grenzenlos brutal, daß mir die Frage nach einer dahinter steckenden psychiatrischen Erkrankung in den Sinn kam.
Daß psychiatrische Erkrankungen vorgeschoben werden, wo diese tatsächlich nicht vorliegen, ist tragisch. Das ändert jedoch nichts an der Tatsache, daß es sehr wohl psychiatrisch-krankheitsbedingte Gewaltausbrüche gibt. Daß beide Varianten (Gewaltausbruch mit/ohne psychiatrischer Grunderkrankung) gründlich aufgearbeitet und geahndet (Forensik/Gefängnis) werden müssen, steht ausser Frage.
@Lava:
Dein Verhalten im vorliegenden Fall halte ich auch nicht für empathielos. Es würde weder Dir, noch den Betroffenen, etwas bringen, wenn Du jetzt monatelang grübeln würdest. Sieh es so, daß Du mit solchen Fällen offenbar gut klar kommst, was ja in dem Beruf die für Dich hilfreichste Herangehensweise ist.
Empathielos wäre es, wenn Du jetzt jeden neuen Fall mit diesem Gruselfall vergleichen würdest und den Betroffenen dann jeweils sagen würdest, daß sie sich mal nicht so anstellen sollen.
antonia123
27.10.2012, 17:08
lava ich weiß nicht ob es so gut ist die geschichte so ausführlich in einem öffentlichen forum zu posten. man kann auch ohne namensnennung innerhalb kürzester zeit herausfinden um wen es geht und davon abgesehen, dass das ne laufende ermittlung ist, weiß man nie wer hier sonst noch so mitliest und vielleicht dinge erfährt die er/sie besser nicht gewusst hätte bzw auch nicht erfahren darf
Hmpfm, ich liebe solche Dienste. Eigentlich isser bis jetzt echt ruhig, aber dann kommt plötzlich ein sehr junges Mädchen in die ZNA gelatscht mit nem Harnverhalt/Unterbauchschmerzen linksseitig. Kaum unten angekommen, höre ich, dass sie auf der Toilette ne Art Sturzblutung hatte. Im Sono sieht man etwas, was wie Blase aussieht (aber dann auch wieder nicht :-peng), daneben noch eine Raumforderung im linken Unterbauch. Beim Katheterisieren stellt sich dann raus, dass die Blase leer tatsächlich leer ist. Aber WAS zum Henker hab ich da gesehen? U-Stix ist auch unauffällig, nur bissl verunreinigt durch Mens-Blut.
Gynnie angerufen.... ich bin echt gespannt, was DA rauskommt! Vor einem Monat Menarche gehabt, jetzt erst das zweite Mal ihre Periode. Immer Schmerzen dabei. Ne Mens von 7 Tagen Dauer find ich bei so einem jungen Mädchen nun auch nicht wirklich normal. Und SOWAS wird urologisch vorgestellt :-peng
Könnte eine rupturierte Ovarialzyste (gewesen) sein. Je nach Größe deutlich raumfordernd im Unterbauch, wegen der entstehenden Schmerzen und der Mechanik auch gelegentlich zum Harnverhalt führend.
Wenn du sie noch triffst: bei jungen Mädchen ist wegen hormoneller Imbalancen eine Dysmenorrhoe nicht eben selten, häufig sind die Schmerzen aber relativ einfach zu beherrschen/zu lindern (wenn es keine anatomische Ursache gibt), und zwar durch Magnesium (-aspartat, -citrat), 300 mg nüchtern morgens einige Tage vor der erwarteten Mens beginnend. Entspannt die Uterusmuskulatur, kommt ja z.B. bei vorzeitigen Wehen in der Schwangerschaft ebenfalls erfolgreich zu Einsatz.
Und bitte updaten. ;-)
blackcat86
27.10.2012, 17:30
Solche Baukastenanforderungen schreibe ich auch selten, nur eben in solchen Fällen wie "meld mal das an", bei unbekanntem Patienten und zig anderen Dingen die nebenbei auf einen einprasseln. Das sind aber deutlich unter fünf Prozent der Anforderungen. War nur ein Tipp; aber ich bin im Grunde wohl auch inkompetent, das stimmt schon.
Der geschilderte Fall ist schon heftig; in Büchern oder sonstigem ist es Massenware, aber wenn man es sieht ist es doch anders. Wobei vielleicht das schlimmste die zusätzliche Hilflosigkeit ist.
Dass man emotional absolut aussteigt, sobald eine Emotion eine gewisse Intensität überschritten hat ist kein Mangel an Empathie, sondern ein Zuviel davon. Man "dissoziiert"; ein Überschuss an Neurotransmitter bewirkt eine psychische Spaltung; mir ist das sehr bekannt, aber für jemanden der sonst psychisch gesund ist ist das sicher erstmal befremdlich.
lava ich weiß nicht ob es so gut ist die geschichte so ausführlich in einem öffentlichen forum zu posten. man kann auch ohne namensnennung innerhalb kürzester zeit herausfinden um wen es geht und davon abgesehen, dass das ne laufende ermittlung ist, weiß man nie wer hier sonst noch so mitliest und vielleicht dinge erfährt die er/sie besser nicht gewusst hätte bzw auch nicht erfahren darf
Habe ich auch schon überlegt... zu mal mich gerade ein anderer fall schwer beschäftigt, in dem auch ein verfahren läuft, habe mich dann am ende doch dagegen entschieden das hier zu posten... bei mir geht es da aber glücklicherweise eher um die frage des t-scheines. zumindest vielleicht detailloser schreiben... wenn das geht.
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