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Moorhühnchen
26.01.2013, 22:26
Immerhin war die Fortbildung heute sehr interessant und es hat sich gelohnt, samstags sooooo früh aufzustehen! ;-)
Und die Schlittenpiste ist hier auch bestens präpariert, schade nur, daß es ab morgen tauen soll.... :-?
...wie haltet ihr es mit dem Absetzen des ASS 100 mg bei zwingender Indikation (hier Z.n. Carotisdesobliteration und vorangegangenem Insult) bei elektiven Eingriffen?
Wir stechen EDAs und SPAs unter ASS...
Kackbratze
26.01.2013, 22:42
ITN auch, oder? ;-)
hä wie jetzt? du sagst es wäre eine große frechheit aber kannst jetzt gar nicht erklären wieso? :-nix
Hab ich doch gesagt, wenn der Kollege anruft und keiner mehr im OP ist, dann war die Arbeit umsonst. Der zeitliche Aufwand für einen Schnellschnitt ist ungleich höher im Vgl. zur herkömmlichen Bearbeitung, die Präparation am Frischmaterial ist schwieriger, die diagnostische Aussagekraft sowohl makroskopisch (z.B. Ausmessung der Abstände zu den Resektionsrändern bei wabbeligem Gewebe wie z.B. Mamma ist einfach ungenauer als am durch Fixation gehärteten Gewebe, selbst da ist es schon alles anderes als exakt und mitunter entscheidet ein Millimeter, ob nachreseziert wird oder nicht) als auch histologisch (s.o.) geringer. Das sollte dann schon irgendwo richtig indiziert sein.
Die Kliniker haben aber vielfach wenig Ahnung von den Problemen, die man damit hat, oder es ist ihnen egal (wie gesagt, ich sitze teilweise daneben, auch wenn ich selbst noch nicht Hand anlege!), da kommt dann auch mal die Frage, ob man nicht die Mammastanzen im Schnellschnitt bearbeiten könnte... Nein, geht nicht, zumal das Gewebe dann komplett aufgebraucht wäre.
Oder es wird ein Gewebsstück zum Schnellschnitt geschickt bei gesichertem Mammakarzinom, obwohl alle Ränder noch einmal separat zirkumferent entnommen wurden. Sinn? Keiner! Diagnostisch nur Nachteile. Zumal sich Fettgewebe am Kryostat extrem schlecht schneidet.
Noch einmal kurz: Schnellschnitte machen nur dann Sinn, wenn davon eine vernünftige Information zu erwarten ist und wenn diese den Verlauf der Operation auch beeinflusst.
Ich will mich eigentlich jetzt nicht weiter über die Kliniker auslassen, aber unzureichend ausgefüllte Einsendescheine sind z.B. auch ein wiederkehrendes Ärgernis, wenn gleich viele das ordentlich machen. Viele Befunde lassen sich nur im klinischen Kontext richtig einordnen (wir sehen den Patienten ja nicht solange er lebt) und bestimmte Fragstellungen erfordern gezielte Untersuchungen und da geht es meist um weniger als 5 Wörter, die man aufschreiben müsste. So Kleinigkeiten wie Z.n. Organtransplantation, Z.n. XY-Karzinom, Autoimmunerkrankungen, Syndrome, Schadstoffexpositionen usw. erfährt man dann manchmal nur durch Zufall oder gezielte Nachfrage oder gar nicht. Das ist dann nachteilig für alle Beteiligten.
Auch beliebt und gerade erst wieder gehabt sind unzureichende Lokalisationsangaben von teils mehreren Nachresektaten bei Z.n. R1-Resektion. Wie soll man sich dann im Zuschnitt vorstellen können, wie das im Körper drin liegt und sagen, ob es jetzt R0 ist? Da hilft dann manchmal auch schon eine kleine Zeichung. Oder Angabe "Hautexsidat Bein, Fadenmarkierung kranial". Woher soll ich wissen, wo medial/lateral ist, wenn ich nicht weiß, ob das GS ventral oder dorsal am Bein war? ;-)
Ungünstig ist es auch, wenn mehrere sehr unterschiedlich große Gewebsstücke in einem Behälter übersandt werden und dies nicht auf dem Einsendeschein vermerkt ist. Da zieht man sich vielleicht den großen Darm aus dem Eimer, aber das kleine Nachresektat bleibt in der trüben Brühe.
Es gibt noch 1000 weitere Dinge, aber das führt zu weit. Wer will kann ja mal ein Praktikum in der Pathologie machen und sich das live und in Farbe anschauen. Ich denke das lohnt sich auch, wenn man später nicht in diese Richtung will, vor allem für chirurgisch Interessierte. :-top
ITN auch, oder? ;-)
Wenn ich schon von lauter Chirurgen umgeben bin... warum glaubt Ihr eigentlich, dass es meine Aufgabe ist bei einem Patienten mit einer INR von *zuhochfürschnippeln* (bei uns werden sie ab 1,6 nervös) die Gerinnung gerade zu biegen? Ich kann auch bei 5,0 nen Tubus versenken... kein Problem! Aber trotzdem ruft Ihr immer wieder mich an, wieso?
Thomas24
26.01.2013, 23:08
Anästhesie = Abteilung, die dafür sorgt, dass der Patient einschläft, wieder aufwacht und überhaupt operiert werden kann?;-)
Kackbratze
27.01.2013, 00:05
Man muss doch mit irgendjemandem darüber reden und der eigene Chef brüllt immer, wenn ein Patient nicht operabel auf Grund eines abstrakten Blutwertes ist...
Danke an alle für die Statements, ich fürchte fast, da werde ich als kleiner Allgemeinmedizinassi *g* gegen die Urologen ins Feld ziehen, die nun unbedingt das ASS absetzen wollen.---Die ambulant operierende Augenpraxis weiß inzwischen, dass ich Patienten mit entsprechenden Diagnosen und Marcumar nicht bridge, weil eine Katarakt operiert werden soll... :-)
Anästhesie = Abteilung, die dafür sorgt, dass der Patient einschläft, wieder aufwacht und überhaupt operiert werden kann?;-)
Träum weiter...
Hoppla-Daisy
27.01.2013, 10:17
Ihr müsst ja auch anschließend nicht die Blasentamponaden manuell ausräumen ...
Aber 'n Herzinfarkt oder ein Schlaganfall sind meistens blöder als ne Blutung. ;-)
Danke an alle für die Statements, ich fürchte fast, da werde ich als kleiner Allgemeinmedizinassi *g* gegen die Urologen ins Feld ziehen, die nun unbedingt das ASS absetzen wollen.---Die ambulant operierende Augenpraxis weiß inzwischen, dass ich Patienten mit entsprechenden Diagnosen und Marcumar nicht bridge, weil eine Katarakt operiert werden soll... :-)
Wenn man keine RBA sticht, wüsste ich auch nicht, warum man dafür irgendeine Antikoagulation absetzen sollte. Das Schlimmste, was passieren kann, ist ein Hyposphagma und da sprechen wir von einem subkonjunktivalen "Blutverlust" von ca. 0,05ml oder so :-))
Kackbratze
27.01.2013, 10:36
0,05ml?
Je nach Patient und Kasse kann das schnell als Transfusionspflichtig eingestuft werden!
Shit, wir haben keinen Transfusionsbeauftragten bei uns :-((
Ihr müsst ja auch anschließend nicht die Blasentamponaden manuell ausräumen ...
Hoppla-Daisy, ich wollte auch sicher nicht die Blutungsrisiken unter ASS jetzt unter den Tisch fallen lassen, sorry, wenn dies so ankam.
Ich bin auch die Letzte, die ASS nicht absetzen lässt, wenn es keine handfeste Indikation gibt (Pat. werfen dies ja z.T. aus den ulkigsten Gründen ein, Tinnitus z.B.)
In diesem Fall ist aber trotz OP der Carotis noch Reststenose da, ein leichter Apoplex schon abgelaufen, da gibt es doch deutlich ein Risiko.
Wenn man keine RBA sticht, wüsste ich auch nicht, warum man dafür irgendeine Antikoagulation absetzen sollte. Das Schlimmste, was passieren kann, ist ein Hyposphagma und da sprechen wir von einem subkonjunktivalen "Blutverlust" von ca. 0,05ml oder so :-))
Ist inzwischen nach mehreren Telefonaten mit dem Augenarzt auch Konsens, und wenn der Pat. mit dem Bogen, auf dem die entsprechende Aufforderung zum Absetzen der Antikoagulation steht, bei mir zur Prä-OP erscheint, notiere ich einfach "Nach tel. Absprache mit Dr. X am [Datum] ist das Absetzen nicht notwendig", reicht inzwischen.
Passiert ist trotz Marcumar bis jetzt noch nix, und Katarakt-OPs sind bei den älteren Patienten der Praxis recht häufig.
Feuerblick
27.01.2013, 12:04
Bei uns wird Marcumar auch in der Regel nicht abgesetzt. Lediglich um eine Quick/INR-Überprüfung und ggf. etwas weniger strenge Einstellung bitten wir - immer im Rahmen der Möglichkeiten. ASS wird nicht abgesetzt, Plavix und Co nur, wenn der Hausarzt oder Internist es für machbar hält. Eine Katarakt-Operation ist ja nun kein lebensnotwendiger Eingriff... :-nix
Hoppla-Daisy
27.01.2013, 13:09
Allerdings muss man dazu sagen, dass die hiesigen Urologen auch mehr und mehr dazu übergehen, ne ASS-Einnahme nicht als OP-Kontraindikation zu werten ;-). Ein Fortschritt!
unsere Urologen setzen irgendwie auch immer alles ab ... so neulich ASS und Plavix bei nem frischen Stent, und das ganze für ne Sachse-OP ... :-?
Elektiv OP im vulnerablen Intervall nach Stenting. Den Patient habt ihr hoffentlich noch für ein paar Monate wieder nach Hause geschickt?
Ihr müsst ja auch anschließend nicht die Blasentamponaden manuell ausräumen ...
Und ihr nicht auf dem Kathetertisch reanimieren. ;-)
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