Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Der "EsKotztMichAllesAn" Thread
Bin etwas traurig zur Zeit. 6000 Tote und alle relativieren das mit "hatten doch Vorerkrankungen, waren eh schon alt und eine Grippe rafft noch mehr dahin"- Wo bleibt die kollektive Trauer und Verarbeitung? Die Familien können sich von ihren sterbenden Angehörigen nicht verabschieden, nach dem Tod gibts keine richtigen Trauerfeiern, keine Gottesdienste, wegen Abstandsgebot nicht mal Umarmungen oder ein Händedruck.
Für die Angehörigen muss es blanker Hohn sein zu lesen, dass man jetzt bitte die Wirtschaft retten soll und den Menschen wieder erlauben soll, Eis essen zu können und auf Konzerte zu gehen. Damit nicht so viele pleite gehen und arbeitslos werden. Aber wo bleibt die Trauer in den Medien? Die Anerkennung der Politik, der Öffentlichkeit der menschlichen Verluste?
Schön, dass wir so reich sind, dass es uns in Deutschland nicht in den Hungertod treibt- aber indem wir immer nur über wirtschaftliche Folgen reden, zeigen wir unsere geistige Armut.
(Hatte jetzt nichts substantielles beizutragen, deswegen nicht im Corona-Thread)
tragezwerg
29.04.2020, 19:51
Bin etwas traurig zur Zeit. 6000 Tote und alle relativieren das mit "hatten doch Vorerkrankungen, waren eh schon alt und eine Grippe rafft noch mehr dahin"- Wo bleibt die kollektive Trauer und Verarbeitung? Die Familien können sich von ihren sterbenden Angehörigen nicht verabschieden, nach dem Tod gibts keine richtigen Trauerfeiern, keine Gottesdienste, wegen Abstandsgebot nicht mal Umarmungen oder ein Händedruck.
Für die Angehörigen muss es blanker Hohn sein zu lesen, dass man jetzt bitte die Wirtschaft retten soll und den Menschen wieder erlauben soll, Eis essen zu können und auf Konzerte zu gehen. Damit nicht so viele pleite gehen und arbeitslos werden. Aber wo bleibt die Trauer in den Medien? Die Anerkennung der Politik, der Öffentlichkeit der menschlichen Verluste?
Schön, dass wir so reich sind, dass es uns in Deutschland nicht in den Hungertod treibt- aber indem wir immer nur über wirtschaftliche Folgen reden, zeigen wir unsere geistige Armut.
(Hatte jetzt nichts substantielles beizutragen, deswegen nicht im Corona-Thread)
Geht mir auch so. Manchmal kotzt mich diese Welt echt an.
In andern Ländern gab es ja immer mal wieder ein landesweites gedenken an die Coronatoten. Sowas gab es bei uns noch nicht, oder?
Ist doch nur ne Grippe und da sterben ja eh noch mehr... :-keks
Hoppla-Daisy
29.04.2020, 21:00
Die ganzen Aluhüte und Verschwörungstheoretiker gehen mir einfach nur noch auf den Sack. Genauso wie die „ich sehe den Sinn in einem Mundschutz nicht....“-Deppen oder die „hoffentlich ist jetzt bald mal die Hysterie vorbei“- Konsumirren. Diese Leute würd ich gern höchstpersönlich auf die Intensivstation meines alten Arbeitgebers schleppen, wo ein junger Kollege in kritischem Zustand an der Beatmung hängt. Und der hat mal so gar keine Vorerkrankungen, sondern hat sich bei der Arbeit angesteckt - am Ende noch bei der Behandlung von solchen Ohnemichels.
Ich hatte ursprünglich diesen Thread geöffnet, um mich auszukotzen, dass jetzt (wie ja schon lange eigentlich klar....) ganz definitiv mein Edinburgh-Urlaub ins Wasser fällt. Aber das ist wohl echt ein Luxusproblem...
Pampelmuse
30.04.2020, 11:16
Ich finde, hier darf man auch über Luxusprobleme motzen. Ich finde es z.B. auch total schade, dass es keine Festivals geben wird diesen Sommer. :(
Pampelmuse
30.04.2020, 11:19
Bin etwas traurig zur Zeit. 6000 Tote und alle relativieren das mit "hatten doch Vorerkrankungen, waren eh schon alt und eine Grippe rafft noch mehr dahin"- Wo bleibt die kollektive Trauer und Verarbeitung? Die Familien können sich von ihren sterbenden Angehörigen nicht verabschieden, nach dem Tod gibts keine richtigen Trauerfeiern, keine Gottesdienste, wegen Abstandsgebot nicht mal Umarmungen oder ein Händedruck.
Für die Angehörigen muss es blanker Hohn sein zu lesen, dass man jetzt bitte die Wirtschaft retten soll und den Menschen wieder erlauben soll, Eis essen zu können und auf Konzerte zu gehen. Damit nicht so viele pleite gehen und arbeitslos werden. Aber wo bleibt die Trauer in den Medien? Die Anerkennung der Politik, der Öffentlichkeit der menschlichen Verluste?
Schön, dass wir so reich sind, dass es uns in Deutschland nicht in den Hungertod treibt- aber indem wir immer nur über wirtschaftliche Folgen reden, zeigen wir unsere geistige Armut.
(Hatte jetzt nichts substantielles beizutragen, deswegen nicht im Corona-Thread)
Alles gesagt. Ich sehe das genauso.
Auch weiterhin dieses "es sterben nur die Alten und Vorerkrankten"... WAS SOLL DAS?????? (Hier lag einer (bisher gesund) mit Mitte 30 fast drei Wochen intubiert rum...) Sogar von bundesweit bekannten Politikern. Geht's noch??? Diskutieren wir jetzt wieder über unwertes Leben?!? Das hatten wir doch schonmal... :-kotz
Feuerblick
30.04.2020, 11:22
Ich glaube, das hat nichts mit „unwertem“ Leben zu tun sondern eher mit der zutiefst menschlichen Reaktion „Uff, wenn nur welche mit Vorerkrankungen sterben, dann kann mir ja nix passieren.“ Dass das nicht stimmt, ist schon klar, aber dennoch ist die Intention meines Erachtens eine andere.
Ehrlich gesagt halte ich nichts von staatlich organisierten und in Massen durchgeführten Trauerbekundungen in solchen Fällen. Wem soll das was bringen? Das ist ungefähr genauso hilfreich wie das Klatschen für Pflegepersonal :-meinung
ninakatharina
30.04.2020, 11:47
Ich bin auch traurig, dass unsere lange geplante und ersehnte Hochzeits-Sommer-Party am See mit anschließendem Urlaub/ "a.k.a. Flitterwochen" nun wohl nicht stattfinden kann.. Auch ein absolutes Luxusproblem. War aber dennnoch mein Lichtblick dieses Jahr...
Ich wollte nächste Woche eigentlich in die Sonne fliegen und hab mich da auch sehr drauf gefreut weil ich sowas von Urlaubsreif bin.
Frei hab ich jetzt zwar trotzdem, werde diese Woche aber alleine in meiner Wohnung verbringen weil ich auch Familie und Freunde nicht besuchen kann/darf und finde das schon sehr frustrierend. Klar, alles kein Drama und ich hatte auch noch nicht fix gebucht aber nervt halt schon.
Ich glaube, unter „alt und vorerkrankt“ verstehen die meisten Leute den 90jährigen Dementen aus dem Pflegeheim, der schon drei Schlaganfälle hatte und 10 Medikamente nimmt. Dass darunter auch ein fitter 70jähriger fällt, mit bisschen Hypertonus, vielleicht etwas moppelig und Raucher (oder weniger), daran denkt keiner. Und mal an die Anästhesisten hier: wie viele ASA1-Patienten gibt es (mal ausgenommen die Kinder). Irgendwas hat doch fast jeder. Soviel zu „Vorerkrankungen“.
Bei uns stirbt gerade unser Patient 0 nach 40 Intensivtagen, Jahrgang 1949 und nur nen Bluthochdruck (also in etwa wie mein Vater).
:-kotz
Hoppla-Daisy
30.04.2020, 12:45
Ich finde, hier darf man auch über Luxusprobleme motzen. Ich finde es z.B. auch total schade, dass es keine Festivals geben wird diesen Sommer. :(
Klar darf man auch über Luxusprobleme motzen! Wo sonst, wenn nicht hier? Man lässt es raus, und meist fühlt es sich danach ja auch nicht mehr ganz so schlimm an. Dass es „schlimmer geht immer“ gibt, steht ja außer Frage.
Ich meinte mit meiner Kotzerei auch eher die Leute in meinem Umfeld, die mittlerweile lieber irgendwelchen dubiosen Verschwörungstheorien gespannt lauschen als mal ruhig durch die Hose zu atmen. Jo, eigentlich sind wir ja auch alle nur Opfer einer höheren Macht, die die Weltherrschaft an sich reißen will. 007 macht das schon .... und die Lüüüüüügenpresse, ja, die darf man auch nicht vergessen. Wirtschaft ist wichtiger als Leben, jo. Nur wenn eigene Angehörige draufgehen, sehen jene das bestimmt auch anders.
Moorhühnchen
30.04.2020, 13:57
Daisy, Du siehst das was nicht ganz im rechten Licht... :-))
Denn wie musste ich mir letzte Woche von einer Bekannten (spätberufene Grundschullehramtsstudentin mit fast 50 Jahren, Impfgegnerin, Aluhutträgerin) erzählen lassen? Sie befürchtet, dass ihr Vater an einem gebrochenen Herzen sterben könnte, weil sie ihn ja nicht mehr besuchen darf. Wie gut, dass meine Schwester mir berichten kann, dass sein Auto fast täglich vor ihrer Tür steht! :-oopss
Ich habe dann mal ein bißchen aus meinem Arbeitsalltag berichtet, dass unsere Intensivpflege mittlerweile die NIV (das Anlegen und die Betreuung der Patienten) verweigert und darauf besteht, dass die Patienten intubiert werden. Und sie hat ja sicherlich den Artikel in der BILD gelesen, dass ALLE Patienten am Beatmungsgerät (was ja eigentlich ein Dialysegerät war) STERBEN, weil keiner von uns Lust hat, um Patienten zu kümmern, die es mutwillig durch Verweigern der Schutzmaßnahmen in Kauf genommen haben zu erkranken... ;-)
Offensichtlich haben wir uns gegenseitig geblockt, denn ich sehe ihren Status nicht mehr und sie sieht sich meinen auch nicht mehr an.
Autolyse
30.04.2020, 19:09
Ich wollte nächste Woche eigentlich in die Sonne fliegen und hab mich da auch sehr drauf gefreut weil ich sowas von Urlaubsreif bin.
Frei hab ich jetzt zwar trotzdem, werde diese Woche aber alleine in meiner Wohnung verbringen weil ich auch Familie und Freunde nicht besuchen kann/darf und finde das schon sehr frustrierend. Klar, alles kein Drama und ich hatte auch noch nicht fix gebucht aber nervt halt schon.
Ich war gerade einen Monat im Urlaub auf Balkonien. Das war auch nicht der Plan, aber immerhin ist der Erholungseffekt trotzdem da.
Ehrlich gesagt halte ich nichts von staatlich organisierten und in Massen durchgeführten Trauerbekundungen in solchen Fällen. Wem soll das was bringen? Das ist ungefähr genauso hilfreich wie das Klatschen für Pflegepersonal :-meinung
Naja, was soll das bringen? Ein Schritt zur Verarbeitung. Ein Zeichen, dass die Masse der Menschen nicht nur unter den eigenen persönlichen Einschränkungen leidet, sondern eben auch mit den Angehörigen mit-leidet. Ein Gegengewicht zu den ganzen "Au weia-Rezession-Mimimi".
Aber vielleicht ist es dazu noch zu früh. Wir werden uns an so weitreichende Änderungen gewöhnen müssen, in einem Artikel stand etwas von "Kulturwandel". Das ist alles noch nicht absehbar, aber wir werden uns nicht nur von den Toten verabschieden müssen, sondern auch vom Vor-Corona-Leben...
Mein persönliches Luxusgejammer ist eher absolutes Kotzen wegen der völlig beknackten Ärztekammer-Mitarbeiterin, mit der ich mich täglich rumschlagen muss und die meine Unterlagen immer noch nicht akzeptiert. Wie blöd kann man eigentlich sein?
Feuerblick
30.04.2020, 19:40
Ärztekammer-Mitarbeiterinnen können blöder sein als man es sich in den kühnsten Träumen ausgemalt hätte...
WackenDoc
30.04.2020, 19:44
Das Vergnügen hatte ich auch schon. Ich frag mich manchmal, was die denken wer sie sind. Die Zulassung zur Prüfung ist eine größere Hürde als die Prüfung selbst.
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