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Aktive Benutzer in diesem Thema

  1. #16
    Diamanten Mitglied
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    Zitat Zitat von ][truba][ Beitrag anzeigen
    Anignu, welches chirurgische Fach machst du denn?
    Musste lachen. Hab mich tatsächlich noch nie konkret dazu geäußert bzw. geoutet. Und auch noch nie die Vorzüge und Genialität des Fachs angepriesen.

    Also: es ist Gefäßchirurgie. Ein klassisches chirurgisches Fach, mit Common Trunc, aktuell in einer wahnsinnigen Entwicklung mit gefühlt hohem Bedarf an Gefäßchirurgen. Ich hab meinen Viszeralteil gemacht, war auf der Intensivstation mit Beatmungen und Hämofiltrationen (leider damals ohne PICCO, eine Anästhesistin hat mir letztens PICCO erklärt und ich war neidisch, wir haben das eher "nach Gefühl" gemacht) und arbeite seit vielen vielen Jahren im Dienst auch in der Notaufnahme. Die besteht ja quasi nur aus Unfall und Bäuchen, selten Gefäß noch seltener Plastik (als Verbrennungen oder Probleme nach Voroperationen). Kinder haben wir teils auch in der Notaufnahme aber meist nur mit Kleinigkeiten und zu den Herzchirurgen schicken wir unsere Patienten ja eh selbst hin. Hab also inzwischen alle chirurgischen Bereiche ein wenig mitbekommen und bin froh in der Gefäßchirurgie zu sein.

    Es ist so schön! Die Dankbarkeit der Patienten, dieses absolute Vertrauen der Patienten, dieses Soviel was man alles selbst machen kann (Ultraschall, Angio, OP, PTA, Hybrid, Verfahrenswechsel wenn eins doch nicht klappt etc.), diese Erhabenheit über Zweifel wenn ein Gefäßchirurg eine Aussage trifft (vom Niveau her wie Neurologie), diese Menge an Dinge die man nebenbei über andere Fächer lernt (Innere sowieso, Viszeral und Unfall im Dienst) wodurch man doch eine gewisse Breite an Grundwissen aber letztlich eine hoch spezialisierte Ausbildung hat usw...

    Ich könnte noch sehr sehr viel mehr schreiben, aber das wäre alles ein reines "Gefäßchirurgie ist so geil" und bringt dann auch nichts mehr. Aber all solche Sachen wie dass ich selbst meine Station managen kann wie ich will, dass ich mir mein Zeug selbst einteilen kann, dass ich Freiräume hab mich auch mal ein wenig mehr um einen Patienten zu kümmern der es grad braucht, dass die Verweildauern länger sind so dass ich die Patienten auch kennen lernen kann, dass die Patienten wieder kommen weil sie wissen dass sie gut behandelt werden bei uns usw... hatte ich schon geschrieben dass Gefäßchirurgie schön ist?

    Es muss halt die richtige Abteilung sein. Wir machen halt auch alles: Varizen konventionell oder endovenös, Grenzzonenamputation und Bypässe bis pedale Bypässe und dann über Aorten (und Aortenrevisionen) bis hoch zu den Carotiden oder auch Shunts. Spannend auch Hybrid-Operationen z.B. an den supraaortalen Ästen mit retrogradem Ringstripping der ACC und dann Stent am Abgang oder halt fenestrierte Prothesen bei thorakoabdominellen Aortenaneurysmen. Das müsstet ihr einfach mal gesehen haben. Gefäßchirurgie ist mit offen, endovaskulär, hybrid, lysen, spezielle Sachen die AV-Malformationen, venöse Stents etc. einfach extrem breit aufgestellt bei uns und ich kann so viel lernen. Der Katalog ist sowas von übervoll das ist einfach nur schön.

    Nachteil: die OP dauert exakt bis 10 Minuten nach der Abschlussangio (Anästhesisten wissen was das heißt und mögen es nicht verraten!)
    Und die Niederlassungsmöglichkeiten sind (bis auf sehr wenige Ausnahmen) mit einer deutlichen Beschränkung des Spektrums verbunden. Das finde ich traurig. Im Klinikalltag muss man halt so viele so sinnlose Dinge machen, die ich mir gerne in Richtung Arbeit mit Patienten sparen würde.



  2. #17
    Diamanten Mitglied Avatar von Fr.Pelz
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    Wow Anignu, da habt ihr ja echt ein breites Spektrum! Unsere GCH ist kleiner aufgestellt (immerhin auch mit Hybrid-OP, aber keine thorakalen Aortenaneurysmen) Das fand ich auch schon sehr spannend, wobei da noch eher der andere Nachteil der GCH zum Tragen kam: extrem viele pAVKler, die halt so sind wie sie sind. (Weiter rauchen, Termine verpeilen etc)...
    Carotis-TEAs finde ich aber z.B auch total cool.

    Ich mache ja Allgemeinchirurgie und da gibts auch durch die Rotationen ein breites Spektrum (es gehört ja auch 1 Jahr UCH dazu), man kann sich später niederlassen und hat die große Auswahl, ob man später ne ruhige Kugel schiebt und ambulant Wunden beguckt oder nach der Allgemeinchirurgie noch eine Spezialisierung dranhängt und z.B Viszeralchirurgie und Karriere macht Notarzt fahren kann man auch.
    And then again, it´s not out of the realm of extreme possibility...



  3. #18
    PalimPalim! Avatar von epeline
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    Also ich finde, die wichtigste Entscheidung dabei ist: OP ja oder nein. Denn damit fällt ja schon mal vieles flach.

    Für mich war klar, dass ich auf OP-Luft gut und gerne verzichten kann.
    Daher fiel auch einer meiner Favoriten nach Interessenlage raus, nämlich Gyn.

    Blieben für mich noch: Innere/Allgemeinmed., Neuro und Pädiatrie

    letztere ist es dann geworden. Ich mag die vielfachen Überschneidungen mit anderen Fächern und die Breite des Fachs. Zudem sind mir Kinder eben auch sympathischer als Erwachsene. Dann wollte ich eben offen halten, mal in die Niederlassung zu gehen oder in der Klinik zu bleiben



  4. #19
    Diamanten Mitglied
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    Zitat Zitat von Fr.Pelz Beitrag anzeigen
    Carotis-TEAs finde ich aber z.B auch total cool.
    Ich auch. Wir machen über 100 im Jahr, davon die allermeisten in Plexusanästhesie, also beim wachen Patienten. Eine Shunteinlage ist dadurch quasi nie erforderlich. Dieses Jahr bisher einmal Shunt und null Schlaganfälle. Und es ist die am krassesten standardisierte Operation die es in der Gefäßchirurgie gibt. Da stellt man sich hin und kann auswendig alle Schritte und Instumente der Reihenfolge nach runtersagen mit welchen Strukturen man wann sehen sollte und was man dann weiter macht etc. Wie gesagt: ich hab hier in meiner Weiterbildungszeit meinen Katalog auch mit Carotiden operiert.

    Das mit dem weiter Rauchen ist mir persönlich völlig egal. Ich sag es denen und wenn sie nicht drauf hören sind sie selbst Schuld. Und da sie das wissen und genauso sehen sind bei guten Verläufen wir Ärzte schuld und bei schlechten Verläufen der Patient Das sehen die Patienten auch so. Ist doch nett, oder?

    Unsere Grenze ist der Truncus brachicephalicus. Von dem kann man noch mit einem carotido-carotido-subclavialen Bypass die linke ACC und linke Subclavia ausschalten und dann eine TEVAR (ggf mit Chimney) bis an den Truncus brachicephalicus ran machen. Alles was dann weiter geht ist das Problem der Herzchirurgen. Genau so läuft es aber auch immer wieder: Stanford-A-Dissektion, durch die Herzchirurgen einfach mal schnell eine Bentall-OP bis an den Truncus brachiocephalicus ran. Alles was danach kommt ist den Herzchirurgen egal, legt sich entweder an oder wird dann durch uns endovaskulär versorgt.
    Wie beschrieben das retrograde Ringstripping der ACC mit Stent am Abgang ist einfach sehr schön. Aber auch die Idee von retrogradem Stenting der ACC. Also nicht über die Leiste irgendwie hoch, dann durch die Stenose durchpopeln und hoffen dass sich nichts ablöst und einen Apoplex macht. Nein. Kleiner Carotis-Zugang, retrograd rein und Stenten, Brösel rausflushen, zunähen. Sehr sichere Methode, dafür muss man aber nicht nur endovaskulär können sondern eben auch operieren. Also nix für Angiologen oder Radiologen.

    Schön an unserem Fach auch dass man die meisten Komplikationen selbst beherrschen kann. Wenn ich mir vorstelle wie man zu den anderen Disziplinen (vor allem Unfall aber auch Viszeral oder Gyn) doch immer wieder gerufen wird um zu helfen. Ich kenn das so irgendwie gar nicht. Ich schneid ja nicht aus Versehen Knochen kaputt, eine Darmnaht bekomm ich grad noch hin und gynäkologisch haben unsere Patienten nichts mehr...



  5. #20
    Diamanten Mitglied
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    Zitat Zitat von epeline Beitrag anzeigen
    Pädiatrie

    letztere ist es dann geworden. Ich mag die vielfachen Überschneidungen mit anderen Fächern und die Breite des Fachs. Zudem sind mir Kinder eben auch sympathischer als Erwachsene. Dann wollte ich eben offen halten, mal in die Niederlassung zu gehen oder in der Klinik zu bleiben
    Kinder muss man halt echt mögen. Ich mag Kinder auch, die Eltern dazu find ich nur extrem anstrengend. Und auch diese verschobene Realität bei vielen Eltern. Schlimm. Kinder sind ansonsten super. Irgendwie heilt alles fast von selbst, Kinder sind per se erstmal gesund und Kinder halten viel viel aus. Nicht so der leichte Windhauch und zack Herzinfarkt.

    Ich hab mich gegen Pädiatrie entschieden aufgrund eines Notfalls den ich als Rettungsdienstler mal miterleben durfte. Mir tun die Kinder so leid denen was passiert, da leide ich sehr mit.



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