Der grundsätzliche Ansatz ist falsch. Die Zahlen für einen niedergelassenen (selbstständigen) Arzt können (müssen aber nicht) hier und heute stimmen. Bei diesen ganzen thread geht es doch um die Zukunft.
Nehmen wir mal den angestellten OA: der kriegt alle zwei, drei Jahre mehr seine Gehaltssteigerung von 2- 3%. Plus vielleicht Pool. An finanziellen Unwägbarkeiten kann da vielleicht hinzukommen: Auto kaputt, Scheidung, Grundsteuer erhöht, oder Miete. Oder mit Containern verspekuliert. That´s it. Und so geht es 30 Jahre weiter. Bis zur Rente.
Der fiktive Niedergelassene aus dem o.g. Beispiel hat alleine in den letzten 12 Monaten folgendes übergebraten bekommen:
-Vergütungserhöhung der MFA, sofern noch vorhanden, (sei ihnen gegönnt), aber ohne daß die Kassenhonorare steigen
-verpflichtene offene Sprechstunde mit resultierendem Chaos und Verringerung der Einkünfte für diesen Tag
-Erhöhung der Wochenarbeitszeit um 5 Std ohne Erhöhung der Vergütung. Demnächst dann 10h?
-Teilübernahme der Terminvergabe durch extern (TSVG) mit ca 30% "no show", Resultat s.o.
-verpflichtende Installation kosten- und zeitintensiver EDV "TI" mit Abfließen der Patientendaten nach extern, gleichzeitig aber volle Verantwortung ggü. den Patienten, falls die Daten geleakt werden
-und eine ständig zunehmende Zahl an unbezahlten Diensten in irgendwelchen Fahrbezirken oder Portalpraxen, für eine Vertretung ist mittlerweile pro Dienst schon mal ein vierstelliger Betrag fällig.
To be continued...
Umgekehrt fallen laufend Einnahmeposten weg, wie spezielle Verträge, Laborboni, Privatvergütung sinkt etc...
Durch lächerliche Aktionen wie 8,21 EUR für ein Gutachten als Zweitmeinung holt man das auch nicht mehr rein.
Das eigentliche Grundproblem ist jedoch, daß man sich über die KV an den Vergütungsmodus der GKV bindet, sprich als steuerähnliche umlagefinanzierte Kasse. Exakt das, was auch die Rentenversicherung macht, und da die Probleme der GKV und der DRV absolut gleich sind (Reallohnverlust, Demographie etc.) werden die Probleme in ein paar Jahren manifest. Bereits heute werden von 100 EUR Einnahmen GKV weniger als 9 EUR an niedergelassene Ärzte weitergereicht. Tendenz : stets sinkend, genauso wie eben die DRV, von lächerlichen Aktionen wie 5 EUR mehr pro Monat vor Wahlen mal abgesehen.
Sprich: über heutige Kreuzfahrt- und Flaschensammlerrenter (die es beide gibt) zu diskutieren, ist wenig hilfreich, wenn man sich um die Zukunft Gedanken machen muß. Und da ist die GKV eben das DRV-Flaschensammel-Modell, wo in Bälde (so ab 2025) ein Drittel der Einzahler nur noch absolute Minimalbezüge zu erwarten hat, egal was die Politik erzählt "Renden sind sischää".
Man sollte also immer einen Plan haben, sich nicht dauerhaft von den GKV-Zahlungen als Praxisinhaber abhängig zu machen, genausowenig wie von den Zahlungen der DRV als alleinige Altersvorsorge.