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Hallo ihr Lieben,
ich befinde mich momentan in einem absoluten Loch und bin absolut fertig. Nachdem ich zwei Monate auf die schriftliche Prüfung durchgepaukt habe, ist gefühlt kaum etwas hängen geblieben, aber es scheint so als hätte ich im schriftlichen noch die Kurve bekommen. Anatomie war mit Abstand mein schlechtestes Fach (<40% richtige Antworten) wobei ich auch in allen anderen Fächern außer vielleicht Physio keine wirkliche Leuchte bin. In einer Woche steht nun die mündliche Prüfung an und ich habe einen Prüfer in Anatomie erwischt, der alles querbeet fragt und Themen sich dadurch kaum eingrenzen lassen.
Um euch einen Eindruck zu geben: Ich könnte an einem Modell der Unterarmmuskulatur nicht einmal die Muskeln korrekt benennen, geschweige denn U/A/I/F nennen. (Ja, ich weiß auch nicht wie ich meine Testate bestanden habe) und in 7 Tagen für 3 Fächer werde ich auch nicht die ganze Anatomie drauf kriegen. Schon gar nicht, wenn die Fragen von Rotatorenmanschette über Isokortex zu Beckenorganen und -muskeln gehen. Ich gehe eigentlich nicht davon aus, dass das klappt und der Gedanke an die mündliche Prüfung, die Blamage vor den Profs und Kommilitonen, lässt mich kaum schlafen.
Das vergangene halbe Jahr war einfach das schlimmste meines bisherigen Lebens: Ich habe plötzlich meinen Vater verloren, meine finanzielle Lage ist ziemlich angespannt: Mein HiWi Job in der Forschung wurde auf Grund von fehlenden Drittmitteln überraschend doch nicht verlängert, ich habe durch den Notenabfall mein Stipendium verloren, meine Depression (wegen der ich 3 Jahre in Behandlung war und die mich die letzten 2 Jahre eigentlich weitestgehend in Ruhe gelassen hat) hat mich jetzt wieder fest im Griff und Panikattacken habe ich natürlich auch. Nun fehlt eigentlich nur noch die Kirsche auf der Sahnehaube: Durchfallen durchs Physikum und ein weiteres Semester verlieren.
Ich bin einfach absolut am Ende. Ich hab eigentlich immer viel Freude am Arbeiten mit Patienten gehabt und an praktischen Tätigkeiten, aber gerade bei der IMPP Lernerei ist es mir wieder besonders deutlich geworden, dass ich nicht für pures Auswendiglernen von Fakten gemacht bin und mir auch nichts im Kopf bleibt. Ich hab mich die ganze Vorklinik über gequält und mein Studium verflucht, weil es mich so unglücklich macht. Zumindest bei den Themen der Vorklinik hat sich mein Interesse auch sehr in Grenzen gehalten.
Ich sitze gerade vor den Lernunterlagen und fühle mich wie gelähmt. Stände ich jetzt nach dem Abi da und hätte noch nicht über 2 Jahre Lebenszeit in etwas reingesteckt, würde ich mich definitiv nicht nochmal für Medizin entscheiden. Deshalb denke ich die letzten Nächte auch vermehrt darüber nach, ob ich nicht einfach doch Chemie studieren sollte, was eigentlich mein Plan bis zum Abi war. Ich kann mich zur Zeit nur noch damit motivieren, dass das jetzt die letzte Woche in meinem Leben ist, die ich noch für Medizin pauken muss, wenn ich es danach nicht mehr will. Aber was, wenn ich die Entscheidung dann irgendwann bereue? Auch der Gedanke an die Klinik macht mich nicht mehr froh. Wenn ich den Stundenplan sehe und wie es wieder weitergeht, denke ich 'Bleibt mir doch bloß weg damit. Immer die selbe Knechterei'! Ich weiß nicht, ob ich wirklich mit dem Studium aufhören sollte oder meine negativen Gefühle die Entscheidung vielleicht überlagern. Ich weiß nur, ich bin zur Zeit maximal unglücklich und würde mir vor der mündlichen Prüfung am liebsten die Kugel geben. Sorry fürs ausheulen. Ich hoffe wenn ich meine negativen Emotionen einfach in diesen Text presse, lassen sie mich für kurze Zeit vielleicht in Ruhe.