Sorry, ich glaube, die Misere offenbart sich eher an solchen Beiträgen. Und durch namedropping wird es nicht besser. Zum einen wird es in 20 Jahren nicht nur nicht keine Radiologen mehr geben, sondern wir werden neben dem Neuro- und Kinderradiologen auch noch den Interventionsradiologen, den MSC-Radiologen, den Senoradiologen, den Hybridradiologen und vielleicht auch noch den Notfallradiologen haben. Just meine 2 cents..
Zum anderen: ich habe schon seit langem was, was Bilder durchsieht, unter Berücksichtigung der Leitlinien selbstständig Befunde erstellt und parallel dazu Wissen aus dem www und Büchern aufnimmt. Nennt sich Assistenzarzt/ärztin
Um es kurz zu machen: Auffälligkeiten in Bildern definierter Regionen zu finden (ich schreibe bewußt "Auffälligkeiten" und nicht "Pathologie", weil das ja schon eine Wertung ist) ist weder künstliche, noch natürliche Intelligenz sondern schlicht und einfach Beobachtungsgabe. Kann ein/e gute MTRA auch und der Student nach ein wenig Training. Radiologie ist aber doch noch ein wenig mehr.
Zweifellos wird es Software geben bzw. gibt es schon, die Befunde rausfiltern, diese in Textbausteinen gießt und dann noch ein paar DD präsentiert (natürlich nur, wenn der Patient optimal geeignet ist) ...das große ABER ist jedoch:
-zum einen muß jemand mit seiner Unterschrift dafür haften, der Befund und die Bilder sind für ein paar Jahrzehnte dokumentiert. Und in Deutschland bedarf es dann auch noch einer Unterschrift eines FA, um eine Zahlung der KK auszulösen. Ich kann mir nicht vorstellen, daß der Softwarehersteller die juristische Verantwortung für KI-Befunde übernehmen will. Unterschreiben muß trotzdem der Radiologe, und einen Fremdbefund gründlich (!) durchzusehen, dauert in der Regel länger, als ihn selbst zu schreiben. Also Zeitersparnis gleich Null. Zumal der/die WBA ja ein persönliches Interesse hat, keine grob falschen Befunde abzuliefern, einer KI wäre das schlicht und einfal egal. Als C4 Professor, der vmtl. pro Tag ein paar hundert Untersuchungen ungesehen unterschreibt, hat man natürlich leicht reden.
Zum anderen haben wir speziell in Deutschland die Situation, daß man sehr gut vom homeoffice oder via Teleradiologie landes- oder sogar weltweit befunden könnte, aber die Juristerei einen geradezu an den Arbeitsplatz zwingt. Das geht von Präsenzvorgaben der KK , über die diversen Fachkunden (wenn kein "passender" Arzt da ist, steht das Gerät halt) bis hin zu IMHO lächerlichen Vorgaben, daß selbst ein radiologisches Aufklärungsgespräch persönlich vom Arzt durchzuführen ist. Und radiologische Untersuchungen sind wirklich Lappalien, was NW angeht. Aber solange selbst eine simple CT-Aufklärung nach Lesart der Juristen vom Arzt durchzuführen ist (anstatt daß der Patient sich auf einem Tablet durchklickt), braucht man keine Angst haben, als Arzt überflüssig zu werden.
Sicher, das Arbeitsumfeld wird sich verändern. Ich habe noch mit CTs vom Film, Bildertüten, handschriftlichen Befunden, Audiokassetten und ganzen Schreibabteilungen angefangen. Gibt es alles nicht mehr. Aber dafür muß viel, viel mehr Papierkram von einem Arzt persönlich (!) unterschrieben werden.
@die KI-Gläubigen: mir fällt noch eine gute Anwendung an, und zwar den E-Notar. Standardkaufvertrag aus dem Computer drucken, laut vorlesen lassen, Unterschriften einscannen- fertig. Spart einen Haufen Geld an Honorar. Gibt es nicht? Warum nicht? Vielleicht mal drüber nachdenken.
Und dann auch drüber nachdenken, warum in Passagierflugzeugen immer noch Piloten sitzen, obwohl im Militärbereich unbemannte Flugzeuge schon mehr als eine Dekade gebräuchlich sind...