Hallo!
Erstmal gratuliere zum baldigen Studienabschluss ! und willkommen in der Anästhesie...
!
Also ich persönlich kann dir nur empfehlen, das zu machen, worauf du Lust hast und ein gutes Bauchgefühl. Wenn man Fächer nach "vernünftigen" Gründen aussucht, wird man eventuell nicht lange glücklich.
Ich
persönlich kann nur folgendes berichten: ich wollte nie Anästhesie machen, habe weder Famulatur noch PJ darin gemacht, ich fand es im Studium sterbenslangweilig. ich wollte immer Chirurg werden. Und das habe ich auch nach dem Studium gemacht. war auch gut! Aus diversen Gründen habe ich im Rahmen eines Stellenwechsels dann spontan gesagt, "ich probier mal was anderes" und habe mich in der Anästhesie beworben.
Was soll ich sagen? Da bin ich nun seit 10 Jahren.
Anästhesie hat einige viele viele Vorteile und wenn man es liebt, kaum Nachteile:
1. Es ist tatsächlich ein ganzheitliches Fach, d.h. man bekommt Ahnung von ein bisschen allem. Und wir sind Experten in unserem Gebiet, wofür wir auch bei anderen Fachgruppen geschätzt werden.
2. Die Anästhesie ist vielfältig: man kann klinische Anästhesie, also OP, machen, aber auch Notfallmedizin, Intensivmedizin oder Schmerztherapie. Oder Quereinsteiger werden und Hausarzt.
3. Die Arbeitsbedingungen sind m.E. immer noch sehr gut: man fängt im OP zwar meist früh an (meist gegen 7), hat aber dadurch, dass man sich im OP normalerweise "ablösen" lässt - was der Chirurg nicht kann - pünktlich Feierabend. Das gilt nur bedingt für Intensivstationen, wo es meist Schichtdienst gibt.
4. Die Arbeitsbelastung ist je nach Haus unterschiedlich. Generell kann ich empfehlen, zumindest für die Weiterbildung an einem Haus der Maximalversorgung zu gehen. Dort wird viel gearbeitet, aber man sieht Dinge fürs Leben.
natürlich gibt es auch in der Anästhesie Überstunden, wenn es zB parallele Notfälle gibt oder einen Schockraum. Normalerweise gibt es hierfür aber Dienst und/oder Spätdienste.
Wochenend-Dienste macht man trotzdem in der Klinik.
In einer Praxis anzufangen wird eher selten sein, dort ist die "Work-Life-Balance" laut Kollegen irgendwann noch besser (anscheinend), da keine Nacht- oder WE-Dienste. Dafür sind die Narkosen/OPs auch nicht mehr so spannend und immer gleich.
Generell gilt die klinische Anästhesie, also im OP, als familienfreundlich. Da wir ja irgendwie "austauschbar" sind, ist Teilzeit (wir sind 80% Teilzeitkräfte!) gang und gäbe. Wir haben Kolleg(innen), die immer schon 1-2 Tage die Woche später kommen oder früher gehen, um das Kind abzuholen. Normalerweise trägt das die Abteilung mit.
Das geht in der Chirurgie alles (noch!) nur bedingt gut (verständlicherweise).