- Anzeige -
Interesse an einer Werbeanzeige hier?
mehr Infos unter www.medi-a-center.de
Zitat von
Tullius80
Als Key-Feature-Frage fande ich diesen Fall ziemlich unfair, immerhin hat das IMPP selbst in einer der Folgefragen von einer "diagnostischen Unsicherheit" gesprochen. Deshalb dann gleich drei Fehler zu kassieren, sollte man sich falsch entscheiden, ist ziemlich überzogen, v.a., da man zmd. anhand der weiteren Antwortmöglichkeiten auch guten Gewissens die Dehydratation hätte nehmen können (-> Hautturgor überprüfen -> Volumentherapie). Als Einzelfrage wäre der Fall sicherlich fairer gewesen (Was ist die wahrscheinlichste Diagnose?).
Hatte mich selbst nach langem Grübeln letztlich für den HWI entschieden, aus folgenden Gründen:
1) Plötzlicher Beginn
2) Neue Inkontinenz (spricht eher für Blasenreizung als für Dehydratation)
3) Pat. hat ohne Probleme ein Glas Wasser getrunken (Ältere weigern sich ja gerne mal. Hätte also ein Hinweis für Deyhdr. sein können.)
Aber natürlich haben die Kardinalsymptome des HWI (Dysurie und Fieber) gefehlt. Hier wollte das IMPP wohl darauf hinaus, dass es bei der Entzündungssymptomatik bei Senioren typischerweise meist nicht weit her ist und man sich allein darauf nicht verlassen darf.
Ich finde es nicht so eindeutig.
1) Ein positives Urintest spricht für eine Bakteriurie und nicht für einen symptomatischen HWI. In diesem Fall kann man nicht differenzieren zwischen HWI und Dehydration. Viele ältere Menschen haben einen positiven Urintest ohne i.welche Symptomatik. Das soll man nicht behandeln (=Asymptomatische Bakteriurie).
2) Uringeruch hat keinen prädektiven Wert für einen HWI und kann bei Dehydration genauso auftreten. (Es gibt zahlreiche Literatur dafür)
3) Zudem steht hier nichts über Urininkontinenz, sondern Uringeruch. Man könnte es als Foetor Urämicus bei einer akuten Verschlechterung der Nierenfunktion interpretieren. Die Patientin nimmt ACE Hemmer und Thiaziden, was die Symptomatik verstärken kann.
4) Bei so einer multimorbiden Patientin (DM, Adipositas, chronische Venöse Insuffizienz, aHTN) ist meistens beides gleichzeitig zu finden (Dehydratation und HWI). Zudem steht nichts über eine mögliche Anpassung der aktuellen Therapie. Bei Dehydratation würde man die Diuretika pausieren und auf jeden Fall die Elyte kontrollieren (Hyponatriämie? Hyperkaliämie? DM Entgleisung?)
Basiert an den gegebenen Daten, kann man nicht bei so einer Patientin für nur einen diagnostischen Test entscheiden. Zudem kann man nicht sicher sagen, ob sie zuhause bleibt oder eingewiesen werden soll. Auch wenn die Patientin das nicht möchtet, soll sie erstmal über die Konsequenzen informiert werden. Sobald die diagnostische Unsicherheit bleibt und eine Elyte Störung (schwere Hyponatriämie unter Thiaziden oder/und schwere Hyperkaliämie unter ACE Hemmer) bzw. eine akute Nierenschädigung nicht ausgeschlossen werden kann, soll:
1. Keine Therapie mit Nitrofurantoin begonnen werden. (eGFR unter 45 ist eine KI). Laut Fachinfo (Nitrofurantoin) kann bei ältere Patienten angewendet werden Nut" wenn zuvor durch einen Nierenfunktionstest eine Niereninsuffizienz ausgeschlossen wurde und keine Oligutie oder Anrufe vorliegt).
2. Bei Flüssigkeitsgabe sollte ebenso vorher eine Hyponatriämie unter Thiazide ausgeschlossen werden und die Diuretika Therapie soll pausiert werden.
Meiner Meinung nach kann man den ganzen Fall anfechten.