Beispiel aus der Inneren sind die Pneumonie-Fragebögen, die zur Qualitätssicherung (elektronisch) ausgefüllt werden müssen und vermutlich auch abrechnungsrelevant sind (sonst wäre das Controlling nicht so dahinter her gewesen). Ich habe persönlich keine Klinik erlebt, in der diese Bögen nicht zu fast 100% mit Fantasie-Werten bestückt worden sind. Teils im laufenen Betrieb, teils indem quartalsweise ein Dummer ausgesucht wurde, der dann ein bis zwei Tage lang nur damit beschäftigt war.
Habe dann ebenfalls selbst erlebt, wie genau die Ergebnisse dieser Pneumonie-Fragebögen dann mal von einem höheren Vertreter der GKV-Selbstverwaltung auf einer großen QM-Veranstaltung als glänzendes Beispiel dafür präsentiert wurden, wie Qualitätsmanagement die Behandlung von Patienten verbessert, da man sehen könne, wie manche Kliniken fast alle Qualitätskriterien erfüllen und andere fast keine davon, und wie im Lauf der Zeit die Erfüllung der Kriterien sich durch den Rückmeldezyklus erheblich verbessert habe.
In der Realität dürfte die konkrete Patientenversorgung unter den Bögen gelitten haben, da geschätzt eine ärztliche Arbeitswoche pro Jahr darauf verwendet wurde, Fantasiewerte in Tabellen einzutragen. Hätte man jeweils im laufenden Stationsbetrieb ehrlich alle Werte erhoben und eingetragen, wäre natürlich ein Vielfaches dieser Zeit aufgewendet worden. Ob eine solche ehrliche Erhebung die Qualität der Versorgung der Pneumonie-Patienten verbessert hätte, darüber gibt es vermutlich geteilte Meinungen. Bin nicht mehr in dem Bereich tätig und weiß somit nicht, ob die Fragebögen inzwischen abgeschafft worden sind oder weiterhin jedes Jahr hunderte Internisten bundesweit damit beschäftigt sind, erfundene Zahlenkolonnen in den PC einzutippen, um die Behandlungsqualität ihrer Pneumonie-Patienten nachzuweisen.