Ich bin ein bisschen entsetzt über die Diskussion, die hier läuft. Natürlich sollte man Selbstreflektion erwarten, wenn an verschiedenen Stellen wiederholt Mobbingprobleme auftreten oder empfunden werden. Wie schon angemerkt wurde, ist die Grenze zwischen Mobbing und einem blöden Spruch sehr subjektiv und fließend.
Jedoch sollte man zum einen berücksichtigen, dass jemand, der mal einem ernsthaften Mobbing ausgesetzt war, sicherlich weniger Resilienz für grenzwertige Situationen aufbringt als jemand mit einem super Selbstbewusstsein und dass es wohl schon klassische "Mobbingopfer"-Persönlichkeiten gibt.
Daran kann und muss man als einzelner arbeiten, ABER man sollte meines Erachtens nicht erwarten, dass unprofessionelles Verhalten als normal empfunden wird.
Das o.g. Beispiel finde ich schlicht unprofessionell- auch wenn es natürlich dem "normalen" Krankenhausalltag entspricht. Moralisch in Ordnung finde ich es deswegen trotzdem nicht.
Ich finde aus meiner persönlichen Erfahrung, dass im Krankenhaus schon ein sehr rauer Umgangston herrscht und auch unprofessionelle Kommunikation an der Tagesordnung ist. Ich komme damit zurecht (hatte aber auch schon grenzwertige Situationen), aber ich habe schon einige Kollegen daran zerbrechen sehen. Und klar kann man sagen "ja, der war halt nicht gemacht für die Uniklinik, hält halt nix aus" - oder man kann man reflektieren, ob der Ton in der eigenen Abteilung in Ordnung und noch zeitgemäß ist. Bei uns ist er das in vielen Situationen definitiv nicht.
Dass hier einige davor komplett die Augen verschließen und angeben, sie hätten noch nie Mobbing bemerkt, erschreckt mich. Bitte einfach mal mit etwas offeneren Augen durchs Leben gehen und ggf. auch den eigenen Ton reflektieren!
Klar, wir müssen uns nicht alle mit Wattebäuschen bewerfen, aber im Krankenhaus herrscht schon häufig eine etwas eigenwillige Sozialstruktur, die nicht jeder aushält. Und ob der Fehler dann immer nur beim "Opfer" liegt, oder ob generell mal was geändert werden sollte - ich denke, darüber sollte man zumindest mal ernsthaft nachdenken.
Meiner Erfahrung nach gibt es häufig alteingesessenes Personal, die für etwas herberen Charme bekannt sind. Die meisten hören einfach weg oder witzeln mal dagegen und kommen gut zurecht. Aber ich hab auch schon häufiger beobachtet, dass genau die "herberen" Charaktere es dann auf die Spitze treiben, wenn ein sensibler "Neuer" damit nicht zurecht kommt. Und wenn dann bewusst verletzt wird, wenn Kollegen bewusst auflaufen lassen (was häufig auch nicht gerade zum Vorteil des Patienten ist!), dann hörts für mich einfach auf.
Und jeder, der solche Situationen nicht schon mal ansatzweise mitbekommen hat, arbeitet entweder im Paradies oder rennt einfach blind durch die Gegend - ODER und das halte ich für wahrscheinlich, ist durch das System schon ganz schön abgestumpft.
Warum schreibe ich so ausführlich und "steigere mich gerade ein bisschen rein"?
Ich arbeite derzeit auf einer Station, auf der jetzt nacheinander mehrere Kollegen wegen des unerträglichen Arbeitsklimas gegangen sind. Ich persönlich finde es allerdings gar nicht so schlimm, auch die Situationen, die sie schildern, kommen mir eher harmlos vor (da hab ich tatsächlich schon ganz anderes erlebt...). Aber wenn nacheinander mehrere gute Kollegen es nicht aushalten konnten, dann bin ich wahrscheinlich auch schon zu abgestumpft, um das Problem zu erkennen - oder die sind alle Sensibelchen.
Die Wahrheit liegt vermutllich in der Mitte!