In diesem Thread wurde viel richtiges über die Arbeitsatmosphäre in unseren Krankenhäusern genannt. Ich arbeite aktuell glücklicherweise in einer Klinik mit einem sehr guten, respektierenden Verhältnis zwischen ÄrztInnen und Pflege und habe dumme Sprüche im Prinzip gar nicht erlebt, worüber ich sehr froh bin und was die Zusammenarbeit sehr angenehm und wertschätzend macht. In beide Richtungen.
Im Studium erlebt man natürlich viele verschiedene Kliniken und da habe ich sehr oft gesehen, dass gerade die jungen ÄrztInnen den Kopf einziehen, versuchen möglichst nicht aufzufallen, Aufgaben der Pflege übernehmen, oft aus Angst vor der Pflege. Bestes Beispiel: Man ist im Patientenzimmer und ein Patient möchte pflegerische Hilfe - drücke ich da auf den Knopf oder helfe ich da nicht lieber schnell selbst, um bloß keine unangenehme Aufmerksamkeit zu erregen oder als "die ist sich zu fein dafür" zu gelten? Man ist eben oft alleine als Arzt/Ärztin auf Station, aber sieht sich 10 Personen von der Pflege gegenüber, da macht alleine die Unterzahl eine Unterlegenheit.
Noch ein weiterer Denkanstoß: Nach mehreren Praktika im Ausland habe ich auch ein wenig den Eindruck, dass diese schlechte Arbeitsatmosphäre auch ein typisch Deutsches Phänomen zu sein scheint. Ich habe in Finnland im OP an einer Uniklinik famuliert und war platt, wie nett und respektvoll alle - auch unter den verschiedenen Berufsgruppen - miteinander umgehen, auch wenn es stressig wurde. Es geht eben nicht schneller oder läuft besser, wenn man brüllt, ganz im Gegenteil.
Das allgemein oft schlechte Arbeitsklima v.a. an deutschen Unikliniken ist für mich persönlich auch ein Grund, nicht an einer solchen zu arbeiten, auch wenn es mich fachlich reizen würde. Glücklicherweise sind Länder mit Alternativen ja in der Nähe, evtl. auch ein Grund für das Ärzteauswandern.