Nochmal zur KI. Als zwischenzeitlicher Teilnehmer einiger Workshops dazu (u.a. auf dem RSNA) gebe ich erneut meinen Senf dazu.
Auf dem RSNA füllt die KI mittlerweile eine ganze Halle und KEINE, aber wirklich KEINE Firma behauptet, Ärzte ersetzen zu können oder wollen. Beworben wird einzig und alleine die Arbeitserleichterung. Und die ist in der Tat vorhanden. Etwa so, wie der faltbare Stadtplan durchs Navi ersetzt wird, aber einen Fahrer braucht es immer noch.
Die Möglichkeiten, die vorgestellt wurden, beeinhalteten neben dem Erkennen von Lungenherden selbiges in der Leber, gewisse Erleichterungen z.B. beim Erkennen von Frakturen im CT (wer kennt nicht diese grottig degenerativen WS-Befunde wo man schon mal ins Grübeln kommt, was jetzt Fraktur ist oder nicht) und das Hinweisen auf mögliche kleine SABs durch Markieren von Dichteunterschieden, was morgens um 2.30h auch schon mal hilfreich sein kann, falls man zu schnell gescrollt hat.
Ich wiederhole: KEINE dieser Programme ist herstellerseitig dafür ausgelegt, einen Arzt zu ersetzen. Und NIEMAND behauptete das von den Referenten.
Meine persönliche Meinung: ein Programm, was definierte Formen oder Werte in einem definierten Volumen findet, ist auch keine KI, sondern schlichte Anwendung von Informatik. KI wäre es dann, wenn es selbstständig Diagnosen stellt (und nicht nur das Lehrbuch/Internetwissen wiedergibt, was jemand anders einprogrammiert hat) , rechtssicher "wurde maschinell erstellt und ist ohne Unterschrift gültig " Therapien empfiehlt und dann auch noch die Punktion macht...ich glaube, das werden wir nicht mehr erleben.
Ab einem bestimmten Level geht es in der Radiologie eh nur noch um das Supervidieren und unterschreiben. Das kann schon aus juristischen Gründen keine KI. Und: ich stelle mir gerade vor, wie eine auch immer geartete KI dann unter das Abdomen CT- schreibt: Erkannt: Leber, Milz, Nieren. Wirbelsäule. Kann auch ein Pankreas enthalten. Kann auch Ileus enthalten. Auf diesem Level sind nämlich die ach so gehypten Bilderkennungsprogramme heutzutage. Bitte einfach aufs Smartphone schauen.
Insofern ist diese ganze KI-Diskussion ziemlich daneben. Und wird- subjektive Einschätzung von mir- m unter dem Aspekt der "Arztersparnis" überhaupt nur in Deutschland so geführt. Ich kann mir- wenn überhaupt- nur vorstellen, daß die Firmen, die ihre teuren Programme in Deutschland verkaufen wollen, dem deutschen Krankenhausmichelverwalter vorrechnen, daß ein Befund nun 5 Minuten schneller erfolgt und sich dann übers Jahr eine rechnerische Einsparung von 0,83 Vollzeitstellen ergibt oder sowas in der Art.
Mit dem Wechsel in der Schnittbilddiagnostik von Film zu Digital (nur hat das niemand als KI bezeichnet) hätte dieser Effekt eigentlich auch auftreten sollen, bloß ist die schnellere Bearbeitung durch die zunehmende Flut an Untersuchungen mehr als wettgemacht worden und es gibt nun mehr Radiologen in Deutschland als vor der Digitalisierung.
Übrigens gibt es über 100 Jahre nach Erfindung der Fotografie und 30 Jahre nach dem Aufkommen von Digitalkameras immer noch professionelle Fotografen. Vielleicht sogar noch mehr als früher. Nur müssen die sich halt mit Computer und Bildbearbeitung auskennen und nicht mehr mit Chemikalien in der Dunkelkammer rummachen.
Man sollte nicht den Fehler machen und immer auf die von interessierter Seite lancierte Behauptung ("in x Jahren brauchen wir euch nicht mehr"- unausgesprochen: daher jetzt und hier bitte keine Ansprüche stellen) reinfallen...
just my 2 cents