Zitat von
Pflaume
Du machst dir wirklich viel zu viele negative Gedanken. davo hat die richtigen Worte gefunden. Deine Angst ist größer als die Realität.
Probleme werden auf anderen Seiten liegen als denen, die du dir mit deinen emotionalen Horrorszenarien im Moment ausmalst. Es wird eher so sein, dass du dich bei deiner ersten Stelle maximal überfordert fühlst (tut fast jeder), dir bestimmt auch irgendwann mal Gedanken darum machst, dass du nicht einfach schlechte Noten hast, sondern daß die schlechten Noten nur das sichtbare Zeichen dafür sind, dass du auch tatsächlich nix weißt. Möglicherweise wirst du dich zu perfektionistisch um Dinge kümmern wollen, um die andere sich nicht kümmern.... irgendwo in solchen Bereichen werden möglicherweise Probleme liegen.
Deine Noten und dass du keine Promotion hast sind relativ egal. Eingestellt wirst du trotzdem, und, wichtig: Du kanst auch trotzdem was! "on the job" lernen wirst du wie jeder andere auch. Hart wirds werden, aber erst dann, wenn du eingestellt *bist*. Und der Anfang wäre auch dann hart, wenn du bessere Noten hättest. Man wächst in ganz viele Sachen mit der Zeit rein, sowohl emotional als auch fachlich. Wo deine Probleme liegen werden, weißt du noch gar nicht. Und du weißt auch nicht, was du alles kannst. Und was du vielleicht nicht kannst. Schallen kannst du anscheinend immerhin schon mal ein bißchen ;)
Ich habe Assistenten erlebt, die schlechte Noten hatten, aber viele Famulaturen gemacht hatten und sich im PJ engagiert hatten oder halt auf andere Weise "gut" waren. Die hatten den praktischen Ablauf auf Station schneller drauf als Leute mit guten Noten, die sich ums Praktische im ganzen Studium gedrückt hatten. Die Noten haben damit, wie man am Anfang zurecht kommt, relativ wenig zu tun. Ich habe gute (ehemalige) Studenten erlebt, die überhaupt nicht in der Lage waren, zu erkennen, wenn jemand, der in die Notaufnahme kam, wirklich krank war. Leute, die einem alle möglichen Spitzfindigkeiten im EKG vorbeten konnten, die ich teilweise selbst bei Bedarf im Buch nachschlagen würde, die aber Leute mit Thoraxschmerz auch durchaus mal 2 h in der Notaufnahme sitzen hatten, bevor sie überhaupt auf deren EKG draufgeschaut haben, weil sie es nicht auf die Reihe gekriegt haben, ihre Prioritäten richtig zu setzen. Es ist letztlich auch ziemlich egal für dein Standing, was du z.B. am Anfang (neu eingestellt) kannst oder nicht. Wesentlich ist eher, dass man im Lauf der Zeit Fortschritte sieht.
So etwas weiß auch (fast) jeder Chefarzt. Und schon deshalb wirst du im Vorstellungsgespräch nicht auseinandergenommen werden. Gibt Typen, die das tun. Aber die Mehrzahl tuts nicht, sondern ist froh, dass sich überhaupt jemand bewirbt. Und nicht vergessen: Jeder, der dich zum Vorstellungsgespräch einlädt, hat dich immerhin schon mal *eingeladen*. Also soll er wegen deiner Noten ruhig die Fresse halten. Ich weiß, dass es auch Menschen gibt, die Leute nur zum Vorstellungsgespräch einladen, um ihnen blöde Sprüche zu drücken (davon habe ich zweimal an der Uniklinik gehört), aber das ist selten und im Grunde ziemlich lächerlich.
Wenn du dich für labil hältst, wäre eine Möglichkeit, dass du dir einen Coach oder Therapeuten besorgst, zu dem du 1mal im Monat gehst und besprichst, was anliegt. Es werden Situationen kommen, in denen du dich massiv überfordert fühlst und denkst, du bist der letzte Depp. Ich habe auch Leute im Stationszimmer heulen sehen, die ihr Studium mit 1 abgeschlossen haben. Kannst auch Bewerbungen mit einem Coach besprechen, gibt jede Menge Bewerbungs-Coaches. Ich habe Bewerbungs-Coaching 2x in Anspruch genommen und fand es lohnend. Ist allerdings *nicht* nötig, um einen Job als Assistenzarzt in der Inneren zu bekommen. Coaching-Termine kosten 100 bis 150 Euro pro Termin. Laß es dir als berufliches Coaching auf die Rechnung schreiben und setz es von der Steuer ab.