Kohortenisolierung Influenza A/B

[hipo]

Hallo - hier etwas Fachsimpelei für den mikrobiologisch/virologisch geneigten unter euch.

In meinem Haus sind durch viele Influenzafälle die Betten knapp. Ist es richtig, dass man Influenza B-Patienten kohortenisolieren kann, nicht aber Influenza-A-Patienten? Meiner Einschätzung nach sind bei der Influenza A in dieser Saison bspw. in Sachsen vor allem der H3N2- und der H1N1-Subtyp verbreitet. Zitiert aus dem Influenza-Sentinel des RKI. Eine gewisse Kreuzimmunität scheint zu bestehen. https://doi.org/10.1093/infdis/151.1.81 Aber nicht so, dass man davon ausgehen kann, dass Patienten mit einer durchgemachten Infektion durch den einen Subtyp vor einer Infektion mit dem anderen Subtyp geschützt sind. Es werden in dem Artikel zeitgleiche H1N1-/H3N2-Infektionen mit beiden Subtypen von bis zu 30% berichtet. Es ist ein über 30 Jahre alter Artikel, aber die haupsächlich verwendete Methode (Neutralisierungstests) könnte man so auch heute noch verwenden. Die Erkenntnis, dass es nur eine teilweise Kreuzimmunität ("heterosubtypic immunity") für verschiedene Influenza A Subtypen gibt, ist ja auch durch die regelmäßig nur teilweise wirksame Grippeschutzimpfung bekannt und häufig bestätigt.


Bei der Influenza B scheint das aktuell anders - hier sind quasi ausschließlich Stämme der Victoria-Linie im Umlauf. Subtypen gibt es hier nicht. Und man sollte immun gegen alle Stämme (richtige Bezeichnung?) sein, wenn man gerade eine Influenza B hatte. Hier kann man also kohortenisolieren. Würdet ihr dem zustimmen?

Das genaue Maß an "heterosubtypic immunity" war/ist Bestandteil vieler existierender Studien. Es gibt u.a. Studien mit Frettchen, mit Mäusen 1+ 2 + 3 und Menschen. Neben T-Zellen, scheinen auch Antikörper an der Ausbildung einer Influenza A -Kreuzimmunität beteiligt zu sein. Ein Review zur heterotyper Influenza A T-Zellimmunität hier.

Zusammengefasst findet sich meiner Meinung nach meist, aber nicht immer, ein gewisser Schutz vor einer H1N1-Infektion nach einer H3N2-Infektion, bzw. andersherum. Aus keiner Studie konnte ich jedoch eine Kreuzimmunität ableiten, die es rein auf Basis der Evidenz ermöglichen würde Influenza A- Patienten zu kohortieren.


Wie hoch schätzt Ihr das Risiko ein, dass der neuer H3N2-Patient seinen Zimmernachbarn mit einer gerade ausgeheilten H1N1-Influenza ansteckt? Wenn keiner einen Mundschutz trägt und keine Hygienemaßnahmen eingehalten werden, schätze ich das Risiko hoch ein. Eigentlich zu hoch, als dass man bei Influenza A dieses Jahr kohortieren kann. Die Kohortierung bei Influenza A kann dagegen eigentlich nur mit einer Ausnahmesituation, und auch dann nicht wirklich gut, nicht aufgrund der Datenlage begründet werden - oder? Kohortierung bei Influenza B scheint mir dabei dieses Jahr problemlos möglich.



Viele Grüße

[hipo]

Schlechtes Timing, zugegeben... mich interessiert aber immer noch die Möglichkeit Influenza A-Patienten in demselben Zimmer zu isolieren. Ich habe mittlerweile immerhin eine Leitline gefunden, die auf das Fehlen einer ausreichenden heterotypen Immunität eingeht.

AWMF-Register Nr. 029/032, S1-Leitlinie (Stand 31.01.2016)

Empfohlen wird hier eine Kohortierung nach Subtyp. Ist nur S1, aber immerhin. Mich würde interessieren, wie das in euren Krankenhäusern läuft. Kohortiert ihr Influenza A? Regelhaft? Nur als Ausnahme? Nur "gesündere" Patienten? Den Ansatz gibt es nämlich auch, zB. in Aarau



Und habt ihr von diesem neuen Virus-Ding gehört "Carona" oder so ähnlich?