Zitat von
Jukka666
Um diese Diskussion nicht wieder völlig ausarten zu lassen, denn das habe ich im Leben schon zu oft gemacht, und das Wetter ist gerade auch viel zu schön, deshalb hier nur in aller Kürze eine Antwort:
1. Ich möchte niemanden als blöde da hinstellen, ich weiß es gibt gerade in diesem Thema viele Spannungen. Als jemand, der selber in der Chirurgie mal war, und die Seiten gewechselt hat, weiß ich genau wie sich andere fühlen mögen. Natürlich hast du recht, und eine gegenseitige Wertschätzung und Sensibilität sollten jeden Tag eine Selbstverständlichkeit sein..
Mein Beispiel mit den konsilen bezog sich darauf, dass manchmal einfach konsile ausgeschrieben werden, ohne kurz zu hinterfragen, ob es anatomisch überhaupt möglich ist. Die Rate an Nervenschäden durch Regionalverfahren sind nun mal extrem gering, aber natürlich nicht unmöglich. Deshalb mache ich da auch keinem einen ernsthaften Vorwurf.
2. Bezüglich des Beispiels der Schulter Reposition: es wird nun mal leider oft behauptet, dass eine Beurteilung des Patienten nicht möglich sei, sobald ein Regionalverfahren angewandt wurde. Es wird sich aber nicht mit dem Regionalverfahren selbst beschäftigt. Sondern es pauschal beschuldigt. Was ich damit sagen wollte, ist, dass davon ausgegangen wird, dass immer alle Nerven betäubt sind, sobald man einen Block an der Schulter gemacht hat. Da der Nervus ulnaris oder auch der Nervus axillaris auch Innervationsursprünge jenseits der wurzeln C5/C6 erhalten, ist eine Beurteilung sehr wohl möglich. Dies nur als grobes Beispiel.
3. ich bezog mich explizit auf das Problem mit dem TibiaNagel. Dies ist in vielfältigen Kongressen diskutiert worden, es gibt bei der Tibia keine Evidenz in der Literatur dass eine Regionalanästhesie ein Kompartment verschleiert. Deine Vorgehensweise ist absolut legitim und steht dir ja auch zu, das mag dir niemand absprechen. D.h. aber nicht, dass man diesen Patienten von vornherein ein regionalanästhesiologisches Verfahren verweigern muss. Gerade in Hinblick auf Schmerzfreiheit, Mobilisation, Vermeidung von NarkoseRisiken, und generell das Angebot einer Alternative zur Vollnarkose. Wenn der Operateur partout kein Regionalverfahren wünscht, und mir ist das bekannt, hab ich damit auch kein Problem.
4. die Diskussion um für und Wider von Katheterverfahren möchte ich hier auch nicht aufmachen. Das ist alles schon eigentlich außerhalb Deutschlands kalter Kaffee. Ich persönlich habe alle Entwicklungen durchgemacht von Kathetern zu Single shots bis intraartikulärer Analgesie (LIA), es wird immer behauptet, Patienten seien mit Katheterverfahren nicht mobilisierbar. Das entspricht nicht zwingend der Wahrheit, sondern ist auch in den Krankenhausinternen Strukturen verhaftet, Stichwort Physiotherapie, Personalschlüssel der Pflegekräfte, Mobilisationsverfahren etc.
Dennoch bemühe ich mich im Alltag möglichst motorische Blöcke zu vermeiden, ich bin zum Beispiel übergegangen keine femoralisblöcke mehr zu machen, sondern zB AdductorKanalblöcke, aber das ist eine ganz andere Diskussion.