Grundsätzlich ist ein "Fernstudium" auch für Medizin denkbar. Inzwischen wird ein Großteil der Lehrinhalte auch an den deutschen Unis online vermittelt. Ich hatte vor 11 Jahren das Studium begonnen und selbst damals kamen dann schnell "Examen online" und "Amboss" auf den Markt. Ich glaube, die meisten haben damit gelernt und nicht mit Repetitorien an der Uni. Ob am Ende ein Tierarzt, Zahnarzt oder wer auch immer sein Kürzel unter die Klausur setzt ist ziemlich egal. Soviel zum Theorieteil...
Die Praxis lernt man in Deutschland auch nur in den Kliniken während PJ und Famulaturen in fortgeschrittenem Semester, aber definitiv nicht in irgendwelchen Klinikseminaren. Also auch den praktischen Teil kann sich die Uni nicht wirklich auf die Fahne schreiben.
Was bei einem Fernstudium ausbleibt ist natürlich das akademische Drumherum: Leben am Campus, Kommilitonen, Dissertation, Erasmus usw. Ich hätte das in meiner Persönlichkeitsentwicklung nicht missen wollen und würde daher auch keinem ein komplettes Fernstudium empfehlen. Allerdings bin ich mir sicher, dass langfristig die Hürden für die Approbation sukzessive abgebaut werden. Schon jetzt bekommen ausländische Kollegen die Approbation zugesprochen, in deren Heimatländern die Medizin noch gefühlt im 19. Jahrhundert steckt. Die Nachfrage zur Bedarfsdeckung in den kleinen Kliniken in unbeliebten Regionen zwingen die Politik dazu. Nachdem ich ein paar der Kandidaten kennengelernt habe, würde ich da einen Deutschen von einer Fernuni oder von einer Uni in Rumänien 10x vorziehen.