Zitat von
Shizr
Allgemeine Medienkritik ist zwar durchaus richtig und wichtig, aber es hat halt überhaupt nichts damit zu tun, dass die Behauptungen von z.B. Sucharit Bhakdi, Stefan Homburg oder wie sie alle heißen einen halbwegs ordentlichen Faktencheck nicht bestehen können.
Auch die "Analyse" aus dem BMI zum Beispiel nicht. Die absichtsvoll irreführenden Vergleiche mit der Grippepandemie 2017/18. Da werden Äpfel mit Warpantrieben verglichen. (Dass die mit dieser Analyse befassten "Experten" zu guten Teilen keine sind - Harald Walach, also bitte! - passt dann eben ins Bild.)
Nach wie vor fehlt es dieser "Analyse" ja auch an wirklich validen wissenschaftlichen Belegen, stattdessen bedient der Autor sich munter genau da, wo es ihm gerade in den Kram passt. Und eben nicht bei wissenschaftlich anerkannten Quellen, die sich einer Überprüfung zugänglich machen... sondern bei Swiss Propaganda Research, wo man nicht mal substantiierte Mutmaßungen darüber anstellen kann, wer mit welcher Agenda dahinter steckt.)
Hinzu kommt dann eben noch ein wenig Plausibilitätsprüfung.
- Ist es plausibel, dass das Innenministerium eine Analyse zu den Folgen der COVID-19-Pandemie in Deutschland durchführen lässt, ohne dass die zwei wohl aktuell profiliertesten Forscher (Christian Drosten und Hendrik Streeck) auch nur beteiligt werden?
- Ist es plausibel, dass offizielle Analysen des Innenministeriums zu solch komplexen Fragestellungen, mit neun wissenschaftlichen Beratern, von einem Mitarbeiter erstellt werden?
- Ist es plausibel, dass - während die Politik ohnehin schon zunehmendem Druck nach mehr Lockerungen aus Ländern, Wirtschaft und Bevölkerung ausgesetzt ist - eine Analyse, die ihnen im Nullkommanichts diesen Druck nehmen würde, weil sie mehr Lockerungen absolut rechtfertigen, eigentlich sogar zwingend machen würde, einfach nur totschweigt?
Oder auch der von Dr.Bundy zitierte Artikel von Telepolis, wo wider besseren Wissens noch heute die Lüge verbreitet wird, die CIA habe den Begriff "Verschwörungstheorie" zur Diskreditierung von Kritikern erfunden. In den Kommentaren bei Telepolis zitiert jemand eine Quelle, wo der Begriff schon 1870 verwendet wurde. Der Kommentar ist von 2017, Telepolis hat das bis heute nicht richtiggestellt. (Part IV. Psychological News", The Journal of Mental Science, Volume 16, publ. Longman, Green, Longman & Roberts, 1871)
Ich glaube, die überwiegende Anzahl derer, die Dr.Bundy hier in der Sache (und manchmal auch eher unsachlich) kritisiert, ist fernab davon, den "etablierten Medien" (was auch schon so ein unsinniger Kampfbegriff ist) kritiklos alles zu glauben, sondern gerade das zu praktizieren, was Dr.Bundy hier für sich selbst in Anspruch zu nehmen versucht:
Informationen kritisch zu prüfen, zu hinterfragen, und sich selbst anhand von verschiedenen Quellen eine fundierte Meinung zu bilden.
Und tut man das, kann man bspw. Swiss Propaganda Research nur in toto verwerfen.
Selbst wenn da mal einzelne Details korrekt sein mögen (dass die ihre Zahlen vom RKI nehmen, z.B.), ist das Große Ganze doch so manipulativ und irreführend, dass man am Ende nur zu dem Schluss kommen kann: Die gesamte Quelle ist absolut wertlos, weil sie nicht vertrauenswürdig ist. Und mit den Daten und Schlussfolgerungen kann man sich frühestens dann ernsthaft befassen, wenn sie aus einer weniger voreingenommenen, täuschfreudigen Quelle bestätigt werden können.