- Anzeige -
Interesse an einer Werbeanzeige hier?
mehr Infos unter www.medi-a-center.de
Hey Leute,
Aller Anfang ist schwer aber wie schwer ist schwer genug?
Ich arbeite seit knapp 6 Wochen in der Psychiatrie - Sucht und kenne das Haus schon aus dem PJ. Da war alles top. Die Leute waren zufrieden mit mir und ich hatte Spaß. Jetzt arbeite ich und es ist alles anders. Und ich bin am zweifeln. Und habe so einige emotionale Baustellen.
1. Sucht - körperlich kranke Patienten
Ich habe in der Sucht angefangen, da ich das Fach wichtig finde und Erfahrungen sammeln wollte. Ich sehe mich tatsächlich aber mehr als Allgemeinpsychiaterin. Nun bin ich jedoch etwas überfordert mit Suchterkrankungen und frage mich, ob es richtig war zuerst da anzufangen. Die Patienten sind körperlich teilweise echt krank. Hepatische Enzephalopatie, Krampfanfälle, RR Entgleisung, ... Innere und „medizinische Notfälle“ liegen mir nicht. Ich habe echt Schiss, dass ich die somatischen Sachen nicht händeln kann. Auch wenn wir niedrigschwellig in ein somatisches Haus verlegen.
2. Hohe Erwartungen und Selbstzweifel
Ich habe im PJ einen guten Eindruck gemacht. Und habe das Gefühl, dass KoleggInnen und meine OÄ hohe Erwartungen an mich haben oder hatten. Das bekomme ich nämlich gespiegelt. Ich komme aber doch nicht so gut zurecht, wie ich es mir erhofft hatte. Habe große Lücken, was internistische Erkrankungen angeht. Und ich habe jeden Tag das Gefühl, dass ich die Leute enttäusche. Ich vergesse ständig was und habe Konzentrationsprobleme. Ich bin noch völlig unsortiert. Wie weit muss man nach 6 Wochen sein? Ich habe das Gefühl ich hinke völlig hinterher.
3. Psychische Belastung
Seitdem ich arbeite, habe ich starke depressive Symptome. Ich bin zurückgezogen, gereizt, weine manchmal nach der Arbeit. Wenn’s ganz schlimm ist habe ich sogar passive Todeswünsche oder sogar etwas mehr. Ich tänzel jeden Tag zwischen Ärztin und „Patientin“ sein.
4. Die Alternative
Ich frage mich oft, ob es in der Allgemeinpsychiatrie besser wäre. Oder KJP oder Psychosomatik? In der KJP habe ich 1,5 Jahre mal gejobbt im Studium. Man hat gar nichts mit somatischen zu tun und ich finde die ganze psychosoziale Arbeit ganz spannend. Oder ich verlasse den medizinischen Bereich ganz. In meinem Studium habe ich auch immer sehr gehadert mit Medizin, denn ich habe noch viele andere Interessen. Ich würde sagen, dass ich recht talentiert im Bereich Illustration bin und auch gerne journalistisch arbeite. In meiner Freizeit hatte und habe ich auch immer diverse Projekte am laufen. Aber ich komme aus einer Arbeiterfamilie mit Migrationshintergrund, bin mit wenig Geld aufgewachsen und hatte immer den Druck, einen Job mit Sicherheit zu finden. Eventuell muss ich meine Eltern im Alter versorgen.
Gerade erscheint mir meine Situation sehr ausweglos und ich habe Angst, im Leben die falschen Entscheidungen getroffen zu haben mit Medizin. Vielleicht gibt es einige Leute hier, die einige Aspekte nachvollziehen können oder ähnliche Erfahrungen gemacht haben?