Weißt du ich habe das über 2 Jahre lang mitgemacht. Hatte meinen gesetzeskonformen Dienstplan, der war durch den BR mitbestimmt und dann habe ich noch regelhaft Dienste übernommen bzw. bin eingesprungen, weil irgendwas irgendwo wieder nicht aufgegangen ist.
Das Problem ist, dass wir personaltechnisch so auf Kante genäht sind, dass alle Dienste gut besetzt werden können, wenn ALLE Mitarbeiter das sind, keiner krank ist, keiner in Elternzeit ist, keiner auf Fortbildung, keiner schwanger usw. usw. Aber in diesen 2 Jahren sind die Probleme immer die gleichen gewesen und haben sich wiederholt. Es hat sich nix an der Bedarfsplanung geändert, weil Idioten wie ich das System am Laufen gehalten haben. Habe dann irgendwann angefangen mich damit zu beschäftigen, wieviel ich eigentlich durch so einen zusätzlichen was-auch-immer Dienst bekomme (monetär sowie Stundenkonto..). Es hat sich zum Beispiel herausgestellt, dass ich durch einen ungünstig übernommenen Nachtdienst auf ITS (bei uns unter der Woche 12h) durch die Fehlzeiten am nächsten Tag sogar Minusstunden generiert habe!! Wenn man nicht aufpasst und sehr genau kalkuliert, hast du somit sogar einen persönlichen Nachteil, weil du eingesprungen bist.
Jetzt komme ich noch zu dem für mich momentan entscheidenden Punkt. Wenn die momentane Situation so wäre, wie vor 30 Jahren, d.h. es bewerben sich 10 fachlich gute, deutsch sprechende Bewerber auf eine Stelle, dann verstehe ich auch, dass die Kräfte des Marktes den Arbeitnehmer leider in eine schlechte Verhandlungsposition bringen.
Aber wer bewirbt sich denn mittlerweile (kann da natürlich nur von meinem Haus sprechen, Norddeutschland, geographisch 30 km entfernt in der Mitte zweier Großstädte)? Chef hat ne Kiste voller Bewerbungen, ist alles dabei, Ukraine, Aserbaidschan, Türkei, arabischer Raum etc. Teilweise Fachärzte in ihrer Heimat. Müssen leider von der Pike auf fast alles lernen. Angefangen beim Viggos legen. Sprachlich leider so schlecht, dass die Anästhesiepflege sich weigert Dienste mit ihnen zu machen, weil im Notfall keine verständlichen Ansagen gemacht werden können. Sind aber bereits fest im Dienstplan mit drin. Wann sollen die auf ITS einsetzbar sein? Bisschen Narkose kriegt man noch hin, aber Intensivstation? Schockräume? Konsile? Fachlicher Austausch mit anderen Kollegen? Übernahme/Weitertransport in andere Kliniken? Das dauert! Nicht nur sprachlich. Sind zum großen Teil auch medizinisch ganz anders ausgebildet. Meistens leider längst nicht so breit wie wir. Gibt auch einige wenige, die top sind, und super nett sind unterm Strich eigentlich fast alle.
Ich will aber einfach darauf hinaus, dass ein deutscher, breit ausgebildeter FA bei uns in ALLEN Fachabteilungen mit Kusshand genommen werden würde, der Markt ist aber leider leer hinischtlich solcher Bewerber. Die gut ausgebildeten Leuten, die aber bereits in der Klinik arbeiten, geschröpft und verarscht werden von vorne bis hinten. Habe einige durch die norddeutsche Lage nach Dänemark oder nördlicher abwandern sehen, und kann es keinem von ihnen übel nehmen.
Damit will ich nur sagen, wir haben meines Erachtens nach einen deutlichen höheren Wert, als uns durch den Gesetzgeber oder die Klinikleitungen/Konzernleitungen zugestanden wird. Im Zweifelsfall hängen da Menschenleben dran, ob jemand leitliniengerecht nach allen Regeln der Kunst reanimiert wird oder eben nur so halb wie man es von zu Hause kennt... (um das vorweg zu nehmen, natürlich sind auch die hier ausgebildeten deutschen Ärzte nicht immer das gelbe vom Ei, ich kann natürlich auch nur von persönlichen Erfahrungen berichten..).
So Leute, tut mir leid, ist ein bisschen länger und off-topic geworden..