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Hallo zusammen!
Sorry dass ich diesen Thread aufmache--ich habe gesehen dass ein thematisch ähnlicher gerade existiert, aber ich denke mein Anliegen ist doch ein wenig anders.
Nachdem ich Studium und anschließend Doktorarbeit geschafft habe, suche ich nun nach meiner ersten Stelle. Für mich kämen in erster Linie die Psych-Fächer in Frage. Ich fand "Innere" und "Chirurgie" gar nicht sooo schlecht im PJ, aber könnte mir eine Tätigkeit in solchen Bereichen nicht wirklich vorstellen. Die psychiatrischen Krankheitsbilder fand ich immer interessant.
Ich habe in der KJP 2 Monate famuliert und mein Wahlfach in der Psychiatrie absolviert. Mein Problem mit den Psych-Fächern ist jedoch folgendes: Ich habe größere Zweifel bzgl. der schnellen Diagnosevergabe sowie der langfristigen Wirkung der medikamentösen Therapien, v.a. im Psychiatrie und KJP (in Psychosomatik habe ich leider keine Erfahrungen machen können). Es gibt ja hauptsächlich 3 (-4) Medikamentengruppen:
1.Sedativa (wirken gut, aber nur kurzfristig anwendbar da Abhängigkeitspotenzial)
2.Antipsychotika
3.Antidepressiva
4.in KJP noch Stimulanzien
2.Antipsychotika wirken zur Symptomreduktion kurzfristig (vielleicht noch mittelfristig) gut, aber die Studienlage zeigt langfristig keinen Nutzen (bei möglichem Schaden auf --> u.a. Chicago-Studie).
3.Meine Literaturrecherchen (Studien etc.) haben ergeben, dass Antidepressiva quasi kaum eine Wirkung haben. Ich weiß natürlich, dass es viele Psychiater anders sehen aber ich bin da wirklich sehr skeptisch. Ich frage mich, bei Beachtung der Studienlage wirklich warum diese Substanzgruppe überhaupt noch auf dem Markt ist.
4.Methylphenidat wirkt sicherlich und scheint auch kurzfristig (ca. 1 Jahr) eine positive Wirkung zu haben, aber langfristig (3-6 Jahre) sind die medizierten Kinder scheinbar schlechter dran als die unmedizierten (MTA-Studie mit 3 jährigem und 6 jährigem Follow-up). Manche Kritiker sagen, dass es im sich entwickeltenden Gehirn langfristige Schäden anrichten kann.
Hinzu kommt, dass man (egal ob Kinder oder Erwachsene) die meisten Patienten noch halb zum Einnehmen überreden muss. Ist irgendwie nervig.
Ich weiß, dass viele der Studien in Ihrer Bedeutung umstritten sind und es Argumente pro/contra gibt, aber im Moment bin ich diesen Medikamenten eher negativ gegenüber eingestellt (ich würde mich nicht wohl fühlen Patienten davon zu überzeugen diese längerfristig einzunehmen).
Ein weiterer Punkt ist, dass ich manche Diagnosen (Schizophrenie, ADHS, Borderline etc.) eher sehr konservativ verteilen würde, da dem ein gewisses Stigma anhaftet und die Patienten diese "sehr persönlichen" Diagnosen auch nicht mehr loswerden. In der Praxis habe ich jedoch beobachtet, dass Diagnosen eher recht schnell verteilt werden.
So ergibt sich die Frage---bei Berücksichtigung meiner aktuellen Einstellung zu Diagnose und Therapie---ob es überhaupt Sinn macht in der Psychiatrie oder KJP anzufangen? Ich sehe da großes Konfliktpotenzial mit Fachärzten/ Oberärzten etc. Ich kann mich ja schließlich nicht allzu oft weigern zu medizieren da dies ja aktuell einen Großteil des Selbstbewusstsein der Fächer ausmacht, oder? Diagnosen müssen auch recht schnell vergeben werden. Ich bin nicht der Konfliktmensch der gerne 5 Jahre Weiterbildung macht und ständig überall aneckt.
Ich würde dazu gerne die Meinung erfahrener Kollegen hören um es besser abschätzen zu können. Ich denke, dass ich trotz des Interesses für die Psych-Fächer irgendwie zu viele Bedenken habe.