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Mir ist in letzter Zeit aufgefallen, wie sehr ich an den starren Hierarchien an der Klinik leide. Bislang war ich mir nicht so bewusst, dass vieles Parallelen zum Militär aufweist, aber nachdem ich einen Artikel gelesen habe der sich mit dieser Frage befasste konnte ich insgeheim nur zustimmen.
Es sind so viele Teilaspekte die einfach schwierig sind und einen gefühlt llatent belasten. Manchmal hat man fast den Eindruck, nur ein "halber" Arzt oder "minderwertiger" Mitarbeiter zu sein weil man noch in einer "niederen" Funktion festhängt.
Es sind sowohl diverse Kleinigkeiten die sich summieren und einige größere Punkte die einfach ein zusätzlicher Stressor sind.
Was die Kleinigkeiten angeht ist eine für sich genommen nicht dramatisch, aber alle zusammen vermitteln schon eine gewisse latente Abwertung. Es fängt schon mit der Ausstattung an. "Assistenzarzt" hat mal keine Zeit sich morgens umzuziehen da spät dran - wirft über eigene Kleidung einfach einen Kittel aus der Klinik; direkt kommt der Kommentar "Klinikkleidung bitte". Obwohl der Chef in gut sitzender Designerjeans und schönem Hemd aus seinem privaten Kleiderschrank rumrennt. Und damit auch in Isozimmer rennt oder Wunden bei Privatpatienten versorgt. So als ob es steriler wäre weil die Farbe weiß ist. Oder ob der Chefstatus automatisch von allen Regeln die eigentlich für die Patienten Sinn machen befreit. Schlimmer ist die Ausstattung - "Assistenten" (schöner Begriff) teilen sich ein riesiges Zimmer mit viel zu wenigen PCs weit weg von der Station irgendwo am anderen Ende der Klinik - oder werden ständig zwischen verschiedenen Rechnern auf Station hin und her gescheucht. Oberärzte haben teilweise sogar zwei Zimmer die ihnen jeweils allein gehören zur Verfügung. In den Bereitschaftsdiensten gehe ich gar nicht erst ins Dienstzimmer das am anderen Ende des Klinikgeländes ist. Vor allem nicht wenn es kalt ist - falls was sein sollte ist man einfach zu weit weg. Das führt oft dazu, dass ich gar nicht wirklich schlafen kann. Selbst wenn Ruhe sein sollte.
Am Schlimmsten ist allerdings, dass gefühlt nur der Chef wirklich tun kann was er sinnvoll findet und entscheiden "darf". Wie man etwas begründet ist total egal. Hierarchiestatus negativ, also zählt das eigene Urteil einen feuchten Dreck. Sogar die OÄ müssen im Dienst wegen jedem Quatsch den Chef anrufen, egal wie viel Berufserfahrung sie haben. Es ist also nichtmal als OA wirklich besser. Man ist immer minderwertig, kraft seines Status a priori "kompetenzreduziert" und nur Zuarbeiter. Und das zu den widrigsten Bedingungen die man sich vorstellen kann.
Wenn man dann beispielsweise etwas darüber liest, wie die Arbeit bei gewissen modernen Unternehmen wie google etc. abläuft hört sich das fast so an wie das Paradies. Aber nicht nur dort - wenn ich mit Freunden spreche die in der Softwareentwicklung oder im Projektmanagement arbeiten dann scheint es mir sogar so, dass Leute die kreativ und eigenständig denken und Initiative zeigen eher erwünscht sind, und dass nicht in diesem extremen Maße auf einen offiziellen Dienststatus gepocht wird sondern auch darauf geachtet wird wie sich jemand einbringt, engagiert und welche Lösungsvorschläge und Ideen er hat.
Sicher ist da auch nicht alles perfekt. Aber definitiv freier. Man ist in "zivil" unterwegs, hat Gestaltungsspielräume, vieles ist flexibler...oder liege ich falsch? Habt ihr einen anderen Eindruck? Hängt es am Fach oder der konkreten Abteilung? Sehe ich das zu negativ? Oder würdest ihr zumindest teilweise zustimmen?
Ist es in Praxen und MVZs "besser"?
Würde mich wirklich interessieren was ihr über das Thema denkt...