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Vielleicht solltest du dir erst einmal überlegen, was du überhaupt möchtest.
Wenn man das als Kollege mit chirurgischer Erfahrung liest, fragt man sich natürlich, warum es unbedingt die Chirurgie einer Uniklinik sein musste, wenn man sich eigentlich niederlassen möchte. Unikliniken sind ja nun nicht grade für die breite Ausbildung bekannt. Auch nicht für besonders gute Arbeitsbedingungen in der Chirurgie und auch nicht für die gute chirurgische "Grundausbildung".
Die fehlende Hospitation wirft natürlich auch fragen auf. Genauso, warum du nicht nach zwei Wochen die Beine in die Hand genommen hast und gegangen bist (direkt allein auf Station etc.)?
Aber was man sieht ist, dass du scheinbar 4-5 Monate überlebt hast. Du scheinbar Kollegen und Fach/Oberärzte hast, die du jederzeit anrufen kannst und die dir Fragen zu beantworten scheinen. Ich nehme an, wie in jeder großen Chirurgie, ist ein Fach/Oberarzt 24h im Haus den du kontaktieren kannst. Das ist immerhin etwas, wenn als Anfänger natürlich nicht viel. Um in so einer Umgebung zu überleben muss man, so habe ich die Erfahrung gemacht, schon ein festes Ziel haben, was eben nur in der Uniklinik (oder der Chirurgie eines Maximalversorgers) zu erreichen ist. Hepatobiliäre Chirurgie, Ösophaguschirurgie etc. pp. Dort ist es rau und das kann man nicht wegdiskutieren.
Hier gab es mal einen chirurgischen Oberarzt, der hat mal geschrieben, ein guter Chirurg wirst du nur, wenn du die Komplikationen die du herbeiführst auch erkennen und behandeln kannst. Das hab ich am Anfang nicht ganz verstanden. Nach mehreren Jahren, kann ich das gut nachvollziehen und denke er hat recht. Wann lernt man aber, seine Komplikationen zu behandeln? Ja, das lernt man eben am Anfang in dem man die Komplikationen anderer Kollegen (Fach und Oberärzte) erkennt und behandelt. Oft scheiße, oft nachts aber das ist es ja, was du aktuell tust. Ileus, Nahtinsuffizienz, Nachblutung, Blutung der Gastroduodenalis nach Whipple, Platzbauch... you name it. Hier kommt wieder die Frage: Musst du das wirklich haben, wenn du doch in die Niederlassung möchtest?
Leider ist es in großen chirurgischen Häusern so, dass man oft allein auf Station ist. Der verantwortliche Fach/Oberarzt ist natürlich immer im OP oder der Sprechstunde oder ... whatever. Gut ist, wenn man einen hat den man telefonisch erreichen kann (und du schreibst, die Kollegen hast du). Ersetzt es direktes(bedside) Teaching? Nicht wirklich aber auch telefonische Hilfe ist eine Art teaching.
Schön wäre es, wenn er kommt und sich mit dir hinsetzt und mit dir die Stadien der Sigmadivertikulitis durchspricht oder dir mal erklärt wie man eine Appendizitis im Ultraschall erkennt. Das wird aber leider nicht passieren (vermutlich in fast keiner Chirurgie im deutschen Krankenhausalltag). Ich kann gut nachvollziehen, dass du dir das wünschst, denn ich habe mir das auch sehr oft gewünscht und es ist nie passiert. Ich war frustriert und fand das alles scheiße.
Auch wenn hier alle auf den Kollegen einprügeln und er es schlecht ausgedrückt hat, steckt ein wahrer (chirurgischer) Kern in seiner Aussage. Nach 1-2 Jahren, wenn man die meisten Komplikationen der Kollegen mal gesehen, erlebt, behandelt hat und die sich selbst in einer Uniklinik irgendwann gleichen, ändert sich das eigene erleben. Man akzeptiert auch langsam, dass niemand kommen wird, einem etwas "beizubringen" und sich dieses auf den Telefonjoker beschränkt. Und wenn man in so einer großen (Uni)Klinik arbeiten möchte, gehts dann los und man schafft nebenbei nach 1-2 Jahren mal was zu lesen, wenn es einen interessiert (hier kommt dann wieder die Frage: Was machst du an einer chirurgischen Uniklinik wenn du dich doch niederlassen möchtest). Dann sucht man sich den Sonokurs selber, lernt dort wie theoretisch ne Appendizitis oder Cholezystitis zu schallen ist und fängt an, jeden Patient zu schallen bis es einem aus den Ohren raus kommt. Oder wenn man forschen will geht man zum Oberarzt dessen Themengebiet einen interessiert und sagt "Ich will hier jetzt mitmachen (aber erstmal nur was kleines).
Was ich damit sagen will ist, ich verstehe deinen Frust. Ich hab vieles davon selbst gespürt aber es war deine Entscheidung ohne Hospitation in einer Uniklinik anzufangen. Es war auch deine Entscheidung nach zwei Wochen fehlender Einarbeitung und direkten Diensten dort zu bleiben und durchzuziehen. Meinen Respekt hast du, denn es erinnert mich an viele Kollegen (ob das nun smart war, sei mal dahingestellt). Merkst du jetzt, du willst später mal als niedergelassener Chirurg Leistenhernien operieren (und das gut zu machen ist anspruchsvoll) oder Wunden zu versorgen (das gut zu machen ist auch anspruchsvoll) verlasse dieses Krankenhaus. Geh in ein kleines Haus der Basisversorgung. Vieles hast du nun schon gesehen, vergiss es nicht. Willst du aber, wie man das ja an Unis öfter mal hört "irgendwann mal jemand sein", musst du all das weiter ertragen und wirst irgendwann, wenn man all die Jahre da durchhält (wäre mir nicht möglich gewesen) irgendwann evtl. dein (spezial)Ziel erreichen. Sicher ist das aber nicht.
Also geh in dich und schau was du wirklich willst, dann findest du die Antwort vermutlich.
Doubt kills more dreams than failure ever will.