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Aktive Benutzer in diesem Thema

  1. #1
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    Hallo,

    kurz zu mir: ich komme jetzt ins 3. Semester. Ich habe das Medizinstudium nicht direkt nach der Schule/ FSJ begonnen, sondern vorher eine Ausbildung im Laborbereich gemacht.
    Im Gegensatz zu anderen habe ich auch nicht seit Kindheitstagen den Traum Medizin zu studieren. Um ehrlich zu sein, Frage ich mich gerade auch, was mich damals so sehr bewogen hat Medizin zu studieren. Ich habe nach der Ausbildung noch kurz bei meinem AG gearbeitet. Ich war sehr unglücklich und gelangweilt in meinem Beruf und die Perspektiven waren auch nicht rosig. Ich wollte also auf jeden Fall noch einmal studieren. Ursprünglich sollte es auch Informatik werden. Abgeschreckt hat mich der Mathe-Anteil damals (einfach weil ich jetzt schon lange aus der Schule raus bin und ich den Oberstufenstoff nicht mehr drauf habe, an sich hat mir Mathe immer sehr viel Spaß gemacht). Ich habe dann zeitgleich vom TMS durch eine Freundin erfahren und dass meine Ausbildung sogar für das Medizinstudium angerechnet wird. Irgendwie war ich von dem Zeitpunkt an Feuer und Flamme von Medizin, es schien mir als DIE Lösung raus aus meiner Situation damals (ich würde schon sagen, dass ich damals in einer stark depressiven Phase war). Ich dachte es sei genau das richtige: Naturwissenschaftlich basierend, aber sehr praktisch, medizinische/ gesundheitliche Themen hatten mich auch schon interessiert, dazu noch ein sicherer und gut bezahlter Job, bei dem mein etwas höheres Alter auch keine Rolle spielt (ich war 23 zu Studiumbeginn). Wie gesagt war mein Entscheidungsspielraum kürzer als bei anderen und ich glaube ich habe mich von den falschen Dingen leiten lassen. Ich habe quasi innerhalb von einem Jahr bzw. ein paar Monatenfür mich beschlossen Medizin zu studieren und währenddessen für den TMS gelernt. Viele Schattenseiten waren mir nicht bewusst bzw. nicht in dem Ausmaß (bspw. was es heißt lange Dienste zu haben und wie oft man diese hat, dass der Zeitausgleich oftmals schlecht ist etc.) Klar wusste ich, dass ich mehr arbeiten müsste als der Durchschnittsarbeitnehmer, aber das schien mir nebensächlich. Hauptsache weg da und etwas, dass mir Spaß macht. Den TMS habe ich dann auch mit einem sehr sehr guten Ergebnis geschafft. Kurz danach kamen dann schon die ersten Zweifel, als ich mir vor Studiumbeginn einige Forenbeiträge hier auf medi learn durchgelesen habe. Über viele Sachen hatte ich mir (und ich weiß, wie unfassbar dumm das ist) keine Gedanken gemacht: die Arbeitsbedingungen, Kinder kriegen, die lange Weiterbildungszeit (die anscheinend sehr anstrengend ist, in der es kaum möglich ist Kinder zu bekommen bzw. Teilzeit zu arbeiten) und allgemein das nie endende sich fortbilden. Es liest sich teilweise so, als würde ein Arzt nur noch für seinen Job leben. Ich habe aber sehr vielfältige Hobbys und Interessen und brauche auch ab und zu mal soziale Kontakte. Ich wurde dann aber durch mein Umfeld bestärkt das Studium anzufangen.
    Seit Beginn den Studiums habe ich Bauchschmerzen und Zweifel an der Entscheidung, ob es das richtige war. Zum einem habe ich nicht so eine starke intrinsische Motivation wie andere, ich möchte einfach einen sicheren Job, der halbwegs gut bezahlt ist und mir ein wenig Spaß macht. Ich habe (egal welchen Beruf) einen Job nie als zentralen Lebensinhalt gesehen. Andere in meinem Jahrgang haben schon ganz spezielle Fachrichtungen im Kopf. Damit bin ich auch schon beim nächsten Knackpunkt, ich habe nichts wofür ich brenne (klar ich bin erst im 3.). Aber ich habe hier schon gründlich das Forum durchforstet und die meisten Fachrichtungen sagen mir entweder von der Tätigkeit nicht zu oder die Arbeitsbedingungen schrecken mich massivst ab. Bei dem Gedanken 50-60h zu arbeiten, ständig mit Diensten, am Wochenende/ Feiertagen quasi am Gesellschaftlichen Leben vorbei wird mir sehr mulmig. Den Stress und Umgangston im Klinikalltag kann ich mir auch kaum auf Dauer vorstellen. Ich habe mich eh immer eher (angestellt?!) in einer Praxis gesehen, aber auch hier habe ich dann wieder gelesen, wie anstrengend doch tatsächlich der Patientendurchlauf bspw. In einer Hausarztpraxis ist. Und das von Menschen, die wahrscheinlich viel Stress resistenter und weniger sensibel als ich sind. Womit ich auch zu einem weiteren Aspekt komme, der mir sorgen macht. Für mich war das Medizinstudium in den ersten beiden Semestern trotz Modellstudiengang sehr anstrengend. Der Leistungsdruck gerade im 2.. Semester durch das erste Physikumsäquivalent war enorm. Ich habe 2.5 Monate fast durchgelernt, wenn ich mal nichts gemacht habe, konnte ich auch nicht entspannen, sondern hatte die ganze Zeit ein schlechtes Gewissen. Ich habe sehr oft geweint und vor der Prüfung auch öfters Panik Attacken gehabt. Ich kann mir das nicht weitere Jahre so vorstellen Andere nehmen die ständige Lernerei viel besser hin. „Das gehört eben zum Medizinstudium“ „Ich habe kein Problem damit, 8h am Tag zu lernen”. Mich hat es unglücklich gemacht. Ich würde neben dem Studium
    Gerne weiter Hobbys pflegen, Sport machen und Freunde öfters treffen, eigentlich wollte ich auch noch eine Sprache lernen. Klar ist das alles Organisationssache, aber nach einem langen Bib Tag habe ich gar nicht mehr die Kraft für sowas.
    Andere haben auch harte Studiengänge, aber werden dann im Anschluss belohnt. Wenn höre, dass das Medizinstudium ja viel entspannter ist als der Arbeitsalltag später (und man da viel mehr Freizeit hat), dreht sich mir der Magen um.
    Wahrscheinlich schütteln jetzt viele von euch den Kopf und fragen sich, wie naiv ich sein konnte oder dass ich doch einfach abbrechen und was Neues anfangen soll. Das Problem ist, ich bin jetzt 24 (werde bald 25). Wenn ich jetzt ein neues Studium anfange bin ich bestenfalls mit 28 fertig ziemlich spät also für viele Branchen außerhalb der Medizin. Und bei manchen Studiengängen (wie bspw Informatik) braucht man ja doch vllt 1 Semester länger. Ich habe Sorge, dass mich später keiner mehr einstellt bei meinem Lebenslauf…
    Meine Eltern und Freunde und Verwandte pflichten mir alle bei, doch weiter durchzuziehen. Sie spielen vieles auch runter. Meine Eltern schwören bspw. darauf, dass ein Hausarzt doch gar nicht so viel arbeiten müsse, dass ich doch auch direkt nach dem
    Studium in Teilzeit anfangen könne und doch nicht jeder Arzt so viel arbeitet (wenn ich ihnen sage, dass das eher Ausnahmen sind, meinen sie, ich würde zu pessimistisch sein). Und ja ich bin einem Alter, wo man unabhängig von den Eltern Entscheidungen treffen sollte. Aber sie haben mich bis hierher immer finanziell unterstützt. Wie gesagt ging es mir auch in der Vergangenheit psychisch öfters nicht gut und auch da waren sie immer für mich da. Es fällt mir daher sehr schwer etwas entgegen ihres Willen zu tun. Auch habe ich momentan gar kein Selbstvertrauen mehr in mich und zweifle ob ich bspw überhuapt für ein Studium geeignet bin, erst recht so ein anspruchsvolles wie Informatik, wenn ich doch schon jetzt im Modellstudiengang an meine Grenzen komme. Ich meine noch ein abgebrochenes Studium, kann ich mir dann echt nicht mehr leisten und die Abbrecherquoten sind in Informatik ja sehr hoch. Auch weiß ich nicht, wie ich ein neues Studium finanzielle stemmen soll.

    Ich fühle mich momentan einfach wie ein kompletter Versager und als hätte ich mein Leben gegen die Wand gefahren. Dabei habe ich mir als frischer Abiturient damals geschworen, genau so einen Lebenslauf nicht zu haben. Ich dachte ich wäre mit Mitte 20 schon gefestigt und angekommen im Leben. Mir scheint es so, als gäbe es gar keine vernünftige Lösung mehr für mich. Manchmal
    Plagen mich in letzter Zeit sogar suizidale Gedanken (keinen, denen ich weiter nachgehen, aber es fühlt sich eben alles so ausweglos an).

    Ich weiß auch nicht, was ich mir von dem
    Post erhoffe. Vllt Erfahrungsberichte von Menschen, die ähnlich wie ich hadern und eine passende Nische mit Medizin gefunden haben oder auch einfach objektive Eindrücke/ Ratschläge. Ich weiß, dass letztendlich ich handeln und Entscheidungen treffen muss..



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  2. #2
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    Zitat Zitat von Surviver Beitrag anzeigen
    ...die lange Weiterbildungszeit (die anscheinend sehr anstrengend ist, in der es kaum möglich ist Kinder zu bekommen bzw. Teilzeit zu arbeiten) und allgemein das nie endende sich fortbilden. Es liest sich teilweise so, als würde ein Arzt nur noch für seinen Job leben. Ich habe aber sehr vielfältige Hobbys und Interessen und brauche auch ab und zu mal soziale Kontakte.
    Warum gibt es dann so viele Abteilungen, an denen die Hälfte der Ärztinnen gerade in Mutterschutz ist? Warum kenne ich dann so viele Kolleginnen, die als Assistenzärztinnen Kinder bekommen haben? Irgendwie scheinst du ein falsches Bild von den Möglichkeiten zu haben.

    Dass man sich sein Leben lang fortbilden sollte, ist doch in jedem etwas anspruchsvolleren Beruf Standard. Oder glaubst du etwa, dass ein Informatiker das nicht muss?

    Und natürlich ist es möglich, vielfältige Hobbies, Interessen und soziale Kontakte zu haben. Wäre ja auch traurig wenn nicht

    Zitat Zitat von Surviver Beitrag anzeigen
    Der Leistungsdruck gerade im 2.. Semester durch das erste Physikumsäquivalent war enorm. Ich habe 2.5 Monate fast durchgelernt, wenn ich mal nichts gemacht habe, konnte ich auch nicht entspannen, sondern hatte die ganze Zeit ein schlechtes Gewissen. Ich habe sehr oft geweint und vor der Prüfung auch öfters Panik Attacken gehabt. Ich kann mir das nicht weitere Jahre so vorstellen Andere nehmen die ständige Lernerei viel besser hin. „Das gehört eben zum Medizinstudium“ „Ich habe kein Problem damit, 8h am Tag zu lernen”.
    Es ist schlicht und einfach übertrieben, für ein Physikumsäquivalent 2,5 Monate lang zu lernen, acht Stunden am Tag zu lernen. Logisch, dass du dann kaputt bist und keine Kraft und keine Lust mehr hast. Reduzier deine Lernzeiten, gönne dir genug Freizeit. Und zwar jeden Tag. Wenn du das aus eigener Kraft nicht schaffst, dann wende dich an die psychologische Beratungsstelle deiner Uni, oder such dir einen Psychotherapeuten.

    Zitat Zitat von Surviver Beitrag anzeigen
    Ich würde neben dem Studium [g]erne weiter Hobbys pflegen, Sport machen und Freunde öfters treffen, eigentlich wollte ich auch noch eine Sprache lernen. Klar ist das alles Organisationssache, aber nach einem langen Bib Tag habe ich gar nicht mehr die Kraft für sowas.
    Vielleicht sind deine Bib-Tage halt einfach zu lang? Die müssen ja nicht so lange sein. Das hast du, wie schon vorher erwähnt, selbst in der Hand.

    Zitat Zitat von Surviver Beitrag anzeigen
    Ich fühle mich momentan einfach wie ein kompletter Versager und als hätte ich mein Leben gegen die Wand gefahren. Dabei habe ich mir als frischer Abiturient damals geschworen, genau so einen Lebenslauf nicht zu haben. Ich dachte ich wäre mit Mitte 20 schon gefestigt und angekommen im Leben. Mir scheint es so, als gäbe es gar keine vernünftige Lösung mehr für mich. Manchmal [p]lagen mich in letzter Zeit sogar suizidale Gedanken (keinen, denen ich weiter nachgehen, aber es fühlt sich eben alles so ausweglos an).
    Kurzer Realitätscheck: Du bist 24 oder 25 Jahre alt, lebst in einem der wohlhabendsten Länder der Welt. Ist das Leben aussichtlos, wenn du dir in dieser Situation nicht sicher bist, ob dein Studium das richtige für dich ist? Alle Möglichkeiten der Welt stehen dir offen.

    Vielleicht wär ja wirklich eine Psychotherapie sinnvoll? Dein Benutzername legt nahe, dass du schon einiges durchgemacht hast.



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  3. #3
    Registrierter Benutzer
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    07.04.2023
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    Hallo, erst einmal vielen Dank für deine Antwort!

    Zitat Zitat von davo Beitrag anzeigen
    Warum gibt es dann so viele Abteilungen, an denen die Hälfte der Ärztinnen gerade in Mutterschutz ist? Warum kenne ich dann so viele Kolleginnen, die als Assistenzärztinnen Kinder bekommen haben? Irgendwie scheinst du ein falsches Bild von den Möglichkeiten zu haben.
    Also das es Ärztinnen gibt, die auch Mütter sind war mir bewusst, aber die meisten, die ich kenne haben ihre Kinder erst nach dem FA bekommen (was bei mir aufgrund des Alters Schwierig wird) oder während der Weiterbildungszeit, dann aber oftmals in einer Praxis eher am Ende. Ich kenne auch eine Internistin, die während WB ein Kind bekommen hat, aber sie meinte auch, dass sich Kinderbetreuung sehr schwierig gestaltet und sie abwägen muss, ob sie Teilzeit geht dann aber vllt ewig für den FA braucht (und die Assistenzarztzeit ist ja nicht unbedingt schön) oder eben bis zum Ende weiter durchhält. Sie ist momentan aber energetisch fix und fertig.

    Zitat Zitat von davo Beitrag anzeigen
    Dass man sich sein Leben lang fortbilden sollte, ist doch in jedem etwas anspruchsvolleren Beruf Standard. Oder glaubst du etwa, dass ein Informatiker das nicht muss?
    Das stimmt natürlich!

    Zitat Zitat von davo Beitrag anzeigen
    Und natürlich ist es möglich, vielfältige Hobbies, Interessen und soziale Kontakte zu haben. Wäre ja auch traurig wenn nicht
    Okay, das beruhigt mich. Ich hatte bisher von Erzählungen her das Gefühl, dass das eher Ausnahmen sind. Kommt natürlich auch hier wieder auf FA und das KH an, aber bei bspw 50-60h/Woche und Diensten, kann ich mir persönlich auch kaum vorstellen, da noch kraftreserven fürs Privatleben zu haben.

    Zitat Zitat von davo Beitrag anzeigen
    Es ist schlicht und einfach übertrieben, für ein Physikumsäquivalent 2,5 Monate lang zu lernen, acht Stunden am Tag zu lernen. Logisch, dass du dann kaputt bist und keine Kraft und keine Lust mehr hast. Reduzier deine Lernzeiten, gönne dir genug Freizeit. Und zwar jeden Tag. Wenn du das aus eigener Kraft nicht schaffst, dann wende dich a die psychologische Beratungsstelle deiner Uni, oder such dir einen Psychotherapeuten.
    Das dachte ich auch. Ich war aber tatsächlich nicht die einzige und kenne auch einige, die noch früher angefangen haben (was natürlich nicht heißt, dass das richtig ist). Im ersten Monat habe ich auch noch nicht jeden Tag von früh bis spät gelernt aber in den letzten 1,5 Monaten fast schon. Daher habe ich momentan trotz ausgiebiger Semesterferien eine große Aversion gegenüber dem nächsten Semester, wo dann leider auch die Anatomie auf dem
    Plan steht. Da sehe ich mich auch schon wieder gezwungenermaßen stundenlang in der Bib. Aber ja ich brauche definitiv mehr Ausgleich und vllt auch mehr freie Tage.

    Zitat Zitat von davo Beitrag anzeigen
    Vielleicht sind deine Bib-Tage halt einfach zu lang? Die müssen ja nicht so lange sein. Das hast du, wie schon vorher erwähnt, selbst in der Hand.
    Das stimmt, ich kann leider immer noch nicht so gut einschätzen, wie viel ich persönlich lernen müsste. So viel Prüfungserfahrung habe ich nicht (wir schreiben nur eine MC am Ende über das gesamte Semester und hatten jetzt eben im 2. das Physikumsäquivalent zusätzlich, aber eben keine Testate oder kleinere Klausuren). Auch unterscheidet sich jedes Semester thematisch sehr, wahrscheinlich muss ich in Anatomie wieder meine Lernstrategie erstmal finden und kann nicht so lernen wie in BC. Auch Vergleiche ich mich leider viel zu viel mit anderen. Obwohl ich weiß, dass man so nie glücklich wird. Ich hatte noch nie ein starkes Selbstbewusstsein und gerade seit dem Medizinstudium immer das Gefühl zu wenig zu machen bzw mich durchzumogeln.

    Zitat Zitat von davo Beitrag anzeigen
    Kurzer Realitätscheck: Du bist 24 oder 25 Jahre alt, lebst in einem der wohlhabendsten Länder der Welt. Ist das Leben aussichtlos, wenn du dir in dieser Situation nicht sicher bist, ob dein Studium das richtige für dich ist? Alle Möglichkeiten der Welt stehen dir offen.
    So betrachtet sehen meine “Probleme” wirklich lächerlich aus. Ich tendiere sehr stark zur Schwarzmalerei/ Pessimismus. Vor allem negative Erzählungen (wie bspw. “das lernen im Semester xyz war die Hölle”, “die Anatomielehre ist grottig”) bleiben bei mir stärker im Gedächtnis als positive. Ich verbringe sehr viel Zeit mit nachdenken so dumm das klingen mag und spinne jede Option immer schon bis in die Ferne Zukunft in meinem
    Kopf zusammen. Oftmals resultiert das dann in Panickattacken.
    Das klingt total skurril, aber bspw auf meine derzeitige Situation bezogen: Okay vielleicht ist Medizin wirklich nichts für mich und ich sollte Informatik eine Chance geben. Aber was wenn ich dann an Mathe scheiter? Mein Schulzeit ist ja schon länger her und danach nochmal was anzufangen ist dann wirklich zu spät. will mich überhaupt jemand mit meinem Lebenslauf?! Zum Schluss bleib ich arbeitslos oder arbeite in einer kleinen Firma genauso viel wie ein Assistenzarzt und verdiene weniger als damals zu meiner Ausbildung. Vielleicht sollte ich Medizin dann weiter studieren. Aber schaffe ich das mental und physisch überhaupt. Schon der Gedanke wieder stundenlang unter Druck zu lernen ist beklemmend. Was wenn ich das auch nicht schaffe, an Anatomie scheiter und dann das Physikumsäquivalent in den Sand setze.
    Dann müsste ich beide Teile wiederholen und dafür brauche ich dann ein Freisemester. Usw.

    Zitat Zitat von davo Beitrag anzeigen
    Vielleicht wär ja wirklich eine Psychotherapie sinnvoll? Dein Benutzername legt nahe, dass du schon einiges durchgemacht hast.
    Darüber habe ich schon lange nachgedacht. Mir ging es vor dem Medizinstudium schon psychisch nicht optimal, seitdem aber immer schlechter. Irgendwie ist für mich die innere Hürde mir von außerhalb Hilfe zu suchen und mich jemanden zu öffnen sehr hoch. Aber ich gleichzeitig komme ich aus meinen depressiven Phasen immer nur schwer alleine wieder raus und besser wird es auch nicht. Werde morgen mal bei der KV anrufen!



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  4. #4
    Platin Mitglied Avatar von Cor_magna
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    Davo ist Psychiater in Weiterbildung und hat das meiste schon gesagt.

    Ich möchte jedoch noch ergänzen, dass das Ausmaß des beruflichen Stresses extrem von der späteren Fachwahl sowie innerhalb dieser von der einzelnen Abteilung abhängt.

    Hab schon in genug Fächern/Abteilung hospitiert um mit absoluter Sicherheit sagen zu können: Auch für Ärzte gibt es entspannte Jobs. Tendentiell eher ruhigere Fächer sind z.b. Labormedizin, Mibi, Humangenetik, Öffentliches Gesundheitswesen, Hygiene usw.

    Und selbst wenn du doch sowas wie Chirurgie oder so machen willst und du merkst es ist dir zu viel, dann hast du verschiedene Möglichkeiten: Abteilung wechseln, Arbeitszeit reduzieren, Fach wechseln, in die Praxis gehen etc.

    Ein Schritt nach dem anderen. Ein Problem nach dem anderen lösen. Aufhören nur, wenn du merkst du hast kein Interesse mehr an medizinischen Inhalten oder dich interessiert ein anderes Studienfeld deutlich mehr.

    Das obige entspricht natürlich nur meiner persönlichen Erfahrung/Meinung.


    Edit: Jetzt habe ich erst deinen letzten Satz gelesen über Menschen die mit Medizin gehadert haben. Da gehöre ich eindeutig dazu. Viele, Viele, Viele Zweifel und schlaflose Nächte gehabt ob ich belastbar genug für den Arztberuf bin (hab ich auch jetzt noch manchmal), war kurz davor das Studium abzubrechen. Hätte gedacht sowas wie Innere halte ich nie aus. ABER: habe sogar die Onkologie geschafft, es war anstrengend aber machbar, hat mir sogar gut gefallen von der Tätigkeit, aktuell in der Genetik unterwegs, hier ist es deutlich entspanner. Überlage aber wieder in die Klinik zu gehen, die Bedingungen sind zwar super hier, aber ich merke ich bin ungern reiner Diagnostiker

    Vergiss nie: Du bist nicht alleine, arbeite an deinen Problemen und mach das, wo du denkst, dass du es machen willst, oder was du zumindest vermutest zu wollen, notfalls einfach ausprobieren - wirklich wissen ob dir etwas passt wirst du erst wenn du es mal machst, niemand weiss ob er gerne Arzt ist bevor er nicht mal als Arzt gearbeitet hat Noch dazu gibt es soviele unterschiedliche Arten von Ärzten (Diagnostiker, Therapeuten, Handwerker...) Falls du überhaupt keine Ahnung hast, wo du hin willst, bzw deine Orienteriung verloren hast, würde ich erstmal mit Medizin weitermachen bis sich eine Eingebung findet. Abbrechen geht immer, das würde ich erst machen wenn du dir sicher bist was anderes wäre besser. Zwischenzeitlich an deinen psychischen Problemen arbeiten und evtl mal Hospitationen machen in Bereichen die du dir vorstellen könntest.
    Und falls du später irgendwo anfängst und merkst, du magst es nicht bzw du willst doch woanders hin, dann mach was anderes. Das ist das schöne nach dem Medizinstudium, man kann praktisch wechseln wie man will

    Und versuch dir keinen Druck zu machen, dass du mit 25 oder was weiss ich Jahren irgendwo sein musst.
    Das Leben ist kein Wettlauf, nur du selbst entscheidest. In 100 Jahren gibt es niemanden mehr von uns , es interessiert kein Schwein ob du mit 30 oder 40 anfängst zu arbeiten oder ob du dann schon Chefarzt bist. Meiner Ansicht nach haben menschen, die solche Pimmelvergleiche (sorry für den Ausdruck) machen, nicht verstanden, dass das Leben kein Abhaken einer To-Do Liste ist.

    Fazit: Achte auf dich selbst ("Was würde ich einem guten Freund raten der in der selben Siutation wäre?"), geh kleine Schritte ("nur der heutige Tag muss bewältigt werden, der Rest kommt später") und such dir Hilfe für deine Probleme.
    Geändert von Cor_magna (13.04.2023 um 15:31 Uhr)
    Ruhig, gelassen und beständig.



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  5. #5
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    Zitat Zitat von Surviver Beitrag anzeigen
    Ich war aber tatsächlich nicht die einzige und kenne auch einige, die noch früher angefangen haben (was natürlich nicht heißt, dass das richtig ist).
    Eben. Man kann es immer noch mehr übertreiben. Der 80-Stunden-Workaholic kann sagen, oh Gott, ich arbeite ja fast nichts im Vergleich zum 90-Stunden-Workaholic. Und so weiter. Notwendig ist das fürs Medizinstudium halt nicht. Das darf man nie vergessen. Man sollte also in den ersten Semestern erlernen, sich vom eigenen Perfektionismus zu verabschieden und Nichtwissen zu akzeptieren. Denn alles zu wissen ist in einem Bereich wie der Medizin eigentlich unmöglich. Natürlich ist es sinnvoll, aus dem Studium möglichst viel mitzunehmen. Aber es soll nicht zum Selbstzweck werden - und schon gar nicht zur Qual. Dein eigenes Wohlbefinden sollte immer an erster Stelle stehen, auch und gerade in herausfordernden Phasen wie der Examensvorbereitung.

    Das Beruhigende ist: Die meisten ängstlichen Perfektionisten, die ja nicht ihre Eltern, ihr Über-Ich oder ihr Ego enttäuschen wollten, sind dann nach drei, vier Semestern deutlich entspannter geworden. Meistens funktioniert das also im Laufe der Zeit ganz von alleine.

    Zitat Zitat von Surviver Beitrag anzeigen
    Das stimmt, ich kann leider immer noch nicht so gut einschätzen, wie viel ich persönlich lernen müsste. So viel Prüfungserfahrung habe ich nicht (wir schreiben nur eine MC am Ende über das gesamte Semester und hatten jetzt eben im 2. das Physikumsäquivalent zusätzlich, aber eben keine Testate oder kleinere Klausuren). Auch unterscheidet sich jedes Semester thematisch sehr, wahrscheinlich muss ich in Anatomie wieder meine Lernstrategie erstmal finden und kann nicht so lernen wie in BC. Auch Vergleiche ich mich leider viel zu viel mit anderen. Obwohl ich weiß, dass man so nie glücklich wird. Ich hatte noch nie ein starkes Selbstbewusstsein und gerade seit dem Medizinstudium immer das Gefühl zu wenig zu machen bzw mich durchzumogeln.
    Das klingt IMHO nach recht klassischen Themen für eine Psychotherapie.

    Vergiss nicht: Deine Kommilitonen haben genau gleich wenig Prüfungserfahrung wie du. Vielleicht ist es sinnvoll, sich eher entspannte Kommilitonen für die Freizeitgestaltung zu suchen - damit du von denen lernen kannst, dass man auch ohne enormen Stress gut durchs Studium kommt.

    Zitat Zitat von Surviver Beitrag anzeigen
    Okay vielleicht ist Medizin wirklich nichts für mich und ich sollte Informatik eine Chance geben. Aber was wenn ich dann an Mathe scheiter? Mein Schulzeit ist ja schon länger her und danach nochmal was anzufangen ist dann wirklich zu spät. will mich überhaupt jemand mit meinem Lebenslauf?! Zum Schluss bleib ich arbeitslos oder arbeite in einer kleinen Firma genauso viel wie ein Assistenzarzt und verdiene weniger als damals zu meiner Ausbildung. Vielleicht sollte ich Medizin dann weiter studieren. Aber schaffe ich das mental und physisch überhaupt. Schon der Gedanke wieder stundenlang unter Druck zu lernen ist beklemmend. Was wenn ich das auch nicht schaffe, an Anatomie scheiter und dann das Physikumsäquivalent in den Sand setze.
    Dann müsste ich beide Teile wiederholen und dafür brauche ich dann ein Freisemester. Usw.
    Schon alleine das nur zu lesen war für mich extrem anstrengend. Solche Gedanken ständig im Kopf zu haben muss noch viel anstrengender sein.

    Es kann immer irgendwas passieren. Aber am Ende schafft dann ja doch fast jeder das Studium.

    Und wenn du die zwei Teile wiederholen musst, dann wiederholst du sie halt. Und wenn du ein Freisemester brauchst, dann brauchst du halt ein Freisemester. Es ist ja völlig egal, ob du mit 29, mit 30 oder mit 31 mit dem Studium fertig bist. Eine Jobgarantie hast du ohnehin.

    Zitat Zitat von Surviver Beitrag anzeigen
    Darüber habe ich schon lange nachgedacht. Mir ging es vor dem Medizinstudium schon psychisch nicht optimal, seitdem aber immer schlechter. Irgendwie ist für mich die innere Hürde mir von außerhalb Hilfe zu suchen und mich jemanden zu öffnen sehr hoch. Aber ich gleichzeitig komme ich aus meinen depressiven Phasen immer nur schwer alleine wieder raus und besser wird es auch nicht. Werde morgen mal bei der KV anrufen!
    Das klingt vernünftig. Ich wünsch dir viel Erfolg und alles Gute!



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