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Aktive Benutzer in diesem Thema

  1. #16
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    Hi noch mal. Ich bin mir leider immer noch unschlüssig, wohin mein Weg führen soll. Ich habe mich mit deshalb meiner Freundin zusammengesetzt, die ihr Inneres-Tertial schon hinter sich hat und wir haben mal die Punkte aufgeschrieben, die uns genervt haben:
    1. Sinnlose Aufnahmen: Es gibt Kollegen, die im Dienst einfach jeden Patienten, der in die Notaufnahme kommt, aufnehmen. Aus Unsicherheit und weil man nachts um 2 Uhr nicht zum dritten den völlig genervten Oberarzt im Hintergrund anrufen will, der selbst erst um 22 Uhr heim ist und um 7:30 Uhr wieder da sein muss. So hat man am Morgen Patienten mit einem CRP von 20, die ansonsten gar nichts bieten, um die man sich dann kümmern muss.
    2. Ärger mit Entlassungen: "Wir nehmen keine Covid-19-Patienten in unser Heim zurück!" - "Sie haben sie aber mit Corona geschickt!" - "Ja, aber sie muss mindestens einen CT-Wert von 34 haben und danach noch fünf Tage isoliert sein und braucht dann noch zwei negative Abstriche! Sonst nehmen wir sie nicht zurück!"
    3. Maligne Arbeitszeiten: Der Nachtdienst ist krank? Bleibt der Spätdienst halt mangels Alternativen einfach über die Nacht da. Und geht natürlich am nächsten Früh nicht heim, sondern macht mit dem geplanten Dienst weiter.
    4. Aussagen von Chefs wie "Ich fühle mich auch nicht gut. Deswegen mache ich auch nicht krank." oder "Es ist ihre Kollegin, kümmern sie sich darum, wie sie sie vertreten."
    5. Ärger mit Hausärzten. Man stellt einen Patienten auf Herzinsuffizienztherapie ein, weil man weiß, dass er davon profitiert. Vier Wochen später sieht man ihn wieder und der Hausarzt hat Jardiance und Entresto aus dem Mediplan gestrichen weil er doch keinen Diabetes hat und Entresto zum Verordnen viel zu teuer ist.
    6. Maximaltherapie am Lebensende. Präfinale Patientin, alle verzichtbaren Medikamente abgesetzt. Eine Woche später: Alles wieder angesetzt, weil Aussage OA: Man darf ihr doch die Therapie nicht vorenthalten!
    7. Halbtags-OA, die vor Feierabend noch zig Korrekturwünschen an Briefen haben, es aber nicht schaffen, diese dann noch freizugeben und einen am nächsten Tag anpflaumen, warum der Patient immer noch da ist.
    8. Sinnlose Untersuchungen, z.B. Colo und Gastro bei jungem Patienten mit Gastroenteritis ohne irgendwelche Risikofaktoren, nur damit die Auslastung stimmt.
    9. Im Gegenzug Vorenthaltung von Therapien, z.B. Patientin Ende 50 mit äthyltoxischer Leberzirrhose bei Z.n. Alkoholabusus und Hepatitis-Infektion vor über 10 Jahren, seitdem nachweislich trocken. Hoher MELD-Score, aber keine Vorstellung im Leberzentrum, weil OA: Hat eh keine Aussicht auf Transplantat. Auf Intensiv haben wir jeden Patienten vorgestellt, auch wenn von vornherein eigentlich klar war, dass keine Aussicht auf Tx besteht. Aber das soll meiner Meinung nach bitteschön das Zentrum/Eurotransplant/whatever entscheiden und nicht irgendein OA.

    Das waren jetzt ein paar Beispiele aus der Hüfte heraus. Ich gehe jeden Abend heim und frage mich, ob wir mehr Menschen geholfen oder geschadet haben. Und die Bilanz fällt meistens negativ aus.

    Ist das jetzt ein Problem von mir, Problem unserer beiden PJ-Häuser oder ist das System wirklich so kaputt...?



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  2. #17
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    Du kannst mir gerne eine privat Nachricht schreiben. Nach dem Studium hatte ich auch ähnliche Probleme, ich habe mir damals sogar überlegt ein Masterstudium zu machen, damit ich was anders machen kann.
    Meine erste Stelle als AA war eine Katastrophe, unterbesetzt, 8 Dienste im Monat, etc..

    8 Jahre später kann ich dir sagen, ich liebe Medizin jetzt. Ich würde es nochmal machen, aber halt anders. Ich würde mir mehr Zeit nehmen, bevor ich einen Vertrag unterschreibe. Ich würde länger hospitieren, ich würde mehr Betreuung fördern. Was häufig fehlt ist eine strukturierte Ausbildung und ein Mentor.



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  3. #18
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    Nummer 5 passiert nur wenn die Hausärzte keine Ahnung von Medizin und Abrechnung haben. Man darf sie weiter verschreiben oder sogar verordnen.

    Du musst dem HA sagen, ruf bitte bei der KV an und frag nach, das darfst du ruhig verschreiben. Wenn man keine Ahnung von Budgets hat, dann versucht man alles nicht zu verschreiben, mit der Begründung "Budget". Weil manche selbst das nicht verstehen und zu faul sind, eine Forbildung bei der KV zu machen



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  4. #19
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    Zitat Zitat von Panik3 Beitrag anzeigen
    .... wir haben mal die Punkte aufgeschrieben, die uns genervt haben:
    Ist das jetzt ein Problem von mir, Problem unserer beiden PJ-Häuser oder ist das System wirklich so kaputt...?
    Die richtigen Internisten lassen sich von sowas nicht abbringen. Das System ist leidet nicht an zu wenig Geld, sondern an mangelnder Organisation und das wirkt dann "kaputt".
    1) Sinnlose Aufnahmen sind ein großer Kostenfaktor im System. Klar muss daran gearbeitet werden. Jeder Patient muss einmal vom Facharzt gesehen bzw. dem vorgestellt werden, bevor er nach Hause geschickt wird. (Facharztstandard)
    2) So langsam ist's mit dem Covid ja nun auch vorbei. In der Regel gibt's einen Sozialdienst, der sich um die Versorgung kümmert.
    3) Das geht natürlich nicht. An diesem Ort sollte man nicht arbeiten. Da darf der Oberarzt einspringen oder man sucht einen Vertregungsarzt; nennt sich Hintergrund nicht umsonst.
    4) Das geht auch nicht. An diesem Ort sollte man nicht arbeiten.
    5) Die mangelhafte Ausbildung von Hausärzten ist auch ein Thema. Auch hier gibts Reformbedarf. Kann man nur über Aufklärung und Erklären begegnen.
    6) Leider auch je nach Oberarzt abhängig. Sicherlich wird hier eher zuviel gemacht und auch zuviel für die Abrechnung. Reformen des DRG System laufen an.
    7) Unfähige Oberärzte gibt's viele. Wir hatten einen OA einer anderen Abteilung in der Uniklinik, mit dem unsere Abteilung dann garnicht mehr geredet hat, weil er immer ausfallend am Telefon wurde. Nicht nur bei mir, auch bei meinem OA und anderen Kollegen. Bei uns mussten Briefe nicht freigegeben werden vor Entlassung. Am Anfang mal gegengelesen vor Entlassung. Sonst ginge niemals wer nach Hause.
    8) Typisch für eine Gastroenterologie Innere. Alle kriegen Gastro/Kolo, auch wenn sie mit einer Pneumonie kommen. Nur damit die Endoskopie ausgelastet wird. Hier legen Fehlanreize im System vor.
    Ebenso gibt's noch Oberärzte, die eine Diabeteseinstellung (nicht entgleist) und bei bekannter Incompliance stationär machen. Glücklicherweise streicht die Krankenkasse da rigoros. Die dummer Oberärztin rafft's immer noch nicht. In den 90er Jahren bei Tagessätzen hängengeblieben "da hat das doch alles so gut geklappt".
    9) Grundsätzlich ist es egal ob Leber oder Tumore, komplexe OPs für Patienten immer besser in einem großen Zentrum behandelt zu werden. Aber dann geräts du wieder in die Diskussion: Oh unser schöner Dorfkrankenhaus wird jetzt nur noch ein MVZ oder muss ganz schließen. Behalten wir lieber die miese Qualität.

    Für mich ist es ein Kampf gegen Windmühlen, kann das Fach nicht weiterempfehlen.



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  5. #20
    Gold Mitglied
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    Zitat Zitat von Panik3 Beitrag anzeigen
    ...
    Zitat Zitat von Panik3 Beitrag anzeigen
    ...
    Also die von dir/deiner Freundin angegebenen Punkte sind Dinge, wegen denen ich um ein Haus einen weiten Bogen machen würde. Es gibt nicht wenige Häuser, in denen die o.g Punkte höchstens in Einzelfällen oder gar nicht zutreffen, aber hier meine Meinung:

    1. Wer seine Assistenten nicht adäquat ausbildet, muss damit leben, auch nachts angerufen zu werden. Zumal das CRP hier nicht eindeutig ist, 20mg/l sind banal, 20mg/dl führt bei einer Entlassung zu berechtigten blöden Nachfragen.

    2. Transport bestellen und gut ist. Auf solche Diskussionen lässt man sich bei sonst übervoller Station nicht ein. Natürlich brauchst du dafür auch OÄ/Leitung, die das unterstützt.

    3. Unsäglich und gesetzeswidrig. In so einem Haus würde ich nicht arbeiten oder spätestens danach kündigen

    4. Siehe 3. Mal davon abgesehen, dass die Suche nach Ersatz nicht die Aufgabe des verbliebenen Assistenten ist.

    5. Der hausärztliche Kollege hat in dem Fall weder Ahnung von aktueller Medizin, noch von Budgetierung. Kann man leider nicht verhindern, da externer Faktor. Aber irgendwann kennt man seine Pappenheimer und verdeutlicht gewisse Medikationsentscheidungen auch entsprechend ;)

    6. Unnötig und spricht gegen euren OA. Wenn deeskaliert wird, dann richtig. Im Zweifel dann aber auch entsprechend dokumentieren.

    7. Solche OÄ habe ich auch schon erlebt, dann gibt es aber den vorläufigen Brief raus und der Patient wird entlassen. Nicht dein Fehler, wenn der Brief trotz erfolgter Korrekturen nicht freigegeben wird. Und dafür Patienten unnötig auf Station zu behalten, erschließt sich mir nicht.

    8. Das ist komplett unsinnig und spätestens der MDK wird bei so etwas Rückfragen stellen.

    9. Ich arbeite in einem TX-Zentrum und kann dir sagen, dass bei solchen Patienten idR tatsächlich Rücksprache mit einem Zentrum gehalten werden sollte. Man kann aber durchaus dagegen argumentieren, bspw. wenn die Patientin so krank ist, dass sie weder die Zeit bis zur Listung, noch eine OP überleben würde. Dafür muss man aber gute Gründe haben, die es ehrlicherweise in den meisten Fällen nicht gibt.

    Alles in allem sind eure Beispiele aus meiner Sicht schon eher hausbezogen. Das System krankt sicherlich, allerdings nicht in dem Ausmaß, wie ihr es oben geschildert habt. Innere ist ein tolles Fach, egal was irgendwelche User wie Tramaldol (bei dem man sich teilweise dann doch fragt, ob er überhaupt klinisch gearbeitet hat oder einfach nur Platitüden von sich gibt). Fakt ist aber auch, dass man schon gründlicher nach dem passenden Haus suchen muss und es durchaus einen Jobwechsel erfordern kann, bis man das passende Haus für einen findet.



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