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Hi noch mal. Ich bin mir leider immer noch unschlüssig, wohin mein Weg führen soll. Ich habe mich mit deshalb meiner Freundin zusammengesetzt, die ihr Inneres-Tertial schon hinter sich hat und wir haben mal die Punkte aufgeschrieben, die uns genervt haben:
1. Sinnlose Aufnahmen: Es gibt Kollegen, die im Dienst einfach jeden Patienten, der in die Notaufnahme kommt, aufnehmen. Aus Unsicherheit und weil man nachts um 2 Uhr nicht zum dritten den völlig genervten Oberarzt im Hintergrund anrufen will, der selbst erst um 22 Uhr heim ist und um 7:30 Uhr wieder da sein muss. So hat man am Morgen Patienten mit einem CRP von 20, die ansonsten gar nichts bieten, um die man sich dann kümmern muss.
2. Ärger mit Entlassungen: "Wir nehmen keine Covid-19-Patienten in unser Heim zurück!" - "Sie haben sie aber mit Corona geschickt!" - "Ja, aber sie muss mindestens einen CT-Wert von 34 haben und danach noch fünf Tage isoliert sein und braucht dann noch zwei negative Abstriche! Sonst nehmen wir sie nicht zurück!"
3. Maligne Arbeitszeiten: Der Nachtdienst ist krank? Bleibt der Spätdienst halt mangels Alternativen einfach über die Nacht da. Und geht natürlich am nächsten Früh nicht heim, sondern macht mit dem geplanten Dienst weiter.
4. Aussagen von Chefs wie "Ich fühle mich auch nicht gut. Deswegen mache ich auch nicht krank." oder "Es ist ihre Kollegin, kümmern sie sich darum, wie sie sie vertreten."
5. Ärger mit Hausärzten. Man stellt einen Patienten auf Herzinsuffizienztherapie ein, weil man weiß, dass er davon profitiert. Vier Wochen später sieht man ihn wieder und der Hausarzt hat Jardiance und Entresto aus dem Mediplan gestrichen weil er doch keinen Diabetes hat und Entresto zum Verordnen viel zu teuer ist.
6. Maximaltherapie am Lebensende. Präfinale Patientin, alle verzichtbaren Medikamente abgesetzt. Eine Woche später: Alles wieder angesetzt, weil Aussage OA: Man darf ihr doch die Therapie nicht vorenthalten!
7. Halbtags-OA, die vor Feierabend noch zig Korrekturwünschen an Briefen haben, es aber nicht schaffen, diese dann noch freizugeben und einen am nächsten Tag anpflaumen, warum der Patient immer noch da ist.
8. Sinnlose Untersuchungen, z.B. Colo und Gastro bei jungem Patienten mit Gastroenteritis ohne irgendwelche Risikofaktoren, nur damit die Auslastung stimmt.
9. Im Gegenzug Vorenthaltung von Therapien, z.B. Patientin Ende 50 mit äthyltoxischer Leberzirrhose bei Z.n. Alkoholabusus und Hepatitis-Infektion vor über 10 Jahren, seitdem nachweislich trocken. Hoher MELD-Score, aber keine Vorstellung im Leberzentrum, weil OA: Hat eh keine Aussicht auf Transplantat. Auf Intensiv haben wir jeden Patienten vorgestellt, auch wenn von vornherein eigentlich klar war, dass keine Aussicht auf Tx besteht. Aber das soll meiner Meinung nach bitteschön das Zentrum/Eurotransplant/whatever entscheiden und nicht irgendein OA.
Das waren jetzt ein paar Beispiele aus der Hüfte heraus. Ich gehe jeden Abend heim und frage mich, ob wir mehr Menschen geholfen oder geschadet haben. Und die Bilanz fällt meistens negativ aus.
Ist das jetzt ein Problem von mir, Problem unserer beiden PJ-Häuser oder ist das System wirklich so kaputt...?