Ich brauche Euren Rat. Ich bin seit 14 Jahren, unterbrochen von zweimal zwei Jahren Elternzeit, in der Inneren und im Speziellen in der Kardiologie tätig. Da mein Mann flexibel von zuhause arbeiten kann, war ich immer in Vollzeit tätig.

Ich habe jedoch zwischenzeitlich ein Stadium erreicht, in dem ich als Fachärztin/Altassistentin schon länger das Gefühl habe, nicht mehr weiter zu kommen. Eigentlich werde ich jede Woche hin- und hergereicht. Ist Bedarf auf den Normalstationen, gehe ich dahin und bekomme direkt noch alle Außenlieger hinzu. Ist Mangel auf der Intensivstation oder in der Notaufnahme, muss ich dort die neuen Kollegen einarbeiten. Im Dienstsystem werde ich wild je nach Bedarf zwischen IPS-Schichtdienst, ZNA-Schichtdienst und Haus-Bereitschaftsdienst hin- und hergewechselt. Meine Versuche, als mehrjährige Fachärztin für einen selbst gebesserte Bedingungen [z.B. weniger Dienste oder weniger Stationseinsatz] zu erhalten, werden immer mit der Begründung niedergeschlagen, dass alle sich gleich den Bedürfnissen der Abteilung unterzuordnen hätten und man froh sein müsse, als Facharzt überhaupt in der Abteilung arbeiten zu dürfen.

Positiv ist, dass ich im Bereich der nicht-invasiven Diagnostik wirklich einiges in den ganzen Jahren mitnehmen konnte. Da wir uns den Diagnostikbereich mit unseren Pneumologen teilen und auch einen Angiologen haben, konnte ich mich neben der klassischen kardiologischen Diagnostik (UKG, Belastungs-UKG, TEE, Device-Abfragen, Holter) auch gut in der sonstigen internistischen Diagnostik (Abdomen-Sono, Gefäßduplexe, Pleurasonos mit Drainageanlagen und Punktionen, Spiroergometrien, Bodyplethysmographien) einarbeiten. Durch den häufigen Einsatz auf der IPS konnte ich mit viel Mühen jetzt der Chefärztin zum Glück auch ein Zeugnis für die Zusatzbezeichnung abringen.

Ausbildung in der invasiven Kardiologie existiert bei uns allerdings nicht. Eine feste Rotation in den LHKM gibt es entsprechend nicht. Versuche neben der sonstigen Arbeit dort angelernt zu werden, enden eigentlich immer in Predigten der Chefin, man würde seine Station auf Kosten der Kollegen vernachlässigen und Tätigkeit in der invasiven Kardiologie sei selbst unter den Oberärzten ein Privileg und wie man darauf kommen würde, jetzt schon dort angelernt werden zu wollen.

Ehrlicherweise fühle ich mich jetzt durchaus bereit für eine Stelle als Oberärztin. Junge Kollegen in Einarbeitung beaufsichtigt man als Altassistent eh schon. Obwohl sich alle Nicht-Oberärzte ihre Ultraschallbefunde immer von einem Oberarzt abnicken lassen müssen, bin ich mir sicher, auch ohne diese Kontrolle sinnvolle Befunde produzieren zu können. Auch auf der IPS fühle ich mich inzwischen auch bei (jedenfalls bei uns) selteneren Interventionen (z.B. Notfallintubationen, Tracheotomien, Thoraxdrainagen) ohne Supervision sicher. Letztlich würde ich auch gerne einfach im Bereich der interventionellen Kardiologie eingearbeitet werden. In meiner Abteilung gibt es da aber keine Perspektive.

Meine Frage an Euch wäre, welche Erfahrungen ihr gemacht habt, in einer vergleichbaren Situation (sicher in nicht-invasiver kardiologischer und allgemeininternistischer Diagnostik sowie der Intensivmedizin, aber erfahrungslos in der invasiven Kardiologie) eine Oberarztstelle mit Möglichkeit der Einarbeitung in die Koronarangiographie als externer Bewerber (und noch als Frau dazu) irgendwo zu bekommen? Stellenangebote bei lokaler Flexibilität gibt es zwar durchaus, aber meistens werden jedenfalls laut fast jeder Stellenanzeige sichere Kenntnisse in Koronarinterventionen vorausgesetzt. Bewirbt man sich auf solche Stellen trotzdem und signalisiert eine hohe Motivation für eine schnelle Einarbeitung? Oder welche Möglichkeiten gibt es noch? Nach (wenn man die 4 Jahre Elternzeit abgezogen hat) trotzdem über 10 Jahren Tätigkeit als Assistenzarzt bin ich es einfach auch leid und möchte wieder das Gefühl haben, weiter zu kommen.

Was mir unabhängig vom Erwerb einer Stelle wirklich mindestens genauso große Sorgen macht, ist die Aussicht, sich nach einer Ewigkeit im alten Haus in einem komplett neuen Team mit möglicherweise ganz anderen Therapiephilosophien neu eingliedern und beweisen zu müssen. Wenn einen einerseits die Pflege überall kennt und man auch deren Rückhalt hat und man andererseits auch die medizinischen Do’s and Don’ts der Chefetage kennt, fühlt man sich doch im Alltag viel sicherer. Und irgendwie bleibt die Sorge, nachdem man dann Stelle und ggf. auch noch Wohnort gewechselt hat, zu merken, dass der nächste Chef/Chefin noch maligner ist wie meine jetzige Chefin, oder die in meinem aktuellen Haus wundervolle Pflege auf IPS und in der Nota im neuen Haus total bösartig ist.

Vielleicht hatte jemand ja mal in einer ähnlichen Situation gesteckt und kann mir ein paar Tipps geben.