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Etwas ausführlichere Antwort:
Du hast völlig Recht, dass man in der ambulanten Psychiatrie nur wenig mit Somatik zu tun hat. Aber in vielen psychiatrischen Kliniken ist es tatsächlich so, dass man recht viel mit den somatischen Problemen der Patienten zu tun hat, und ich hab es gar nicht so selten erlebt, dass ein somatisches Problem eines Patienten während eines Psychiatrie-Aufenthalts erstmals angepackt wurde, da dann eben Zeit dafür vorhanden war, und die enormen zeitlichen Limitationen der ambulanten Medizin nicht gegeben waren.
Gleichzeitig ist es schon auch so, dass viele Psychatrien unter immer kürzeren Liegezeiten zu leiden haben, sodass oft nicht mal die psychiatrischen Probleme vernünftig ausbehandelt werden können. Außerdem haben viele Psychiater, v.a. im stationären Bereich, eine Mentalität, die als Hausarzt nie umsetzbar wäre - über jede kleine Entscheidung lange nachdenken, alles bis zum Exzess abklären lassen, etc. Also das genaue Gegenteil dessen, was in der Hausarztmedizin Alltag und Notwendigkeit ist - abwartendes Offenlassen usw. Die Qualität der somatischen Medizin, die man in der stationären Psychiatrie erlernt, lässt also nach, und ist von ihrer Art her nur in der stationären Psychiatrie umsetzbar - auf die Tätigkeit als Hausärztin ist dieses Wissen IMHO nur sehr begrenzt transferierbar.
Wenn du breite somatische Erfahrung außerhalb der Psychiatrie sammeln willst, dann absolvier ein halbes Jahr Innere an einem kleinen Haus. Das ist für eine frische Uni-Absolventin sicher deutlich besser geeignet als eine Hausarztpraxis, wo stets die Notwendigkeit des schnellen Arbeitens besteht.
Dass jede Hausarztpraxis scharf darauf ist, Leute wie dich anzustellen, ist klar - sie bekommt €5.400 pro Monat plus eine Arbeitskraft. Wer würde da schon nein sagen. Aber ob das für dich fachlich gut ist, ob das für deine Patienten behandlungsmäßig gut ist, ist eine ganz andere Frage.
Was mich außerdem verwundert: Wenn du in deinem Modellstudiengang von Anfang an so viel in Hausarztpraxen warst, und ja wohl auch schon die Hausarztfamulatur absolviert hast - warum gibts dann überhaupt noch diese Unentschlossenheit? Dann weißt du ja eigentlich ohnehin schon, was dich in der Allgemeinmedizin erwartet.