Es ist ja auch die Frage: selbst wenn man was dagegen hat: wo will man eigentlich die Grenze ziehen? 3 Jahre nach dem Abi? 5 Jahre? 10? Oder einfach bei 30 setzen, weil eine 58jährige die auf der Abendschule ihr Abi nachgeholt hat, 3, 5, 10 Jahre lang auch noch mal anfangen dürfte.
Dann wird die nächste Frage sein (und die Antwort muss nicht bloss einer subjektiven Meinung entsprechen, sondern juristisch bestehen können!): mit welchem Recht hat ein 19jähriger mehr Anspruch auf einen Platz als ein 30jähriger, 40jähriger?
Gerade die VWL-Rechnung als einzig überprüfbares, relevantes Kriterium wird hier zumindest dann sehr schwierig, wenn ältere Bewerber schon volkswirtschaftliche Leistungen erbracht haben. Jugend allein bedeutet in Sachen Investition mitnichten die bessere Bilanz, da täuscht Ihr Euch.
Ich kann jeden verstehen der Frust schiebt weil noch kein Platz in Sicht ist.
Und ich kann verstehen, wenn neben Abiturnote und Wartezeit noch andere Kriterien, zB ein Test, gewünscht werden - nun allerdings die eigene Jugend zu diesem Kriterium machen zu wollen, ist reichlich heikel. (btw, an persönlichen Auswahlverfahren kann man ja auch heute schon teilnehmen...? Warum hats da nicht gereicht?)
Abgesehen davon ist die Gruppe der Leute wo man zumindest zweifeln kann was es noch bringt (ich würde da mal sagen: 45+) nun wirklich nicht so wahnwitzig gross. Eher ein praktischer kleiner Sündenbock, oder?
Ich habe eher den Eindruck, die Spätberufenen sind üblicherweise irgendwo um die 30 wenn sie anfangen. Imo volkwirtschaftlich nicht zu alt, und zudem mit einem breiteren Blickfeld ausgestattet, das diese Klientel oft zu guten, weniger technokratischen Ärzten macht. Und GUTE Ärzte sind vwl auch was wert - nicht nur junge Ärzte (nichts dass da ein Widerspruch wäre, aber es zählt nicht nur EIN Kriterium). Wo ich zum Beispiel selbst sicherlich gerne von einem Neurochirurgen operiert werden würde, der möglichst viel Erfahrung hat (sprich jung ausgebildet wurde), würde ich in Sachen Hausarzt oder Psychosomatiker lieber zu jemandem gehen der Lebenserfahrung und menschliche Einsichten/Reife hat - diese sind zwar nicht ausgeschlossen wenn jemand früh fertig geworden ist, aber ein paar Jährchen im wahren Leben vorgeschaltet sind für mich trotzdem noch ein Pluspunkt).
Und dass hier blutjunge Einserabiturienten, die laut PISA vermutlich mehrheitlich zum begünstigteren Teil der Gesellschaft gehören, und daher neben ihrer Schule nicht unbedingt so viel selber reissen mussten, älteren Bewerbern mit xx Beitragsjahren im Brotberuf, und vielleicht auch viel steinigerem Weg hin zur eigentlichen Berufung (oder auch zum sozialen Aufsteig) mit "Du bist doch gar nich mehr rentabel, mach ma Platz hier, Oppa" kommen... Prost Mahlzeit.
Sprich: formal kaum begrenzbar, volkswirtschaftlich differenzierter als gern behauptet wird, und menschlich auch so ne Sache...