Eigentlich mache ich die Arbeit auf der Station gerne. Ich verrichte neben der normalen Arbeit die sog. Drecksarbeit - sofern mal welche anfällt - genauso ungern wie jeder andere auch, bin aber immer wieder überrascht, wie wenig es mir im Prinzip ausmacht, mich mit diversen "Auswürfen/-fällen" zu beschäftigen. Die Hackordnung kann ich auch bestätigen. Als Praktikant ist man natürlich immer derjenige, der denen darüber als erster in den Sinn kommt, wenn es darum geht, unangenehme Dinge zu erledigen, um selbst ein wenig rasten zu können. Meines Erachtens 'ne völlig normale Geschichte, die man einfach hinnehmen sollte. Und ehrlich gesagt, Hand auf's Herz, würden wir es anders machen?
Was mich bisweilen allerdings schlicht ankotzt, ist die Tatsache, dass ich als Praktikantin VOLL in den Dienstplan reingeschrieben werde, ohne auch nur einen Pfennig, sorry, Cent dafür zu bekommen. Wenn man darüber hinaus nicht aufpasst, kann es sogar sein, dass man aufgrund einer überaus dünnen Personaldecke noch über den Tisch gezogen werden soll, was die Dauer des Praktikums angeht und die Arbeitsbelastung. Wieso nur habe ich manchmal das Gefühl, dass ich irgendwie immer ein wenig mehr arbeite als ich eigentlich müsste???
Aber ich will mich nicht wirklich beschweren. Ich gehöre wohl zu den Glücklichen unter den Praktikanten, die im Prinzip die gleiche Arbeit machen dürfen wie die examinierten Schwestern/Pfleger auf der Station. Ich kann auch ohne zu lügen behaupten, dass ich in den 3 Monaten eine ganze Menge gelernt habe! Ich wage sogar zu behaupten, dass ich in der Hinsicht unglaubliches Glück habe, bestimmte Zusammenhänge erklärt bekommen zu haben (sowohl vom Pflegepersonal als auch von den Ärzten), die sich einem normalerweise erst sehr viel später im Studium erschließen. Das Spektrum reicht von Routine-Handgriffen in der Pflege/Lagerung über Assistieren bei kleinen Eingriffen im Untersuchungszimmer bis hin zu (zumindest in diesem Stadium des Studiums) über das normale Maß hinaus gehende Kenntnisse, was die Medikation und die dazu gehörenden Nebenwirkungen angeht. Wer bekommt was wann wie lange oder eben warum gerade nicht. Ich hatte z. B. bis vor kurzem überhaupt keine Ahnung davon, dass die Gabe von Cortison den Blutzuckerspiegel erheblich beeinflussen und bei Diabetikern zu erstaunlichen Werten führen kann! Da ich während dieser Zeit auch bereits ziemlich zeitintensiv mit 2 Patienten zu tun hatte, die innerhalb kurzer Zeit ein akutes Abdomen entwickelten aufgrund eines Ileus, bin ich mittlerweile sogar echt sensibilisiert für derartige Entwicklungen und werde mit meinen zugegeben schüchtern geäußerten Vermutungen sogar ernst genommen. Ich glaube, da kann ich mich mehr als glücklich schätzen, dass man mich nicht für blöd hält und als billige Putztante ansieht!
Ich kann nur immer wieder sagen: Interessiert Euch für die Arbeiten, die Euch im Praktikum aufgetragen werden, seien sie vielleicht im Moment auch noch so dämlich oder einfach nur eklig. Zeigt Ihr Bereitschaft, Engagement und echtes Interesse und fragt auch mal nach, wird euch niemand wirklich im Dunkeln stehen lassen mit Euren Fragen. Den Blick in die Krankenakten finde ich auch immer wieder höchst interessant, und wenn mir persönlich irgendwas auffällt, wird mein Interesse auch meist belohnt mit einer mehr als befriedigenden Antwort.
Und - was ich besonders wichtig finde - soviel Zeit werdet Ihr nie wieder für die Patienten haben! Ich kann den "Genesungsgesprächen", wie ich sie immer nenne, gar keinen zu hohen Stellenwert beimessen! Die sind schlichtweg Gold wert!!! Für beide Seiten eine höchst befriedigende Angelegenheit.
OK, ich laber mal wieder zuviel, wohl weil ich nicht schlafen kann, aber ich hoffe, ich konnte das dunkle Kapitel Pflegepraktikum mit etwas Positivem erhellen.
Daisy
PS: Ach ja, und es ist immer gut, sich mit dem Pflegepersonal gut zu stellen. Selbst 1 Monat auf Station kann elendig lang werden, wenn das Klima abartig ist, so dass einem allein die Aussicht auf 2 weitere Monate erst recht vergällt wird!