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[tragezwerg]

Das gesamte System ist ja an Heuchelei nicht zu überbieten...ich (konfessionslos) wurde völlig unproblematisch an einer katholischen Klinik eingestellt, weil der Personalmangel plötzlich wichtiger war als jedes "christliche" Moralkonstrukt. Lächerlich und völlig bescheuert.

[Relaxometrie]

Das gesamte System ist ja an Heuchelei nicht zu überbieten.

Joa, leider

ich (konfessionslos) wurde völlig unproblematisch an einer katholischen Klinik eingestellt

Bist Du nicht getauft, oder aus der Kirche ausgetreten? An letzterem hängen sich die kirchlichen Häuser leider noch auf und daran, bzw. an der ehrlichen Antwort auf diese Frage, sind meine Bewerbungen gescheitert.
"Nicht getauft" wird noch akzeptiert. Aber "ausgetreten" ist des Teufels.

[Autolyse]

Dein Wort in dessen Gehörgang, an den ich nicht glaube.
Ich habe bisher nur in den üblichen online-Zeitungen über das Urteil gelesen und war einerseits erfreut, andererseits wirkt das Urteil aber auch ziemlich schwammig.
Glaubst Du, daß sich für Ärzte, die aus der Kirche ausgetreten sind und deswegen keine Stelle an einem Krankenhaus in kirchlicher Trägerschaft bekommen (mir 3x passiert; jedesmal, nachdem ich schon entweder die Einladung zum Vorstellungegespräch hatte, oder dieses sogar schon positiv verlaufen war), durch das Urteil etwas ändert?

Ja, davon bin ich überzeugt. Wobei die sprichwörtliche Musik sowieso eher im Fall Adamek spielt. In Kurzform: Die Kirche tolerierte bei ihrem katholischen Chefarzt die Scheidung. Die Wiederheirat wurde zum Anlass einer Kündigung genommen. Die ist in allen Instanzen für unwirksam erklärt worden. Dagegen die erfolgreiche Verfassungsbeschwerde der Caritas. Daraufhin die Vorlage des BAG an den EuGH. Wie der entscheiden wird, dürfte jetzt vorhersehbar sein (übrigens hält es auch die Kirche für möglich zu verlieren, denn sie beschäftigt den Chefarzt seit der Kündigung weiter - wäre sie überzeugt, dann würde man das Risiko des Annahmeverzugslohns (im Pott wären mittlerweile über sieben Millionen Euro) eingehen).
Das Bundesverfassungsgericht könnte sich gegen den EuGH stellen - wenn die spezifische nationale Verfassungsidentität verletzt wäre - allerdings ist nicht anzunehmen, dass der dritte Weg Teil der nationalen Verfassungsidentität ist. Das BAG hat damit die Axt an den dritten Weg gelegt.

Nebenbei - die EuGH-Urteile richten sich nach der französischen Rechtstradition und begründen kaum. Die "Schwammigkeit" ist auch der Tatsache geschuldet, dass der EuGH nicht den Fall entscheidet, sondern nur die Rechtsfrage, die das nationale Gericht vorlegt. Die Entscheidung des Streits an sich ist Sache des vorlegenden Gerichts - damit werden wir in ein paar Monaten rechnen können.

[Relaxometrie]

Danke für Deine Einschätzung, Autolyse.
Je mehr ich über das Thema lese, wie z.B. den von Dir verlinkten Fall Adamek, desto mehr geht mir echt die Hutschnur hoch, daß die Kirche immer noch eine solche Macht hat, ihren Dritten Weg zu beschreiten und die Gerichte damit beschäftigt hält.

[Autolyse]

Auch das hat historische Gründe. Man konnte sich auf Herrenchiemsee ums Verrecken nicht über das Staatskirchenrecht einig werden konnte und deshalb den Abschnitt der Weimarer Reichsverfassung ins Grundgesetz inkorporiert hat.