Das hört sich nicht besonders schön an, wenn du jetzt schon du denkst, dass Medizin keinen Spaß mehr macht. Vielleicht kann ich erzählen, was ich von einer guten, strukturierten Übergabe in der Pädiatrie erwarte:
1. Die grundlegenden Probleme mit einem Satz festlegen. Das gehört für mich an den Anfang einer jeden Übergabe und an den Anfang einer schriftlichen Epikrise. „Kevin ist ein 8 Jahre alter Patient mit Trisomie 21, AV-Kanal und radiologisch gesicherter Pneumonie.“
2. Ganz klassisch dann: Anamnese, Befunde der klinischen Untersuchung, Laborbefunde, apparative Befunde.
3. Diagnose und Differentialdiagnose diskutieren
4. Was hast du mit dem Patienten bisher therapeutisch angestellt?
5. ganz wichtig: halte dich kurz, bleib prägnant (je größer das Team, desto kürzer wird idR die Übergabe). Es interessiert niemanden, ob die Großmutter ein Mamma-Ca hat oder Kevin viermal gegen Tetanus geimpft wurde (der Influenzaimmunstatus in diesem Fall sehr wohl!), und unauffällige Laborwerte müssen auch nicht in extenso diskutiert werden.
6. wenn du unsicher bist: frag aktiv nach! „War das ok so oder hätte ich den Fall anders lösen sollen?“
7. Alle Werte auswendig kennen ist für Anfänger. Das ist vielleicht am schwierigsten: mit zunehmender Erfahrung merkt man sich das, was im konkreten Fall wichtig ist und kann sich an den Rest nicht richtig erinnern. Deshalb mache ich meine Übergaben grundsätzlich am PC, damit ich bei Rückfragen schnell nochmal die Befunde nachschauen kann. Bisher war mir deshalb auch niemand böse.
8. Selbstverständlich sind die OÄ für deine Ausbildung verantwortlich. Die Assistenten können dich zwar einarbeiten in die Strukturen des Hauses, die fachliche Weiterbildung sollte aber denen obliegen, die auch die Kohle dafür kriegen (und hoffentlich das Fach nicht nur auf dem Papier beherrschen). Wenn ich das nicht bekommen würde, wäre das für mich ein Kündigungsgrund.
...und noch eine kleine neunte Ergänzung: es ist gut möglich, dass sich der Ton, wie mit einem PJler von dem, wie mit einem Assistenten gesprochen wird, deutlich unterscheidet. Für mich ist das auch immer ein relativ schmaler Grat, aber meine Meinung ist, dass man in einem professionellen Umfeld stets sachliche Kritik üben darf und muss, wenn etwas nicht ok ist. Das benenne ich dann auch so: "das ist so nicht korrekt". Das Schwierige an der Sache ist, dass man gleichzeitig vermitteln muss, dass diese Kritik nicht dazu da ist, persönlich zu werden, sondern schlicht dem Patientenwohl dient. Deshalb kann - gerade am Anfang! - der Ton, der dir in Übergaben entgegenschlägt, ziemlich streng sein.