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Aktive Benutzer in diesem Thema

  1. #40006
    Diamanten Mitglied
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    Zitat Zitat von Valoron Beitrag anzeigen
    Das sehe ich komplett anders, weil gerade der Regelversorger keinen Schlaganfall oder Herzinfarkt behandelt, verliert der Patient Zeit dadurch. Oder gerade weil dort wenig Eingriffe durchgeführt werden, gibt es mehr Komplikationen. Ich finde den Trend gut und die Begründung nachvollziehbar.
    Sehe ich teilweise anders. Zumindest in der Neurologie scheint das Konzept mit kleineren, regionalen Strokeunits und größeren Zentren als Backup und Weiterverlegung gut zu funktionieren. Ein Krankenhaus ohne zertifizierte Strokeunit sollte mit einem V.a. auf Schlaganfall wiederum nicht angefahren werden, finde ich.
    Über die Herzinfarkt-Versorgung bin ich nicht ganz so informiert....ich glaube aber, dass Herzkatheterlabore ziemlich weit verbreitet sind..bringen ja auch Geld.


    Was die Qualität generell angeht...die KANN, muss aber nicht an großen Zentren besser sein.
    Aber ich gebe dir insofern recht, dass vielleicht eine gewisse Mindestgröße der Klinik bzw. gewisse Mindestzahl an Eingriffen ganz sinnvoll ist.
    Trotzdem denke ich, dass mittelgroße Kliniken vielleicht auch ganz gut sein könnten.

    Leider wird die Konzentrierung von Kliniken aber auch in Bettenabbau münden. Das wiederum ist nicht so gut, da die Liegezeiten so schon sehr kurz sind. Die Arbeit, die mit einer "blutigen Entlassung" einhergeht, wird dann an die Hausärzte weitergereicht. Mit Einbußen an Sicherheit für den Patienten, weil der Hausarzt nicht ständig verfügbar ist, wie ein Klinikarzt. Sehe auch die Gefahr, dass das zur Drehtürmedizin wird. Wer zu früh entlassen wird, wird auch schnell wieder aufgenommen.

    Was die Qualität der Weiterbildung angeht: Klar KANN es sein, dass man an Zentren mehr sieht, aber die Frage ist, hat man dort die Zeit dazu, sich vernünftig weiterzubilden, oder läuft es auf Zeitdruck, Hetze und Fließbandmedizin raus?
    Außerdem kann es in großen Kliniken schnell mal zu Problemen mit Rotationen in begehrte Bereiche und Nadelöhre der WB kommen, sodass man dann ewig in einem bestimmten Bereich feststeckt ohne alles zu sehen.
    Die Arbeitsbedingungen dürften sich für den Einzelnen jedenfalls auch verschlechtern...

    Also ich bleibe skeptisch.



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  2. #40007
    Banned
    Mitglied seit
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    Letzendlich entscheidet die Politik, wieviele Kliniken Herzkatheterlabor betreibt und wer nicht/genauso Stroke-Unit mit Neuroradiologie zur Thrombektomie. Du musst auch bedenken, dass kostet alles Personal und Gerätschaften in der Cardio bzw. Neuroradiologie. Da muss immer 24h jmd. der den Eingriff kann, erreichbar sein. Sowas kostet richtig viel Geld. Wäre doch nicht ganz so sinnvoll jedes Krankenhaus damit auszustatten, nur damit es dann größtenteils nicht genutzt wird oder?

    Das mit den Mindestanzahl an Eingriffen gibt es bereits. Allerdings sind die jetzt auch nicht so hoch angesetzt. Wo glaubst du gibt es weniger Komplikationen (z.B. die sehr häufige Inkontinenz bei Prostatektomie) z.B. ein Krankenhaus mit gerademal 50 Prostatektomien im Jahr oder 2200 wie der Martini-Klinik in Hamburg. Wo würdest du hingehen und wo würdest du deine Verwandten hinschicken?

    Ich arbeite glücklicherweise nicht mehr in dieser Inneren Medizin im Krankenhaus. Da musste ich unfreiwillig als Assistenzarzt soviele Fehlbelegungen "mittragen", dass man mit saurem Magen nach Hause ging. Was bliebt mir übrig, wenn die Oberärztin das so wünscht? On Top durfte man sich auch eine "halb"wahre Geschichte bzgl. der berechtigten MDK Anfrage ausdenken. Ob die meine Geschichten für glaubwürdig hielten?
    Blutige Entlassungen machen tatsächlich keinen Sinn. Das ist aber nicht deine Schuld, sondern die von unfähigen Oberärzten, die nicht entlassfähige Patienten nach Hause schicken und dies für sich verantworten können. Wenn da jmd. Schaden erleidet, kann man sich vorstellen, wie der Richter entscheidet. Es gibt so viele Optionen: Geriatrien, Pflegeheime, KZP, Früh-Reha andere Abteilung im Haus mit leeren Betten, anderes Krankenhaus.

    Ich empfehle bzgl. Weiterbildung, dass man am Anfang zumindest wirklich viele Krankheitsbilder sieht, einfach um gut in seinem Fach zu werden. Dass Weiterbildung in kleinen Häusern besonders gut ist, steht auch in keinem Gesetzesblatt. Du bist letztendlich auf das Gutdünken deines Chefs angewiesen. Das ist nunmal so in Deutschland. Wieso die Arbeitsbedingungen sich verschlechtern werden, wenn die nunmal begrenzte Menge Personal für weniger Betten (im Groben) zur Verfügung stehen, erscheint mir unlogisch.
    Nachteilig ist das für alle: die mit dem Herzinfarkt/Stroke unbedingt in ein nahes kleines Krankenhaus gehen wollen, nur um dann verlegt zu werden.

    Zitat Zitat von cartablanca Beitrag anzeigen
    Das stimmt. Es werden Einheimische auswandern und Ausländer einwandern. Aber ob es wünschenswert ist, dass der Großteil der Belegschaft aus ausländischen Ärzten und Pflegekräften besteht?
    Das glaube ich nicht. Viele haben ihre Familie und Freunde hier. Ist auch nicht so schwer einen Job außerhalb des Krankenhauses zu bekommen.
    Sorgen mache ich mir um die Pflege. Für die ist das Krankenhaus keine Zwischenstation, sondern ein realer Job "für immer". Und das können sich angesicht der Strukturen und Belastung immer weniger vorstellen. Hier noch mehr Betten und Stationen zu fordern ist doch vollkommen kontraproduktiv. Gäbe es weniger Betten für das nunmal begrenzt vorhandene Personal, das auch bestimmt keine Zeit hat für Fehlbelegungen hat, würden möglicherweise mehr Personen gerne wieder im Krankenhaus arbeiten und man müsste nicht Personal&BrainDrain auf dem Balkan, den Philippinen, Mexiko suchen.
    Geändert von Valoron (18.07.2021 um 21:56 Uhr)



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  3. #40008
    Diamanten Mitglied
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    Zitat Zitat von Valoron Beitrag anzeigen
    Das mit den Mindestanzahl an Eingriffen gibt es bereits. Allerdings sind die jetzt auch nicht so hoch angesetzt. Wo glaubst du gibt es weniger Komplikationen (z.B. die sehr häufige Inkontinenz bei Prostatektomie) z.B. ein Krankenhaus mit gerademal 50 Prostatektomien im Jahr oder 2200 wie der Martini-Klinik in Hamburg. Wo würdest du hingehen und wo würdest du deine Verwandten hinschicken?
    Mindestzahlen als Zwang finde ich schwierig. Ich seh es genauso dass ich mir Prostata, Schilddrüse, Pankreas, Magen, Ösophagus, Wirbelsäule, Hirn etc. in Kliniken operieren lassen würde die das häufiger machen. Also so richtig häufig. Aber muss man es deswegen den anderen verbieten?
    In der Gefäßchirurgie werden z.B. Mindest-Zahlen bzgl. Aorten diskutiert. Wenn das kommen sollte und man in einer kleinen Klinik ist wird das Lager an Aortenprothesen für offen und endovaskuläre Versorgung aufgelöst. Macht ja keinen Sinn Prothesen vorzuhalten für eine OP die man nicht mehr macht. Und dann kommt die gedeckt rupturierte Aorta und man ist erstmal stundenlang beschäftigt zu telefonieren und kassiert Absage neben Absage weil "kein Intensivbett" oder "keine OP-Kapazität" oder was auch immer. Ist nur eine Vermutung. Die Realität läuft bei uns in der Gegend grad schon mit Stanford A Dissektionen ab. Da werden Patienten teils sehr sehr weit wegverlegt und die Liste an Krankenhäuser die man anruft in so einem Fall ist zweistellig... Wir sind bei den überlegten Zahlen bzgl. Aorten drüber, heißt das dann dass wir mehr Notfälle von anderen Kliniken aufnehmen müssen? Hat das mit mir jemand besprochen? Müssen wir dann einen Bereitschaftsdienst statt Rufbereitschaft einrichten? Gibt es so viele Gefäßchirurgen oder erhöht das dann wiederum die Dienstbelastung in der Rufbereitschaft ins nicht mehr erlaubte?

    Und was mich an Zentrenbildung bzw. Zentralisierung auch stört ist dass man immer weniger Möglichkeiten hat wo man arbeiten kann, also in einer Klinik. Wenn es in einem Landkreis nur noch eine Klinik gibt, was macht man dann? Und wenn dort ein Depp als Chef kommt? Wir haben in D leider relativ weniger Möglichkeiten uns zu wehren in der Medizin, wir können gehen. Aber will ich gleich umziehen müssen?

    Mindestmengen und Zentralisierung sieht primär auf dem Papier gut aus, nicht an der Front. Genauso wie eine Dienstbelastung auf dem Papier entspannt sein kann... für diejenigen die die Dienste nicht machen müssen. Für diejenigen die dann nicht umziehen müssen. Für diejenigen die Glück haben mit ihrem Chef.



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  4. #40009
    Banned
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    Allzu große Sorgen vor schnellen Veränderungen würde ich mir nicht machen. Das wird eher längerfristig und zwar ganz vorsichtig umgesetzt.



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  5. #40010
    Registrierter Benutzer
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    Kann mir nicht vorstellen wie das konkret umgesetzt werden soll - alle Kliniken schließen die eine gewisse Größe unterschreiten? Oder die keine schwarzen Zahlen schreiben? Beides ist nicht zwingend dasselbe.



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